Der Aeneas-Mythos ist einer der wichtigsten identitätsstiftenden Momente für das römische Volk im Übergang der späten Republik zum frühen Prinzipat. Die Aeneis Vergils ist ein "Nationalepos", dessen Tragweite für den Prinzipat, für die Gesellschaft für die weitere Geschichte Roms nicht groß genug eingeschätzt werden kann. Seine Einflüsse zeigen sich nicht nur in der unmittelbaren Rezeption, sondern weit bis in die Spätantike und in das Mittelalter hinein. Diese Arbeit beschäftigt sich mit einer der ersten Variationen des Mythos nach Vergil. Ovid gestaltet in seinen Metamorphosen eine Episode über Aeneas, die die Aeneis gekonnt in Erinnerung ruft und dennoch überwiegend sowohl quantitativ als auch qualitativ eigene Akzente setzt. In der Forschung reicht die Bandbreite der Bewertungen von einer "Dekonstruktion" Vergils bis hin zu einer ungewohnt großen "Vergiltreue". Es gilt deshalb zu untersuchen, in welchem Verhältnis die beiden Texte zueinander stehen und ob Ovid in der Tat so antivergilisch schreibt, wie es ihm meist unterstellt wird. Es werden dafür sowohl lexikalische als auch inhaltliche Parallelen und Unterschiede untersucht.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Aeneas als identitätsstiftende Figur in augusteischer Zeit
1.1. Eine kurze Traditionsgeschichte
1.2. Spezifika bei Vergil
2. Die Rolle der Aeneas-Episode in den Metamorphosen
2.1. Einbettung
2.2. Gliederung
3. Vergleich Vergil - Ovid
3.1. Die Flucht aus Troja
3.2. Die Irrfahrt der Aeneaden
3.3. Von Cumae bis Latium
3.4. Aeneas in Latium
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Einleitung
Der Mythos, der sich mit der Figur des Aeneas verbindet, bestimmte die Erinnerungskultur und das Geschichtsbild der augusteischen Epoche wie kaum ein anderer. Dies ist in erster Linie Vergil und seiner Epik zu verdanken, die das Bild des Aeneas, seiner Gefährten, seiner Abenteuer und seines pflichtbewussten und rechtschaffenen Charakters bis in die heutige Rezeption hinein prägt. Knapp eine Generation nach Vergil beeinflusste Ovid die literarische Landschaft des frühen Kaiserreichs. So andersartig Ovid auch war — dass sich sein Werk ohne den Einfluss Vergils anders gestaltet hätte, ist in der Forschung heute unumstritten. Dies lässt sich an der Aeneas-Episode in Ovids Metamorphosen in besonderem Maße erkennen, wie in dieser Hausarbeit zu zeigen sein wird.
Vergil hatte in der altertumswissenschaftlichen Forschung lange eine Vorrangstellung gegenüber Ovid und anderen lateinischen Dichtern inne, die sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts langsam relativierte. Dies hängt nicht nur mit der Entwicklung der Altertumswissenschaft, sondern allgemein mit der Entwicklung der westlichen Gesellschaft und der Verschiebung von Zugängen und Interessen zusammen. Bereits in der römischen Gesellschaft in und nach der augusteischen Epoche lässt sich erkennen, dass konservative Kräfte, welche die Größe Roms und die Würde des Prinzipats in den Mittelpunkt stellten, eher Vergil rezipierten und liberalere Rezipienten die Lektüre Ovids bevorzugten.[1] [2] [3] Einen Beitrag zu diesem Bild leistete der unterschiedliche Umgang des Kaisers Augustus mit den beiden Dichtern, was an späterer Stelle noch thematisiert werden soll. In ähnlicher Weise lässt sich die unterschiedliche Rezeption von Vergil und Ovid in der Forschung des letzten Jahrhunderts erklären. Exemplarisch lässt sich deren Entwicklung an der Intertextualitäts- forschung zum Thema dieser Hausarbeit zeigen. Frank J. Miller urteilte 1927 über die Darstellung des Aeneas-Mythos bei den beiden Dichtern noch, Vergil habe eine größere Motivation und lege seinen ganzen Patriotismus und seine positive Zukunftserwartung „with a master’s skill‘z in sein Werk, während Ovid „a humdrum story [...] in a humdrum manner^ präsentiere. Während der 50er- und 60er-Jahre entwickelte sich dagegen allmählich eine Neuinterpretation von Ovids Werk, das die spielerische und ironische Gangart der Metamorphosen mehr in den Blickpunkt rückte.[4] Gleichzeitig wuchs das Interesse an Ovid. Seine unkonventionelle Art, Themen und Gattungen neu zu interpretieren und eigene Schwerpunkte zu setzen, sowie sein Selbstverständnis als elegischer und weniger als epischer
Dichter brachten ihm in der Forschung noch zuweilen die Beurteilung ein, niemals episches Format erreicht zu haben.[5] [6] [7] [8] [9]
Die Aeneas-Episode in den Metamorphosen ist, wie Karl Galinsky ausdrückt, „il confronto più diretto tra Ovidio e Virgilio’ und gleichzeitig eine “risposta di Ovidio all’Emide di Virgilio’’' Vergil bildet eindeutig den Prätext, auf den Ovid reagiert. Deshalb kann und soll diese Untersuchung nicht als achronistische Synopse der beiden Werke stattfinden, sondern als Betrachtung der Rezeption Vergils durch Ovid. Die Forschung hat sich mit dem Verhältnis der beiden Dichter zueinander und deren Nähe bzw. Distanz bereits ausgiebig auseinandergesetzt, wobei sich zwei Pole gebildet haben, die sich in der Forschungsliteratur über den Aeneas-Mythos widerspiegeln: Die eine Seite sieht in der ovidischen ,Aeneis‘ eine „Defunktionalisierung des vergilischen Aeneasmjthos‘e, während die andere Seite urteilt: „In seiner ,Aeneis‘ gibt sich Ovid so ,vergilisch ‘und augusteisch ‘wie nur eben denkbara.
Die Frage, ob die ovidische ,Aeneis‘ als Defunktionalisierung, als treue Weiterführung oder als wertungsfreie Variation der vergilischen Vorlage gesehen werden kann, wird Gegenstand dieser Untersuchung sein. Da der Prätext einen zu großen Umfang hat, um synoptisch vorgehen zu können, wird Ovid meist direkt und Vergil indirekt zitiert, bei lexikalischen Parallelen wird selbstverständlich auch Vergil direkt zitiert. Alle lateinischen Textstellen sind den entsprechenden Teuber-Ausgaben entnommen, die Übersetzungen sind vom Autor dieser Arbeit selbst angefertigt.
Das erste Kapitel wird einen Überblick über Entstehung und Entwicklung des Aeneas-Mythos bis in die augusteische Epoche hinein enthalten, wobei im zweiten Teilkapitel speziell auf Vergil und seine Aeneis Bezug genommen wird.
Das zweite Kapitel bietet eine Einführung in die Aeneas-Episode bei Ovid und eine Betrachtung der äußeren Einbettung in das Werkganze sowie der erkennbaren Gliederung der Episode.
Im dritten Kapitel findet schließlich der Vergleich zwischen Vergil und Ovid statt. Die Unterteilung des Kapitels ergibt sich aus der chronologischen Abfolge der einzelnen Stationen auf der Reise von Troja nach Rom.
Zum Schluss werden die Erkenntnisse aus den einzelnen Kapiteln zusammengefasst und es wird die Fragestellung nach der Art der Rezeption und nach dem Verhältnis von Ovid zu Vergil abschließend beantwortet.
1. Aeneas als identitätsstiftende Figur in augusteischer Zeit
1.1. Eine kurze Traditionsgeschichte
Die einzelnen Lesarten und Traditionsstränge des Aeneas-Mythos können und sollen an dieser Stelle natürlich nicht im Detail dargestellt werden. Der Ursprung der Figur, seine Verbreitung und seine Verbindung mit Rom sind dennoch wichtig, um zu erkennen, dass die augusteische— und besonders die vergilische — Verarbeitung der Figur bereits auf eine reiche Tradition zurückgreifen kann und kein willkürliches und noch viel weniger ein spontanes Konstrukt ist.
Die Basis für den Aeneas-Mythos und alles, was mit ihm später im römischen Kontext verbunden werden sollte, bildet die gleichnamige Figur in Homers Ilias. Er wird bereits im zweiten Buch als starker, mutiger Kämpfer beschrieben[10] und verrät schließlich im 20. Buch seine Genealogie[11], die später in Rom propagiert und instrumentalisiert werden sollte. Durch seine Mutter Aphrodite war er göttlichen Ursprungs, während sein Vater Anchises, der zu einer Seitenlinie des trojanischen Königshauses gehörte, die politische Durchschlagskraft der Figur beisteuerte. Nicht verwunderlich ist deshalb die Weissagung des Meeresgottes Poseidon in der Ilias über die Zukunft des Aeneas, der bis dahin in der politischen Welt Trojas keine große Rolle gespielt hatte:
Denn des Priamos' Stamm ist schon verhasst dem Kronion;Jetzo soll Aineias' Gewalt obherrschen den Troern,Und die Söhne der Söhn', in künftigen Tagen erzeuget.[12]
Schon hier spielt für die Figur des Aeneas die Prophezeiung eine große Rolle. Die Götter haben einen Plan mit ihm und lassen ihn deshalb auch im Trojanischen Krieg immer wieder Gefahren überstehen[13], da seine Bestimmung bereits hier höher ist als kleinere Umstände oder Situationen.
Nicht ganz unwesentlich für die weitere Rezeption des Mythos ist die Art und Weise, wie Aeneas aus dem brennenden Troja flüchtet. Die später von Vergil aufgegriffene und bis heute bekannteste Lesart ist die Flucht in der Nacht der Eroberung samt Sohn und gelähmtem
Vater, den er auf den Schultern trägt, sowie den Kultbildern der Penaten, ohne die an eine Flucht gar nicht zu denken gewesen wäre. Diese Version, zwar nicht die ursprüngliche, aber die häufigste und von Augustus bevorzugte[14], kann als erster Beweis seiner pietas [15] gesehen werden, der in der römischen Tradition, mit ihrem Höhepunkt bei Vergil, eine zentrale Rolle in der Konzeption der Figur zugewiesen werden sollte. Andere vorrömische Versionen weichen in Nuancen ab, zweifeln aber nicht an der Grundannahme des würdevollen Abschieds aus Troja. Dass Aeneas‘ Ehefrau Creusa ebenfalls die Flucht gelang, wird in den Darstellungen bis ins 2.Jahrhundert v. Chr. nicht infrage gestellt, später verliert sich ihre Figur jedoch durch die Angabe, sie habe es nicht aus Troja hinaus geschafft.[16]
Die bekannte Lesart der ruhmvollen Flucht fand über Etrurien schließlich Einzug nach Rom, wo die Heldengeschichte auf großes Interesse getroffen zu sein scheint. Zahlreiche Vasenmalereien bezeugen dies.[17]
Die Verbindung zwischen Aeneas und Rom schließlich finden wir bereits bei Hellanikos von Lesbos, dessen Chronographie aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bei Dionysios von Halikarnass zitiert wird:
Hellanikos aus Lesbos sagt, Aeneas sei mit Odysseus aus dem Land der Molosser nach Italien gekommen, habe die Stadt gegründet und sie nach Rome, einer der Trojanerinnen, benannt. Diese, sagt er, sei das Umherfahren leid gewesen, habe den anderen Trojanerinnen zugeredet und gemeinsam mit ihnen die Schiffe in Brand gesteckt.[18]
Durch weitere künstlerische[19] und literarische[20] Verarbeitung konnte sich der Mythos bis in die augusteische Zeit nicht nur retten, sondern sich zu einer wichtigen Entstehungssage und somit zu einem Identitätsanker für das römische Volk entwickeln, auch wenn die Verbindung zwischen Aeneas und Odysseus und die gemeinsame Fahrt nach Italien bekanntlich wieder verworfen wurde. Nichtsdestotrotz bildeten beide Mythen — Odysseus und Aeneas — seit der in der griechischen Klassik hergestellten Verbindung zwischen Aeneas und Rom und der langen Schiffsreise, die Aeneas nach Italien unternommen haben muss, als zwei Fortsetzungen der Ilias eine untrennbare Einheit.
Für das Gedächtnis der mittleren und späten Republik als Vorlage für Vergil ist höchstwahrscheinlich die Aeneas-Uberlieferung in den Annalen des Ennius entscheidend, jedoch können wir die Konzeption der Figur aufgrund der äußerst prekären Uberlieferungslage nicht mehr hinreichend konstruieren. Bereits im 2. Jahrhundert v. Chr., also bevor Caesar geboren war, führten diejulier ihre Genealogie direkt auf Aeneas und damit auf Venus zurück.[21] Aeneas blieb weiterhin Stammvater aller Römer, wurde von den Juliern aber in besonderem Maße vereinnahmt. Die Identifikation des gesamten römischen Volkes, nicht nur der Julier, mit Aeneas war zu diesem Zeitpunkt bereits etabliert und hatte sich gegenüber anderen Traditionen, die einen griechischen Ursprung des römischen Volkes postulierten, durchgesetzt.[22]
1.2. Spezifika bei Vergil
Durch Vergil erreichte Aeneas bekanntlich zu Beginn des Prinzipats Kultstatus in Rom. Sein Epos bot in einer Zeit des Aufbruchs und dennoch auch der Unsicherheit, ob das neue politische System zu langwährendem Erfolg und Frieden führen würde[23], durch die Rückbesinnung auf die Ursprünge des römischen Volkes eine Leitfigur für die Zukunft. Die Identifikation von Augustus mit Aeneas ist allein schon deshalb weder überraschend noch außergewöhnlich. Vergil muss die Figur des Aeneas daher behutsam und politisch korrekt gestalten.[24] Die pietas des Aeneas findet gewissermaßen ihre Fortsetzung in der pietas des neuen Herrschers Augustus.[25] Wollte man wissen, welche ruhmreiche Zukunft dem römischen Volk bevorstehen könnte, so musste man nur weit genug in die Vergangenheit zurückgehen und Analogien bzw. Verhaltensnormen für die Gegenwart bilden.[26] [27]
Vergil bietet mit seiner Verarbeitung der Figur des Aeneas ein fast durchgehend nachahmenswertes Vorbild. „Die durch Vergil klassisch gewordene Selbstschau des Kömertums in der GestaltdesAeneas<zl war sowohl in der Lage, einen römischen Nationalhelden zu generieren, als auch den Prinzipat des Augustus, der durch Adoption selbst Julier und damit direkter
Nachkomme des Aeneas war, genealogisch zu legitimieren. Es ist daher in der Forschung unumstritten, dass Augustus bzw. dessen Kunstförderer Maecenas, zu dessen Literatenkreis Vergil gehörte, die Abfassung eines Nationalepos mit der Einbeziehung des Aeneas-Mythos „wenn nicht in Auftrag gegeben, so doch angeregt hatten “[28]. Wie Augustus zum Werk Vergils gestanden haben muss, lässt sich aus Ovids späterer Exilliteratur rekonstruieren. Er erklärt darin retrospektiv, auch Vergil habe außereheliche Beziehungen behandelt, sei dafür aber von Augustus, der in diesen Versen angeredet wird, nicht belangt worden:
Et tamen ille tuae felix Aeneidos auctor contulit in Tyrios arma virumque toros, nec legitur pars ulla magis de corpore toto, quam non legitimo foedere iunctus amor.[28] [29]
Und immerhin führte der berühmte Verfasser deiner Aeneis Waffen und den Mann in Liebesgemächer; und keine Episode im ganzen Werk wird mehr gelesen als das ehelose Liebesbündnis.
Die Ausdrücke „felix [...] auctor“ und „tuae [...] Aeneidos“ (V. 533) sind ohne Frage Stilisierungen aus Sicht des eifersüchtigen Verbannten, der sich selbst natürlich nicht als felix empfindet und auch kein kaisertreues Gedicht verfasst hat. In diesem Gegensatz sieht man dennoch die Wertschätzung, die Augustus der Aeneis und ihrem Dichter entgegengebracht haben muss.[30]
Dennoch erweist Ovid Vergil hier keine besondere Ehre, denn die Dido-Episode als die wichtigste im ganzen Werk zu bezeichnen, wird der Tragweite der Aeneis nicht gerecht.
Denn für den vergilischen Aeneas gilt gewissermaßen dasselbe wie für seinen Autor[31] [32]: Über der eigentlichen Handlung steht ein alles überdeckendes Fernziel, ein telos, das immer mitgedacht werden muss und über Personen und konkrete Situationen erhaben ist: „Komanam condere gentem“[2], die Gründung Roms. Diese ist auch wichtiger als die Liebschaft mit Dido, die Aeneas deshalb beenden muss.[33] Diese höhere Bestimmung, in der Aeneis durch göttliche Weisungen (fata) kommuniziert, bringt die Trojaner in eine sichere Zukunft. „Das Wissen um ihre Bestimmung gibt ihnen die Gewißheit, was gu tun ist, läßt aus Opfern Handelnde, aus Vertriebenen
[...]
[1] Vgl. Means, Thomas: A Comparison of the Treatment by Vergil and by Ovid of the Aeneas-Dido Myth, in: CW 23 (1929), 41.
[2] Miller, FrankJ.: Ovid’s Aeneid and Vergil’s. A Contrast in Motivation, in: CJ 23/1 (1927), 43.
[3] ebd.
[4] Vgl. Döpp, Siegmar: Vergilrezeption in der ovidischen ,Aeneis‘, in: RhM 134 (1991), 328.
[5] Zum entsprechenden Diskurs, der hauptsächlich zwischen Ulrich Fleischer und Michael von Albrecht geführt wurde, vgl. Grewing, Farouk F.: Einige Bemerkungen zum Proömium der "Metamorphosen" Ovids, in: H 121 (1993), 246f.
[6] Galinsky, G. Karl: L'„Eneide” di Ovidio (met. XIII 623 - XIV 608) ed il carattere delle Metamorfosi, in: Maia 28 (1976), 3.
[7] ebd.
[8] Andrae, Janine: Vom Kosmos zum Chaos. Ovids Metamorphosen und Vergils Aeneis (=Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, 54), Trier 2003,164.
[9] Bömer, Franz: P. Ovidius Naso, Metamorphosen: Kommentar. Buch XII-XIII, Heidelberg 1982, 365.
[10] Vgl. Hom. Il. 2,819-821.
[11] Vgl. a.a.O. 20,200-243.
[12] A.a.O. 20,306-308. Übersetzung von Johann Heinrich Voß.
[13] Göttliche Hilfe erhält Aeneas zuerst von Aphrodite und Apoll, später von Zeus und Poseidon (vgl. Hillen, Hans Jürgen: Von Aeneas zu Romulus. Die Legenden von der Gründung Roms, Düsseldorf/Zürich 2003, 17, Anm. 3 für die jeweiligen Belegstellen im 5. und im 20. Buch der Ilias).
[14] Die „Aeneasgruppe“, wie diese Darstellung genannt wird, ließ Augustus auf seinem Forum in prominenter Position — „in der Mittelnische der nördlichen Apsis“ — aufstellen (Fuchs, zit. nach Andrae: Vom Kosmos zum Chaos, 166.
[15] Das semantische Spektrum von pietas — als Ehrfurcht gegenüber den Göttern und Pflichtgefühl bzw. Treue gegenüber der Familie — wird hier in einer einzigen Figur und in einer einzigen Situation komprimiert verortet.
[16] Vgl. Hillen: Von Aeneas zu Romulus, 17, Anm. 5.
[17] Vgl. a.a.O., 19f.
[18] Dion. Hal. 1,72,2, zit. nach Hillen (a.a.O., 25).
[19] Zahlreiche Abbildungen von Vasen und Münzen, die auf einen relativ großen Zeitraum zwischen dem 6. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. datiert werden und vorwiegend Aeneas' Flucht aus Troja zeigen, finden sich bei Hillen: Von Aeneas zu Romulus, 17-24.
[20] Den ersten Auftritt von Aeneas in der lateinischen Epik können wir bei Naevius verorten, die bis in Vergils Zeit prominentere Verarbeitung ist jedoch bei Ennius zu finden. Bereits bei Fabius Pictor fand Aeneas Einzug in die Geschichtsschreibung und fand dort seinen festen Platz, bis er schließlich bei Livius und damit in der augusteischen Zeit zu einer festen Größe herangereift war (vgl. Miller: Ovid’s Aeneid, 33).
[21] Vgl. Bömer, Franz: Rom und Troia. Untersuchungen zur Frühgeschichte Roms, Baden-Baden 1951, 46.
[22] Vgl. a.a.O., 12.
[23] Diesen Aspekt der Unsicherheit, der heute oft übergangen wird in der Vorstellung, Augustus habe bereits seit Actium für Zuversicht bei den Römern sorgen können, betont Schauer, Markus: Aeneas dux in Vergils Aeneis. Eine literarische Fiktion in augusteischer Zeit (=Zetemata, 128), München 2007, 15.
[24] Vgl. Nadeau, Yvan: The Death of Aeneas — Vergil’s Version (and Ovid’s). An Insight into the Politics of Vergil’s Poetry, in: Latomus 59 (2000), 292.
[25] Vgl. Bömer: Kommentar Buch XII-XIII, 364.
[26] Diese konservative Reaktion auf Veränderungen in der politischen oder der gesellschaftlichen Sphäre ist kein Spezifikum der hier untersuchten Zeit, es ist vielmehr ein wesentliches Element der römischen Kultur ab dem Zeitpunkt, ab dem wir sie greifen können. Die vergilische Dichtung griff auf ein bewährtes Mittel zurück, um römische Identität und Verhaltensnormen zu kommunizieren und zu festigen. Bleicken nennt dies in seiner Augustus-Biographie den „Spiegel eines Verhaltens [...], das wieder in die gute alte Zeit gurückführen sollte “ (Bleicken, Jochen: Augustus. Eine Biographie, Berlin 1998, 520).
[27] Bömer: Rom und Troja, 12.
[28] Schauer: Aeneas dux, 15f.
[29] Ov. Tr. 2,533-536.
[30] Vgl. Stitz, Margarete: Ovid und Vergils Aeneis. Interpretation Met. 13,623-14,608, Freiburg i. Br., Univ., Diss., 1962,1.
[31] Zur Identifikation Vergils mit seiner Hauptfigur siehe Kraggerud, Egil: Vergiliana (Ш): On the proem of the Aeneid (I, I and I, 8), in: SO 78 (2003), 6 (mit Bezug zu Vergils Ankündigung der Aeneis in den Georgica).
[32] Verg. Aen. 1,33.
[33] Als Jupiter Aeneas' Liebschaft mit Dido, die Aeneas' Mutter Venus zusammen mit Juno eingefädelt hat, zu viel wird, schickt er Hermes zu Aeneas, um diesen an seine Mission zu erinnern (vgl. Verg. Aen. 4,265-276). Wichtiger als die Liebschaft selbst ist also deren selbstlose Aufgabe für ein höheres Ziel.
- Arbeit zitieren
- Andreas Lins (Autor:in), 2013, Der Aeneas-Mythos bei Vergil und Ovid, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267952
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