Kern dieser Seminararbeit bildet das Essay "Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" von Thomas S. Kuhn, dessen theoretischer Ansatz hier vorgestellt und nachfolgend kritisch diskutiert werden soll. Ziel ist es, Kuhns Idee vom wissenschaftlichen Fortschritt als evidentes Erklärungsmodell darzulegen.
Allerdings soll zunächst einmal komprimiert auf jene Vorstellung von Wissenschaftsentwicklung eingegangen werden, der sich Kuhn mit seinem Ansatz explizit widersetzt. Zum einen beanstandet er die Vorstellung der kumulativen Wissenschaftsentwicklung infolge einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Anpassung von bestehenden Theorien (vgl. Kuhn 1974a: 1). Kuhn bestreitet keinesfalls den Fortschritt von Wissenschaft, jedoch vollzieht sie sich für ihn nicht konstant im Rahmen einer Theorie (vgl. Kuhn 1974a: 1). Vielmehr ist der Fortschritt durch Brüche, Verwerfungen und Neuanfänge geprägt (vgl. Kuhn 1974a: 2–3). Zum anderen kritisiert Kuhn die Vorstellung, dass die Wissenschaft die Wirklichkeit zu beschreiben und zu erfassen versuche, um sich der faktischen Wahrheit anzunähern (vgl. Kuhn 1974a: 1). Kuhn hingegen ist der Meinung, dass Wahrheit nicht objektiv sein kann und sich stets relativ an den wechselnden historischen Weltanschauungen bemisst (vgl. Kuhn 1976: 21–22).
In der Konsequenz aus der Auseinandersetzung mit dem knapp umrissenen Modell erarbeite Kuhn seine Ideen von Wissenschaft und wissenschaftlichem Fortschritt sowie Wissenschaft und Wahrheit. Im Folgenden werden die verwendeten Begriffe von Kuhn näher vorgestellt und anschließend diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Paradigma und normale Wissenschaft
- Vorparadigmatische Zeit und wissenschaftliche Gemeinschaft
- Paradigma
- Normalwissenschaftliche Forschung
- Anomalie und Krise
- Wissenschaftliche Revolutionen
- Voraussetzungen, Genese und Merkmale wissenschaftlicher Revolutionen
- Theoriewahl und Inkommensurabilitätsthese
- Wissenschaftlicher Fortschritt und Relativismus
- Normalwissenschaftlicher und revolutionärer Fortschritt
- Historischer Relativismus
- Kritische Diskussion des kuhn•schen Konzepts
- Kritische Betrachtung der Normalwissenschaft
- Kritische Betrachtung der wissenschaftlichen Revolutionen
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit Thomas S. Kuhns Essay "Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" und analysiert dessen theoretischen Ansatz. Ziel ist es, Kuhns Vorstellung vom wissenschaftlichen Fortschritt als ein evidentes Erklärungsmodell darzulegen und kritisch zu diskutieren. Dabei wird sich Kuhn explizit gegen die Vorstellung einer kumulativen Wissenschaftsentwicklung durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung bestehender Theorien positioniert. Kuhn bestreitet den Fortschritt der Wissenschaft nicht, argumentiert jedoch, dass dieser nicht konstant im Rahmen einer Theorie stattfindet. Stattdessen sieht er den Fortschritt durch Brüche, Verwerfungen und Neuanfänge geprägt. Weiterhin kritisiert er die Vorstellung, dass Wissenschaft die Wirklichkeit beschreiben und erfassen möchte, um sich der faktischen Wahrheit anzunähern. Kuhn hingegen vertritt die Meinung, dass Wahrheit nicht objektiv sein kann und sich stets relativ an den wechselnden historischen Weltanschauungen bemisst.
- Das Konzept des Paradigmas und seine Bedeutung für die wissenschaftliche Gemeinschaft
- Die Rolle von Anomalien und Krisen in der wissenschaftlichen Entwicklung
- Die Inkommensurabilität von Paradigmen und die Folgen für den wissenschaftlichen Fortschritt
- Kuhns Relativismus-These und ihre Auswirkungen auf den Wahrheitsbegriff
- Kritik an Kuhns Modell der Normalwissenschaft und der wissenschaftlichen Revolutionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Seminararbeit vor und skizziert Kuhns Kritik an der traditionellen Vorstellung von Wissenschaftsentwicklung. Kuhns alternative Vorstellung vom wissenschaftlichen Fortschritt, die auf Brüche und Neuanfänge setzt, sowie seine Relativierung des Wahrheitsbegriffs werden vorgestellt.
Das Kapitel "Paradigma und normale Wissenschaft" erläutert Kuhns Konzept des Paradigmas als disziplinäres System und als gemeinsame Beispiele. Es werden die vier Bestandteile eines Paradigmas - symbolische Verallgemeinerungen, Modelle, methodologische Prinzipien und gemeinsame Beispiele - beschrieben. Die Funktion des Paradigmas als Rahmen für die wissenschaftliche Forschung und die Rolle der Normalwissenschaft bei der Lösung von Rätseln innerhalb des Paradigmas werden dargestellt. Weiterhin wird das Konzept der Anomalie und der Entstehung von Krisen innerhalb der Normalwissenschaft behandelt.
Im Kapitel "Wissenschaftliche Revolutionen" werden die Voraussetzungen, die Genese und die Merkmale wissenschaftlicher Revolutionen erörtert. Kuhns Vorstellung vom revolutionären Charakter des Paradigmenwechsels und dessen Abgrenzung vom kumulativen Fortschritt werden erläutert. Die Inkommensurabilitätsthese, die die Unvergleichbarkeit von konkurrierenden Paradigmen betont, wird vorgestellt und ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Revolution hervorgehoben.
Das Kapitel "Wissenschaftlicher Fortschritt und Relativismus" behandelt den normalwissenschaftlichen und den revolutionären Fortschritt. Es wird gezeigt, dass die Wissenschaft in normalen Zeiten schnell voranschreitet, während revolutionäre Phasen durch Brüche und Neuanfänge gekennzeichnet sind. Die Auswirkungen von Kuhns Relativismus-These auf den Wahrheitsbegriff werden erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Paradigma, Normalwissenschaft, wissenschaftliche Revolution, Inkommensurabilität, Relativismus, Wahrheitsbegriff, kumulativer Fortschritt, Wissenschaftsgeschichte, Thomas S. Kuhn.
- Citation du texte
- Sören Wobbrock (Auteur), 2013, Die "Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" nach Thomas S. Kuhn. Eine kritische Diskussion von Kuhns Wissenschaftsbild, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267664
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