Die vorliegende Arbeit ist eine kurze Darstellung der athenischen Politik unter
Kimon, dem Sohn des Miltiades. Sie umfasst im groben Rahmen den
Zeitraum von der Gründung des Delisch-Attischen Seebundes bis zu den
Reformen des Ephialtes. Schwerpunkt des Aufsatzes bildet die Persönlichkeit
Kimons, der als Oberbefehlshaber des griechischen Bündnisses Athens
Machtbereich ausweitete und sich innenpolitisch zur einer der führenden
Figuren entwickeln konnte. Neben der Darstellung der sogenannten
kimonischen Ära soll ferner ein Zusammenhang zwischen dem Schaffen
Kimons und dem Seebund als Institution hergestellt werden. Anhand der
Interpretation einiger besonderer Militärsiege soll hervorgehoben werden,
welche Richtung die Entwicklung der Seebundspolitik in dieser Periode
einschlug.
Beginnend mit der Gründung des Delisch-Attischen Seebundes, wird zunächst
ein Überblick zur innerathenischen Situation nach dem Sieg gegen die Perser
im Jahr 478 gegeben. Diese einführenden Informationen schließen mit einer
kurzen Anmerkung zur Position der Strategen in der damaligen Zeit ab und
leiten über zum Hauptteil, der im Wesentlichen Kimons Person, seine
militärische und soziale Tätigkeit in der athenischen Polis und sein Verhältnis
zu Sparta näher beleuchtet. Dem Leser wird auf diese Weise eine kurze
Charakterisierung Kimons dargelegt, deren Zweck darin liegen soll, die
Handlungen des Strategen in den geschichtlichen Rahmen einzubetten. Vor
allem soll an dieser Stelle geklärt werden, auf welche Weise es Kimon gelang,
zu seinem enormen Einfluss bei der Bevölkerung zu gelangen, wie er diese
Machtposition über die Jahre halten konnte, und wie er sich gegenüber dem
eigenen Volk, aber auch gegenüber Fremden verhielt.
Der politische Untergang Kimons wird, die Chronologie der Ereignisse
berücksichtigend, zum Ende hin behandelt. Anhand einzelner Ereignisse soll
dabei erörtert werden, welche Faktoren zum Prestige- und damit zum
Machtverlust Kimons beigetragen haben. Diese abschließende
Zusammenfassung setzt die wichtigsten Fakten des Erörterten in Bezug
zueinander und hebt noch einmal die Kernpunkte des Aufsatzes hervor.
Inhalt
I. Einleitung
1. Die Gründung des Delisch-Attischen Seebunds
2. Die Bedeutung der Strategen in Athen am Beispiel Kimons
3. Kimons militärische Erfolge und ihre Auswirkungen auf die Seebundspolitik
3.1 Die Eroberung von Eion, Skyros und Karystos
3.2 Naxos und Thasos und die Schlacht am Eurymedon
4. Das soziale Wirken Kimons
5. Kimons Einstellung gegenüber den Peloponnesiern und sein politischer Untergang
5.1 Zur Beziehung zwischen Athen und Sparta
5.2 Die Opposition gegen Kimon
5.3 Aufstand der Heloten im Jahr 494 v. Chr.
III. Zusammenfassung
Literatur
Quellen
I. Einleitung
Die vorliegende Arbeit ist eine kurze Darstellung der athenischen Politik unter Kimon, dem Sohn des Miltiades. Sie umfasst im groben Rahmen den Zeitraum von der Gründung des Delisch-Attischen Seebundes bis zu den Reformen des Ephialtes. Schwerpunkt des Aufsatzes bildet die Persönlichkeit Kimons, der als Oberbefehlshaber des griechischen Bündnisses Athens Machtbereich ausweitete und sich innenpolitisch zur einer der führenden Figuren entwickeln konnte. Neben der Darstellung der sogenannten kimonischen Ära soll ferner ein Zusammenhang zwischen dem Schaffen Kimons und dem Seebund als Institution hergestellt werden. Anhand der Interpretation einiger besonderer Militärsiege soll hervorgehoben werden, welche Richtung die Entwicklung der Seebundspolitik in dieser Periode einschlug.
Beginnend mit der Gründung des Delisch-Attischen Seebundes, wird zunächst ein Überblick zur innerathenischen Situation nach dem Sieg gegen die Perser im Jahr 478 gegeben. Diese einführenden Informationen schließen mit einer kurzen Anmerkung zur Position der Strategen in der damaligen Zeit ab und leiten über zum Hauptteil, der im Wesentlichen Kimons Person, seine militärische und soziale Tätigkeit in der athenischen Polis und sein Verhältnis zu Sparta näher beleuchtet. Dem Leser wird auf diese Weise eine kurze Charakterisierung Kimons dargelegt, deren Zweck darin liegen soll, die Handlungen des Strategen in den geschichtlichen Rahmen einzubetten. Vor allem soll an dieser Stelle geklärt werden, auf welche Weise es Kimon gelang, zu seinem enormen Einfluss bei der Bevölkerung zu gelangen, wie er diese Machtposition über die Jahre halten konnte, und wie er sich gegenüber dem eigenen Volk, aber auch gegenüber Fremden verhielt.
Der politische Untergang Kimons wird, die Chronologie der Ereignisse berücksichtigend, zum Ende hin behandelt. Anhand einzelner Ereignisse soll dabei erörtert werden, welche Faktoren zum Prestige- und damit zum Machtverlust Kimons beigetragen haben. Diese abschließende Zusammenfassung setzt die wichtigsten Fakten des Erörterten in Bezug zueinander und hebt noch einmal die Kernpunkte des Aufsatzes hervor.
II. Die kimonische Ära - Athens Politik zwischen 478 und 462 v. Chr.
1. Die Gründung des Delisch-Attischen Seebunds
Nachdem 478 v. Chr. die Persergefahr in Griechenland gebannt war, kam es im gleichen Jahr zu den ersten größeren Differenzen zwischen Athen und Sparta seit Kriegsausbruch. Im Vordergrund stand vor allem die Frage was mit den griechischen Städten an der kleinasiatischen Küste und den, dem Hellenenbund beigetretenen, Inseln in der Ägäis geschehen sollte. Die Peloponnesier, darunter vor allem Sparta, lehnten weitere Aktionen im ägäischen Raum ab und sprachen sich für eine Übersiedlung der Küstenbewohner Kleinasiens aus, da man der Ansicht war, eine ständige Truppenpräsenz zum Schutz der Ionier nicht realisieren zu können. Athen dagegen war anderer Auffassung und setzte sich für die Aufnahme der Ionier in den Bund ein. Am Ende konnte es den Beitritt von Samos, Chios und Lesbos und einigen weiteren Inseln zum Hellenenbund erwirken.1
Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde deutlich, dass sich Athen und Sparta voneinander distanzierten. Diese Interessendivergenz sollte sehr bald durch ein weiteres Ereignis vorangetrieben werden: Die Gründung des Delisch- Attischen Seebundes in den Jahren 478/ 477 v. Chr. Mit dem Aufbau dieses neuen Bündnisses distanzierte sich Athen deutlich vom Hellenenbund und übernahm, „mit Zustimmung der Verbündeten“2, dessen Führung.3 Da sowohl Athen als auch seine Bündnispartner Vorteile aus der Kooperation ziehen konnten- für Athen bedeutete der Seebund ein Mittel, die Handelsrouten in der Ägäis abzusichern und somit autark zu bleiben, die Bündnispartner sahen in dem Zusammenschluss ihre Sicherheit, vor allem gegenüber der immer noch bestehenden Persergefahr, gewährleistet- kann man bezüglich des Delisch- Attischen Seebundes durchaus von einer Symmachie sprechen. Zwar begannen die Interessen Athens und die seiner Verbündeten mit der Zeit voneinander abzuweichen, dies führte jedoch anfänglich noch nicht zu größeren Auseinandersetzungen, sollte sich aber, wie später zu zeigen ist, im Laufe der Zeit ändern.4
2. Die Bedeutung der Strategen in Athen am Beispiel Kimon
Anfang der 70er Jahre des 5. Jahrhunderts betrat ein Mann die politische Bühne, dessen Wirken nicht nur für Athen, sondern für ganz Griechenland von großer Bedeutung wurde. Der Name dieses Mannes athenischer Abstammung war Kimon. Er wurde um 510 v. Chr. als Sohn des Adeligen Miltiades, dem späteren Sieger der Schlacht von Marathon, geboren5 und sollte die 470er und 460er Jahre so nachhaltig bestimmen, dass sie nach ihm die „kimonische Ära“ genannt wurden. Im Folgenden soll erläutert werden, wie sich die Bedeutung Kimons auf die griechische Geschichte auswirkte und wie sich der Verlauf seiner politische Karriere entwickelte.
Seit der Gründung des Seebundes war die Position der Strategen in Athen nicht mehr ausschließlich beschränkt auf die militärische Führung der eigenen Polistruppen, sondern schloss von diesem Zeitpunkt ab auch organisatorische Aufgaben im neuen Bündnis mit ein.6 Es wird heute in der Forschung angenommen, dass die Entwicklung der Außenpolitik und die Kriegsführung, besonders die militärischen Erfolge, dazu beigetragen haben, „die persönlichen Interessen der einzelnen Aristokraten [...] mit dem kollektiven Interessen des Bürgerverbandes zu verknüpfen“,7 was dazu wiederum führte, dass eine „Integration der Elite in die Polis“ vorangetrieben wurde.8 Kimon kann mit Sicherheit als bedeutendster Vertreter in dieser Entwicklung bezeichnet werden. 478/77 war er erstmals Stratege9 und machte sich durch seine militärischen Erfolge, die er als Kommandeur der Streitkräfte des Delisch-Attischen Seebundes errang, schnell einen Namen und wirkte wesentlich am Aufbau des neuen Bündnisses unter Athens Führung mit.
3. Kimons militärische Erfolge und ihre Auswirkungen auf die Seebundspolitik
3.1 Die Eroberung von Eion, Skyros und Karystos
Bereits 476 v. Chr. konnte unter Kimons Führung Eion eingenommen werden, eine Stadt an der thrakischen Küste, die zu dieser Zeit in persischer Hand war.10 Die Eroberung der Stadt und die Beseitigung des persischen Vorpostens entsprach der Zielsetzung aller Bündnispartner, hatte man den Seebund doch zur Abwehr der Persergefahr gegründet. Es darf aber nicht übersehen werden, dass Athen mit dieser Militäraktion auch ein eigenes Interesse verfolgte, nämlich die Festigung und Sicherung der Getreideroute in die Nordägäis.
Noch im gleichen Jahr, so berichtet Thukydides, wurde Skyros eingenommen, eine östlich von Euboia gelegene Insel.11 Der Feldzug stellte einerseits einen militärischen Sieg für den Bund dar, andererseits besaß die Operation speziell für Athen auch einen hohen ideologischen Wert.
Da man durch die Einnahme von Skyros die Bedrohung durch die Doloper bannte12, die als Piraten gefürchtet durch die Ägäis streiften und die Insel zu dieser Zeit besiedelten, war der Sieg für alle Bündnispartner von großem Vorteil. Auch aber war die Insel für Athen ein weiterer wichtiger strategischer Stützpunkt zur Sicherung der Handelwege ins schwarze Meer. Wie bereits erwähnt war die Operation auch vom religiös-geschichtlichen Standpunkt aus gesehen von großer Bedeutung. Überlieferungen zufolge war der athenische Held und Staatsgründer Theseus auf der Insel Skyros ermordet worden. Durch Plutarch ist überliefert, dass die Athener das Orakel von Delphi um Rat befragt und einen Orakelspruch erwirkt hatten, der die Rückführung der Gebeine des Theseus zurück nach Athen forderte.13 Kimon, so Plutarch, konnte die Militäroperation mit der Erfüllung dieses Orakelspruches kombinieren. Ein altes Waffengrab wurde als Ruhestätte des Heros auf Skyros ausgemacht und die dort gefundenen Überreste zurück nach Athen gebracht, wo sie mit einer feierlichen Zeremonie in einer Gedenkstätte aufgebahrt wurden.14 Kimons Ansehen stieg durch diese Tat ins Unermessliche, zumal er dafür sorgte, dass in Eion und auch auf Skyros attische Bürgerkolonien gegründet wurden, die eine Ausweitung der athenischen Macht möglich machten.
470 v. Chr. konnte Kimon dann durch die zwangsweise Eingliederung der südeuboischen Stadt Karystos in den Seebund einen wichtigen strategischen Stützpunkt zur Kontrolle der südöstlichen Ägäis gewinnen.15 Dies war für den Bund, wieder aber mehr noch für Athen, von großer Bedeutung. Athens gewaltsames Vorgehen gegen Karystos muss als besonderes Ereignis hervorgehoben werden, da es der erste Fall war, in dem es der Großmacht ausschließlich durch Waffengewalt gelang, eine Stadt in den Seebund und somit zu Abgaben zu zwingen.16
Die militärischen Handlungen gegen Eion, Skyros und Karystos im Zusammenhang betrachtet, verdeutlichen also, dass Athen begonnen hatte, Maßnahmen zur Sicherung der Getreideversorgungswege in die Nordägäis zu treffen. Damit wird klar, wie stark Athens Eigeninteressen bereits in dieser Zeit in den Vordergrund traten und aus welchem Grund sich die frühen Unternehmungen des Bundes vor allem auf die nördliche Ägäis konzentrierten.
3.2 Naxos und Thasos und die Schlacht am Eurymedon
Im Laufe der 460er Jahre veränderte sich Athens Einstellung gegenüber den Bündnispartnern. Immer mehr wich Athen von seiner ursprünglichen Zielsetzung ab, ein Bündnis anzuführen, das Griechenland vor auswärtigen Angriffen, vor allem denen der Perser, beschützen sollte. Mit großer Strenge wachte es über die Beitragszahlungen der Partner, da der Abfall eines Verbündeten sowohl eine Schwächung des gesamten Bundes, als auch eine Prestigeverlust Athens zur Folge gehabt hätte. Trotz großer Bemühungen, den Bund zusammenzuhalten, kam es zu Versuchen seitens der Bündnispartner, sich aus der Bevormundung und Umklammerung Athens zu lösen. Athen reagierte unmittelbar und mit größter Härte. Wer versuchte, den Bund zu verlassen, oder sich in irgendeiner anderen Form dem Anführer des Seebundes wiedersetzte, wurde streng dafür bestraft.
Das musste beispielsweise die Kykladeninsel Naxos erfahren, von der Thykidides im Anschluss an den Militärschlag gegen Karystos berichtet. 470 hatte sich Naxos dazu entschlossen, den Seebund zu verlassen, was in den Folgejahren zum Entzug seiner Autonomie durch Athen führte und 467 im Krieg gegen Naxos seinen Höhepunkt fand.
[...]
1 Thuk. I 95,7.
2 Thuk. I 96,1.
3 Weiterführende Literatur zum Delisch-Attischen Seebund: Heinrichs, J. Ionien nach Salamis. Die kleinasiatischen Griechen in der Politik und politischen Reflexion des Mutterlands. Bonn, 1989. Balcer, J.M.; Gehrke, H.-J.; Raaflaub, K. A.; Schuller, W. Studien zum Attischen Seebund. Konstanz, 1984. Steinbrecher, M. Der delisch-attische Seebund und die athenisch-spartanischen Beziehungen in der kimonischen Ära. Stuttgart, 1985.
4 Gieser-Schmitz, Seebundpolitik. S. 17.
5 Plut. Kim. 4,1.
6 Stein-Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft. S. 208.
7 Ebd. S. 208.
8 Ebd. S. 208.
9 Kiechle, Athens Politik nach Abwehr der Perser. S. 276.
10 Thuk. I, 98,1.
11 Thuk. I 98,2.
12 Thuk. I 98,1.
13 Plut. Kim. 8,5; Hornblower, Greek World. S. 20.
14 Plut. Kim. 8,5; 8,7
15 Thuk. I 98,3.
16 Steinbrecher, Seebund. S. 91.
- Quote paper
- Anonymous,, 2003, Die Bedeutung der kimonischen Ära für die Ausweitung des Machtbereichs Athens innerhalb des Delisch-Attischen Seebundes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26735
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