Frau K. hat einen Sohn Victor (7 Jahre alt), welcher unter dem Bettnässen leidet. Dieses Verhalten tritt einmal pro Nacht auf. Die Familie war schon bei mehreren Kinderärzten und Urologen, die jedoch kein medizinisches Problem feststellen konnten und die Empfehlung gaben, sich an einen Psychotherapeuten zu wenden, da die Ursache psychosomatisch sei. Sie schildert die Situation wie folgt: „Anfangs fanden ich und mein Mann es nicht so schlimm, wenn Victor ins Bett gemacht hatte. Bei Kindern kommt das eben ab und zu vor, dachten wir. Außerdem gab es Phasen, wo wir den Eindruck hatten, die Situation hätte sich gebessert. Doch wir wurden immer wieder enttäuscht. Ich selbst zweifelte schon an meinen pädagogischen Fähigkeiten. Als Lehrerin habe ich gelernt, wie man mit Kindern umgeht und dann schaffe ich es bei meinem eigenen Kind nicht. Als Victor dann in die Schule kam und sich immer noch nichts gebessert hatte, wurde unsere Besorgnis immer größer. Mein Mann und ich haben schon versucht, durch nächtliches Wecken, Bestrafung oder auch Kontrolle seines Trinkverhaltens das Bettnässen wegzubekommen. Aber es zeigte sich keine Veränderung. Wir schämen uns ja auch in gewisser Weise und können nicht verstehen, warum ein Junge wie Victor aus gutem Hause so etwas macht. Victor zeigt ansonsten keine Verhaltensauffälligkeiten. Er ist ruhig und geduldig und gehört zu den besten Schülern in seiner Klasse.“ [...]
Inhaltsverzeichnis
I. Bedarfsanalyse
II. Therapeutische Maßnahmen (Trainingsprogramm)
III. Therapiephase
IV. Evaluation
I. Bedarfsanalyse
Frau K. hat einen Sohn Victor (7 Jahre alt), welcher unter dem Bettnässen leidet. Dieses Verhalten tritt einmal pro Nacht auf. Die Familie war schon bei mehreren Kinderärzten und Urologen, die jedoch kein medizinisches Problem feststellen konnten und die Empfehlung gaben, sich an einen Psychotherapeuten zu wenden, da die Ursache psychosomatisch sei.
Sie schildert die Situation wie folgt: „Anfangs fanden ich und mein Mann es nicht so schlimm, wenn Victor ins Bett gemacht hatte. Bei Kindern kommt das eben ab und zu vor, dachten wir. Außerdem gab es Phasen, wo wir den Eindruck hatten, die Situation hätte sich gebessert. Doch wir wurden immer wieder enttäuscht. Ich selbst zweifelte schon an meinen pädagogischen Fähigkeiten. Als Lehrerin habe ich gelernt, wie man mit Kindern umgeht und dann schaffe ich es bei meinem eigenen Kind nicht. Als Victor dann in die Schule kam und sich immer noch nichts gebessert hatte, wurde unsere Besorgnis immer größer.
Mein Mann und ich haben schon versucht, durch nächtliches Wecken, Bestrafung oder auch Kontrolle seines Trinkverhaltens das Bettnässen wegzubekommen. Aber es zeigte sich keine Veränderung. Wir schämen uns ja auch in gewisser Weise und können nicht verstehen, warum ein Junge wie Victor aus gutem Hause so etwas macht. Victor zeigt ansonsten keine Verhaltensauffälligkeiten. Er ist ruhig und geduldig und gehört zu den besten Schülern in seiner Klasse.“
Frau K. ist Lehrerin an einem Gymnasium und arbeitet normalerweise 40 Stunden in der Woche. Öfters kommen jedoch außergewöhnliche Situationen dazwischen, wie zum Beispiel Elterngespräche. Dann verlängert sich ihre tägliche Arbeitszeit. An solchen Tagen kommt sie erst später nach Hause, bereitet das Abendessen zu und hat dann meist keine Zeit, um sich noch aktiv mit den Kindern zu beschäftigen, da sie Klausuren oder ähnliches korrigieren und sich für den nächsten Unterricht vorbereiten muss. Sie bedauert es sehr, dass sie so wenig Zeit für die Kinder hat. Auf der anderen Seite macht sie ihren Job sehr gerne, der nebenbei auch noch ein attraktives Einkommen sichert. Nur so könne sie ihrer Familie auch etwas bieten.
Frau K. beschreibt ihre Kinder als sehr selbstständig. Sie gehen schon seit Jahren allein zu Bett, bereiten sich für den nächsten Tag vor und helfen sich viel gegenseitig.
Herr K. ist Ingenieur und arbeitet im Schichtdienst, ist also zu unterschiedlichen Zeiten für die Familie da. Nebenbei absolviert er ein Fernstudium, für welches er viel lernt und auch ab und zu ein Wochenende, welches für die Familie vorgesehen war, wegen Seminaren hergeben muss. Frau K. schildert ihren Mann als „sehr beschäftigt, klug, aufmerksam und streng“.
Frau und Herr K. haben noch ein zweites Kind (Lisa) im Alter von 8 Jahren, die an einer Erbkrankheit, dem Turner-Syndrom leidet. Das Turner-Syndrom ist eine Chromosomen-fehlverteilung, die nur Mädchen und Frauen betrifft. Typische Merkmale dieser Erkrankung sind ein Kleinwuchs und eine Unterentwicklung der Eierstöcke bis zur Infertilität. Die Erkrankung wurde bei Lisa jedoch rechtzeitig diagnostiziert. Sie erhält regelmäßig Hormonbehandlungen, die das Wachstum und die Ausbildung der Geschlechtsteile fördern.
Frau K. beschreibt Lisa sehr lebhaft und fröhlich. Trotzdem macht sie sich viele Gedanken, wie es mit ihr weitergehen soll und wie sie später mit der Erkrankung zu Recht kommen wird.
Im Gespräch stellt sich eine enorme Sorge bezüglich der Behinderung von Lisa heraus. Das eigentliche Problem von Victor tritt immer mehr in den Hintergrund und spielte ab dem Moment, wo Frau K. von Lisa berichtete keine Rolle mehr.
Um die Ursache des Bettnässens herauszufinden und schließlich im Trainingsprogramm therapeutische Maßnahmen zu entwickeln, müssen vom Therapeuten folgende Dinge abgeklärt bzw. unternommen werden:
Spezielle Fragebögen: Es werden von den Eltern spezielle Fragebögen zur Einnäss- und Miktionsproblematik ausgefüllt.
Verhaltensbeobachtung des Kindes und des familiären Umfeldes: Es finden mehrere Gespräche mit den Familienmitgliedern statt. Durch Beobachtung werden das jeweilige Verhalten und der Umgang miteinander näher betrachtet und analysiert.
Ärztliche Vorgeschichte: Bisherige Gutachten der schon aufgesuchten Ärzte werden genau studiert, um sicher zu gehen, dass kein medizinisches Problem vorliegt. Eventuell wird mit einem dieser Ärzte Rücksprache genommen.
Miktionsprotokolle: In solchen Protokollen werden über 24 Stunden die Trink- und Urinmengen mit jeweiligen Zeiten vermerkt.
Nach genauerer Untersuchung wurde, wie auch von den Ärzten diagnostiziert, eine Enuresis nocturna sekundärer Form festgestellt, d.h. ein nächtliches Bettnässen wegen psychischer Ursachen. Das folgende Trainingsprogramm dauert sich zunächst drei Wochen, währenddessen regelmäßige Gespräche mit dem Therapeuten stattfinden. Der erste Teil bezieht sich auf Victor und seine Eltern. Hier wird gezielt an der Problematik bzw. an den Ursachen der Enuresis gearbeitet. Erst später wird Lisa mit einbezogen, um die Kommunikation in der Familie herzustellen.
Voraussetzung für das Training sind motivierte Eltern und Kinder.
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- Katrin Gabler (Author), 2004, Therapeutische Maßnahmen bei Enuresis nocturna, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26682
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