Die paulinische Charismenlehre wird insbesondere in 1Kor 12- 14 entfaltet. Da Paulus Charismen als Gnaden- bzw. Geistesgaben versteht, erscheint es u.a. aufgrund der ,,New Perspective on Paul" (DUNN, SANDERS) sinnvoll, zunächst den Geistesbegriff im Alten Testament zu explizieren. Im Anschluss daran wird auf das Verständnis des Geistes bei Paulus allgemein eingegangen, um ein Vorverständnis für 1Kor 12- 14 zu schaffen. Dieses Essay schließt nach der Analyse der Charismenlehre mit einem kurzen Fazit.
Das hebr. Substantiv ruach bedeutet so viel wie Sturm, Wind und Geist (vgl. FISCHER/ HEIL 2009: 53.62) und bezeichnet somit etwas Dynamisches, was nicht an sich erkannt werden kann, sondern nur dessen Wirkung (vgl. ebd.: 54). Wie auch bei Paulus hat Geistbegabung, also das Wirken des Geistes JHWHs, eine Beauftragung oder Befähigung zur Folge. In Ex 31,1- 3 wird Uri vom Geist Gottes erfüllt und erhält somit die Fähigkeit, das Wüstenheiligtum zu errichten, womit der Geist hier eine künstlerische bzw. handwerkliche Begabung evoziert (vgl. ebd.: 58). Auch der Bau des ersten und zweiten Tempels werden vom Geist JHWHs angeregt (vgl. 1Chr 28,11- 13; Esr 1,5; Hag 1,14). Über die künstlerisch-handwerkliche Ebene hinaus, befähigt der Geist JHWHs auch zu politischer Führungstätigkeit (vgl. Ri 3,10; 1Sam 11,6; 1Sam 16,13; Dtn 34,9). Das Wirken des Geistes wird hier notwendig, da sich die Richter, Saul und Josua weder durch prophetische Berufung oder genealogische Herkunft als Führungsfigur legitimieren können, sodass das Wirken einer äußeren Instanz JHWH notwendig wird (vgl. ebd.: 60).
Inhaltsverzeichnis
- Die paulinische Charismenlehre
- Der Geistesbegriff im Alten Testament
- Der Geist bei Paulus
- Die Charismenlehre
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Essay analysiert die paulinische Charismenlehre, die insbesondere in IKor 12-14 entfaltet wird. Es wird zunächst der Geistesbegriff im Alten Testament beleuchtet, um den Kontext für Paulus' Verständnis des Geistes zu schaffen. Anschließend wird auf die Bedeutung des Geistes in der Theologie des Paulus eingegangen, bevor die Charismenlehre selbst analysiert wird. Das Essay schließt mit einem kurzen Fazit.
- Der Geist im Alten Testament
- Die Rolle des Geistes in der Theologie des Paulus
- Die paulinische Charismenlehre
- Die Verbindung zwischen Charisma und Amt
- Die zentrale Rolle des Geistes in der paulinischen Theologie
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil des Essays beleuchtet den Geistesbegriff im Alten Testament. Dabei wird deutlich, dass der Geist Gottes vielfältig wirkt: er beauftragt, befähigt, legitimiert, beruft, zerstört, schöpft und leitet. Der Geist stellt somit eine Verbindung zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen her und wirkt beziehungsstiftend und relational.
Der zweite Teil des Essays befasst sich mit dem Verständnis des Geistes bei Paulus. Paulus knüpft an die Vorstellungen des Alten Testaments an, verwirft sie aber auch teilweise. Er hält an der Vorstellung fest, dass der Geist Gottes auf den Menschen einwirkt, ihn verändert und somit eine Nähe zu Gott herstellt. Paulus sieht eine enge Verbindung zwischen Gott und Geist und eine enge Verbindung zwischen dem Geist und dem Auferstandenen.
Der dritte Teil des Essays analysiert die paulinische Charismenlehre. Paulus benennt in IKor 12,1-11 die Gaben, die die Menschen durch den Geist erhalten: Weisheit, Erkenntnis, Glaube, Heilen, Wunder, Weissagen, Unterscheidung von Geistern, Sprachen und ihre Auslegung. Die Gaben werden von einem Geist gegeben, der in der Gemeinschaft stets präsent ist. Die Menschen sind zwar unterschieden in Bezug auf ihre Gaben, sind aber durch die gestiftete pneumatische Gemeinschaft miteinander verbunden. Die gewährten Gaben haben den Zweck, die Gemeinde gegenseitig zu erbauen.
In 1 Kor 12-14 wird deutlich, dass es trotz der Gleichrangigkeit der Gaben eine Hierarchie innerhalb der Gaben gibt. Die Liebe wird zur größten Geistesgabe, die die Charismen durchströmt und zu einem ethischen Leitprinzip wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die paulinische Charismenlehre, den Geist Gottes, die Geistesgaben, die Gemeinde, die Verbindung zwischen Charisma und Amt, die Rolle des Geistes in der paulinischen Theologie, die Liebe als ethisches Leitprinzip und die Bedeutung des Geistes für verschiedene Bereiche der Theologie wie Christologie, Soteriologie, Anthropologie, Ethik und Eschatologie.
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- Anonym,, 2013, Die paulinische Charismenlehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266796