Die Entwicklung neuer Waffensysteme und Taktiken erfordert genügend Zeit, insbesondere, um Rückschläge verkraften zu können. So lief die Entwicklung des heute noch im Einsatz befindlichen Kampfpanzers Leopard 2 bereits 1969 mit ersten Versuchen an, ausgeliefert wurde das Serienmodell jedoch erst ab 1977. Dieses Projekt, obwohl technisch immer noch aktuell und komplex, war dank der vorhergehenden Partnerschaft mit den USA realisierbar, welche nützliches Knowhow zur Verfügung stellen konnten.
Das Beispiel zeigt, dass von der ersten konkreten Planung bis zur Serienfertigung immerhin acht Jahre verstrichen sind. Wie nun hat es aber Deutschland geschafft, ab 1935, als das „Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht“ verabschiedet worden ist, bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939, eine moderne Armee aufzubauen, die die theoretische Schlagkraft besass, halb Europa zu erobern.
Aufgrund eines Vergleichs von notwendigen Entwicklungszeiten kann vermutet werden, dass die Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles von 1919 , der die militärische Entwicklung und Schlagkraft Deutschlands stark eingeschränkte, bereits während der Zeit der Weimarer Republik von 1919-1939 hintergangen und von deutscher Seite die Wiederaufrüstung systematisch geplant worden war. Denn ohne eine längerfristige Vorbereitung wären die deutschen Rüstungserfolge in den 1930ern nicht möglich gewesen, da Deutschland bei Beendigung des Ersten Weltkrieges über wenig Erfahrung in der Konstruktion von Panzern verfügte, mitunter weil die Kraftfahrtruppe im Ersten Weltkrieg nicht ausreichend ausgebaut worden war.
Diese Vermutung weiterentwickelnd stellen sich weitere W-Fragen, etwa nach dem „Was?“ und „Wo?“. In welchen Bereichen wurde geforscht und entwickelt, so dass die deutsche Wehrmacht von einer kleindimensionierten Grenzschutztruppe zu einer den britischen und französischen Armeen an Schlagkraft ebenbürtiger Gegnerin werden konnte? Wo wurde geforscht? Etwa in Deutschland, das nach dem 1. Weltkrieg von interalliierten Militärkomissionen überwacht wurde, was jede Rüstungsanstrengung verunmöglicht hätte?
Um diese konkret auf die Deutsche Panzerwaffe bezogenen offenen Fragen zu klären, werde ich eine grundlegende Analyse der Entwicklung im Bereich Panzer und Taktik vornehmen, da diese mitunter für die Erfolge im Blitzkrieg von 1940 gegen Frankreich verantwortlich waren. Zeitgleich gilt es jedoch, auch die deutschen Bemühungen um eine anfänglich getarnte Wiederaufrüstung zu studieren. Diese
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage der deutsch-sowjetischen Beziehung
- Staat im Staate
- Reichswehr und Versailles
- Problempunkte für das deutsche Militär
- Grundlage der Sowjetunion
- Zusammenarbeit Deutschland-Sowjetunion
- Zeitliche Gliederung der Zusammenarbeit
- 1920-1923: Militärische Ungewissheit
- Krisenjahr 1923
- 1923-1926: Locarno-Phase
- Panzerschule Kazan
- Beginn
- Ziel und Erprobung
- Ende
- Fazit
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Monografie
- Handbücher und Lexiken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der geheimen Rüstungszusammenarbeit zwischen der Sowjetunion und Deutschland in den 1920er und 1930er Jahren, am Beispiel der Panzerschule Kama. Ziel ist es, die Hintergründe und die Entwicklung dieser Kooperation zu analysieren und ihren Einfluss auf die deutsche Aufrüstung im Bereich der Panzerwaffe zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die politischen und militärischen Rahmenbedingungen sowie die konkrete Umsetzung der Zusammenarbeit, wobei ein besonderer Fokus auf die Panzerschule Kama gelegt wird.
- Die politische und wirtschaftliche Isolation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg
- Die Rolle der Reichswehr als „Staat im Staate" und ihre geheimen Aufrüstungsbestrebungen
- Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Sowjetunion im Bereich der Rüstungstechnik
- Die Bedeutung der Panzerschule Kama für die Entwicklung der deutschen Panzerwaffe
- Der Einfluss der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit auf den Verlauf des Zweiten Weltkriegs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der geheimen Rüstungszusammenarbeit zwischen Deutschland und der Sowjetunion ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss dieser Kooperation auf die deutsche Aufrüstung im Bereich der Panzerwaffe. Das Kapitel „Ausgangslage der deutsch-sowjetischen Beziehung" beleuchtet die politischen und militärischen Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit. Es wird die Situation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg, die Rolle der Reichswehr als „Staat im Staate" und die Schwierigkeiten der deutschen Aufrüstung aufgrund des Versailler Vertrages beschrieben. Zudem wird die Situation der Sowjetunion nach der Revolution und die Notwendigkeit einer militärischen und industriellen Aufrüstung erläutert.
Das Kapitel „Zusammenarbeit Deutschland-Sowjetunion" befasst sich mit der Entwicklung der Kooperation zwischen den beiden Ländern, die in verschiedene Phasen unterteilt wird. Die erste Phase von 1920 bis 1923 ist geprägt von militärischer Ungewissheit und ersten Versuchen der Zusammenarbeit. Das Krisenjahr 1923, das von der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien geprägt war, stellt eine Herausforderung für die Zusammenarbeit dar. Die Phase von 1923 bis 1926, die von der Locarno-Phase geprägt ist, ist durch eine verstärkte Zusammenarbeit und die zunehmende Bedeutung der militärischen Kooperation gekennzeichnet.
Das Kapitel „Panzerschule Kazan" widmet sich der Gründung und der Tätigkeit der Panzerschule Kama, die als ein wichtiger Bestandteil der deutsch-sowjetischen Rüstungszusammenarbeit gilt. Es werden die Hintergründe der Gründung, die Ziele und die Organisation der Schule sowie die technischen Erprobungen von Panzerfahrzeugen beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die geheime Rüstungszusammenarbeit, die Panzerschule Kama, die deutsche Aufrüstung, die Reichswehr, die Sowjetunion, der Versailler Vertrag, die Panzerwaffe, der Blitzkrieg und der Zweite Weltkrieg. Die Arbeit analysiert die Hintergründe und die Entwicklung der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit im Bereich der Rüstungstechnik und beleuchtet ihren Einfluss auf die Entstehung der deutschen Panzerwaffe.
- Quote paper
- René Zimmermann (Author), 2012, Geheime Rüstungszusammenarbeit zwischen der Sowjetunion und Deutschland in den 1920/30er Jahren. Die Panzerschule Kama, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266370
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