Der ethno-territoriale Konflikt zwischen Serben und Albanern gilt als einer der ältesten des Balkans. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen in die Zeit zurück, als die byzantinische Vorherrschaft auf dem Balkan vom osmanischen Reich zurückgedrängt wurde. Die albanische Bevölkerung, die unter der osmanischen Herrschaft größtenteils zum Islam konvertierte, wurde fortan von der serbischen Bevölkerung als Verbündeter der Osmanen und somit als Feind der serbischen Nation wahrgenommen. Für die serbisch-orthodoxe Kirche gilt das sogenannte Kosovo-Metohija schon seit jeher als Wiege der serbischen Nation. Die albanische Mehrheitsbevölkerung hingegen erhebt ihren Anspruch auf das Gebiet aufgrund ihrer frühen Ansiedlung in der Region. Daraus folgt, dass beide Volksgruppen das Gebiet des heutigen Kosovo für sich beanspruchen. Vor allem seit dem Fall des osmanischen Reichs und der Herrschaftsübernahme des serbischen Königreichs 1912 im Kosovo kam es zwischen den beiden Volksgruppen immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ein friedliches Zusammenleben hat es somit in der gemeinsamen Geschichte nie gegeben.
Den letzten Höhepunkt dieses tief verwurzelten Antagonismus bildete der Kosovo-Krieg von 1999. Nach den NATO-Lufteinsätzen und dem darauf folgenden Abzugs des serbischen Militärs aus dem Kosovo gelang es den KFOR-Truppen nicht, auf dem gesamten Territorium des Kosovo friedenssichernde Maßnahmen vorzunehmen. Vor allem im Norden des Kosovo hatte sich die serbische Bevölkerung in den Kommunen Leposavić, Zvećan, Zubin Potok und dem nördlichen Stadtteil Mitrovicas zurückgezogen und machte fortan ihr eigenes Recht geltend. Es entstanden parallele Staatsstrukturen, die von der serbischen Regierung mit jährlichen Zahlungen von über 360 Millionen Euro aufrecht erhalten wurden. Auch mit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Februar 2008 änderte sich nichts an der dortigen Lage. Die faktische Eigenständigkeit der schätzungsweise 55.000 – 65.000 Serben im Nord-Kosovo musste von der kosovarischen Regierung toleriert werden. Auf serbischer Seite wird die politische und geistliche Elite nicht müde zu wiederholen, dass der Kosovo integraler Bestandteil Serbiens sei und bleiben werde. Dementsprechend kommt für Belgrad offiziell eine de jure Anerkennung der kosovarischen Unabhängigkeit nicht in Frage. [...]
Inhaltsverzeichnis
- THEMA
- PROBLEMSTELLUNG UND LEITFRAGE
- FORSCHUNGSSTAND
- THEORETISCHER RAHMEN
- KERNANNAHMEN DES LIBERALISMUS
- DER KOMMERZIELLE LIBERALISMUS
- ABLEITUNG DER HYPOTHESE
- METHODIK
- DIE ROLLE DER EU
- EU-BEITRITTSPERSPEKTIVE
- EU-BEITRITTSBEDINGUNGEN
- NORMALISIERUNG DER BEZIEHUNGEN KOSOVO - SERBIEN
- KOSOVO
- PRÄFERENZEN DER WIRTSCHAFTSAKTEURE
- EXPORT
- IMPORT
- AUSLÄNDISCHE INVESTITIONEN
- DURCHSETZUNG DER PRÄFERENZEN
- KLIENTELISMUS
- KORRUPTION
- ABSTIMMUNGSVERHALTEN
- PRÄFERENZEN DER WIRTSCHAFTSAKTEURE
- SERBIEN
- PRÄFERENZEN DER WIRTSCHAFTSAKTEURE
- EXPORT
- IMPORT
- AUSLÄNDISCHE INVESTITIONEN
- DURCHSETZUNG DER PRÄFERENZEN
- KLIENTELISMUS
- KORRUPTION
- ABSTIMMUNGSVERHALTEN
- PRÄFERENZEN DER WIRTSCHAFTSAKTEURE
- ERGEBNISTEIL
- BIBLIOGRAPHIE
- LITERATURVERZEICHNIS
- QUELLENVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit den Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien, insbesondere am Beispiel des Normalisierungsabkommens vom 19. April 2013. Die Arbeit untersucht, warum es trotz des eingefrorenen Konflikts zu einer Normalisierung der Beziehungen kommen konnte. Hierzu wird der liberale Intergouvemementalismus als theoretischer Rahmen herangezogen, um die Rolle der innergesellschaftlichen Akteure in Kosovo und Serbien zu analysieren.
- Die EU-Osterweiterung als zentrales Mittel zur Annäherung von Kosovo und Serbien
- Die Rolle der EU-Konditionalitätspolitik bei der Gestaltung der Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien
- Die Präferenzen der Wirtschaftsakteure in Kosovo und Serbien im Hinblick auf die Normalisierung der Beziehungen
- Die Bedeutung von Klientelismus und Korruption für die Durchsetzung von Interessen in Kosovo und Serbien
- Die Auswirkungen des Normalisierungsabkommens auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung von Kosovo und Serbien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung dar und erläutert die historische Entwicklung des Konflikts zwischen Serben und Albanern im Kosovo. Es werden die Ursachen des Konflikts beleuchtet und die aktuelle Situation im Nord-Kosovo beschrieben. Zudem wird ein Überblick über den Forschungsstand zum Thema gegeben.
Das zweite Kapitel präsentiert den theoretischen Rahmen der Arbeit. Es werden die Kernannahmen des Liberalismus nach Andrew Moravcsik erläutert, insbesondere die kommerzielle Variante des Liberalismus. Diese Variante erklärt das Verhalten von Staaten anhand der gegebenen Anreize des Marktes, mit denen sich nationale und internationale Wirtschaftsakteure auseinandersetzen müssen. Die Hypothese der Arbeit lautet, dass es innergesellschaftliche Akteure in Kosovo und Serbien gibt, deren Präferenzen in der Ratifizierung des Normalisierungsabkommen mündeten.
Das dritte Kapitel untersucht die Rolle der EU im politischen Dialog zwischen Kosovo und Serbien. Es werden die EU-Beitrittsperspektive, die EU-Beitrittsbedingungen und das Normalisierungsabkommen als spezifische EU-Bedingung für die beiden Länder analysiert. Die EU setzt die „carrot and stick"-Methode ein, um die Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien zu beeinflussen. Die EU bietet Anreize für eine Normalisierung der Beziehungen, gleichzeitig werden aber auch Sanktionen angedroht, falls es zu keiner Kooperation kommt.
Das vierte Kapitel analysiert die Präferenzen der Wirtschaftsakteure im Kosovo. Es wird gezeigt, dass die Wirtschaftsakteure im Kosovo ein großes Interesse an gesteigerten Handelsbeziehungen zu den EU-Staaten, der Senkung der Importkosten und der Förderung ausländischer Investitionen haben. Diese Präferenzen werden durch die politische und wirtschaftliche Instabilität des Landes erschwert. Die Arbeit untersucht zudem die Rolle des Klientelismus und der Korruption in der Durchsetzung von Interessen im Kosovo.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Präferenzen der Wirtschaftsakteure in Serbien. Es wird deutlich, dass die Wirtschaftsakteure in Serbien ebenfalls ein großes Interesse an der Öffnung des EU-Marktes für serbische Waren, der Erleichterung von Importen aus der EU und der Förderung ausländischer Investitionen haben. Die Arbeit zeigt, dass die serbische Wirtschaft von den Handelsübereinkünften mit der EU profitiert, jedoch die politische und wirtschaftliche Instabilität des Landes die Investitionsbereitschaft ausländischer Unternehmen hemmt. Auch in Serbien spielt der Klientelismus und die Korruption eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung von Interessen.
Das sechste Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen. Es wird gezeigt, dass die konvergierenden Präferenzen der Wirtschaftsakteure in Kosovo und Serbien, die durch die EU-Anreize verstärkt wurden, letztendlich zur Ratifizierung des Normalisierungsabkommens führten. Die Arbeit argumentiert, dass die EU-Osterweiterung als zentrales Mittel zur Annäherung von Kosovo und Serbien dient und dass die EU-Konditionalitätspolitik eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern spielt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kosovo, Serbien, Normalisierungsabkommen, EU-Osterweiterung, EU-Konditionalitätspolitik, Wirtschaftsakteure, Klientelismus, Korruption und Staatspräferenzen. Die Arbeit analysiert die Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien im Kontext der EU-Osterweiterung und untersucht die Rolle der Wirtschaftsakteure und ihrer Präferenzen bei der Gestaltung der Beziehungen.
- Citation du texte
- Fellanza Podrimja (Auteur), 2013, Die Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266294
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