Die Schülerschaft einer Schule ist eine heterogene und keine homogene Gruppe. Die Gesellschaft ist durch sozio-kulturelle und sprachliche Pluralität geprägt. In der öffentlichen Diskussion wird dies mitunter voreilig als ein Problem bewertet. Vordergründig ist diese Heterogenität jedoch schlicht eine Tatsache, mit der sich jeder Lehrer auseinandersetzen sollte. Das erziehungswissenschaftlliche Gegenstandsfeld der interkulturellen Bildung hilft dabei – vor allem den Lehrenden – mit diesem Umstand umzugehen (vgl. Krüger-Potratz 2003, S.9). Zur interkulturellen Bildung reicht es nicht aus bloßes Wissen über Migration und die Kultur (im weitesten Sinne) der zugewanderten Gruppen zu vermitteln. Vielmehr geht es im Allgemeinen darum, dass Lehrende in einer immer heterogener werdenden Gesellschaft die „Fähigkeit zum Umgang mit Verschiedenheit entwickeln“. Interkulturelle Bildung und Erziehung wird daher auch als „integralen Bestandteil der Lehrerbildung und somit als Querschnittsaufgabe und Schlüsselqualifikation“ definiert. (ebd., S.10f). Angesichts der sprachlichen Heterogenität (nur etwa zwei Drittel der Schüler beherrschen die Unterrichtssprache zum Zeitpunkt der Einschulung) ist es von zentraler Bedeutung das Lehrpersonal darauf aufmerksam zu machen und sie im angemessenen Umgang mit dieser Heterogenität als wertneutrale Tatsache zu schulen, denn es ist die Schule, die hauptsächlich für die sprachliche Bildung aller Kinder unabhängig von der sozio-kulturellen Zugehörigkeit verantwortlich ist. Sprachliche Bildung ist dabei als ein wesentlicher Bestandteil interkultureller Bildung zu verstehen (ebd., S.13f). Auch das Thema der migrationsbedingten Mehrsprachigkeit im Kontext der Schule, mit dem sich diese Arbeit befassen wird, ist vor diesem Hintergrund von besonderer Relevanz. Die Landessprache eines Staates ist nicht zwingend für alle in diesem Land lebenden Menschen auch die Erstsprache. Vor allem Menschen, die erst im Laufe ihres Lebens in ein bestimmtes Land zuziehen, sehen sich in der Folge mit (mindestens) einer weiteren Sprache konfrontiert. Unabhängig davon, wie die daraus resultierende Mehrsprachigkeit vieler Menschen zu bewerten ist, ist es jedoch Aufgabe der interkulturellen Bildung dabei zu helfen mit dieser Mehrsprachigkeit angemessen umzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Bedeutung der interkulturellen Erziehungswissenschaft und Relevanz von Mehrsprachigkeit als Thema interkultureller Bildung
- Einordnung des Forschungsgegenstandes und des Zugangs in die Forschungslandschaft interkultureller Bildungsforschung
- Migrationsbedingte lebensweltliche Mehrsprachigkeit
- Historisch vergleichender Blick auf Mehrsprachigkeit
- Sicht auf Mehrsprachigkeit im 18. und 19. Jahrhundert: Entstehung des „monolingualen Habitus"
- Umgang mit Mehrsprachigkeit seit den 1960ern
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit migrationsbedingter lebensweltlicher Mehrsprachigkeit im deutschen Bildungssystem. Sie analysiert die historische Entwicklung des „monolingualen Habitus" und dessen Auswirkungen auf die Integration von mehrsprachigen Kindern und Jugendlichen in Schule und Gesellschaft.
- Die Entstehung des „monolingualen Habitus" im Kontext der Nationenbildung und die daraus resultierende Abwertung von Mehrsprachigkeit.
- Der Wandel der Migrations- und Integrationspolitik seit den 1960ern und die zunehmende Bedeutung von Mehrsprachigkeit als Ressource.
- Die Herausforderungen, die sich aus der habitualisierten Homogenitätselwartung für die Integration von mehrsprachigen Schülern ergeben.
- Die Bedeutung von interkultureller Bildung und Erziehung für den Umgang mit sprachlicher Heterogenität.
- Die Notwendigkeit, Mehrsprachigkeit als Chance für die Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu begreifen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Relevanz von Mehrsprachigkeit als Thema interkultureller Bildung und Erziehung. Sie verdeutlicht, dass die Schülerschaft an Schulen zunehmend heterogen ist und Lehrende die Fähigkeit zum Umgang mit Verschiedenheit entwickeln müssen.
Das zweite Kapitel ordnet den Forschungsgegenstand in die Forschungslandschaft der interkulturellen Bildungsforschung ein. Es wird die Entwicklung der Ausländerpädagogik hin zur interkulturellen Bildungsforschung aufgezeigt und die verschiedenen Vergleichsperspektiven der Forschung beleuchtet.
Kapitel 3 definiert den Begriff der „migrationsbedingten lebensweltlichen Mehrsprachigkeit" und verdeutlicht die sprachliche Heterogenität in Deutschland anhand von Statistiken und Studien.
Kapitel 4 nimmt einen historisch vergleichenden Blick auf Mehrsprachigkeit. Es wird die Entstehung des „monolingualen Habitus" im 18. und 19. Jahrhundert und dessen Einfluss auf das deutsche Bildungssystem beleuchtet.
Kapitel 4.2 analysiert den Umgang mit Mehrsprachigkeit seit den 1960ern. Es werden die Entwicklung der Migrations- und Integrationspolitik, die Entstehung der Ausländerpädagogik und die zunehmenden Bemühungen um die Anerkennung von Mehrsprachigkeit als Ressource beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den „monolingualen Habitus", migrationsbedingte lebensweltliche Mehrsprachigkeit, interkulturelle Bildung, Integration von Migrantenkindern, sprachliche Heterogenität, Bildungsbenachteiligung und Schulentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Saleem Arif (Autor:in), 2013, Migrationsbedingte lebensweltliche Mehrsprachigkeit und monolingualer Habitus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266252
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