Seit geraumer Zeit versuchen Forscher die zahlreichen Einflussfaktoren auf Medienauswahlprozesse und ihren Nutzen für den Rezipienten zu entschlüsseln. Was motiviert Menschen, sich einem bestimmten Unterhaltungsangebot zuzuwenden und bei einem anderen wegzuschalten? Erklärungsansätze zeigen sich beispielsweise in Zillmann’s Mood- Mangement-Theorie oder in dem unter Kommunikations- und Medienwissenschaftlern populäre Uses-and-Gratifications-Ansatz (vgl. Rubin, 1994). Diese Ausarbeitung soll sich jedoch mit der Frage nach sozialen Vergleichsprozessen als Nutzungsmotiv beschäftigen. Als theoretische Grundlage dieser Ausarbeitung soll Festingers Theorie sozialer Vergleichsprozesse (1954) dienen, doch er formulierte nie eine konkrete Begriffserklärung. J.V. Wood definiert den Begriff jedoch wie folgt: „Specifically, social comparison is defined as the process of thinking about information about one or more other people in relation to the self.” (1996, S. 521). Festinger zufolge können soziale Vergleiche durch den Wunsch nach einer akkuraten Selbstbewertung, -verbesserung oder Selbstwertdienlichkeit motiviert sein, weswegen die Prozesse in aufwärts- und abwärtsgerichtete sowie Lateralvergleiche aufgegliedert werden.
Da es zum spezifischen Prozess des soziale Vergleichs mit Medienpersonen bis jetzt noch keine genaue Forschung gibt, soll Festingers Theorie auf das Verhältnis zwischen Medienfigur und Rezipient übertragen und sowohl ihre positiven Inspirations- und Einflussmöglichkeiten als auch ihre negativen, weniger erwünschten Komponenten, wie zum Beispiel eskapistische Verhaltenstendenzen, betrachtet werden. Besonders soll auf das Nutzungsmotiv der Stimmungsregulierung durch abwärtsgerichtete soziale Vergleiche eingegangen und ebenso instrumentelles Coping-Verhalten in die Analyse eingeschlossen werden. Beispiele aus dem Bereich des Affekt-TV und den Soap-Operas sollen hierbei als Verdeutlichung dienen. Gegen Ende der Arbeit soll noch einmal der Frage nachgegangen werden, wie gut die Ergebnisse aus der sozialpsychologischen Forschung auf die medienpsychologische Problemstellungen übertragbar sind und welchen Forschungsfragen in Zukunft noch nachgegangen werden muss.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Theorie sozialer Vergleichsprozesse
2.1 Der Lateralvergleich
2.2 Der aufwärtsgerichtete Vergleich
2.3 Der abwärtsgerichtete Vergleich
3. Soziale Vergleiche mit Medienpersonen
3.1 Eskapismus als Mediennutzungsmotiv
3.2 Soziale Vergleiche zur Stimmungsregulierung
4. Fazit
1. Einleitung
Seit geraumer Zeit versuchen Forscher die zahlreichen Einflussfaktoren auf Medienauswahl- prozesse und ihren Nutzen für den Rezipienten zu entschlüsseln. Was motiviert Menschen, sich einem bestimmten Unterhaltungsangebot zuzuwenden und bei einem anderen wegzuschalten? Erklärungsansätze zeigen sich beispielsweise in Zillmann’s Mood- Mangement-Theorie oder in dem unter Kommunikations- und Medienwissenschaftlern populäre Uses-and-Gratifications- Ansatz (vgl. Rubin, 1994). Diese Ausarbeitung soll sich jedoch mit der Frage nach sozialen Vergleichsprozessen als Nutzungsmotiv beschäftigen. Als theoretische Grundlage dieser Ausarbeitung soll Festingers Theorie sozialer Vergleichsprozesse (1954) dienen, doch er formulierte nie eine konkrete Begriffserklärung. J.V. Wood definiert den Begriff jedoch wie folgt: „Specifically, social comparison is defined as the process of thinking about information about one or more other people in relation to the self.” (1996, S. 521). Festinger zufolge können soziale Vergleiche durch den Wunsch nach einer akkuraten Selbstbewertung, -verbesserung oder Selbstwertdienlichkeit motiviert sein, weswegen die Prozesse in aufwärts- und abwärtsgerichtete sowie Lateralvergleiche aufgegliedert werden.
Da es zum spezifischen Prozess des soziale Vergleichs mit Medienpersonen bis jetzt noch keine genaue Forschung gibt, soll Festingers Theorie auf das Verhältnis zwischen Medienfigur und Rezipient übertragen und sowohl ihre positiven Inspirations- und Einflussmöglichkeiten als auch ihre negativen, weniger erwünschten Komponenten, wie zum Beispiel eskapistische Verhaltenstendenzen, betrachtet werden. Besonders soll auf das Nutzungsmotiv der Stimmungsregulierung durch abwärtsgerichtete soziale Vergleiche eingegangen und ebenso instrumentelles Coping-Verhalten in die Analyse eingeschlossen werden. Beispiele aus dem Bereich des Affekt-TV und den Soap-Operas sollen hierbei als Verdeutlichung dienen. Gegen Ende der Arbeit soll noch einmal der Frage nachgegangen werden, wie gut die Ergebnisse aus der sozialpsychologischen Forschung auf die medienpsychologische Problemstellungen übertragbar sind und welchen Forschungsfragen in Zukunft noch nachgegangen werden muss.
2. Die Theorie sozialer Vergleichsprozesse
Der von Festinger 1954 formulierten Theorie des sozialen Vergleichs liegt die Annahme zugrunde, dass Menschen fortwährend den Wunsch haben, sich in ihrer sozialen Umwelt richtig zu verhalten. Konformitätsdruck in Gruppensituationen und damit einhergehende Isolationsangst sind zwei Faktoren, welche die Suche nach sozialen Vergleichsinformationen noch weiter intensivieren können (vgl. Asch, 1955). Um geplante Handlungen als rechtmäßig oder falsch einstufen zu können, bedarf es einer korrekten Selbsteinschätzung, welche entweder durch objektive Informationen oder soziale Vergleiche erlangt werden kann. An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass Individuen, auch wenn objektive Vergleichsinformationen in Form von Messergebnissen oder Punktzahlen vorliegen, häufig zusätzlich soziale Vergleiche zur Orientierung heranziehen. Einige Forscher behaupten, dass diese Vergleiche häufig sogar noch von größerer Bedeutung seien (vgl. Frey, Dauenheimer, Parge, Haisch, 2001).
Soziale Vergleiche gelten als automatische Prozesse und benötigen keine besonderen kognitiven Kapazitäten (vgl. Gilbert, Giesler, Morris, 1995). Es ist jedoch auch möglich, dass sie erst durch bestimmte Motive ausgelöst werden, wie zum Beispiel durch das Bedürfnis nach einer akkuraten Selbstbewertung oder einer Selbstwertverbesserung. Man unterscheidet zwischen sozialen Vergleichen mit gleichrangigen, überlegenen oder unterlegenen Personen.
2.1 Der Lateralvergleich
Unter einem Lateralvergleich versteht sich der Vergleich mit einer Person, die sich in relevanten Attributen ähnelt und beispielsweise ein vergleichbares Leistungsniveau aufzeigt. Dieser Vergleich findet Anwendung, wenn sich die Person unsicher bezüglich seiner Meinungen oder Fähigkeiten ist und dient der Orientierung (vgl. Goethals, Darley, 1977). Der Vergleich mit anderen Personen ermöglicht eine Einschätzung der eigenen Leistung oder Positionierung. Diese adäquate Selbsteinschätzung ist grundlegend für eine Leistungsverbesserung, welche beispielsweise durch Idole inspiriert worden sein kann - dabei spricht man von aufwärtsgerichteten Vergleichen.
2.2 Der aufwärtsgerichtete Vergleich
Beim aufwärtsgerichteten Vergleich wird sich an einer überlegenen Person gemessen. Diesem Ansatz liegt die Annahme zu Grunde, dass jeder Mensch dauerhaft nach Verbesserung strebt. Die Vergleichsperson dient als Inspirationsquelle und Vorbild auf dem Weg, ein bestimmtes Ziel zu erreichen (vgl. Frey, Dauenheimer, Parge, Haisch, 2001, S. 91). Um sich tatsächlich zu verbessern, bedarf es zunächst einer korrekten Selbsteinschätzung, im Zuge dessen dann Vorbilder zur adäquaten Leistungsverbesserung herangezogen werden können. Eine korrekte Selbsteinschätzung ist aus dem Grunde entscheidend, da „eine verzerrte Wahrnehmung des Selbst zu überhöhten bzw. zu geringen Ansprüchen an die eigene Peron führen“ (Schemer, 2006, S. 84). Somit kann das optimale Verbesserungspotential nicht ausgeschöpft werden.
2.3 Der abwärtsgerichtete Vergleich
Beim Ansatz des abwärtsgerichteten Vergleichs gilt die Selbstwertdienlichkeit als Vergleichsmotiv. Hierbei steht das Bedürfnis im Vordergrund, das eigene Selbst positiv gegenüber den anderen abzugrenzen (vgl. Frey, Dauenheimer, Parge, Haisch, 2001). Durch einen abwärtsgerichteten Vergleich entsteht ein Überlegenheitsgefühl, welches in eine Stabilisierung oder sogar Steigerung des Selbstwertgefühls mündet. Des Weiteren stellt dieser Prozess eine Strategie zur Stressreduktion dar und kann der Entlastung dienen (vgl. Wills, 1981).
3. Soziale Vergleiche mit Medienpersonen
Wenn sich im näheren Umfeld eines Menschen keine passenden Vergleichspersonen finden lassen, können Individuen auf Medienpersonen zurückgreifen. Hier steht eine nahezu unbegrenzte Anzahl an potentiellen Vergleichspersonen zur Verfügung, die im näheren Umfeld einer Person in der Form nicht existieren können. Bente und Fromm (1997) zeigten beispielsweise, dass soziale Vergleiche ein entscheidender Faktor für die Nutzung von Affekt- TV-Formaten sind. Rezipienten wenden sich laut der Studie vor allem dem als sehr authentisch angesehenen Format zu, um Ratschläge für die Bewältigung des Alltags zu erhalten.
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- Arbeit zitieren
- Elena Horn (Autor:in), 2011, Unterhaltungsangebote als Auslöser sozialer Vergleichsprozesse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265128
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