[...] Zahlen die Kunden nicht fristgerecht, kann
ein Unternehmen ebenfalls seinen Verbindlichkeiten nicht nachkommen und bringt somit
andere Unternehmen in die gleiche Bedrängnis. „Denn die Liquidität eines Unternehmens ist
zu verstehen als seine Fähigkeit, die Fristigkeit der Mittelanlagen mit der Mittelverwendung
deckungsgleich zu bringen und noch etwas Reserve zugunsten der kurzfristig zu
regulierenden Verpflichtung übrig zu behalten.“1.
Heutzutage ist der Liquiditätsbedarf der Unternehmen höher denn je. Die Gründe hierfür
liegen vor allem in den verspäteten Zahlungseingängen auf offene Forderungen mit einem
Zahlungsziel von 20 Tagen, die jedoch erst nach durchschnittlich 44 Tagen beglichen
werden. Zwar besteht die Möglichkeit der kurzfristigen Finanzmittelbeschaffung auf dem
Kapitalmarkt, was jedoch die weiteren Kosten erhöhen, die Bilanzstruktur verlängern und
zudem für einen höheren Verschuldungsgrad der Unternehmung sorgen würde. Diese sich
immer weiter drehende Spirale würde dann zwangsläufig zu einer Herabsetzung des Rating
der Unternehmung führen, wodurch sich die Aussicht auf künftige Investitionen
verschlechtern würde, da die einst erworbene Kreditwürdigkeit nicht mehr vorhanden wäre.
Aufgrund eines zu hohen Verschuldungsgrades haben viele Kreditinstitute ohnehin ihre
Vergabe von Krediten in den letzten Jahren begrenzt. Die enorm angestiegene Anzahl an
Insolve nzen, über 40.000 im Jahr 2003, konnte daneben die Haltung der Banken natürlich
nicht verbessern. 2
Um nicht in diesen abwärts treibenden Strudel hineingesogen zu werden, bestehen für die
Unternehmen Alternativen der kurzfristigen Finanzmittelbeschaffung. Diese
Finanzierungsinstrumente zeichnen sich dadurch aus, dass sie dem Unternehmen einerseits
kurzfristig Liquidität verschaffen, so dass ein ggf. angebotener Skonto gesichert werden kann
und andererseits nicht zu einer Bilanzverlängerung führen. D.h. das Unternehmen kann ohne
eine Erhöhung des Verschuldungsgrades die anstehenden Verbindlichkeiten begleichen. Zu
diesen Finanzierungsinstrumenten zählen das Leasing, das Factoring und die Forfaitierung. In der folgenden Arbeit sollen nun nicht die Finanzierungssurrogate Leasing und
Forfaitierung erläutert werden. Diese Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit einer
finanzwirtschaftlichen Beurteilung des Factoring als kurzfristiges Finanzierungsinstrument.
1 Zitiert nach Schmitt, R. (1968), S. 9.
2 Vgl. Larek, E., Steins, U. (1999).S. 82.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Abgrenzung des Themas
- Gang der Untersuchung
- Wesen und Art des Factoring
- Die Geschichte des Factoring
- Der Factoring-Begriff
- Ablauf des Factoring
- Die Factoring-Bank
- Rechtliche Stellung des Factoring
- Dienstleistungsfunktion
- Delkrederefunktion
- Finanzierungsfunktion
- Arten des Factoring
- Echtes Factoring
- Unechtes Factoring
- Offenes/ Stilles Factoring
- Export-Factoring/ Import-Factoring
- Grenzen des Factoring
- Beurteilung des Factoring
- Vorteile des Factoring
- Nachteile des Factoring
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der finanzwirtschaftlichen Beurteilung von Factoring-Verträgen. Ziel ist es, die Funktionsweise und das Wesen des Factoring zu erläutern und dessen Vor- und Nachteile für Unternehmen aufzuzeigen. Dabei wird besonders auf die Bedeutung des Factoring als Instrument der kurzfristigen Finanzmittelbeschaffung eingegangen.
- Wesen und Funktionsweise des Factoring
- Arten und Formen des Factoring
- Rechtliche und finanzwirtschaftliche Aspekte des Factoring
- Vorteile und Nachteile des Factoring für Unternehmen
- Bedeutung des Factoring im Kontext der Finanzierungsinstrumente
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problemstellung des Factoring im Kontext der Liquiditätsbedarfs von Unternehmen dar. Sie erläutert den Handlungsdruck, der aus verspäteten Zahlungseingängen entsteht, und stellt das Factoring als eine Alternative zur kurzfristigen Finanzmittelbeschaffung vor.
- Im zweiten Kapitel wird das Wesen und die Art des Factoring genauer betrachtet. Es werden die Geschichte, der Begriff, der Ablauf und die verschiedenen Arten des Factoring sowie die rechtliche Stellung und die Funktionen des Factoring erläutert. Die Kapitel endet mit einer Darstellung der Grenzen des Factoring.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Beurteilung des Factoring aus finanzwirtschaftlicher Sicht. Es werden die Vorteile und Nachteile des Factoring für Unternehmen dargestellt und die Bedeutung des Factoring als kurzfristiges Finanzierungsinstrument analysiert.
Schlüsselwörter
Factoring, kurzfristige Finanzmittelbeschaffung, Liquidität, Dienstleistungsfunktion, Finanzierungsfunktion, Delkrederefunktion, Arten des Factoring, Vorteile, Nachteile, Beurteilung.
- Arbeit zitieren
- Michael Leeske (Autor:in), 2003, Zur finanzwirtschaftlichen Beurteilung von Factoringverträge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26502