Wer sind wir? Woher kommen wir?
Warum sind wir so, wie wir sind?
Diese zentralen Fragen nach unserer Herkunft und Identität stehen seit jeher im Zentrum menschlichen Interesses. Doch die Antworten sind nicht immer leicht zu finden, denn zur Lösung des Problems müssen wir uns auf eine Reise begeben, die das kritische Hinterfragen der eigenen gesellschaftlichen Konventionen genauso erfordert wie die Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit. Dass berühmte Persönlichkeiten wie Goethe oder Schopenhauer aus Deutschland stammen ist dabei genauso in unserem kollektiven Gedächtnis verankert wie die Tatsache, dass wir „Nachgeborene im Land der Täter“ sind. Doch obwohl wir uns der negativen Seiten unserer Geschichte, die unsere gemeinsame Erinnerung so intensiv geprägt haben, bewusst sind, lässt unser idealisiertes Selbstbild keine Identifikation damit zu.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich vor allem mit der Geschichte der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung und stellt in diesem Zusammenhang vier Modelle des kollektiven Gedächtnisses nach Halbwachs, Warburg, Nora und Assmann vor.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis
2.1 Der soziale Bezugsrahmen: Das Konzept der cadres sociaux
2.2 „Früher war alles besser.“ - Das intergenerationelle Gedächtnis
3. Aby Warburg: Kunst als „soziales Erinnerungsorgan“
4. Pierre Nora: Die Kraft der lieux de memoire
4.1 Das Verschwinden der milieux de memoire
4.2 Erinnerungsorte - „Orte“ der Erinnerung?
5. Aleida und Jan Assmann: Das kollektive Gedächtnis
5.1 Das kommunikative Gedächtnis
5.2 Das kulturelle Gedächtnis
5.3 ars und vis - Mnemotechniken vs. Erinnerungsprozesse
5.4 Speichergedächtnis und Funktionsgedächtnis
6. Weshalb die Vergangenheit nicht unwichtig ist - Ein Fazit
LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Wer sind wir? Woher kommen wir?
Warum sind wir so, wie wir sind?
Diese zentralen Fragen nach unserer Herkunft und Identität stehen seit jeher im Zentrum menschlichen Interesses. Doch die Antworten sind nicht immer leicht zu finden, denn zur Lösung des Problems müssen wir uns auf eine Reise begeben, die das kritische Hinterfragen der eigenen gesellschaftlichen Konventionen genauso erfordert wie die Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit. Dass berühmte Persönlichkeiten wie Goethe oder Schopenhauer aus Deutschland stammen ist dabei genauso in unserem kollektiven Gedächtnis verankert wie die Tatsache, dass wir „Nachgeborene im Land der Täter“1 sind. Doch obwohl wir uns der negativen Seiten unserer Geschichte, die unsere gemeinsame Erinnerung so intensiv geprägt haben, bewusst sind, lässt unser idealisiertes Selbstbild keine Identifikation damit zu.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich vor allem mit der Geschichte der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung und stellt in diesem Zusammenhang vier Modelle des kollektiven Gedächtnisses nach Halbwachs, Warburg, Nora und Assmann vor. Der Fokus soll vordergründig auf der Weiterentwicklung dieser noch sehr jungen Wissenschaft liegen, die in den sehr aufschlussreichen Erkenntnissen des Ehepaars Assmann ihren bisherigen Höhepunkt gefunden hat. Weiterhin soll geklärt werden, welchen Einflüssen das kollektive Gedächtnis unterliegt, unter welchen Umständen es sich verändert und wie es die Zukunft der nachfolgenden Generationen prägt. Nur wenn wir diese Zusammenhänge begreifen, können wir die eingangs gestellten Fragen für uns beantworten und dieses Wissen auch an Kinder und Jugendliche weitergeben, die sich oftmals besonders schwer tun, einen Bezug zur Vergangenheit herzustellen.2
2. Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis
Die Studien des Soziologen Maurice Halbwachs zur memoire collective gehören seit ihrer Veröffentlichung im Jahre 1939 zu den wichtigsten Arbeiten der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung und bildeten die Grundlage für weitere Untersuchungen zum kollektiven Gedächtnis. Namhafte Wissenschaftler wie Pierre Nora oder Aleida und Jan Assmann bezogen sich in ihren Werken immer wieder auf das theoretische Konstrukt der cadres socieaux und entwickelten schließlich international angesehene und bedeutsame Konzepte wie das der lieux de memoire und des „kulturellen Gedächtnisses“. Noch heute werden Halbwachs‘ Theorien an universitären Einrichtungen gelehrt und als Standardliteratur soziologischer und historischer Forschungen zum kollektiven Gedächtnis herangezogen.
2.1 Der soziale Bezugsrahmen: Das Konzept der cadres sociaux
Das Konzept der cadres sociaux beruht auf der Annahme, dass jeder Mensch Träger individueller Erinnerungen ist, deren Rekapitulation jedoch in Abhängigkeit zu sozialen Gegebenheiten steht. Laut Halbwachs gibt es ohne einen sozialen Bezugsrahmen auch keine Erinnerung, da unsere Denkweisen und unser durch Erfahrung geprägtes Wissen von der Interaktion und Kommunikation mit anderen abhängen:
„Es würde in diesem Sinne ein kollektives Gedächtnis und einen gesellschaftlichen Rahmen des Gedächtnisses geben, und unser individuelles Denken wäre in dem Maße fähig sich zu erinnern, wie es sich innerhalb dieses Bezugsrahmens hält und an diesem Gedächtnis partizipiert.“3
Ohne Bindung an unser soziales Umfeld gibt es demzufolge auch keinen - im metaphorischen Sinn gemeinten - „Raum“, in dem sich unsere Erinnerung bewegen und an ihre Grenzen stoßen könnte. Menschen ohne sozialen Bezugsrahmen - wie der „rätselhafte Findling“ Caspar Hauser - hätten demnach also kein Erinnerungsvermögen, weil sie die im Leben gewonnenen Erfahrungen nie mit ihren Mitmenschen austauschen konnten. Darüber hinaus verstehtHalbwachs „jedes individuelle Gedächtnis“ als einen „ ,Ausblickspunkt‘ auf das kollektive Gedächtnis.“4 Die durch Sozialisation geprägte eigene Sichtweise gegenüber der Familie, Freunden oder dem beruflichen Umfeld formt in Abhängigkeit zur jeweiligen Gruppe das kollektive Gedächtnis, indem „[das Individuum] sich auf den Standpunkt der Gruppe stellt, und das Gedächtnis der Gruppe sich verwirklicht und offenbart in den individuellen Gedächtnissen.“ Ohne die Partizipation jedes Mitglieds wird sich das kollektive Gedächtnis also nie vollständig zusammenfügen lassen. Umgekehrt kann sich ein Mensch nur an Ereignisse erinnern, die er in Rahmen einer bestimmten Gruppe erlebt hat. Kernpunkt der These ist also der Austausch von Erfahrungen innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft, der schließlich zur Herausbildung eines kollektiven Gedächtnisses führt. Individuelle Züge erhält das Gedächtnis eines Menschen nicht zuletzt durch die verschiedenen Gruppenzugehörigkeiten, die entscheidend sind für Inhalte und Ausprägungen der Erinnerungen.
Trotz vieler durchaus nachvollziehbarer Gedanken des Soziologen Halbwachs standen seine Thesen den zeitgenössischen Theorien Henri Bergsons und Sigmund Freuds entgegen, die Erinnerung als einen rein individuellen Prozess jedes Individuums interpretierten. Kritik erntete Halbwachs vor allem durch Kollegen der Universität Straßburg, namentlich Charles Blondel und Marc Bloch. Selbst Jahrzehnte nach dessen Tod vertraten viele Soziologen, Psychologen und Historiker wie Amos Funkenstein Meinungen, die eher die Thesen Freuds unterstützen:
„[...] consciousness and memory can only be realized by an individual who acts, is aware, and remembers. Just as a nation cannot eat or dance, neither can it speak or remember. Remembering is a mental act, and therefore it is absolutely and completely personal.”5
Einwänden gegen seine Theorien versuchte Halbwachs in einer weiteren Schrift entgegenzutreten. Nach Veröffentlichung seines ersten Werks „Les cadres sociaux de la memoire“ wurde 1950 „La memoire collective“ veröffentlicht. Darin erweiterte er den Begriff des kollektiven Gedächtnisses und differenzierte diesen anhand einiger Fallbeispiele aus den Bereichen Familie und Religion.
2.2 „Früher war alles besser.“ - Das intergenerationelle Gedächtnis
Die Familie war und ist ein wunderbarer sozialer Raum, in dem sich die meisten Menschen glücklich und entspannt fühlen. Familiengeschichten - und seien sie noch so oft erzählt worden - sind häufig fester Bestandteil von Gesprächen bei Familienfesten und werden zumeist von den Großeltern oder Eltern in Form einer witzigen Anekdote eingeworfen. Auch eindrucksvolle Erlebnisse oder ungewöhnliche Situationen sind gerade bei Kindern und Enkelkindern, „die das Erinnerte nicht selbst miterlebt haben“6, sehr beliebt.
Das „Familiengedächtnis“ - ein intergenerationelles Gedächtnis - offenbart sich erst durch Kommunikation und gemeinsames Handeln innerhalb der Familie. Der Austausch von Erfahrungen und Erlebnissen betrifft all diejenigen Mitglieder,
„die den Erfahrungshorizont des Familienlebens teilen.“7 Folglich ist dieses kollektive Generationengedächtnis begrenzt, denn es geht nicht über die Erinnerungen der ältesten Familienmitglieder hinaus.
Für Halbwachs sind derartige Ereignisse eine „Rekonstruktion der Vergangenheit“ aus der Gegenwart heraus, die „durch andere, zu früheren Zeiten unternommene Rekonstruktionen vorbereitet [wurde],..“. Die Erinnerungen, in denen die Großeltern schwelgen, müssen also nicht immer auch den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen. Gehörtes oder Gelesenes verschmilzt zuweilen mit der eigenen Vorstellung und lässt aus einer individuellen wiederum eine kollektive Erinnerung werden.8 Dafür spricht auch die These, dass kollektive Gedächtnisse der Identitätsbildung dienen und gewisse Abwandlungen durchaus möglich sind, wenn dies den Bedürfnissen oder Interessen der Gruppe gerecht wird. Nach Halbwachs kann das Gedächtnis daher keinesfalls eine wahrheitsgetreue Darstellung der Vergangenheit sein und ist deshalb in jedem Fall von der zweiten Form des Vergangenheitsbezugs - der Geschichte - zu trennen. Diese beginnt „. im allgemeinen an einem Punkt [...], an dem die Tradition aufhört - in einem Augenblick, in dem das soziale Gedächtnis erlischt und sich zersetzt.“9
Wie relevant die Aufrechterhaltung der innerfamiliären Erinnerung für uns ist, betont auch Jan Assmann in seinen Ausführungen zum kulturellen Gedächtnis:
„Das [= die verkörperte Erinnerung] ist die Vergangenheit, die uns begleitet, weil sie zu uns gehört, weil ein lebendiges kommunikatives Bedürfnis besteht, sie gegenwärtig zu halten; sie trägt uns und wird von uns getragen. Wir erinnern sie, weil wir sie brauchen.“10
Besonders anschaulich wird hier das Wechselspiel zwischen Erinnerung und dem Akt des Erinnerns dargestellt. Allein durch Kommunikation innerhalb der Familie kann beides existieren, was auf ein Abhängigkeitsverhältnis von Gedächtnis und Gedenken schließen lässt.
3. Aby Warburg: Kunst als „soziales Erinnerungsorgan“
Unabhängig von Halbwachs‘ Theorien verfolgte sein Zeitgenosse Aby Warburg einen kunsthistorischen Ansatz, der ausschließlich kulturellen Symbolen die Kraft zur Auslösung von Erinnerungen zusprach. Mit dieser Annahme löste er sich von der Vorstellung eines rein körperbezogenen Erinnerungsvermögens und übertrug den Begriff vor allem auf die Kunst als „soziales Erinnerungsorgan“11. Demnach wäre jedem Kunstwerk eine gewisse emotionale Intensität - ein pathetischer Grundgedanke - inhärent, der dem Rezipienten unabhängig von Geschlecht, Alter oder Aufenthaltsort ein bestimmtes Gefühl vermittelt. Die transportierten Empfindungen lassen wiederum die Erinnerung an den dargestellten Moment wach werden. Aus Sicht Warburgs sind alle Kunstwerke, Artefakte oder Plastiken sowie alle abgebildeten Ornamente, Gegenstände 12, Gesichtsausdrücke und Gesten Erinnerungsträger, deren „mnemische Energie“ - ein körperimmanenter Speicher kollektiver Erfahrungen - „sich in der Berührung blitzartig wieder erschließen kann.“ In Anlehnung an diesen Gedanken existiert parallel zur geschriebenen Geschichte somit eine „lebendige Geschichte, die durch die Epochen hindurch fortbesteht oder sich erneuert und innerhalb der es möglich ist, eine ganze Anzahl jener ehemaligen Strömungen wieder zu finden, die nur scheinbar verschwunden waren.“13
Die Tragweite des Begriffs „Kunstwerk“ führte jedoch damals wie heute zu dem Problem, entsprechende Elemente per definitionem als solche zu deklarieren. Womöglich fand man deshalb auch nur einzelne Notizen Warburgs, deren Inhalte zwar in Relation zueinander standen, jedoch keinen Rückschluss auf eine wissenschaftlich fundierte Begriffsbestimmung oder erkennbare Systematik zuließen. Allerdings verfolgte der Kunsthistoriker mit der Übertragung der genannten Eigenschaften auf kulturelle Formen zum ersten Mal seit Beginn der Gedächtnisforschung einen disziplinübergreifenden Ansatz, der die Dehnbarkeit des Begriffs verdeutlichte und schließlich auch die „Gedächtnisförmigkeit der Kultur“ in den Blick nahm.14
Mit dieser außergewöhnlichen Vorstellung einer kunstbezogenen Gedächtniskultur ist es Warburg seinerzeit nicht gelungen, seine Kritiker zu überzeugen - uns ist er mit diesen völlig neuen Gedankengängen zumindest in Erinnerung geblieben.
4. Pierre Nora: Die Kraft der lieux de memoire
Die Idee einer strikten Trennung von Gedächtnis und Geschichte lebte auch nach Maurice Halbwachs‘ gewaltvollem Tod 1945 in dessen Werken weiter und beeinflusste das Denken nachfolgender Historiker und Philosophen. So zählt Pierre Noras 1984 erschienenes Werk „Les lieux de memoire“ neben der
„memoire collective“ heute zu den bedeutendsten Publikationen zur Gedächtnisforschung. In Anlehnung an die Halbwachssche Vorstellung eines kollektiven Gedächtnisses resümiert auch Nora:
„La memoire collective est le souvenir, ou l’ensemble de souvenirs, conscients ou non, d’une experience vecue et/ou mythifiee par une collictivite vivante de l’identite de laquelle le sentiment du passe fait partie integrante.”15
Diesen Überlegungen zufolge sind eine Gemeinschaft und ihre individuelle Erinnerungskultur unmittelbar miteinander verbunden - conscients ou non - bewusst oder unbewusst. Voraussetzung ist jedoch ein gewisses Gespür für vergangene Ereignisse, die unweigerlich identitätsbildend für diese Gemeinschaft sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob etwas selbst erlebt oder nur weitererzählt wurde. Demzufolge ist der kollektiven Erinnerung eine wichtige Eigenschaft inhärent, die dem historischen Gedächtnis nicht zugesprochen werden kann: die Anpassungsfähigkeit. Vergangene Geschehnisse können in einer Erzählsituation beliebig oder auch irrtümlich verändert werden, weil sie nicht schriftlich fixiert und somit auch nicht nachweisbar sind. Hierin liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen Geschichten und Geschichte.
Um zwischen beiden Begriffen besser differenzieren zu können, bietet sich eine genauere Überprüfung von Noras Sichtweise an. Im Gegensatz zur kollektiven Erinnerung ist das historische Gedächtnis für ihn „analytisch und kritisch, präzise und trennscharf“16. Die Flexibilität der gemeinschaftlichen Erinnerung, die auch für eine emotionale Bindung der Gruppe an ein Ereignis sorgt, fehlt völlig. So vermag das historische Gedächtnis nur objektive Fakten wiederzugeben, ohne die Leser oder Hörer auf der gefühlsbetonten Ebene zu berühren.
Für den Historiker Nora sind diese beiden Termini lange Zeit deckungsgleich verwendet - bisweilen sogar „verwechselt“ - worden: „Jusqu'a une epoche recente, en effet, histoire et memoire se sont plus ou moins confondues.“17 Er bezieht sich dabei speziell auf die Ursprungsmythen sowie die positivistische Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts, deren Inhalte bestimmten Zwecken wie beispielsweise der Darstellung eines idealisierten Gesellschaftsmodells dienen sollten. Vor dem Hintergrund ihrer Entstehung ist diese Theorie zwar nachvollziehbar, dennoch scheint sie - gerade in Bezug auf Diskussionen um die Konstrukthaftigkeit historischer Darstellungen - längst nicht mehr auf die Gegenwart anwendbar zu sein.
4.1 Das Verschwinden der milieux de memoire
Die Trennung von kollektivem und historischem Gedächtnis stellt nur einen zentralen Punkt in Noras Werken dar. Anders als Halbwachs hinterfragt er diese Tatsache und kommt zu der Erkenntnis, dass „es keine milieux de memoire mehr gibt“18. Aus seiner Sicht ist das kollektive Gedächtnis heute nicht mehr identitätsstiftend im Sinne der „memoire collective“, weil kein natürliches gruppenspezifisches Gedächtnis und das bereits erwähnte Gespür für vergangene Ereignisse existiert. Trotzdem geht die Erinnerung nicht verloren, sie wird nur auf etwas anderes übertragen.
4.2 Erinnerungsorte - „Orte“ der Erinnerung?
Einen Erinnerungsort verbindet man zumeist mit einem geographischen Ort, dem locus. Nora schreibt ihm nun die Fähigkeit des Speicherns unseres kollektiven Gedächtnisses zu und weitet den Begriff auf Kunstwerke, historische Daten und Persönlichkeiten, philosophische Texte sowie symbolische Handlungen aus.
Damit entwirft Nora ein zeitgemäßes Gedächtnismodell, das - ähnlich wie bei Warburg - einen disziplinübergreifenden Ansatz verfolgt.
Dennoch unterliegen auch Erinnerungsorte bestimmten Normen, die sie als solche kennzeichnen. Nora bezeichnet diese als die „drei Dimensionen der Erinnerungsorte“:
Materielle Dimension: Voraussetzung für einen Erinnerungsort scheint zunächst immer zu sein, dass man diesen auch sehen oder anfassen kann. Nora betont jedoch, dass neben Büchern oder Kunstwerken beispielsweise
auch Schweigeminuten eine materielle Dimension hätten, weil sie ein „materieller Ausschnitt einer Zeiteinheit“ seien.
Funktionale Dimension: Nicht jeder beliebige Gegenstand kann auch ein Erinnerungsort im Noraschen Sinn sein. So ist es eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass ein Objekt auch eine Funktion erfüllt, die die Erinnerung wachruft und aufrecht erhält.
Symbolische Dimension: Die Symbolik spielt neben der Funktion eine entscheidende Rolle, denn „am Anfang muss es einen Willen geben, etwas im Gedächtnis festzuhalten. Gäbe man das Prinzip dieser Vorgängigkeit auf, würde man schnell von einer enggefassten Definition [.] zu einer möglichen, aber unscharfen Definition abgleiten, die theoretisch jedes einer Erinnerung würdige Objekt einschlösse.“19
Trotz des Versuchs einer genauen Begriffsbestimmung erhebt Nora in seinen Aufsätzen beispielsweise auch Redewendungen zu Erinnerungsorten und stellt die an seine Theorie gekoppelten Kriterien für Kritiker damit in Frage.
5. Aleida und Jan Assmann: Das kollektive Gedächtnis
Angelehnt an das Halbwachssche Konzept der memoire collective und die damit verbundenen Denkanstöße zur Erforschung unserer Erinnerungskultur entstanden in den folgenden Jahrzehnten weitere Modelle eines kollektiven Gedächtnisses. Ausgehend von der „sozialen Basis“20 gelang es Jan Assmann schließlich, die Zusammenhänge von Kultur und Gedächtnis im Rahmen einer wissenschaftlichen Abhandlung konkret aufzuzeigen und im weiteren Verlauf „noch einen Schritt darüber hinauszugehen.“21
Ausgangspunkt der Assmann’schen Thesen ist die grundlegende Unterscheidung zwischen einem kommunikativen und einem kulturellen Gedächtnis. Basierend auf Halbwachs‘ Erkenntnissen grenzen sie diese Formen der Erinnerung deutlich voneinander ab und zeigen letztlich auch disziplinübergreifend, wie komplex die „Interaktionen zwischen Psyche, Bewusstsein, Gesellschaft und Kultur“ wirklich sind.22
5.1 Das kommunikative Gedächtnis
Jan Assmann bezeichnet Erinnerung als etwas, das durch äußere Einflüsse „in uns hineinwächst“23. Innerhalb dessen differenziert sich Erfahrenes und Erlerntes heraus und wird anschließend in einem episodischen oder semantischen Gedächtnis abgespeichert. Affektiv vermittelte Erlebnisse sind für uns von besonderer Bedeutung, denn sie prägen „Struktur, Perspektive [und] Relevanz“24 unserer Erinnerungen und werden daher dem semantischen - in übertragener Weise sinngebendem - Gedächtnis zugeordnet. Doch auch dem episodischen Gedächtnis spricht Assmann eine gewisse Sinnhaftigkeit zu, indem er diesbezüglich nochmals zwischen einem szenischen - visuell organsierten - und einem narrativen Gedächtnis unterscheidet. Demnach wäre das szenische Gedächtnis „eher sinnfern und inkohärent“, der narrative Erinnerungsspeicher hingegen „sinnhaft und kohärent aufgebaut.“25 Die eingangs erwähnte Annahme zum Erinnerungsvermögen Caspar Hausers wäre mit dieser These widerlegt, da sich selbst ein in Einsamkeit lebender Mensch aufgrund seines szenischen Gedächtnisses viele Erlebnisse wieder vor Augen führen kann. Assmann geht in diesem speziellen Fall jedoch von einem schwach ausgeprägten narrativen Gedächtnis aus, das zu Schwierigkeiten in der Unterscheidung zwischen tatsächlich Erlebtem und Geträumtem führt.26 Mit diesem Beispiel führt Assmann an den Schwerpunkt seiner Abhandlung zum menschlichen Erinnerungsvermögen heran: Den Zusammenhang zwischen Sozialisation und Gedächtnis. So berichten Menschen teilweise von Erlebnissen, die nicht den Tatsachen entsprechen und womöglich auf bereits erzählte oder schriftlich fixierte Ereignisse anderer Personen zurückzuführen sind. Der Grund für dieses Verhalten liegt Assmann zufolge in dem Wunsch nach Bindung und Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Somit ist dem kommunikativen Gedächtnis immer auch die Konnektivität zu unseren Mitmenschen als eine der wichtigsten Funktionen inhärent. Selbst das von Halbwachs betonte individuelle Gedächtnis sei „als solches eminent sozial, ebenso wie Sprache und Bewusstsein überhaupt.“27 Demnach müsste auch die Definition desselben um den sozialen Faktor erweitert werden, denn ein - streng genommen
- individuelles Gedächtnis wäre eine Art „.Privatsprache, die nur man selber versteht, also ein Sonderfall, eine Ausnahme.“28
Daraus leitet sich vor allem die Abhängigkeit dieses Gedächtnisses von dem sozialen Umfeld einer Person ab, denn ohne die zwischenmenschliche Kommunikation kann es sich nicht entwickeln oder - im metaphorischen Sinne - „wachsen“. Dies kann schließlich zu Sozialisations- und Gedächtnisstörungen wie im Fall Caspar Hausers führen. Aleida und Jan Assmann haben daher den Begriff des kommunikativen Gedächtnisses geprägt, der die Notwendigkeit des sprachlichen Austauschs innerhalb einer Gemeinschaft besonders hervorhebt. Werden Informationen zudem affektiv vermittelt, bleiben sie besonders lange im Gedächtnis. Diese Erkenntnis wird in den Ausführungen zur Didaktik der Geschichte noch eine bedeutende Rolle einnehmen.
5.2 Das kulturelle Gedächtnis
Die Grenzen des kommunikativen Gedächtnisses können aufgrund seiner Abhängigkeit von sozialen Gegebenheiten - insbesondere dem korrelativen Informationsaustausch innerhalb einer Gemeinschaft - recht klar gesetzt werden. Das auf diese Weise kommunizierte Wissen wird meist über drei Generationen weitergegeben und reicht selten über einen Horizont von 100 Jahren hinaus.
Das kulturelle Gedächtnis hingegen bewahrt und vermittelt das Selbstbild einer bestimmten Gesellschaft über einen wesentlich längeren Zeitraum. Erinnerungsträger sind in diesem Fall nicht die Biographien einzelner Individuen, sondern der in
„.jeder Gesellschaft und jeder Epoche eigentümliche Bestand an Wiedergebrauchs-Texten, -Bildern und -Riten [...], in deren Pflege sie (=die Gesellschaft) ihr Selbstbild stabilisiert und vermittelt, ein kollektiv geteiltes Wissen vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) über die Vergangenheit [...].“29
Im Gegensatz zum kommunikativen Gedächtnis besitzt der kulturelle Erinnerungsspeicher also ein hohes Maß an Geformtheit und wird immer ausgewählten Objekten, Sitten und Gebräuchen oder Traditionen zugeschrieben, die charakteristisch und somit identitätsstiftend für die Gruppe sind. Weiterhin ist das Präsentieren dieses Selbstbildes - das Widerspiegeln der eigenen Wahrnehmung nach außen - bezeichnend für das kulturelle Gedächtnis.30 In seiner gleichnamigen Abhandlung setzt sich Jan Assmann intensiv mit diesem Phänomen auseinander und stellt detailliert Unterschiede im kulturellen Gedächtnis verschiedener Hochkulturen heraus. Hierbei zeigen sich signifikante Unterschiede im Umgang mit der Vergangenheit und der damit verbundenen Antwort auf die Frage, wer wir sind.
Im Rahmen dieser Arbeit soll jedoch der Aufbau des kulturellen Gedächtnisses noch näher erläutert werden. Im Folgenden rücken daher die Assmann’schen Unterscheidungen des Gedächtnisses als ars und vis sowie des Funktions- und Speichergedächtnisses in den Fokus.
5.3 ars und vis - Mnemotechniken vs. Erinnerungsprozesse
„Wie nach Rom führen viele Wege zum Gedächtnis [.] Auf einem Wegweiser steht das Wort ars, auf dem anderen das Wort vis.“31
Mit diesen Worten führt Aleida Assmann in ihre 1999 erschienene Publikation „Erinnerungsräume“ ein und stellt sogleich zwei wichtige Termini in den Vordergrund. Dabei bezieht sie sich zunächst auf die antike Mnemotechnik als Hilfsmittel zur Speicherung von Informationen in unserem Gedächtnis. Das ars, im weitesten Sinne Gedächtniskunst, bezeichnet also ein Verfahren, „das die Identität von Einlagerung und Rückholung anzielt.“32 Bezogen auf unseren Alltag hilft uns diese Technik beispielsweise beim Auswendiglernen von Vokabeln, Gedichten oder historischen Daten; wir merken uns Fakten, weil wir später darauf zurückgreifen wollen. Dieses Verfahren zur Speicherung und Rückholung von Informationen durch ,bewusstes Erinnern‘ grenzt Assmann deutlich vom Prozess des Erinnerns - dem vis - ab. Im Laufe dieses Prozesses ist unser immanenter Gedächtnisspeicher einer ständigen Transformation durch eine native Kraft ausgesetzt, die - einfach gesagt - über Vergessen, Verdrängen und Erinnern entscheidet. Ohne diese Energie gäbe es in unserem Gedächtnis keine Selektion, kein Abwägen der Relevanz einer Information. Sie sorgt dafür, dass wir auf unwichtiges Wissen verzichten oder bereits abgespeicherte Erinnerungen „zu einer Neubestimmung [.] veranlassen.“33 Dieses wechselseitige Verhältnis von Erinnern und Vergessen stellt einen wahren Kraftakt für unser Gehirn dar, denn jede neu aufgenommene Nachricht zieht ein Ermessen ihres Stellenwertes nach sich. Außerdem kann es in bestimmten Situationen zu Konflikten im Bereich des „gewollten Erinnerns“ - beispielsweise bei der Prüfungsvorbereitung - kommen, da wir die für eine Prüfung relevanten Informationen häufig nur schwer abspeichern können. Andere Zusammenhänge desselben Fachbereichs, die uns interessieren und sich deshalb schnell einprägen, spielen in der Testsituation wiederum keine Rolle. So kommt es auch, dass es vor allem Schülern und Studenten manchmal so geht wie der berühmten Schriftstellerin Nelly Sachs: „Nur was ich vergessen soll, vergesse ich nicht.“
5.4 Speichergedächtnis und Funktionsgedächtnis
Das kulturelle Gedächtnis ist zweifellos komplexer aufgebaut als bisher dargestellt. Um den Umgang unseres Gehirns mit neuen Information noch genauer beschreiben zu können, hat Aleida Assmann die Begriffe Funktions- und Speichergedächtnis geprägt. Demnach werden alle „bedeutungsgeladenen Elemente“ die einen Bezug zur Gemeinschaft oder bestimmten Werte und Vorstellungen zulassen, im Funktionsgedächtnis abgelegt, welches dadurch - im übertragenen Sinne - „bewohnt“ ist.34 Es folgt einer diachronen Zeitstruktur und formt aus den vorhandenen Elementen ein logisches, nachvollziehbares Konstrukt. Damit fungiert es als identitätsstiftendes Gedächtnis, welches die Fülle an Daten perspektivisch gebraucht und so formt, dass unser kollektives Selbstbild dadurch bestätigt wird. Als Basis dieses - gewissermaßen – flexiblen Gedächtnisses fungiert das Speichergedächtnis. Dieses „Reservoir zukünftiger Funktionsgedächtnisse“ folgt einer anachronen Zeitstruktur und bezieht sich daher weder auf eine bestimmte Vergangenheit noch auf die Gegenwart. Seine Unabhängigkeit spiegelt sich auch im autonomen Status der zur Verfügung stehenden Inhalte wieder. Erst wenn diese Elemente für die Gesellschaft „nützlich“ werden, können sie in das Funktionsgedächtnis übergehen und ihren Zweck erfüllen.35 In Ihrem Aufsatz „Das Gestern im Heute“ legt Aleida Assmann die Gründe für den Nutzen des Speichergedächtnisses wie folgt dar:
„Auf kollektiver Ebene enthält das Speichergedächtnis das unbrauchbar, obsolet und fremd Gewordene, das neutrale, identitäts-abstrakte Sachwissen, aber auch das Repertoire verpasster Möglichkeiten, alternativer Optionen und ungenutzter Chancen [.] Die strukturlosen, unzusammenhängenden Elemente treten ins Funktionsgedächtnis als komponiert, konstruiert, verbunden ein. Aus diesem konstruktiven Akt geht Sinn hervor, eine Qualität, die dem Speichergedächtnis grundsätzlich abgeht.“36
Mit diesem Modell gelingt es der Verfasserin, das Forschungsfeld disziplinübergreifend zu erweitern, Veränderungsprozesse des kulturellen Gedächtnisses schlüssig zu erläutern und so bestimmte Phänomene begreifbar zu machen. So ist es beispielsweise möglich, Entstehung und Wandel von Traditionen - einen Teilbereich des Funktions- und Speichergedächtnisses - genau nachzuvollziehen und das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft zu rekonstruieren. Für den Umgang mit Anderen sind diese Erkenntnisse genauso von Bedeutung wie für die Einschätzung des eigenen kulturellen Status und der Faktoren, die uns zu demjenigen machen, der wir sind. Nur wenn wir unser Gegenüber vor dem Hintergrund seiner kulturellen Einflüsse betrachten, können wir sein Verhalten richtig einschätzen, verstehen und beurteilen.
6. Weshalb die Vergangenheit nicht unwichtig ist - Ein Fazit
Ein disziplinübergreifender Blick ins Albert Einsteins „Weltbild“37 bietet sich an dieser Stelle in jedem Fall an. Die Gedanken des Physikers geben die späteren Erkenntnisse Assmanns bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder:
„An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang, sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit. Schopenhauers Spruch: ,Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will‘, hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt und ist mir beim Anblick und beim Erleben der Härten des Lebens immer ein Trost gewesen und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz.“38
Einstein vermittelt hier bereits, wie relevant nicht nur äußere Einflüsse, sondern auch das von Geschichte und Kultur geprägte Gedächtnis eines Menschen für das Zusammenleben ist. Das „Weltbild“ ist unter anderem ein Plädoyer für mehr Akzeptanz unter den „Erdenkindern“ 39, eine Aufforderung, „. uns selbst und die anderen nicht gar zu ernst zu nehmen.“40 Unsere Aufgabe besteht wohl in erster Linie darin, an uns selbst zu arbeiten, die eigene Identität und die der anderen zu hinterfragen und fehlerhafte Wahrnehmungen aufzudecken, um so schließlich größtmögliche Toleranz gegenüber jedem anderen Menschen zeigen zu können.
Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass uns diese Fähigkeit „von Natur aus“ bereits in ihrer gesamten Tragweite gegeben wäre. Sie voll auszubilden muss als ethische Aufgabe verstanden werden, deren Erfüllung das kollektive Gedächtnis zukünftiger Generationen maßgeblich beeinflusst.
So bleibt abschließend festzuhalten, dass die Forschungsergebnisse Halbwachs‘ und Noras in Ansätzen richtig sind, sofern sie sich auf die Prägung des kollektiven Gedächtnisses durch ein soziales Umfeld beziehen. Ein komplettes Verschwinden der milieux de memoire kann durchaus infrage gestellt werden, dennoch stellt Noras Sicht auf die globalen Einflüsse und die Veränderungen innerhalb unserer Gesellschaft einen bis dahin unerwähnten Aspekt dar. Die präzise Trennungzwischen kommunikativem und kulturellem Gedächtnis durch Aleida und Jan Assmann zeigt uns sogar ein noch differenzierteres, disziplinübergreifendes Bild unserer Erinnerungskultur auf und rekonstruiert in der Folge auch ihre Wandlungsmöglichkeiten. Mithilfe dieser Erkenntnisse ist es uns möglich, ein Bewusstsein für unsere kollektive Vergangenheit zu schaffen und uns selbst den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte zu stellen. Einzig durch den offenen Umgang mit diesen Ereignissen ist es uns möglich, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, denn unser kollektives Gedächtnis ist „.das einzige Medium generationsübergreifender Verantwortung.“41
Im Sinne Santayanas soll diese Arbeit daher mit einem der bekanntesten Zitate zur Vergangenheitsbewältigung schließen: „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.“42
LITERATURVERZEICHNIS
Primärliteratur
Assmann, Jan (Hrsg.): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1992.
Assmann, Aleida (Hrsg.): Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 20063.
Assmann, Jan (Hrsg.): Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien. München 20073.
Assmann, Jan / Hölscher, Tonio (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt a.M. 1988.
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Halbwachs, Maurice: La memoire collective. Paris 1950.
Halbwachs, Maurice: Les cadres sociaux de la memoire. Paris 1925.
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Meerbaum-Eisinger, Selma: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt. Gedichte eines jüdischen Mädchens an seinen Freund. Frankfurt a.M. 1987.
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Warburg, Aby: Der Bilderatlas Mnemosyne. Berlin 2000.
Wermke, Michael (Hrsg.): Die Gegenwart des Holocaust. ,Erinnerung‘ als religionspädagogische Herausforderung. Münster 1997.
Sekundärliteratur
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Gieschler, Sabine (Hrsg.): Leben erzählen. Von der Wiederbelebung einer Kulturtätigkeit in postmoderner Zeit. Münster 1999.
Robbe, Tilmann (Hrsg.): Historische Forschung und Geschichtsvermittlung. Erinnerungsorte in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft. Göttingen 2009.
Schwarzlose, Melanie (Hrsg.): Das Leben nach der Diktatur. Das Beispiel Argentinien. Norderstedt 2009.
Wermke, Michael (Hrsg.): Die Gegenwart des Holocaust. ,Erinnerung‘ als religionspädagogische Herausforderung. Münster 1997.
Aufsätze aus Fachzeitschriften und weiterführender Literatur
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Assmann, Aleida: Zur Mediengeschichte des kulturellen Gedächtnisses. In: Medien des kollektiven Gedächtnisses. Konstruktivität - Historizität - Kulturspezifität. Berlin 2004. S. 45 - 61.
Assmann, Jan: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. In: Ders. (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt a.M. 1988. S. 9 - 20.
Diers, Michael: Mnemosyne oder das Gedächtnis der Bilder. Über Aby Warburg. In: Oexle, Otto G. (Hrsg.): Memoria als Kultur. Göttingen 1995. S. 79 - 94.
Erbar, Ralph: Zeugen der Zeit? Zeitzeugengespräche in Wissenschaft und Unterricht. In: Geschichte für heute. Zeitschrift für historisch-politische Bildung, 5. Jg., Heft 3/2012, S. 5 - 19.
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Ginzburg, Carlo: Kunst und soziales Gedächtnis. Die Warburg-Tradition. In: Ders. (Hrsg.): Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. Berlin 1995. S. 63 - 127.
Heusler, Andreas: Von der „Hauptstadt der Bewegung“ zur „Weltstadt mit Herz“. Münchens kommunale Erinnerungskultur im Wandel. In: Zeitgeschichte. Stadt und Erinnerung. Zum Umgang mit der NS - Vergangenheit in österreichischen und deutschen Städten, 39. Jg., Heft 4/2012, S. 245 - 255.
Huber, Gabriele: Warburgs Ninfa, Freuds Gradiva und ihre Metamorphosen bei Masson. In: Baumgart, Silvia / Birke, Gotlind u.a. (Hrsg.): Denkräume. Zwischen Kunst und Wissenschaft. Berlin 1993. S. 443 - 460.
Nora, Pierre: Between Memory and History: Les lieux de memoire. In: Representations, Heft 26/1989, S. 7 - 24.
Sütterlin, Christa: Warburgs „Pathosformel“ als Leitfossil kulturgeschichtlicher und kollektiver Erinnerungsformen in der Kunst. In: Heller, Hartmut (Hrsg.): Wiederholungen von Wellengängen und Reprisen in der Kulturentwicklung. Berlin 2009. S. 149 - 176.
Theißen, Gerd: Kultur und Gedächtnis als ethische Aufgabe. In: Wermke, Michael (Hrsg.): Die Gegenwart des Holocaust. ,Erinnerung‘ als religionspädagogische Herausforderung. Münster 1997. S. 15 - 22.
[...]
1 Wermke, Michael (Hrsg.): Die Gegenwart des Holocaust. ,Erinnerung‘ als religionspädagogische Herausforderung. Münster 1997. Zitat S. 4.
2 Vgl. hierzu Meerbaum-Eisinger, Selma: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt. Gedichte eines jüdischen Mädchens an seinen Freund. Frankfurt a.M. 1987. Aus dem Gedicht „Warum soll ich trauern?“: ,Was geht mich das an? [...] Meine Zukunft liegt doch nicht in der Vergangenheit [...] Ich bin nicht dabei gewesen.. / S. 12.
3 Halbwachs, Maurice: Les cadres sociaux de la mémoire. Paris 1925. S. 21.
4 Ebd., S. 31.
5 Funkenstein: Collective Memory and Historical Consciousness. In: Brunner, Jose (Hrsg.): History and memory I. Tel Aviv 1989. Zitat S. 6.
6 Erll, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung.. Stuttgart 2011. Zitat S. 18.
7 Vgl. ebd., S. 19 f.
8 Halbwachs: Les cadres sociaux de la mémoire, S. 57.
9 Ebd., S. 66.
10 Assmann, Jan (Hrsg.): Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien. München 20073. Zitat S. 37.
11 Vgl. auch Schwarzlose, Melanie (Hrsg.): Das Leben nach der Diktatur. Das Beispiel Argentinien. S. 11; Sütterlin, Christa: Warburgs „Pathosformel“ als Leitfossil kulturgeschichtlicher und kollektiver Erinnerungsformen in der Kunst. In: Heller, Hartmut (Hrsg.): Wiederholungen von Wellengängen und Reprisen in der Kulturentwicklung. Berlin 2009. S. 149 - 176.
12 Für Warburg gehört beispielsweise neben der Kleidung auch der Faltenwurf der Kleidungsstücke dazu: „ ,Ihre heidnisch römische Abkunft verrät sich in dem gebauschten Gewand, in dem stilisierten Faltenwurf/ [...] Die stilisierte Faltung impliziert jenes ,Energiepotential‘, seinen [.] Zauber [...], der nicht zuletzt aus der Ambivalenz der Figur entspringt.“ Vgl. hierzu Huber, Gabriele: Warburgs Ninfa, Freuds Gradiva und ihre Metamorphosen bei Masson. In: Baumgart, Silvia / Birke, Gotlind u.a. (Hrsg.): Denkräume. Zwischen Kunst und Wissenschaft. Berlin 1993. S. 443 - 460. Dieses Beispiel verdeutlicht die Interpretationsspanne dieser Theorie und die Schwierigkeit, selbige genau zu definieren.
13 Vgl. auch Gieschler, Sabine (Hrsg.): Leben erzählen. Von der Wiederbelebung einer Kulturtätigkeit in postmoderner Zeit. Münster 1999. S. 314 - 328.
14 Vgl. Assmann, Aleida: Zur Mediengeschichte des kulturellen Gedächtnisses. In: Medien des kollektiven Gedächtnisses. Konstruktivität - Historizität - Kulturspezifität. Berlin 2004. S. 45 - 61. Zitat S. 46.
15 Vgl. Tilmann (Hrsg.): Historische Forschung und Geschichtsvermittlung. Erinnerungsorte in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft. Göttingen 2009. Seite 86 f.
16 Ebd. S. 86.
17 Vgl. Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. S. 25 - 30.
18 Vgl. hierzu Nora, Pierre: Between Memory and History: Les lieux de memoire. In: Representations, Heft 26/1989, S. 7 - 24. Zitat S. 10: „There are lieux de memoire, sites of memory, because there are no longer miliuex de memoire, real environments of memory.”
19 Zu den genaueren Voraussetzungen vgl. Nora: Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Berlin 1990: „Ein Gedächtnisort ist ein materieller Ausschnitt einer Zeiteinheit, der mit einer symbolischen Aura umgeben ist, und dazu dient, periodisch eine Erinnerung wach zu rufen. Gedächtnisorte besitzen einen materiellen, symbolischen und funktionalen Sinn. Sie werden durch ein Wechselspiel von Gedächtnis und Geschichte, eine Interaktion zwischen beiden Faktoren konstituiert.“ Zitat S. 26.
20 Mit der „sozialen Basis“ ist hier gemeint, „.dass unser Gedächtnis sich nur im Umgang mit anderen entwickelt.“ Vgl. hierzu Assmann: Religion und kulturelles Gedächtnis. Zitat S. 11.
21 Ebd. Zitat S. 11.
22 Ebd. Zitat S. 20.
23 Ebd. Zitat S. 12.
24 Ebd. Zitat S. 13.
25 Ebd. Zitat S. 20.
26 Ebd. Zitat S. 13.
27 Ebd. Zitat S. 12.
28 Ebd. Zitat S. 13.
29 Vgl. Assmann, Jan / Hölscher, Tonio (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt a.M. 1988. Zitat S. 15.
30 Vgl. Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. S. 56 – 58.
31 Vgl. Assmann, Aleida (Hrsg.): Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 2006³. Zitat S. 27.
32 Ebd. Zitat S. 28.
33 Ebd., Zitat S. 29
34 Ebd., S. 134 f.
35 Vgl. Aleida / Assmann, Jan: Das Gestern im Heute. Medien und soziales Gedächtnis. In: Merten, Klaus / Schmidt, Siegfried J. u.a. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen 1994. S. 114 – 140. Zitat S. 123.
36 Vgl. ebd., Zitat S. 134.
37 Einstein, Albert: Mein Weltbild. Ulm 2010.
38 Vgl. ebd. Zitat S. 8.
39 Vgl. ebd. S. 7 f.
40 Vgl. ebd. Zitat S. 8.
41 Theißen, Gerd: Kultur und Gedächtnis als ethische Aufgabe. In: Wermke, Michael (Hrsg.): Die Gegenwart des Holocaust. ,Erinnerung‘ als religionspädagogische Herausforderung. Münster 1997. S. 15 - 22. Zitat S. 21.
42 Santayana, George: The life of reason. The Phases of Human Progress. New York 1935. Zitat S. 115.
- Arbeit zitieren
- Cathleen Smoljanizki (Autor:in), 2013, Erinnerungskultur. Theorien zum kollektiven Gedächtnis nach Halbwachs, Warburg, Nora und Assmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264329
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