Zwei Parabeln von Günter Kunert, "Die Schreie der Fledermäuse" und "Die Maschine", wurden in dieser Arbeit analysiert, interpretiert und verglichen.
Günter Kunert: Zwei Parabeln: Die Schreie der Fledermäuse; Die Maschine
In den zwei Parabeln „Die Schreie der Fledermäuse“ und „Die Maschine“ von Günter Kunert handelt es sich jeweils um eine Minderheit bzw. etwas Wertloses, die beide durch Einschränkung der Überlegenen oder durch fehlende Zulage an Macht und an Wert gewinnen.
Worum geht es in der jeweiligen Parabel? Bei „Die Schreie der Fledermäuse“ wird beschrieben, wie sich Fledermäuse überhaupt orientieren: „Sie schreien laut, aber ihr Schreien wird nur von ihresgleichen gehört. [Sie] […] werfen ein Echo zurück, […] und das ihnen meldet […]“. (Z. 2 – 5 ff.). Demnach stoßen sie so hohe Ultraschalltöne aus, sodass diese von unserem menschlichen Gehör nicht mehr wahrgenommen werden können. Diese Töne werden „nur von ihresgleichen gehört“, zudem erkennen sie am Echo, ob ein Hindernis vor ihnen liegt oder nicht. Würde man ihnen nun „die Stimme“, den Ultraschall, wegnehmen, so „finden sie keinen Weg mehr“, sie würden überall anstoßen und schließlich tot zu Boden fallen. Demnach hätten sie keine andere Chance mehr. Der letzte Satz „Ohne sie nimmt […] überhand […]: Das Ungeziefer“ (Z. 7-8 ff) sagt aus, dass ohne die Fledermäuse, sich die vielen kleinen Insekte vermehren und ausbreiten können, da ja ihr natürlicher Feind, die Fledermaus, nicht mehr vorhanden ist.
Die zweite Parabel „Die Maschine“, beschreibt dagegen eine wundersame Maschine, die „stampfend, gefahrvoll, monoton und reichlich übertrieben [arbeitet]“ (Z. 3 ff), zudem wird sie als „Monument des Zeitalters“ (Z.2) bezeichnet, was deutlich macht, dass es sich hierbei um etwas ganz Besonderes und Unentbehrliches handeln muss. Die Faszination des Wunderwerkes wird weiter beschrieben „ein wundervolles System blitzender Räder, blinkender Kolben […] sich senkender Wellen“ (Z. 7-8 ff). Dann passiert etwas Unerwartetes, in diesem wundervollen Werk „war ein menschliches Teil, das wie von Schimmel überzogen schien […] und arhythmetisch regte.“ (Z. 8-10) Bei der Maschine handelt es sich laut der Beschreibung höchstwahrscheinlich um eine Dampfmaschine, denn diese wird ja mit Unermüdlichkeit und Dauerhaftigkeit in Verbindung gesetzt. In diesem Falle stellt der aus einer Öffnung heraustretende Wasserdampf das „unansehliche Teil“ dar, da er von weiß über grau bis hin zu einem sehr dunklen grau variieren kann und die Farbe an Schimmel erinnert. Des Weiteren steht die Maschine um die Mittagszeit still, es entweicht kein Wasserdampf mehr und somit erweist sich „das billigste […] und das am schlimmsten vernachlässigte [Teil]“ als „das teuerste […] scheinbar ersetzliche“ (Z. 14 – 16). Wenn dieses „kaputtgeht“ (Z. 16), dann fehlt der nötige Antrieb und „[es] wird […] nicht lange dauern, bis über den Beton Gras gewachsen ist“ (Z. 16 – 17). Damit ist gemeint, dass etwas nicht vollendet bzw. ausgeführt wird.
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- Citation du texte
- Sabine Wittig (Auteur), 2011, Parabelanalyse: Günter Kunert, Zwei Parabeln: "Die Schreie der Fledermäuse" und "Die Maschine", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264139