Das Motiv der Wahl zwischen Reichtum und Weisheit wird in der Forschung zum „Fortunatus“ als Hauptmotiv und Kernthema der Erzählung gewertet. Der Verfasser dieser Erzählung widmet sich damit einem Thema, welches seine Wurzeln im Alten Testament, der alttestamentarischen Weisheitslehre und insbesondere der Geschichte um die Weisheitswahl König Salomons findet. Obwohl genaue Angaben zum Verfasser bis in die heutige Zeit nicht rekonstruiert werden können, ist doch wahrscheinlich, dass er aus dem Bürgertum des 15. Jahrhunderts stammt. Die Ereignisse seiner Zeit, die Umbrüche vom feudalen zum frühkapitalistischen Gesellschaftssystem, spiegeln sich in der Erzählung wider und finden ihren Ausdruck nicht zuletzt im Motiv Reichtum gegen Weisheit. Obwohl der Verfasser sich direkt auf die alttestamentarische Weisheitslehre bezieht und angibt, seine didaktischen Absichten ebendieser Lehre unterzuordnen, finden sich in der Geschichte um „Fortunatus“ und seine Abenteuer doch Anhaltspunkte, welche sich der Absicht des Verfassers entgegenstellen und der Lehre des Alten Testaments widersprechen.
Die vorliegende Arbeit wird versuchen, den Grundwiderspruch in der Didaxe aufzudecken.
Da dieser Widerspruch im Kontext des zeitgeschichtlichen Gesellschaftssystems zu verstehen ist, wird sich der erste Abschnitt der Arbeit der Frage widmen, welche der Komponenten - Reichtum oder Weisheit – einen gesellschaftlichen Aufstieg zur damaligen Zeit ermöglichten. Von dieser theoretischen Grundlage ausgehend, führt der zweite Abschnitt der Arbeit direkt in die Erzählung des „Fortunatus“. In diesem Abschnitt soll sowohl die Funktion des Reichtums als auch die Funktion der Weisheit unter Berücksichtigung der im ersten Abschnitt herausgearbeiteten Ergebnisse und anhand der Erzählung überprüft und erläutert werden. Der dritte Abschnitt der Arbeit wird sich schließlich der Diskussion um das Grundproblem der bereits erwähnten widersprüchlichen Didaxe der Erzählung widmen. Ausgehend von den Funktionen des Reichtums und denen der Weisheit soll in diesem Abschnitt die Frage geklärt werden, inwieweit der Autor tatsächlich der vorgegebenen Intention folgt, dass „in alweg vernunfft und weißhait für all schaetz dieser welt / zu begeren und zu erwoelen ist“, und inwiefern und auf welche Art und Weise er sich in seiner Erzählung von dieser Didaxe entfernt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufstiegschancen in der spätmittelalterlichen Gesellschaft
- Reichtum
- Aufstieg durch Bildung
- Fortunatus
- Reichtum im Fortunatus
- Weisheit
- Weisheit als Welterfahrung
- Weisheit im Sinne selbstreflektierten Verhaltens
- Fazit: Didaxe
- Literaturliste
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Grundwiderspruch in der Didaxe des Volksbuches „Fortunatus". Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie sich der Konflikt zwischen Reichtum und Weisheit im Kontext der spätmittelalterlichen Gesellschaft und im Spannungsfeld zwischen alttestamentarischer Weisheitslehre und dem frühkapitalistischen Gesellschaftssystem darstellt.
- Das Motiv der Wahl zwischen Reichtum und Weisheit als zentrales Thema der Erzählung
- Die Rolle des Reichtums im Kontext des sozialen Aufstiegs und der Identitätsfindung im Spätmittelalter
- Die Funktion der Weisheit als Welterfahrung und als selbstreflektiertes Verhalten im Kontext der Erzählung
- Die Analyse des Grundwiderspruchs zwischen der Didaxe der alttestamentarischen Weisheitslehre und der Darstellung des Reichtums als Mittel zum sozialen Aufstieg in der Erzählung
- Die Interpretation der didaktischen Absicht des Verfassers und die Frage, inwieweit er sich von der alttestamentarischen Weisheitslehre entfernt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet das Motiv der Wahl zwischen Reichtum und Weisheit im Kontext der alttestamentarischen Weisheitslehre und der Geschichte um König Salomon. Sie stellt die Bedeutung des Motivs im „Fortunatus" dar und erläutert die zeitgeschichtlichen Hintergründe der Erzählung. Der erste Abschnitt der Arbeit widmet sich der Frage, welche Faktoren – Reichtum oder Weisheit – einen gesellschaftlichen Aufstieg im Spätmittelalter ermöglichten. Dieser Abschnitt untersucht die Auswirkungen der Geldwirtschaft auf die Ständeordnung und die Bedeutung von Bildung für den sozialen Aufstieg. Der zweite Abschnitt analysiert die Funktionen des Reichtums und der Weisheit in der Erzählung „Fortunatus". Er untersucht, wie der Reichtum als Mittel zur Identitätsfindung und zum sozialen Aufstieg fungiert und beleuchtet die Bedeutung von Fortunatus' unerschöpflichem Geldvermögen für seine Beziehungen zu anderen Menschen. Der dritte Abschnitt widmet sich der Weisheit als Welterfahrung und als selbstreflektiertes Verhalten. Er untersucht Lüpoldus' Rolle als erfahrener Reisender und die Frage, ob ihm Weisheit zugeschrieben werden kann. Der Abschnitt beleuchtet auch Fortunatus' Fähigkeit zur Selbstreflexion und die Frage, inwieweit er im Laufe der Erzählung zu Weisheit gelangt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den „Fortunatus", die Wahl zwischen Reichtum und Weisheit, die alttestamentarische Weisheitslehre, die spätmittelalterliche Gesellschaft, den sozialen Aufstieg, die Geldwirtschaft, die Ständeordnung, die Identitätsfindung, die Welterfahrung und die Selbstreflexion.
- Arbeit zitieren
- Iwa Juschak (Autor:in), 2007, Aufstiegschancen in der spätmittelalterlichen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263837
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