Die Erzählung „Tonio Kröger“ von Thomas Mann entstand zwischen 1899 und 1903, in der Zeit der Jahrhundertwende. Sie handelt vom Künstler Tonio Kröger, der aus einer bürgerlichen Familie im Norden stammt. Sein Vater ist Konsul Kröger, ein Getreidegroßhändler, und seine Mutter kommt aus dem Süden. Schon der Name Tonio Kröger ist eine Zusammensetzung von zwei gegensätzlichen Elementen, dem bürgerlich hoch angesehenen Namen Kröger und dem fremdartig wirkenden Namen Tonio, den er nach dem Bruder der Mutter bekommen hat. Die Erzählung zeigt dem Leser den Entwicklungsprozess des jungen Künstlers. Sie beginnt in seiner Jugendzeit, als er mit vierzehn Jahren schon Verse schreibt und ganz anders ist, als die Menschen seiner Umgebung. Tonio ist ein Sonderling, der von den Lehrern nicht beachtet und von seinen Schulkameraden misstrauisch beäugt wird. In der Erzählung wird der Weg des Protagonisten mit dessen aufkommenden Problemen, die sich für ihn aus seinem Bürgertum und seinem Künstlertum ergeben, geschildert. Die Unvereinbarkeit dieser beiden Elemente beschäftigt Tonio Kröger bis zum Ende des Werkes. Thomas Mann hat sich dazu wie folgt geäußert: „Sie [die Erzählung] handelt vom Süden und vom Norden und von der Mischung beider in einer Person: einer konfliktvollen und produktiven Mischung. Der Süden, das ist in dieser Geschichte der Inbegriff alles geistig-sinnlichen Abenteuers, der kalten Leidenschaft des Künstlertums; der Norden dagegen der Inbegriff aller Herzlichkeit und bürgerlichen Heimat, alles tief ruhenden Gefühls, aller innigen Menschlichkeit.“ Es wurde auch gesagt, dass „[…] sie […] auf sensible Weise auch die Identitätsfindung eines jungen Menschen unter dem Eindruck seiner gesellschaftlichen Umwelt [gestaltet].“. Die Aktualität, die dieses Werk in sich trägt, ist auch auf die Schwierigkeiten des jungen Künstlers mit dem Erwachsenwerden zurückzuführen, auf Probleme, die Jugendliche noch heute haben. Doch vor allem ist es die Künstlerproblematik, die Tonio Kröger in seinem Werdegang beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung
- Inhalt
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- Künstlerproblematik
- Zum ersten Kapitel
- Zum zweiten Kapitel
- Zum dritten Kapitel
- Zum vierten Kapitel
- Zum fünften Kapitel
- Zum sechsten Kapitel
- Zum siebten Kapitel
- Zum achten Kapitel
- Zum neunten Kapitel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Thomas Manns Erzählung "Tonio Kröger" im Hinblick auf die Künstlerproblematik. Sie untersucht, wie die Herkunft des Protagonisten, seine gegensätzlichen Eltern und die daraus resultierenden Spannungen und Widersprüche Tonios Lebensweg und seine künstlerische Entwicklung prägen.
- Der Konflikt zwischen Bürgertum und Künstlertum als zentrales Thema
- Die Bedeutung von Herkunft und Familiengeschichte für die Entwicklung des Protagonisten
- Tonios Suche nach Selbstfindung und Anerkennung
- Die Ambivalenz von Gefühl und Verstand in der künstlerischen Arbeit
- Die Rolle des Nordens und Südens als Metaphern für unterschiedliche Lebenswelten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Künstlerproblematik in den ersten acht Kapiteln der Erzählung und verzichtet auf eine Zusammenfassung des neunten Kapitels, um mögliche Spoiler zu vermeiden.
- Das erste Kapitel stellt den Protagonisten Tonio Kröger im Alter von vierzehn Jahren vor und zeichnet seine schwierige Integration in die bürgerliche Gesellschaft seiner Heimatstadt. Er zeigt sich früh als Außenseiter, was auf seinen südländischen Namen und seine musische Natur zurückzuführen ist.
- Im zweiten Kapitel begegnet Tonio der jugendlichen Ingeborg Holm und empfindet eine starke Liebe zu ihr, die jedoch nicht erwidert wird. Er ist gefangen im Zwiespalt zwischen der Sehnsucht nach dem „Normalen“ und seiner Andersartigkeit.
- Das dritte Kapitel zeigt Tonios Weg in den Süden, wo er sich der Kunst und dem ausschweifenden Leben hingibt. Er leidet unter dem Konflikt zwischen seinen künstlerischen Bedürfnissen und seinem bürgerlichen Gewissen.
- Das vierte Kapitel schildert Tonios Gespräch mit seiner Freundin Lisaweta Iwanowna. Er offenbart seine Sicht auf die Kunst und das Künstlerdasein als eine schmerzliche und einsame Erfahrung. Lisaweta weist ihn darauf hin, dass er ein „verirrter Bürger“ sei, der in der Kunst seine Heimat sucht.
- Das fünfte Kapitel beschreibt Tonios Reise in den Norden, die er als Flucht vor der Kunst und den Sehnsüchten des Südens interpretiert. Er sucht seine Wurzeln und die „reine“ Kunst des Nordens.
- Im sechsten Kapitel kehrt Tonio in seine Heimatstadt zurück und wird mit seinen Erinnerungen konfrontiert. Der Besuch des Hauses seiner Eltern und die Begegnung mit den Bürgern seiner Stadt verdeutlichen seine Ausgrenzung und seine Sehnsucht nach Zugehörigkeit.
- Das siebte Kapitel beschreibt Tonios Schifffahrt nach Dänemark und seine Erlebnisse auf See. Er findet für kurze Zeit Ruhe und Frieden, während das Meer seine inneren Konflikte widerspiegelt.
- Das achte Kapitel zeigt Tonios Aufenthalt in einem Badehotel in Dänemark, wo er die Ruhe und Natur genießt. Er begegnet einer Gesellschaft von Bürgern, die ihn an seine Jugendliebe erinnern, und spürt erneut seine Sehnsucht nach dem „Normalen“ und der Zugehörigkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Künstlerproblematik, Bürgertum, Künstlertum, Herkunft, Identitätsfindung, Nord-Süd-Konflikt, Sehnsucht, Liebe, Kunst, Leben, und die Bedeutung von Emotionen und Verstand in der künstlerischen Entwicklung.
- Citar trabajo
- Martin Notroff (Autor), 2010, Die Künstlerproblematik in Thomas Manns "Tonio Kröger", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263345