Die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass das Thema soziale Abhängigkeit und damit die Chancengleichheit im Bildungsbereich heute genauso aktuell ist wie vor dreißig Jahren. Dies wird durch sehr viele Untersuchungen dokumentiert, die sich in Bezug auf Bildung und Sozialstatus beziehen. Das Resümee dieser Untersuchungen zeigt, dass Schullaufbahnentscheidungen nicht unabhängig vom sozialen Status der Eltern getroffen werden, sondern sich vielfach aus einem Konglomerat von verschiedenen Komponenten zusammensetzen.
Nach eingehender Recherche ist dem AUTOR aufgefallen, dass es zwar im Bereich der Sozialforschung in berufsbildenden Schulen bezgl. Studien- und Berufswahl Untersuchungen gibt, (HAVERS, 1983, S. 5; auch LUDWIG, 2012, S. 48ff.) die aber vorzugsweise nur im dualem Ausbildungsbereich „Berufschule“ durchgeführt wurden. Weiters konnte eine Untersuchung von PFLANZL, SWOBODA, ausfindig gemacht werden, wo das Merkmal der Untersuchung vor allem auf die Persönlichkeitsmerkmale am Beginn der Ausbildung akzentuiert war. (PFLANZL, SWOBODA, 2012, S. 98ff.) Da der Autor dieser Studie ein neues Forschungsprojekt in der „Bedarfsorientierten Lehrerausbildung“ an der Pädagogischen Hochschule Wien 2013/14 bewilligt bekommen hat und wie eingangs erwähnt keine neueren Studien bzgl. Schichtzugehörigkeit an höheren technischen Lehranstalten ausfindig gemacht werden konnten, zieht der Autor die eigene erstellte Studie (HACKL, 1999) als Grundlage für das neue Forschungsprojekt heran. Weiters kann diese Studie auch in der Grundlagenforschung, bei der „Bedarfsorientierten Lehrerausbilung“ im Bereich „Wissenschaftliches Arbeiten“ für weitere Untersuchungen verwendet werden.
Die Frage, ob unterschiedliche Sozialbedingungen bei der Auswahl von verschiedenen Fachrichtungen in höheren technischen Bundeslehranstalten, im besonderen der Fachrichtungen Elektrotechnik, Maschinenbau und Bautechnik, verantwortlich gemacht werden können, war der Gegenstand meiner Untersuchung. In welchem Kontext steht die Auswahl der Fachrichtung zur Sozialschicht?
Als Pädagoge an einer höheren technischen Bundeslehranstalt fielen mir die unterschiedlichsten Imageunterschiede zwischen den einzelnen Fachrichtungen auf. Dieser Prestigeunterschied ist mir bei Schülern1 aber auch bei den Pädagogen aufgefallen. So stellte sich die Frage, von wo diese Unterschiede herrühren, bzw. welche Fachrichtung (in weiterer Folge Berufsrichtung) ein sogenanntes
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung und Problembegegnung
Der theoretische und bildungspolitische Bezugsrahmen des Gegenstandes der Untersuchung
2. Theorie zu Schicht und/oder Klassengesellschaft
2.1 Einleitung
2.2 Definition von Schicht, Milieu und sozialer Klasse
2.2.1 Milieu
2.2.2 Milieubegriff in der Soziologie
2.2.2.1 Milieu „inneres“
2.2.2.2 Milieu „äußeres“
2.2.3 Soziale Klasse
2.2.4 Soziale Schicht
2.3 Resümee
3. Berufsbildende höhere Schulen in Österreich
3.1 Einleitung
3.2.3 Berufsbildende höhere Schulen in Österreich
3.2.3.1 Höhere technische Bundeslehranstalten
3.3 Resümee
4. Methode
4.1 Einleitung
4.2 Hypothesenbildung
4.3 Versuchsplanung
4.4 Indikatoren bei der Messung des sozialen Status
4.4.1 Allgemeine formale Gütekriterien
4.4.1.1 Objektivität
4.4.1.2 Reliabilität
4.4.1.3 Validität
4.4.2 Skalenniveaus
4.4.2.1 Nominalskalenniveau
4.4.2.2 Ordinal- oder Rangskala
4.4.2.3 Intervallskala
4.4.2.4 Verhältnisskala
4.5 Auswahl des Erhebungsbogens
4.6 Ausführung des BRSS
4.7 Schichteinteilung im BRSS
4.8 Anleitung zur Berechnung des Index für den BRSS
4.9 Punktwertetabelle für die Auswertung des BRSS
4.10 Kriterien zur Festlegung der statistischen Methode
4.11 Organisatorische Formalitäten
4.12 Resümee
5. Evaluation
5.1 Einleitung
5.2 Erhebungsdurchführung
5.3 Stichprobenumfang
5.4 Normalverteilung
5.5 Haupttest
5.5.1 Statistische Auswertung
5.5.2 Erkenntnis
5.5.2.1 Statistische Interpretation
5.5.2.2 Inhaltliche Interpretation
5.6 Resümee
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang
8.1 Fragebogen
8.2 Auswertungsbogen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Histogramm und Kennwerte Normalverteilung
Abbildung 2: Liniendiagramm Mittelwertsverteilung
1. Einleitung und Problembegegnung
Die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass das Thema soziale Abhängigkeit und damit die Chancengleichheit im Bildungsbereich heute genauso aktuell ist wie vor dreißig Jahren. Dies wird durch sehr viele Untersuchungen dokumentiert, die sich in Bezug auf Bildung und Sozialstatus beziehen. Das Resümee dieser Untersuchungen zeigt, dass Schullaufbahnentscheidungen nicht unabhängig vom sozialen Status der Eltern getroffen werden, sondern sich vielfach aus einem Konglomerat von verschiedenen Komponenten zusammensetzen.
Nach eingehender Recherche ist dem Autor aufgefallen, dass es zwar im Bereich der Sozialforschung in berufsbildenden Schulen bezgl. Studien- und Berufswahl Untersuchungen gibt, (Havers, 1983, S. 5; auch Ludwig, 2012, S. 48ff.) die aber vorzugsweise nur im dualem Ausbildungsbereich „Berufschule“ durchgeführt wurden. Weiters konnte eine Untersuchung von Pflanzl, Swoboda, ausfindig gemacht werden, wo das Merkmal der Untersuchung vor allem auf die Persönlichkeitsmerkmale am Beginn der Ausbildung akzentuiert war. (Pflanzl, Swoboda, 2012, S. 98ff.) Da der Autor dieser Studie ein neues Forschungsprojekt in der „Bedarfsorientierten Lehrerausbildung“ an der Pädagogischen Hochschule Wien 2013/14 bewilligt bekommen hat und wie eingangs erwähnt keine neueren Studien bzgl. Schichtzugehörigkeit an höheren technischen Lehranstalten ausfindig gemacht werden konnten, zieht der Autor die eigene erstellte Studie (Hackl, 1999) als Grundlage für das neue Forschungsprojekt heran. Weiters kann diese Studie auch in der Grundlagenforschung, bei der „Bedarfsorientierten Lehrerausbilung“ im Bereich „Wissenschaftliches Arbeiten“ für weitere Untersuchungen verwendet werden.
Die Frage, ob unterschiedliche Sozialbedingungen bei der Auswahl von verschiedenen Fachrichtungen in höheren technischen Bundeslehranstalten, im besonderen der Fachrichtungen Elektrotechnik, Maschinenbau und Bautechnik, verantwortlich gemacht werden können, war der Gegenstand meiner Untersuchung. In welchem Kontext steht die Auswahl der Fachrichtung zur Sozialschicht?
Als Pädagoge an einer höheren technischen Bundeslehranstalt fielen mir die unterschiedlichsten Imageunterschiede zwischen den einzelnen Fachrichtungen auf. Dieser Prestigeunterschied ist mir bei Schülern[1] aber auch bei den Pädagogen aufgefallen. So stellte sich die Frage, von wo diese Unterschiede herrühren, bzw. welche Fachrichtung (in weiterer Folge Berufsrichtung) ein sogenanntes besseres Prestige hat. Stammen Schüler aus einer höheren technischen Lehranstalt, wo Bautechnik unterrichtet wird, aus einer anderen sozialen Schicht als Schüler einer höheren technischen Lehranstalt, wo Elektrotechnik bzw. Maschinenbau unterrichtet wird?
Das wissenschaftliche Interesse bestand nun darin, systematisch mit den entsprechenden Methoden aufzuzeigen, ob es tatsächlich eine Korrelation zwischen Schichtzugehörigkeit und Auswahl der verschiedenen Fachrichtungen gibt.
Den zentralen Teil bildete eine empirische Untersuchung an Schülern einer höheren technischen Bundeslehranstalt (kurz HTBLA) mit unterschiedlichen Standorten und den divergierenden Fachrichtungen. Diese Untersuchung wurde mittels eines standardisierten Fragebogens (BRSS) durchgeführt, welcher auf das österreichische Schulsystem adaptiert wurde. Selbstverständlich wurden die Kriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität beachtet.
Beim Ausfüllen des Fragebogens war darauf zu achten, dass der zeitliche und technische Aufwand nicht zuviel Zeit in Anspruch nimmt, da diese Untersuchung einen Mehraufwand für jeden Lehrer, der mit den Fragebögen betraut ist, bedeutete. Anschließend erfolgte eine Einteilung in eine vorher zusammengestellte Schichtstruktur mit anschließender elektronischer Auswertung. Bei diesen Einteilungen wurde wieder auf die in diesem Bezug zahlreich erschienenen Literatur zurückgegriffen. In diesem Bereich führte der Autor eine eigene Einteilung durch, die speziell auf diese wissenschaftliche Situationen einging, wobei der spezielle Standort der Schulen, die geänderten Sozialbedingungen (immer mehr Angestellte als Arbeiter), sowie die ebenfalls im letzten Jahrzehnt geänderten Familienstrukturen (immer mehr Einzelerzieher und Singlehaushalte) berücksichtigt wurden.
2. Theorie zu Schicht und/oder Klassengesellschaft
2.1 Einleitung
Im zweiten Abschnitt wurde versucht, die mannigfachen Definitionen in Bezug auf soziale Schicht, Klasse und Milieu herauszuarbeiten.
In jeder komplexen Gesellschaft ergeben sich aus den unterschiedlichsten Kriterien und Lebensgewohnheiten bestimmte Klassen oder Schichten. Die Definition und Eingrenzung bzw. die Aneinanderordnung dieser Begriffe stellt die Sozialforschung vor große Probleme.
Viele dieser Modelle sind in der Sozialforschung sehr umstritten, und in diesem Sinn gibt es mehrere Definitionen, wo jedoch nur jene transkribiert werden, die die Divergenz zwischen den einzelnen Begriffen besonders deutlich akzentuieren.
Bei Untersuchungen, die die Sozialabhängigkeit betreffen (vgl. R. Boudon, F. Bourricaud, 1992) geht es vorwiegend darum, die sozialen Hierarchien zu rekonstruieren und zu beschreiben. Diese Hierarchien werden vorwiegend mit dem Einkommen, Beruf, Bildungsniveau etc. in Korrelation gebracht. Hierzu bemerkten P. Köck und H. Ott (1994) bezüglich der Zugehörigkeit zu einer Sozialschicht: „Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht ist abhängig von Kriterien wie dem sozioökonomischen Status, der ausgeübten sozialen Position, und dem damit verbundenen Prestige, den Bildungschancen und Leistungsnachweisen, der Ausstattung mit Machtbefugnissen und dem Menschenbild des herrschenden Gesellschaftssystems.
Die immer noch gängige, stark vergröbernde Einteilung in drei soziale Schichten, und damit verbundene Beschreibung schichtspezifischer Verhaltensweisen, spricht von einer Ober-, Mittel- und Unterschicht. Schichtabhängiges Sozialverhalten, insbesondere schichtabhängiger Erziehungsstil und die damit zusammenhängende Bildungschance scheinen einen maßgeblichen Einfluss auf die Festschreibung der Schichtzugehörigkeit und damit der sozialen Ungleichheit auszuüben“ (vgl. P. Köck, H. Ott, 1994).
Ausgegangen wird bei der Einteilung in die verschiedenen Sozialschichten von einigen theoretischen Modellen, welche aber insgesamt nicht den Anspruch auf Einzigartigkeit erheben.
2.2 Definition von Milieu, sozialer Klasse und Schicht
2.2.1 Milieu
W. Böhm (1994) definiert den Milieubegriff als die Gesamtheit der von außen auf den Menschen kommenden Einwirkungen, Lebensumstände und Entwicklungs-bedingungen, natürlicher, geografischer, sozialer, ökonomischer und ökologischer Art. Von H. Tarne (1895) wurde dieser sozialwissenschaftliche Begriff eingeführt und von A. Busemann zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Pädagogik übernommen.
Im Gegensatz zu den Anlagentheorien behaupten Milieutheorien, dass der Mensch in seinen Lernerfahrungen und Verhaltensweisen entscheidend vom Milieu beeinflusst wird, wobei die Begabungen und Interessen des einzelnen Individuums hauptsächlich durch Umwelteinflüsse, und in wesentlich geringerem Maße durch genetisches Potential bestimmt wird.
Die typischen Wohn- (Slums, Satellitenstädte, Villenviertel) und Sozialmilieus (Kleinbürgertum, Proletariat, Metropolen, Kleinstädte, Dorf) mit ihren spezifischen Lebensverhältnissen zeigen, dass die sozialen Räume, in denen Kinder heranwachsen, außerordentlich unterschiedlich sind. Privilegierende und diskriminierende Bedingungen und Erfahrungsmöglichkeiten führen (und andere verschließen) damit insgesamt zu gruppen- (z.B. schicht- oder klassen) spezifischen Sozialisationsprozessen und zur Ausprägung unterschiedlicher Sozialcharaktere. Nur zum Teil können diese pädagogisch aufgefangen und an- bzw. ausgeglichen werden, was die Realisierung der demokratischen Grundsatzpostulate, Gleichberechtigung und Chancengleichheit erschwert (vgl. Winfried Böhm, 1994, S. 475).
2.2.2 Milieubegiff in der Soziologie
Im Lexikon der Soziologie wird der Milieubegriff noch weiter analytisch differenziert in einen „inneren- und äußeren“ Milieubegriff.
2.2.2.1 Milieu, inneres
Mit dem „inneren sozialen Milieu“ werden jene Wirkungsgrößen innerhalb einer Gesellschaft oder eines gesellschaftlichen Subsystems gemeint, die auf die Art des Festgelegtseins bzw. der Festlegung von Verhaltens- und Erlebnisweisen, sowie auf die Strukturprinzipien des Aufbaus sozialer Gebilde einwirken.
Das „innere soziale Milieu“ wird konstituiert durch alle materiellen Gegenstände und alle Produkte vorangegangener sozialer Aktivitäten sowie durch alle Personen, die zusammen mit diesen Objekten ein abgrenzbares Gefüge von wechselseitig abhängigen Teilen bilden. Die wichtigste Wirkgröße des „inneren sozialen Milieus“ ist die dynamische Dichte der miteinander in Beziehung stehenden sozialen Einheiten bzw. Personen (vgl. Lexikon zur Soziologie, 1973, S. 443).
2.2.2.2 Milieu, äußeres
Äußeres Milieu ist die: „Bezeichnung für die Gesamtheit der äußeren, natürlichen (geografischen Bedingungen, Klima) und der sozialen Umwelt (Normen, Gesetze, ökonomische und politische Bedingungen) des Einzelnen bzw. einer Gruppierung, die auf die Entwicklung (Sozialisation), Entfaltungsmöglichkeit und die Modalität sozialen Handelns Einfluss nimmt“. (Lexikon zur Soziologie, 1973, S. 442 f)
In der Soziologie des 19. Jahrhunderts wird der Begriff fast durchgängig nur biologisch verstanden als „...die Gesamtheit der äußeren Umstände irgendwelcher Art, die für die Existenz eines bestimmten Organismus nötig sind“ (A.Comte). Später wurde der Begriff Milieu dann dahingehend erweitert, dass auch die innere, geistige Umgebung Teil des Milieus ist (vgl. Lexikon zur Soziologie, 1973, S. 443).
2.2.3 Soziale Klasse
„Wir verstehen unter sozialen Klassen diejenigen größeren Gruppen einer arbeitsteiligen Gesellschaft, die sich nicht nach Blut, Geschlecht, Verwandtschaft, nicht nach Religion, nicht nach Kreis-, Provinzial- und Staatszusammengehörigkeit bilden, sondern die durch gleiche und ähnliche Eigenschaften und Lebens-
bedingungen, durch gleiche oder ähnliche Besitzart und Besitzgröße, durch gleiche oder ähnliche Art der Einfügung in die Ordnung der Volkswirtschaft oder des Staates, durch gleichen oder ähnlichen Rang in der hierarchischen Gesellschaftsordnung, durch gleiche oder ähnliche Interessen aller Art ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit haben und dem Ausdruck geben“ (Thonhauser zit. n. Schmoller, 1977, S. 97).
2.2.4 Soziale Schicht
Als soziale Schicht wird in der Soziologie allgemein eine Kategorie von Gesellschaftsangehörigen bezeichnet, die hinsichtlich der Sozialstrukturen bzw. der sozialen Ungleichheit gemeinsame Merkmale aufweisen. Insbesonders ist dies gekennzeichnet durch die gleiche oder ähnliche sozioökonomische Lage (Stellung im Berufsleben, Einkommens- und Vermögenssituation), Lebenschancen und sozialer Anerkennung.
Je nach geschichtlicher Entwicklung einer Gesellschaft sind soziale Schichten als Kasten, Stände, Klassen oder als schwer abgrenzbare Statusballungen ausgeprägt. Im engeren Sinne wird der Begriff der sozialen Schicht vorrangig für die Analyse der Schichtstrukturen in der modernen, hochdifferenzierten und sich beschleunigt wandelnden Gesellschaft eingesetzt. Hierbei werden als Schichtmerkmale auch Einstellungen, Werte, Meinungen, Verhaltensweisen, Erziehungsziele und –stile, Konsum, Freizeitverhalten und das politische Verhalten berücksichtigt.
Wesentlich für die Lage einer Sozialisation im Rahmen der Sozialstruktur ist das Verhältnis zur geschichtlich eingelebten Rangordnung der Berufe, zur Einkommens- und Vermögensverteilung und zur Ungleichheit der Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse. Unter dem bestimmten Einfluss der jeweiligen sozioökonomischen Lage führen eigene und fremde Einschätzungen und
Bewertungen dazu, dass die Angehörigen einer sozialen Schicht gegenüber anderen Gesellschaftsangehörigen höher oder niederer eingestuft werden. Das Selbstverständnis der Angehörigen einer sozialen Schicht kann Tendenzen zu einer Solidarisierung innerhalb der eigenen Schicht und zu Abgrenzungen gegenüber oberen und insbesondere unteren Schichten beinhalten. Zum Unterschied von geschichtlich anders ausgeprägten Formationen der Sozialstruktur (Kasten, Stände- und Klassengesellschaften) sind soziale Schichten in der modernen Gesellschaft weniger eindeutig und dauerhaft festgelegt, respektive abgegrenzt. Dadurch sind diese Schichtstrukturen mit ihren unscharfen Grenzbereichen Übergangszonen und unterliegen in einem hohen Maße der gegenseitigen Durchlässigkeit. Dementsprechend sind soziale Schichten heutzutage schwieriger identifizierbar, gegenseitig abgrenzbar und in einem theoretischen Modell darstellbar. (vgl. K.H. Hillmann, 1994, S. 758 f)
2.3 Resümee
Nach der Meinung des Autors sollte in weiterer Folge der Begriff „soziale Schicht“ verwendet werden, da der Begriff „Milieu“ die Gesamtheit der natürlichen aber auch der unnatürlichen Umweltbedingungen darstellt, was wiederum zu allgemein für die zentrale Fragestellung ist.
Beim Klassenbegriff wird vorwiegend von der arbeitsteiligen Gesellschaft ausgegangen, welche implizit mit der von Marx und Engels geprägten marxistischen Klassentheorie in Verbindung gebracht wird. Diese marxistische Klassentheorie ist aber nicht eine einzige wohldefinierte Theorie, sondern eine Vielzahl von Hypothesen, deren gemeinsames Prinzip der Klassenkampf darstellt.
Es steht aber außer Zweifel, dass man weit davon entfernt ist, eine „allgemeine Schichtungstheorie“ definieren zu können, und jeder Versuch von vornherein
scheitern würde. Der Begriff „soziale Schicht“ wird zwar ebenfalls von verschiedenen Autoren der Soziologie unterschiedlich erörtert, aber er stellt ein Konglomerat von verschiedenen Faktoren dar, welche sich für die Untersuchung als sehr nützlich erweisen.
3. Berufsbildende höhere Schulen in Österreich
3.1 Einleitung
In diesem Abschnitt wurde der gegenwärtige bildungspolitische Bezugsrahmen, der im Rahmen der Untersuchung behandelt wurde, abgesteckt. Von besonderem Interesse ist das berufsbildende höhere Schulwesen, dessen Typenvielfalt, Zugangsvoraussetzungen, Berechtigungen etc., da dies die Schultype der eigentlichen Untersuchung darstellt. Dazu ist es notwendig, die Vielfalt und Entwicklungen der berufsbildenden höheren Schulen zu kennen.
3.2.3 Berufsbildende höhere Schulen in Österreich
Die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) schließen an die achte Schulstufe an und haben die Aufgabe, den Schülern eine höhere allgemeine und fachliche Bildung zu vermitteln, die sie zur Ausübung eines gehobenen Berufes auf technischem, gewerblichem, kunstgewerblichem, kaufmännischem, hauswirtschaftlichem oder sonstigen wirtschaftlichem Gebiet befähigt.
Weiters erwirbt man die Hochschulberechtigung[2] in bestimmten Studienzweigen. Der Bildungsgang einer BHS umfasst fünf Schulstufen und schließt mit der Reife- und Diplomprüfung ab.
Berufsbildende höhere Schulen werden in folgende Typen unterteilt:
- Handelsakademie
- Höhere technische und gewerbliche (einschließlich kunstgewerbliche) Lehranstalten
- Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe
- Sonderformen der genannten Arten. (Im Detail: Vgl. SchOG § 72 bis 78)
(Vgl. B. Brezovich 1990, S. 26 f)
3.2.3.1 Höhere technische Bundeslehranstalten (HTBLA)
Die höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten weisen eine weitgehende Spezialisierung in die unterschiedlichsten Fachrichtungen auf (z.B. Maschinenbau, Kunststofftechnik, Flugtechnik, Elektrotechnik, Elektronik, Hochbau, Tiefbau, technische Chemie, Silikattechnik, Mechatronik, Holztechnik, Reproduktions- und Drucktechnik, Fremdenverkehr etc.).
Das Ausbildungsziel dieser einzelnen Fachrichtungen ist aber nicht eine einschlägige Spezialisierung, sondern möglichst ein breites Berufsspektrum im Bereich der Industrie, dem Gewerbe, Handel oder Fremdenverkehr abzudecken. Der dafür erforderliche Unterricht wird in einem fachtheoretischen Unterricht und als Besonderheit im österreichischen Schulsystem als fachpraktischer Unterricht durchgeführt (vgl. J. Thonhauser 1977, S. 67).
Bei den Aufnahmevoraussetzungen an einer berufsbildenden höheren Schule gelten seit dem Schuljahr 1997/98 neue Richtlinien. Für Schüler, die von einer allgemeinbildenden höheren Schule in eine berufsbildende höhere Schule wechseln wollen, ist keine Aufnahmeprüfung mehr notwendig, sofern sie in den Hauptgegenständen positiv abgeschlossen haben. (Eine negative Note aus „Latein“ bleibt dabei unberücksichtigt)
Für Schüler, die aus einer Hauptschule übertreten, ist keine Aufnahmeprüfung mehr vorgesehen, wenn sie die erste Leistungsgruppe in den leistungsdifferenzierten Pflichtgegenständen Deutsch, Englisch, Mathematik besucht haben oder in der zweiten Leistungsgruppe nicht schlechter als „Gut“ beurteilt worden sind. Eine Aufnahmeprüfung ist nur in jenen Gegenständen notwendig, in denen der Hauptschüler in der II. Leistungsgruppe die Note „Befriedigend“ oder „Genügend“ erreicht hat, oder in der III. Leistungsgruppe eingestuft war.
Bei Hauptschulen ohne Leistungsgruppen wird nach der Regel der II. Leistungsgruppe vorgegangen. Es zählt der Schulerfolg am Jahresende und nicht die Schulnachricht im Semester (vgl. SchOG § 68 S. 12).
3:3 Resümee
Die Dimensionen von sozialen Schichtungsmodellen können nur sehr schwer in eine umfassende Schichtungstheorie, und ein sich daraus ergebendes Modell vereinigt werden. Ein erster Schritt bei der Betrachtung der sozialen Schichtungssysteme liegt in der Entscheidung, aus welchen Systemen man auswählt, respektive wo und wann welche Schemen angewendet werden. Diese Fragen sind aber im vorhinein weit von einer universellen Lösung entfernt, wobei die Präferenz, welches Schema letztendlich angewendet wird, immer noch den subjektiven Entscheidungskriterien des Anwenders unterliegen.
Ausgehend von der Marxschen „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ wurden Mitte der 60er Jahre immer differenziertere soziale Schichtmodelle entwickelt, wobei heute sehr häufig ein sechsstufiges Modell mit einer Oberschicht, oberen Mittelschicht, mittleren Mittelschicht, unteren Mittelschicht, oberen Unterschicht und einer unteren Unterschicht Verwendung findet. Diese Vorgehensweise entspricht offensichtlich einer allgemeinen Orientierung in der neuen Soziologie, wobei auch die Wandlung von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft sicher eine tragende Rolle spielt.
Bei der Einteilung der verschiedenen Sozialschichten wird vielfach vom Berufsstatus, in weiterer Folge vom Berufsprestige ausgegangen. Dass sich dieses Berufsprestige
im Laufe der Zeit in einer Gesellschaft infolge technologischen Fortschritts erhöht oder vermindert, wird nicht von der Hand zu weisen sein. Aber nicht nur der technologische Wandel wird für das Berufsprestige ausschlaggebend sein, sondern auch die von den verschiedenen Berufsgruppen angestrebten „Professionalisierung“ (d.h. ein höherer Ausbildungsstandard wird zur Ausübung des Berufs Voraussetzung) muss berücksichtigt werden.
[...]
[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit, des leichteren Leseflusses und der ansonsten unmöglichen Zitierfähigkeit verwendet der Verfasser ausschließlich die männliche Personenbezeichnung, schließt aber die weibliche Form gleichermaßen mit ein, wie diese Vorgangsweise auch im Schulorganisationsgesetz BGBl Nr. 455/1992, Z 2 festgelegt ist.
[2] Die genauen Studienberechtigungen sind in der Universitätsberechtigungsverordnung, BGBl. Nr. II 44/1998, zu entnehmen.
- Citation du texte
- Erich Hackl (Auteur), 2012, Sozialschichtuntersuchung von Fachgruppen einer HTL, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263301
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