Zu Beginn des Buches „Melusine“ ist die Herkunft Melusines ungeklärt. Durch die Hochzeit mit Reymund, der sie scheinbar nur zufällig trifft, kann Melusine die Herrschaft Lusiniens begründen und wird zur Herrscherin. Dass nicht ihr Ehemann Reymund das Sagen hat, zeigt sich an verschiedenen Dingen. Zum einen übertrifft Melusine ihn mit ihren Fähigkeiten aus der Anderwelt. Sie kann Hellsehen und prophezeien. Auch durch ihre enorme Fruchtbarkeit strahlt Melusine Dominanz aus, da durch die Geburt von zehn Söhnen die Herrschaftsfolge gesichert zu sein schein. Ebenso auf kultureller, genealogischer und ökonomischer Ebene kann Melusine glänzen. Die Hochzeit mit Reymund ist so prunkvoll und beispielhaft, dass im ganzen Land davon gesprochen wird. Nach der Eheschließung errichtet Melusine prächtige Bauten und beherrscht ein großes Land. Dies alles wäre nur durch Reymund nicht möglich gewesen. Allerdings wird die Herrschaft auch durch Gewalt und Täuschung gesichert. [...]
Sippe und Herrschaft
Zu Beginn des Buches „Melusine“ ist die Herkunft Melusines ungeklärt. Durch die Hochzeit mit Reymund, der sie scheinbar nur zufällig trifft, kann Melusine die Herrschaft Lusiniens begründen und wird zur Herrscherin. Dass nicht ihr Ehemann Reymund das Sagen hat, zeigt sich an verschiedenen Dingen. Zum einen übertrifft Melusine ihn mit ihren Fähigkeiten aus der Anderwelt. Sie kann Hellsehen und prophezeien. Auch durch ihre enorme Fruchtbarkeit strahlt Melusine Dominanz aus, da durch die Geburt von zehn Söhnen die Herrschaftsfolge gesichert zu sein schein. Ebenso auf kultureller, genealogischer und ökonomischer Ebene kann Melusine glänzen. Die Hochzeit mit Reymund ist so prunkvoll und beispielhaft, dass im ganzen Land davon gesprochen wird. Nach der Eheschließung errichtet Melusine prächtige Bauten und beherrscht ein großes Land. Dies alles wäre nur durch Reymund nicht möglich gewesen. Allerdings wird die Herrschaft auch durch Gewalt und Täuschung gesichert. Schon zu Beginn muss Reymund den, wenn auch ungewollten, Totschlag an seinem Ziehvater vertuschen, worauf allein die gesamte Handlung aufbauen und Melusine ihre Herrschaft gründen kann.
Nach außen hin allerdings wirkt Lusinien wie eine gewöhnliche Herrschaft. Die Illegitimität der Herrschaft spielt aufgrund von Melusines Macht keine Rolle. Sogar nach ihrem Abtritt aus dem Schloss herrscht sie indirekt am Hofe weiter, da das Personal ihre Anweisungen ausführt und den Sohn Horribel umbringen. Auch den jüngsten Sohn Dieterich nährt sie nach wie vor, sodass sie weiterhin dafür sorgt, dass die Sippe Bestand hat.
Die Kontinuität der Herrschaft wird vor allem aber durch Melusines Söhne gesichert. Zur Zeit der Handlung galt eine männliche Nachkommenschaft als Idealzustand zur Herrschaftssicherung. Melusine gebärt zehn Söhne, sodass eine Umkehrung der Elterngeneration stattfindet, da die Familie der Mutter rein weiblich war. Acht von zehn Söhnen weisen allerdings Dämonenmerkmale auf. Nur Dieterich und Reymund bleiben davon verschont, der Rest besitzt beispielsweise einen Eberzahn, drei Augen oder ein feuerrotes Gesicht. Im Mittelalter galt das Prinzip, dass die Außenseite des Körpers mit der Innenseite, also mit der Moral, im Einklag stehen soll. Bei Melusines Söhnen stand somit aber das dämonische Aussehen mit der Moral in einem Kontrast. Allerdings überwiegt klar die moralische Menschennatur, da die Söhne nur einen dämonischen Anteil von einem Viertel in sich tragen. Gleichzeitig heben sie sich durch ihre Merkmale als Helden vom Rest des höfischen Ideals ab, bei dem der Held stets gutaussehend sein musste. Somit unterstreichen die dämonischen Merkmale sogar das anderweltliche Erbe und die exorbitanten Heldentaten im Gegensatz zu den „Normhelden“.
Fast alle Söhne Melusines sind ritterlich und tugendhaft. Uriens als König von Zypern, Gyot als König Armeniens, Reinhart als König von Böhmen und Anthonius als Fürst Luxemburgs fungieren als Repräsentanten der perfekten, rechtmäßigen Herrschaft. Durch ihre Heirat mit anderen Herrscherfamilien kann die familiäre Macht Lusiniens expandieren.
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- Verena Löhr (Autor), 2013, "Sippe und Herrschaft" in dem Werk "Melusine" von Thüring von Ringoltingen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263049