„Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“. „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“. Solche „pseudo-wissenschaftliche Schriften“ erreichen in der heutigen Gesellschaft problemlos in den Bestsellerlisten. Meine Absicht ist es nicht, diese Bücher in irgendeiner Weise zu analysieren. Ihre Erwähnung in dieser Einleitung zeigt lediglich, dass Männer und Frauen anders denken. Dies scheint zumindest die herrschende Meinung der westlichen Welt zu sein. In dieser Arbeit befasse ich mich mit der Frage, ob die Liebe und die Sexualität im Spanien des 17. Jahrhunderts von einer Frau anders wahrgenommen wird, als von einem Mann. Um diese Frage beantworten zu können, stütze ich mich auf einen Vergleich zwischen zwei Autoren aus dieser Epoche.
Miguel de Cervantes Saavedra bedarf es keiner großen Vorstellung mehr. Durch seinen Roman el ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha erreichte er die Unsterblichkeit. Sein Name ist heute noch synonym für Kultur und Literatur. In aller Welt stehen die Cervantes-Institute für die Verbreitung der spanischen Kultur. Sein Porträt schmückt die spanischen 10-, 20- und 50-Eurocent-Münzen. Die größte Online-Bibliothek über die spanische Literatur trägt ebenfalls seinen Namen.
Der Don Quijote ist allerdings nicht das einzige von ihm verfasste Werk. Das Thema dieser Arbeit ist zum Teil seine etwas weniger bekannte Novellensammlung, die 1613 erschien: die novelas ejemplares. In 12 Kurzgeschichten, die meistens die Liebe thematisieren, portraitiert er mit viel Ironie die Gesellschaft seiner Zeit. Obwohl der Titel schon darauf hinweist, dass diese Geschichten ‚exemplarisch‘ seien (und dementsprechend eine gewisse Moralvorstellung verteidigen), vertritt diese Arbeit die These, dass Cervantes Strategien anwendet, um als unmoralisch geltende Aspekte der Gesellschaft darzustellen, vor allem wenn es um die Sexualität geht.
1637, also vierundzwanzig Jahre nach der Veröffentlichung der novelas ejemplares erschien die erste Novellensammlung von María de Zayas: novelas amorosas y ejemplares. Es ist sehr wenig bekannt über diese Autorin des 17. Jahrhundert, außer dass sie zu den wenigen schreibenden Frauen ihrer Zeit gehörte.
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Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- INTERTEXTUALITÄT
- WAS IST INTERTEXTUALITÄT?
- ZAYAS NOVELLE ALS RE-ECRITURE VON CERVANTES
- DIE ANALYSE DES GESCHLECHTS IN DER LITERATUR
- FRAUENBEWEGUNG LIND FEMINISTISCHE LITERATURWISSENSCHAFT
- GESCHLECHTERFORSCHUNG ODER GENDERSTUDIES.
- QUEER-THEORY LIND QUEER-READING.
- PRAKTISCHE ANSÄTZE
- LOTMANS RAUMSTRUKTURIERUNGSTHEORIE
- INTERTEXTUALITÄT
- DIE LIEBESKONZEPTION IM SIGLO DE ORO
- DIE PHILOSOPHIE
- DIE PLATONISCHE LIEBE
- VON DER PLATONISCHEN LIEBE ZUR CHRISTLICHEN LIEBE.
- DIE SEELE (NACH ARISTOTELES)
- DIE MEDIZIN
- DIE DREI-KAMMER THEORIE
- DIE GEISTER
- DIE VIER-SÄFTE-LEHRE
- DIE LIEBESKRANKHEIT
- DIE LITERATUR
- DIE PHILOSOPHIE
- DlE FRAU IN DER GESELLSCHAFT
- DAS BILD DER FRAU
- NATUR UND FUNKTIONEN DER FRAUEN
- DIE ROLLE DER FRAU IN DER GESELLSCHAFT
- MORALISCHE MODELLE UND REALITÄT
- DIE RÄUMLICHE DARSTELLUNG BEI CERVANTES UND MARiA DE ZAYAS
- EL CELoso EXTREMENO
- EL CELoso EXTREMEio LIND LA BURLADAAMINTA.
- DAS HAUS
- DAS ÜBERSCHREITEN DER GRENZEN
- DIE FRAU BEI ZAYAS UND CERVANTES
- DAS BILD DER FRAU
- MARiA DE ZAYAS PROLOG „AL QUE LEYERE".
- DAS HEIRATEN
- DIE HOCHZEITSVERHANDLUN6EN
- LA FUERZA DE LA SANGRE UND LA FUERZA DEL AMOR.
- DAS MOTIV DER HOCHZEIT ALS KRITIK DER GESELLSCHAFT.
- GELD UND IMPOTENZ
- DIE TÄUSCHUNGEN DER FRAUEN
- DAS HAUS
- DER GEHEIME LIEBHABER.
- DONA ISIDORAS ALTER
- DER DIEBSTAH
- DON MARCOS' GEIZ
- DIE GELDSYMBOUK
- DIE TÄUSCHUNGEN DER FRAUEN
- PRÄHOMOSEXUAUTÄT" BEI ZAYAS UND CERVANTES
- PRÄHOMOSEXUELLE KONZEPTE
- DIE PÄDERASTIE
- MÄNNERFREUNDSCHAFT
- EFFEMINATION UND INVERSION
- LA ILUSTRE FREGONA
- DIE FIGUR DES CARRIAZOS
- FAMILIENBUND LIND EROTISCHES DREIECK
- RAUMANALYSE
- DER ESEL
- LA BURLADA AMWTA
- DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN FLORA LIND AMINA
- DAS EROTISCHE DREIECK.
- RAUMÅNALYSE
- DAS HOMOEROTISCHE BEGEHREN BEI ZAYAS UND CERVANTES
- PRÄHOMOSEXUELLE KONZEPTE
- DIE PROSTITUTION
- LA ILUSTRE FREGONA
- EL CASTIGO DE LA MISERiA
- DON MARCOS LIND CARRIAZO
- DIE UMKEHRUNG DER GENDER
- SCHLUSSBETRACHTUNG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Liebe und Sexualität in den Novellensammlungen "Novelas ejemplares" von Miguel de Cervantes und "Novelas amorosas y ejemplares" von Maria de Zayas. Durch einen intertextuellen Vergleich der beiden Werke werden die unterschiedlichen Perspektiven von Mann und Frau im Siglo de Oro aufgezeigt.
- Intertextualität und Re-Écriture
- Gender-Studies und die Analyse des Geschlechts in der Literatur
- Die Liebeskonzeption im Siglo de Oro: Platonismus, Medizin und Literatur
- Die Frau in der Gesellschaft: Rollen, Moral und räumliche Darstellung
- Homosexualität und Prostitution in der Literatur des Siglo de Oro
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Autoren und ihre Werke vor und führt in die Fragestellung der Arbeit ein: Wie wird Liebe und Sexualität im 17. Jahrhundert von einer Frau anders wahrgenommen als von einem Mann?
Das zweite Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Arbeit, die sich auf die Intertextualität, Gender Studies und Lotmans Raumstrukturierungstheorie stützen.
Das dritte Kapitel analysiert die Liebeskonzeption im Siglo de Oro, indem es philosophische und medizinische Aspekte von der Antike bis zur frühen Neuzeit beleuchtet.
Das vierte Kapitel untersucht das Bild der Frau in der Gesellschaft des 17. Jahrhunderts und analysiert die räumliche Darstellung bei Cervantes und Maria de Zayas.
Das fünfte Kapitel widmet sich Maria de Zayas Prolog „Al que leyere" und analysiert die darin enthaltene Kritik an der Behandlung der Frauen in der Gesellschaft.
Das sechste Kapitel beleuchtet das Motiv der Hochzeit in den Novellen von Cervantes und Zayas und zeigt die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Autoren auf.
Das siebte Kapitel untersucht die Symbolik von Geld und Impotenz in den Novellen "El casamiento engañoso" und "El castigo de la miseria".
Das achte Kapitel analysiert die Darstellung von „Prähomosexualität" in den Novellen "La ilustre fregona" und "La burlada Aminta" und zeigt die intertextuellen Bezüge zwischen den beiden Werken auf.
Das neunte Kapitel untersucht die Darstellung von Prostitution in den Novellen "La ilustre fregona" und "El castigo de la miseria" und zeigt, wie Zayas das cervantinische Modell umkehrt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Intertextualität, Re-Écriture, Gender Studies, Siglo de Oro, Liebe, Sexualität, Frau, Gesellschaft, Homosexualität, Prostitution, Cervantes, Zayas, Spanien, 17. Jahrhundert.
- Quote paper
- Julien Lietart (Author), 2009, Liebe und Sexualität bei Cervantes und María de Zayas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262849
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