Die Tatsache, dass Kinder heute unter sich ständig verändernden Umständen aufwachsen, ist mittlerweile allgemein akzeptiert. Für Heranwachsende bedeutet dies unter anderem reduzierte Gelegenheiten zum Sammeln wesentlicher sinnlicher und motorischer Bewegungserfahrungen. Als eine der vielen Folgen sind, laut Baumann (1999), gewisse Mängel in der Bewegungssouveränität zu beobachten: "Diese eingeschränkte Sicherheit im Umgang mit den eigenen und der Einschätzung fremder Bewegungen ist oftmals sowohl Ursache wie Folge einer nicht angemessenen Entwicklung von Risikobewältigungsstrategien" (S.28). Dazu ergänzen Gissel & Schwier (2003): "Die Lebenslagen und -stile von Heranwachsenden sind gegenwärtig ohne Zweifel unübersichtlich und ambivalent" (S.7).
Demnach stehen den Kindern heutzutage zu wenig bewegungsbezogene, den Fertigkeiten und Fähigkeiten angepasste Risiken zur Verfügung. Dadurch wird eine realistische Risikoeinschätzung im Alltag nur unzureichend ausgebildet, woraus oftmals neue Probleme ganz anderer Dimensionen erwachsen. Einige Kinder ziehen sich in ein risikoloses und bewegungsarmes Verhalten zurück.
Andere wiederum suchen das grosse, häufig schon lebensbedrohende Risiko (Baumann 1999).
Andererseits wird die von Jugendlichen oft als Asphaltkultur bezeichnete Lebensweise als Lösung aus der sich permanent ändernden Lebensweise sowie als "... Kampf um die Rückgewinnung der in der pädagogischen Diskussion verloren geglaubten Bewegungsräume für Kinder und Jugendliche..." (Baumann, 1999, S.28) angesehen.
Le Breton (1995) erläutert dazu an zahlreichen Beispielen, dass einige Fraktionen der Risikosportler sich freiwillig in bedrohliche Situationen begeben, damit sie in der Auseinandersetzung mit gefährlichen Bewegungsaufgaben die Sinnhaftigkeit des eigenen Seins unmittelbar bekräftigen können. Solche komplexen Risikohandlungen können dabei gemäss Gissel & Schwier (2003) gerade für Jugendliche den Stellenwert eines Übergangsritus erhalten.
Der Heranwachsende unterwirft sich nicht zuletzt mangels ausreichender gesellschaftlicher Orientierungshilfen derartigen Prüfungen, "...die ihm gestatten, indem er der Welt die Stirn bietet, seine Grenzen zu testen und einen Halt zu finden" (le Breton, 1995, S.83).
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Jahresplanung
- Bedingungsanalyse — Knabenjugendriege des SVD
- Jugendriege des Sportvereins Diepoldsau-Schmitter (SVD)
- Äussere Bedingungen
- Anthropogene Bedingungen
- Einzelne Persönlichkeiten
- Sachanalyse
- Wagniserziehung
- Unterrichtsplanung
- Risikodosierung
- Seilpark
- Verlaufsplanungen
- Lektionsplanung 1
- Lektionsplanung 2
- Lektionsplanung 3
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Semesterarbeit im Fach Didaktik des Sports und Sportunterrichts befasst sich mit der Planung einer Unterrichtsreihe zum Thema "Wagniserziehung" für die Knabenjugendriege des Sportvereins Diepoldsau-Schmitter (SVD). Die Arbeit analysiert die Bedingungen und Herausforderungen, die mit der Umsetzung einer solchen Unterrichtsreihe verbunden sind, und präsentiert konkrete Lektionspläne für drei Unterrichtsstunden.
- Wagniserziehung im Sportunterricht
- Risikodosierung und -bewältigung
- Entwicklung von Selbstvertrauen und Kompetenzen im Umgang mit Angst
- Einsatz von spielerischen und erlebnisorientierten Methoden
- Praktische Anwendung von Wagniserziehung in der Jugendarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Wagniserziehung im Kontext der heutigen Lebensweise von Kindern und Jugendlichen. Sie zeigt auf, dass die reduzierten Bewegungsmöglichkeiten und die fehlenden Risikobereiche in der modernen Gesellschaft zu einer eingeschränkten Bewegungssouveränität und einer unzureichenden Risikoeinschätzung führen können. Die Arbeit argumentiert, dass Wagniserziehung im Sportunterricht eine wichtige Rolle spielt, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Grenzen zu testen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ein realistisches Risikobewusstsein zu erlangen.
Die Jahresplanung für die Knabenjugendriege des SVD bietet einen Überblick über die Trainingsinhalte und -termine. Sie zeigt, dass Wagniserziehung als ein wichtiger Bestandteil des Jahresprogramms integriert ist und in verschiedenen Lektionen behandelt wird. Die Bedingungsanalyse beleuchtet die spezifischen Gegebenheiten der Jugendriege, wie z. B. die Zusammensetzung der Gruppe, die Trainingsbedingungen und die vorhandenen Materialien. Sie identifiziert die Stärken und Schwächen der Gruppe und zeigt auf, welche Aspekte bei der Planung der Unterrichtsreihe berücksichtigt werden müssen.
Die Sachanalyse beschäftigt sich mit dem Begriff "Wagniserziehung" und grenzt ihn von anderen Begriffen wie "Abenteuer" und "Risikosport" ab. Sie erläutert die Definition von Wagniserziehung und zeigt auf, welche pädagogischen Ziele mit diesem Konzept verfolgt werden. Die Unterrichtsplanung stellt die vier grundlegenden Planungsschritte eines wagnisorientierten Unterrichts vor und beschreibt verschiedene Methoden zur Risikodosierung. Sie erläutert den Einsatz von Seilparcours als ein geeignetes Instrument zur Förderung von Wagniserziehung und zeigt konkrete Beispiele für Stationen und Übungen.
Die Verlaufsplanungen präsentieren detaillierte Lektionspläne für drei Unterrichtsstunden, die sich mit verschiedenen Aspekten der Wagniserziehung befassen. Die Lektionen beinhalten verschiedene Spiele und Übungen, die auf unterschiedliche Altersgruppen und Fähigkeiten abgestimmt sind. Sie zeigen, wie die Prinzipien der Wagniserziehung in der Praxis umgesetzt werden können und wie die Schüler dazu angeleitet werden können, ihre eigenen Grenzen zu testen und ihre Kompetenzen im Umgang mit Angst zu entwickeln.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Wagniserziehung, die Risikodosierung, die Angstbewältigung, den Sportunterricht, die Jugendarbeit und die Knabenjugendriege. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Wagniserziehung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und zeigt auf, wie dieses Konzept im Sportunterricht und in der Jugendarbeit umgesetzt werden kann.
- Citation du texte
- Michael Schüpbach (Auteur), 2012, Planung einer Unterrichtsreihe zur Wagniserziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262636
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