Trotz der militärischen Erfolge Tillys im dreißigjährigen Krieg, tritt er oft hinter die historische Persönlichkeit Wallensteins zurück. Kein Feldherr sollte so viele Siege im dreißigjährigen Krieg erringen, wie Tilly. Trotzdem ist er eine kontrovers diskutierte Figur. Während er von den einen zum Heiligen erklärt wird, wird er in Schillers „Geschichte zum Dreißigjährigen Krieg“ zum grausamen „Mordbrenner“ hochstilisiert. Die Zerstörung und Plünderung Magdeburgs, die auf Grund ihrer Brutalität weit über die damaligen Greuel des Krieges hinausging, sollten das Bild Tillys auf lange Sicht prägen. Auch die vernichtende Niederlage bei Breitenfeld, die er durch das militärische Genie Gustav Adolfs erleiden musste, sollte lange im Gedächtnis bleiben. Doch, wer war Tilly wirklich? Ein tapferer Streiter für Land und Religion und ein grandioser Stratege oder doch der mordende religiöse Fanatiker und Vernichter Magdeburgs?
Diese Arbeit wird sich mit dem Handeln Tillys im dreißigjährigen Krieg beschäftigen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Aspekte seiner Kriegsführung gelenkt. Wichtige Stationen seines Lebens, vor allem aber seiner miliärischen Laufbahn werden nachgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis:
1. Tilly – eine kontrovers diskutierte Figur
2. Tillys militärische Laufbahn vor dem dreißigjährigen Krieg
3. Tilly als Feldherr im dreißigjährigen Krieg
3.1. Der böhmische Krieg 1618-1620
3.2. Schreiben Tillys an Maximilian I
3.3. Der pfälzisch-niedersächsische Krieg 1621-1623
3.4. Der dänische Krieg 1625-1629
3.5. Der schwedische Krieg 1630-1632
3.5.1. Verlauf des schwedischen Krieges bis 1630
3.5.2. Die Erstürmung Magdeburgs
3.5.3. Die Schlacht bei Breitenfeld
3.5.4. Tillys Ende
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
1. Tilly – eine kontrovers diskutierte Figur
Trotz der militärischen Erfolge Tillys im dreißigjährigen Krieg, tritt er oft hinter die historische Persönlichkeit Wallensteins zurück. Kein Feldherr sollte so viele Siege im dreißigjährigen Krieg erringen, wie Tilly. Trotzdem ist er eine kontrovers diskutierte Figur. Während er von den einen zum Heiligen erklärt wird, wird er in Schillers „Geschichte zum Dreißigjährigen Krieg“[1] zum grausamen „Mordbrenner“[2] hochstilisiert. Die Zerstörung und Plünderung Magdeburgs, die auf Grund ihrer Brutalität weit über die damaligen Greuel des Krieges hinausging, sollten das Bild Tillys auf lange Sicht prägen. Auch die vernichtende Niederlage bei Breitenfeld, die er durch das militärische Genie Gustav Adolfs erleiden musste, sollte lange im Gedächtnis bleiben. Doch, wer war Tilly wirklich? Ein tapferer Streiter für Land und Religion und ein grandioser Stratege, oder doch der mordende religiöse Fanatiker und Vernichter Magdeburgs? Die Antwort auf diese Frage fällt nicht leicht.
Die folgende Seminararbeit wird sich mit dem Handeln Tillys im dreißigjährigen Krieg beschäftigen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Aspekte seiner Kriegsführung gelenkt.
2. Tillys Laufbahn vor dem dreißigjährigen Krieg
Geboren wurde Johann Tserklaes Tilly im Februar 1559 vermutlich auf dem gleichnamigen Schloss Tilly in Brabant in der Nähe von Gemblours im heutigen Belgien. Für die Erziehung und die charakterliche Entwicklung war vor allem seine Mutter Dorothea entscheidend. Diese fromme Frau veranlasste, dass Tilly im Alter von zehn Jahren, zu seiner „weiteren geistigen Ausbildung“[3] in das Jesuitenkollegium nach Chatelet und bald darauf nach Köln eingewiesen wurde. Nicht nur die christliche Erziehung, die Tilly dort erhielt, sondern auch der gute Ruf der Jesuitenlehrer veranlasste Dorothea zu diesem Schritt. Bereits im Jesuitenkloster zeigte sich die kämpferische Natur Tillys, da er dort seine Vorliebe für Waffen entdeckte. Eine Entwicklung, die damals in einer Zeit voller Kriege von den Jesuiten eher unterstützt als gehemmt wurde.[4]
Schließlich trat der verarmte Edelmann im Alter von 17 Jahren als Freiwilliger in die Dienste des spanischen Königs. Sieben Jahre diente Tilly als einfacher Soldat im Heer unter Octavio von Mansfeld und lernte somit Freud und Leid des Krieges kennen. Erst danach erreichte Tilly den Rang des Fähnrichs, damals der unterste Offiziersrang. 1583 diente er dann erstmals unter einem Wittelsbacher. Ernst von Bayern warb Fußsoldaten im Kampf gegen dem Calvinismus verfallenen Erzbischof von Köln, Gebhard Truchseß von Waldburg, an.[5] Nach der siegreichen Beendigung des „Kölner Krieges“[6] trat Johann von Tilly wieder in spanische Dienste zurück. 1585 bei der Belagerung Antwerpens kristallisierte sich langsam auch die klare Bewunderung zu seinem Feldherrn Alexander Farnese von Parma heraus, der zweifellos ein unbestrittenes organisatorisches wie auch militärisches Talent besaß. Zeitlebens sollte Farnese ein Vorbild für Tilly bleiben. Die Führung späterer Heere Tillys wurde maßgeblich von den Eindrücken geprägt, die er im Heer des Feldherrn Farnese erhielt. Im Gegensatz zu anderen Heeren herrschten in dessen Truppen Disziplin und tiefe Religiösität. Zur Disziplin trug sicherlich auch bei, dass er großen Wert darauf legte, dass die Soldzahlungen immer pünktlich eintrafen. 1588 verließ Tilly die Niederlande. Johann von Tilly ging zu dieser Zeit als Kürassierrittmeister in lothringische Dienste über. Der geschickte Rittmeister zeichnete sich bei dem Kampf gegen Heinrich von Navarra im 8. Hugenottenkrieg als Führer des Regiments „Schwarzenberg“ bei den Schlachten von Argues- und Jorn-La-Bataille aus. Der spätere französische König wurde nach diesen Schlachten auf den jungen Rittmeister aufmerksam und versuchte ihn abzuwerben. Dieses Unterfangen war jedoch zum Scheitern verurteilt, da Tilly, wie sich auch später noch zeigen wird, eine außerordentliche Treue aufwies und seine konservative katholische, manchmal vielleicht auch starre Einstellung, einen solchen Wechsel moralisch nicht zuließ. Nach der Auflösung des lothringischen Heeres führte ein Notruf des Kaisers nach dem Verlust der Festung Erlau Tilly nach Ungarn an die Türkengrenze. Mit dem Kampf gegen den „Erbfeind“ ging für Tilly ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.[7]
Vom Erzherzog Ernst dem Kaiser empfohlen, reiste Johann von Tilly am 26 Dezember 1594 nach Prag ab. Zunächst war er Adjutant des Oberkommandierenden, des Herzogs von Mercoeur, auf dem ungarischen Kriegsschauplatz. Dort beteiligte sich Tilly erfolgreich an den Siegen von Mezö-Keresztes und Stuhlweißenburg und erhielt eine persönliche Auszeichnung. 1600 ernannte Kaiser Rudolf II Tilly schließlich zum Obristen. Da sich Tilly bei weiteren Schlachten vor Ofen auszeichnete, stieg er in schneller Reihenfolge im Jahre 1602 zum Feldzeugmeister und 1605 zum Feldmarschall auf. Der Friede von Zsitva Torok beendete den Krieg gegen die Hohe Pforte im Jahre 1606.[8]
Nicht nur durch seine Kaisertreue und seine Gläubigkeit zeichnete sich Tilly bereits in diesen Schlachten vor dem dreißigjährigen Krieg aus. Seine asketische Lebensweise formten einen widerstandsfähigen, zähen Körper und die Schlachttaktiken einen strategischen Geist. Keine andere Person verkörperte in dieser Zeit mehr die Begriffe Feldherr und Berufssoldat, wie Johann von Tilly es tat. Dadurch nahm Tilly bereits zum damaligen Zeitpunkt einen hohen Stellenwert bei Kaiser Rudolf II ein. Durch Intrigen gelang es Matthias, dem Bruder von Rudolf II, die Kaiserkrone an sich zu bringen. Rudolf II selbst starb am 23 Januar 1612. Immer noch von Pflichtgefühl und Treue zu Rudolf II beseelt, weigerte sich Tilly, der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Streitkräfte, sich dem „Rebellen Matthias“[9] zu nähern. Er entschloss sich hingegen dem bayerischen Herzog Maximilian zu dienen und wurde am 3. Juni 1609 unter gleichzeitiger Erhebung zum Generalleutnant in das bayerische Heer eingestellt. Maximilian hatte bereits erkannt, dass die politischen und religiösen Auseinandersetzungen im Land früher oder später zu kriegerischen Handlungen führen mussten. Deshalb entschied sich der bayerische Herzog seine Streitkräfte mit Tilly an der Spitze auszubauen. Außerdem wurde Tilly der Rang nach dem ersten Zivilbeamten, dem Landeshofmeister eingeräumt. Tilly bewunderte die strenge Gläubigkeit, wie auch die Berufsauffassung und das militärische Geschick des jungen Herzogs. Die Gunst Maximilians musste er sich hingegen erst durch seine militärischen Erfolge erringen, bis zum Schluss schließlich ein freundschaftliches Verhältnis mit großem Vertrauen auf beiden Seiten entstand. Es sei hier auch zu erwähnen, dass Tilly sich unter den doch eher unzuverlässigen einfachen Soldaten größter Beliebtheit erfreute. Auch dies ist eine Tatsache, die zu Tillys Erfolgen beitrug und schnell von Maximilian erkannt wurde.[10]
Am 27. Mai 1617 gelang es Maximilian einen Verteidigerbund zu gründen, in den bald alle katholischen Staaten des Reiches eintraten. Er unterstellte die Soldaten der so genannten katholischen Liga seinem Feldherrn Tilly. Dieses Heer sollte bald ein Drittel der Streitkräfte des Reiches ausmachen.[11]
3. Tilly als Feldherr im dreißigjährigen Krieg
3.1. Der böhmische Krieg 1618-1620
Im Mai 1618 erhob sich der protestantische Hochadel in Böhmen und sagte sich vom Hause Habsburg los. Gleichzeitig riefen sie Friedrich V, den Kurfürsten von der Pfalz aus der protestantischen Linie des Hauses Wittelsbach zu ihrem König aus. Den Auftakt bildete der berühmte „Prager Fenstersturz“[12], bei dem kaiserliche Beamte aus dem Fenster geworfen wurden.[13] Als sich die überwiegend protestantischen Länder Mähren und Schlesien Böhmen anschlossen, sah sich der Kaiser Ferdinand II ernstzunehmenden Problemen gegenüber. Die meist schlecht bezahlten Streitkräfte der Habsburger verloren mehrere kleinere kriegerische Auseinandersetzungen bei der Verteidigung des Landes und der Aufstand der Protestanten schien zuerst von Erfolg gekrönt zu sein. Erst im Münchner Vertrag am 8. Oktober 1619 begann sich das militärische Geschick zu wenden, als der Kaiser ein Bündnis mit Maximilian von Bayern einging. Maximilian bewies seinen unbeugsamen Willen und sein Durchhaltevermögen, indem er mit seinem Söldnerheer einen Marsch nach Prag antrat. Hier kam das bekannte Prinzip des „getrennt Marschieren und vereint Schlagen“[14] zum Einsatz. Maximilian schaffte es nämlich seine einzeln marschierenden Heere, trotz vieler Strapazen und der grassierenden Cholera, vor der großen Schlacht am Weißen Berg zu gruppieren. Das Heer Mansfelds bei Pilsen, dass dem Heer Maximilians in die Flanke fallen konnte, bewegte er mit Bestechungsgeldern zum Stillstehen. Tilly selbst führte nur eine der Hauptkolonnen in diesem Krieg an, erwarb sich aber doch ein hohes Ansehen bei Maximilian. Er stach vor allem beim Aufrechterhalten der Disziplin und bei der Waffenwahl hervor.[15]
Am 8. November 1620 bahnte sich schließlich die Entscheidung beim Kampf am Weißen Berg an. Auf Grund der schlecht verschanzten Stellungen gelang es Tilly mit der Vorhut eine Brücke zu überqueren und auf der anderen Seite eine Art Stützpunkt für die kaiserlichen Truppen einzurichten, die einen enormen taktischen Vorteil barg. Als der gegnerische Feldherr Fürst Anhalt der Ältere zum Angriff blies, verkannte er diese Situation völlig. Während er sich mit seinem Heer auf die österreichischen Regimenter Verdugo und Bucquoi stürzte, fiel ihm Tilly mit seiner schweren Reiterei in die offene linke Flanke. Tillys Soldaten brachen mit brachialer Gewalt seitlich in die ungeschützten feindlichen Linien und trampelten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Mit dieser entscheidenden Aktion wendete sich das Glück in der Schlacht und Fürst Anhalt wurde gefangen genommen. Tausende mussten ihr Leben in den Kämpfen lassen oder ertranken auf der Flucht in der Moldau.
Als Maximilian am 17. November 1620 nach München zurückkehrte, ließ er seinen bewährten Feldherrn Johann Tserklaes Tilly in Böhmen zurück und verlieh ihm das Amt des Oberbefehlshabers des bayerisch-ligistischen Heeres. Tilly hingegen versuchte persönliche Freunde unter dem böhmischen Adel vor den Maßnahmen des kaiserlichen Hofes zu warnen. Die meisten beachteten Tilly jedoch nicht und wurden wenig später am 21. Juni 1621 hingerichtet.[16]
Um die Lage Tillys und des ligistischen Heeres im böhmischen Krieg besser nachvollziehen zu können, ist der folgende Brief Tillys an Maximilian exemplarisch.
3.2. Schreiben Tillys an Maximilian I
Der Brief, den Tilly im Juni 1623 im Rahmen des böhmischen Krieges an den Kurfürsten Maximilian I verfasst hat, lässt sich in fünf Abschnitte gliedern. Im ersten Abschnitt schildert Tilly die derzeitige Truppenstärke und bittet Maximilian um Geldzahlungen, da diese seit einigen Monaten im Rückstand sind. Er begründet die Wichtigkeit der Geldzahlungen damit, dass es ansonsten unmöglich sei die Kriegsdisziplin und Ordnung innerhalb des Heeres aufrechtzuerhalten, weil selbst die Mittel für Proviant fehlen. Die Folge wäre, dass die Truppen sich aus dem eigenen Land heraus ernähren und somit plündern müssten. Außerdem müsse die Moral der Truppen mit den Soldzahlungen angehoben werden, damit sie weiter gegen den Feind ziehen. Tilly schreibt weiterhin, dass das Regiment Schauenburg in voller Stärke eingetroffen ist. Jedoch befürchtet er eine Einmischung vom Herzog von Braunschweig und Dänemark. Hier deutet Tilly schon auf die drohende Auseinandersetzung mit Dänemark hin.
Im zweiten Abschnitt äußert er sich über die Truppen Aldringens, die in Heidelberg eine nicht näher genannte Straftat begangen haben, aber nicht gefasst werden konnten. Um weitere Straftaten zu vermeiden, berichtet Tilly, hätte er die Truppen austauschen lassen.
[...]
[1] Junkelmann, Tilly, S.26.
[2] Ebd., S.26.
[3] Mehler, General, S.8.
[4] Vgl. ebd., S.7-10.
[5] Vgl. Poellinger, Johann, S.14f.
[6] Gilardone, Tilly, S.21.
[7] Vgl. ebd., S.21-24.
[8] Vgl. Mehler, General, S.16ff.
[9] Gilardone, Tilly, S.27.
[10] Vgl. ebd., S.26-35.
[11] Vgl. ebd., S.26-35.
[12] Poellinger, Johann, S.21.
[13] Vgl. ebd., S.21.
[14] Gilardone, Tilly, S.46.
[15] Vgl. ebd., S.45f.
[16] Vgl. Gilardone, Tilly, S.47ff.
- Citar trabajo
- Stefan Besenhard (Autor), 2007, Tilly als Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262465
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