Nach dem Tod Alexanders des Großen bildete sich in den Kämpfen der Diadochen um das Erbe Alexanders das hellenistische Staatensystem heraus. Alexanders Reich wurde unter den siegreichen Diadochen aufgeteilt, so dass sich in der Folgezeit verschiedene Großreiche etablieren konnten. Seleukos I. Nikator, der sich 312 der Satrapie Babylon bemächtigen konnte, schuf dabei mit dem Seleukidenreich das flächenmäßig größte Reich hellenistischer Zeit, das sich in seiner weitesten Ausdehnung vom europäischen Thrakien bis zum Industal erstreckte. Die Seleukidenkönige standen damit einerseits in der Nachfolgeschaft Alexanders, mit dessen Herrschaft gleichsam auch die Epoche des Hellenismus und die Durchdringung des nicht-griechischen Volkes mit der griechischen Kultur ihren Anfang nahmen. Andererseits aber müssen sie auch als Erben der achaimenidischen Könige verstanden werden, die in den zwei Jahrhunderten vor Alexander in diesem Gebiet geherrscht hatten.
Damit stellt sich die grundsätzliche Frage, ob das Seleukidenreich, ein ethnisch äußerst heterogenes Gebilde, eher als Fortführung einer griechisch-makedonischen oder einer babylonischen, achaimenidischen Tradition zu verstehen ist. Kann mit Blick auf das Großreich der Seleukiden noch von einer Hellenisierung des Orients gesprochen werden? Oder stehen die seleukidischen Herrscher möglicherweise vielmehr im Zeichen einer Orientalisierung griechisch-makedonischer Tradition?
Die starre Antithetik der historischen Konzepte allerdings – Hellenisierung des Orients auf der einen, Orientalisierung makedonisch-griechischer Tradition auf der anderen Seite – kann die historische Realität in ihrer Differenziertheit sicher nicht ausreichend widerspiegeln und ist letztlich das konstrukthafte Ergebnis der Bemühung, die Seleukiden historisch richtig und möglichst konkret einordnen und bewerten zu können. Als gewichtiger Aspekt der althistorischen Forschung und Archäologie, der im Kontext jener Fragestellung sukzessive an Bedeutung gewinnen konnte, hat sich dabei die Untersuchung der seleukidischen Residenzstädte erwiesen. Insbesondere Winfried Held wagte in seiner Untersuchung „Die Residenzstädte der Seleukiden. Babylon, Seleukia am Tigris, Ai Khanum, Seleukia in Pieria, Antiocheia am Orontes“ eine Neubewertung der Seleukiden, deren Könige er zwar als Herrscher in einer hellenistisch überformten, letztlich aber orientalischen Tradition charakterisierte. Die neugegründeten Residenzstädte im Seleukidenreich seien...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Residenzstadt
3. Die Residenzstädte der Seleukiden
3.1 Babylon
3.2 Seleukia am Tigris
3.3 Ai Khanum
4. Zusammenfassung
5. Bibliographie
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- Michael Kepling (Author), 2011, Die Seleukiden als Orientalen? Die seleukidischen Residenzstädte im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262454
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