Der Begriff Kosmetik geht auf das griechische Wort Kosmos zurück. Kosmos meint Weltordnung und bedeutet das Gegenteil von Chaos, dem ungeordneten Zustand der Welt. Die Verwendung von Kosmetik geht also auf eine uns fremd gewordene Weltanschauung zurück: der menschliche Körper und die Weltordnung stehen in einem Zusammenhang. Und nicht nur das. In den meisten nicht-westlichen Kulturen, und so auch im Alten Ägypten, meinen Weltordnung und gesellschaftliche Ordnung dasselbe. Aus diesem Grund kann man also sagen: Körper, Gesellschaftsordnung und Weltordnung stehen in einer Beziehung.
Vorwort
Bei meinen Kemet-Artikeln handelt es sich um Texte, in denen ich versuche auf wenigen Seiten viele Informationen zu liefern. Der inhaltliche Rahmen ergibt sich aus dem Titel-Thema der jeweiligen Kemet-Ausgabe. Alle Artikel in den Kemet-Magazinen sind bebildert; die Fotos ergänzen die Texte.
Mir war bei jedem einzelnen Artikel wichtig, nicht lediglich schon bekannte und überall nachzulesende Informationen zusammenzustellen und nachzuerzählen. Ich betrachte alle Themen aus einer über den Tellerrand der Ägyptologie hinausgehenden Perspektive und stelle oftmals Thesen in den Raum, die eine Diskussion anstoßen sollen. Es handelt sich dabei aber immer um begründete und nicht aus der Luft gegriffenen Überlegungen.
Für viele meiner Artikel bilden ethnologische, soziologische oder religionswissenschaftliche Ansätze den Rahmen, um alternative Sichtweisen zu ermöglichen. Dabei gehe ich durchaus – aus ägyptologischer Sicht – etwas provokativ an ein Thema heran. Aber immer nur mit dem Ziel, neue oder unbekanntere Aspekte darzustellen.
Um altbekannter Kritik von vornherein entgegenzutreten: Grundsätzlich ist ein über räumliche und zeitliche Grenzen hinwegreichender Kulturvergleich ebenso statthaft wie ein sich ausschließlich an die Originalquellen haltender Versuch, Erkenntnisse über die altägyptische Kultur zu gewinnen. Das Argument, es handle sich bei dem einen um eine anachronistische und bei dem anderen um die einzig akzeptable Vorgehensweise, greift nicht. Denn schließlich findet auch das sprachwissenschaftlich fundierte Interpretieren einer altägyptischen Originalquelle alles andere als zeitnah zu ihrer Entstehung statt. Und eine Quelle aus der ägyptischen Spätzeit ist immerhin auch schon zweitausend Jahre jünger als etwa eine aus der Pyramidenzeit, so dass die Interpretationsergebnisse der jüngeren Quelle als anachronistisch bewertet und zum Verständnis der älteren nicht herangezogen werden dürften, wollte man dieser Argumentation folgen.
Nicht nur der Kulturvergleich, sondern gerade auch der interdisziplinäre Ansatz erweitert unseren Verstehenshorizont. Dann finden sich Antworten auf Fragen, die sich aus ägyptologischer Sicht nie stellen würden und werfen Licht auf unbeachtete oder unbekannte kulturelle Phänomene. Auch scheinbar wissenschaftlich längst bearbeitete Bereiche müssen immer wieder auf den Prüfstand; allein, weil jedem Wissenschaftler und jeder Wissenschaftlerin eine subjektive Sichtweise zueigen ist und jeder Versuch, Subjektivität aus der Arbeit auszuschließen und reine Objektivität walten zu lassen, niemals gelingen kann.
Letztendlich kann es immer nur darum gehen, ein weiteres kleines Fenster zum Verständnis der altägyptischen Kultur aufzustoßen.
Kosmetik und Körperpflege - Schönheit und Reinheit. Körpersymbolik im Alten Ägypten
Einleitung
Der Begriff Kosmetik geht auf das griechische Wort Kosmos zurück. Kosmos meint Weltordnung und bedeutet das Gegenteil von Chaos, dem ungeordneten Zustand der Welt. Die Verwendung von Kosmetik geht also auf eine uns fremd gewordene Weltanschauung zurück: der menschliche Körper und die Weltordnung stehen in einem Zusammenhang. Und nicht nur das. In den meisten nicht-westlichen Kulturen, und so auch im Alten Ägypten, meinen Weltordnung und gesellschaftliche Ordnung dasselbe. Aus diesem Grund kann man also sagen: Körper, Gesellschaftsordnung und Weltordnung stehen in einer Beziehung.
Mircea Eliade bezeichnet diese Wechselbeziehung als Homologisierung: Der Mensch „kosmisiert“ sich.[1] Und umgekehrt „anthropomorphisiert“ der Mensch „die Naturordnung und ihre Prinzipien, die Götter“.[2] Im Alten Ägypten drückt sich diese Homologisierung unter anderem durch die Verwendung von Kosmetik aus.
Götterstatuen wurden ebenso gesalbt, geschminkt und angekleidet wie der König und die Menschen in seiner Umgebung. Zu den Kulthandlungen bei der Krönung des ägyptischen Königs, die dazu dienten, seine Herrschaft göttlich zu legitimieren, gehörte neben der Reinigung und dem Einkleiden auch die Salbung des Königs. Während ihm sein Schmuck angelegt wurde, wurde er mit neun heiligen Ölen gesalbt. Die Salbungen hatten Schutz- und Machtfunktionen und ließen den König „am Leben des Kosmos teilhaben“, denn die Öle und Salben waren aus Mineralien und Kräutern heiliger Orte zusammengesetzt und übertrugen „die Energien der Materie auf den Körper des Königs“. Die Salbungen drückten „symbolisch den Übergang vom König als einem sterblichen Menschen zum von den Göttern auserwählten Herrscher aus“, indem er „mit übernatürlichen Energien“ versehen wurde.[3]
Auch Jesus war ein „Gesalbter“. Das Wort Messias ist eine Transliteration des hebräischen Begriffs Maschiach, Gesalbter. Christos ist die griechische, Christus die lateinische Übersetzung dieses Begriffs. Die Salbung als Zeichen göttlicher Machtübertragung findet sich noch im christlichen Mittelalter und war die Grundlage des Gottesgnadentums der europäischen Könige. Bei der Krönung wurde der König mit einem heiligen Öl gesalbt und galt damit als Gesalbter des Herrn (Christus Domini). Damit war sein Herrschaftsanspruch göttlich legitimiert.[4]
[...]
[1] Mircea Eliade: Das Heilige und das Profane. Vom Wesen des Religiösen, 1990, 151f
[2] Dietrich Harth: Der aufrechte Gang - Monument der Kultur? Über die Lesbarkeit des Leibes und einige andere Voraussetzungen der Kulturanalyse, in: A. Assmann; D. Harth (Hg.): Kultur als Lebenswelt und Monument, 1991, 80
[3] Marie-Ange Bonhême; Annie Forgeau: Pharao, Sohn der Sonne. Die Symbolik des ägyptischen Herrschers, 1989, 238ff
[4] S. unter den entsprechenden Suchwörtern in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (www.bautz.de/bbkl).
- Citar trabajo
- M.A. Sabine Neureiter (Autor), 2006, Körpersymbolik im Alten Ägypten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262199
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