„Wüchsen die Kinder fort wie sie sich
andeuten, wir hätten lauter Genies.“
Johann Wolfgang von Goethe
Während eines Praktikums in einer ersten Grundschulklasse habe ich im Umgang mit den Kindern verschiedene Beobachtungen gemacht, die mich zum Teil erstaunt, zum Teil erfreut haben.
Erschrocken war ich darüber, wie unaufmerksam manche SchülerInnen sind und dass es nicht selbstverständlich ist, dass sie eine Schulstunde lang auf ihrem Platz sitzen bleiben können.
Auch scheint das Interesse der Eltern an ihrem Schulkind sehr unterschiedlich zu sein. Einige Eltern achten sehr auf das Erledigen von Hausaufgaben und suchen häufig das Gespräch mit der Klassenlehrerin, um über den Entwicklungsstand des Kindes informiert zu sein. Andere Eltern kümmern sich weniger, so dass es häufig sehr lange dauert, bis ein Kind komplett mit Schulheften usw. versorgt ist.
Ein weiterer Aspekt, der für mich neu war, sind die extremen Differenzen im Vorwissen der SchulanfängerInnen. Ein Schüler überraschte bereits beim Schuleintritt mit nahezu perfekten Lese- und Schreibkenntnissen, wohingegen andere SchülerInnen auch nach einem halben Jahr noch große Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen aufweisen.
Insgesamt kamen für mich dadurch verschiedene Fragen auf:
Was kann man von einem Kind in der ersten Klasse erwarten? Wie viel Vorwissen sollte es mitbringen? Welche Leistungen kann man erwarten? Sind all diese SchülerInnen „schulreif“? Was ist überhaupt Schulreife
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, welche Bedeutung der Kindergarten bei der Vorbereitung auf die Schulzeit hat.
Da das Thema sehr umfangreich ist, musste ich mich in meinen Ausführungen auf einige Bereiche beschränken.
Zunächst möchte ich einen kleinen Einblick in die Entwicklung von Vorschulkindern geben.
Im dritten Teil referiere ich über den Bildungsauftrag des Kindergartens und beleuchte den Begriff Bildung. Dann gehe ich explizit auf den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ein und versuche deutlich zu machen, was unter Schulfähigkeit zu verstehen ist.
Inhalt
1. Einleitung
2. Kindliche Entwicklung im Vorschulalter
3. Bildung im Kindergarten
3.1 Zum Begriff Bildung
3.2 Der Bildungsauftrag des Kindergartens
4. Der Übergang
4.1 Schulfähigkeit - was ist das?
4.1.1 Physischer Entwicklungsstand
4.1.2 Psychischer Entwicklungsstand
4.1.3 Beeinflussung der Schulfähigkeit durch den/die LehrerIn
4.1.4 Soziale Voraussetzungen
4.2 Kritik am Konzept der Schulfähigkeit
4.3 Zur Bewältigung des Übergangs
4.3.1 Die individuelle Ebene
4.3.2 Die interaktionale Ebene
4.3.3 Die kontextuelle Ebene
5. Reflexion
6. Literatur
„Wüchsen die Kinder fort wie sie sich
andeuten, wir hätten lauter Genies.“[1]
Johann Wolfgang von Goethe
1. Einleitung
Im Rahmen meines Studiums „Lehramt an Sonderschulen“ habe ich mein erstes Praktikum, das Fachpraktikum in meinem Wahlfach Deutsch, an der Grundschule in Cölbe absolviert. Meine Mentorin ist Klassenlehrerin einer ersten Klasse, so dass ich in erster Linie in dieser Altersstufe Erfahrungen gesammelt habe.
Während der 5 Wochen habe ich im Umgang mit den Kindern verschiedene Beobachtungen gemacht, die mich zum Teil erstaunt, zum Teil erfreut haben.
Erschrocken war ich darüber, wie unaufmerksam manche SchülerInnen sind und dass es nicht selbstverständlich ist, dass sie eine Schulstunde lang auf ihrem Platz sitzen bleiben können.
Auch scheint das Interesse der Eltern an ihrem Schulkind sehr unterschiedlich zu sein. Einige Eltern achten sehr auf das Erledigen von Hausaufgaben und suchen häufig das Gespräch mit der Klassenlehrerin, um über den Entwicklungsstand des Kindes informiert zu sein. Andere Eltern kümmern sich weniger, so dass es häufig sehr lange dauert, bis ein Kind komplett mit Schulheften usw. versorgt ist.
Ein weiterer Aspekt, der für mich neu war, sind die extremen Differenzen im Vorwissen der SchulanfängerInnen. Ein Schüler überraschte bereits beim Schuleintritt mit nahezu perfekten Lese- und Schreibkenntnissen, wohingegen andere SchülerInnen auch nach einem halben Jahr noch große Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen aufweisen.
Insgesamt kamen für mich dadurch verschiedene Fragen auf:
Was kann man von einem Kind in der ersten Klasse erwarten? Wie viel Vorwissen sollte es mitbringen? Welche Leistungen kann man erwarten? Sind all diese SchülerInnen „schulreif“? Was ist überhaupt Schulreife?
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, welche Bedeutung der Kindergarten bei der Vorbereitung auf die Schulzeit hat. Ist die Art und Weise der Hinführung auf den Schulalltag sinnvoll? Profitieren die SchulanfängerInnen davon? Und wie erleben die Eltern den Übergang ihres Kindergartenkindes zum Schulkind?
Diese Fragen haben dazu geführt, mich mit dem Thema „Übergang vom Kindergarten in die Grundschule“ näher zu befassen. Ich habe mich in verschiedene Literatur eingelesen, um Antworten zu finden, und möchte hier meine Ergebnisse zusammentragen.
Da das Thema sehr umfangreich ist, musste ich mich in meinen Ausführungen auf einige Bereiche beschränken.
Zunächst möchte ich einen kleinen Einblick in die Entwicklung von Vorschulkindern geben. Hierzu habe ich Aussagen und Meinungen von Experten (ErziehungswissenschaftlerInnen für Bildung im Elementarbereich und PsychologInnen) zusammengestellt.
Im dritten Teil referiere ich über den Bildungsauftrag des Kindergartens und beleuchte den Begriff Bildung. Dann gehe ich explizit auf den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ein und versuche deutlich zu machen, was unter Schulfähigkeit zu verstehen ist.
2. Kindliche Entwicklung im Vorschulalter
In den ersten sechs Lebensjahren erwerben Kinder zahlreiche Kompetenzen in unterschiedlichsten Bereichen. Interesse und Neugier sind konstitutiv für eine positive Entwicklung.
In diesen Jahren vor der Einschulung entdeckt das Kind seine Begeisterung für Neues und seine Freude am Forschen. Die Aufgabe von Erwachsenen ist hier, diese Begeisterung und Neugier zu füllen. Eltern und ElementarpädagogInnen sind also gefragt.
Kinder wollen erleben und lernen. Da ist es schwer festzulegen, was ein Kind unbedingt können muss, womit es lediglich in Berührung kommen sollte und auf welche Erfahrungen man in der Vorschulzeit verzichten kann.[2]
Um trotzdem diesen Erwerb von Grundfähigkeiten und Grundkenntnissen im Vorschulalter etwas zu umreißen, nenne ich zunächst einige elementare Entwicklungsvorgänge, die durch menschliche Evolution vorgegeben sind:
- Erwerb von motorischen Koordinationen und Geschicklichkeit.
- Erwerb der Muttersprache.
- Erwerb von naiven mathematischen Operationen.
- Entwicklung eines Psychologieverständnisses (z.B. Wissen, dass Gemütszustände nicht konstant sind).
Außerdem sollte im Vorschulalter jedes Kind bestimmte basics erwerben. Damit sind grundlegende Fähigkeiten bezeichnet, „die dafür Voraussetzung sind, dass auf ganz unterschiedlichen Gebieten später Expertise, Wissen, Können erworben werden kann.“[3] Hier ist z.B. der Umgang mit Zahlen wichtig, da dieses Können schon früh im Alltag bedeutsam wird. So gibt es zahlreiche Bereiche, wo Grundkenntnisse erforderlich sind, um auf dieser Basis weitere Lernprozesse aufzubauen.[4]
Über diese basics hinaus, sollte sich ein Kind bereits früh auf einige Dinge spezialisieren, da sich dies positiv auf die Identitätsbildung auswirkt. Wenn es sich in einem Bereich gut auskennt, so kann es stolz sein und auf dieser Basis ein gutes Selbstkonzept entwickeln. Für Erwachsene ist hierbei wichtig, offen zu sein für die Neugier von Vorschulkindern und Interessen zu wecken, zu erhalten und zu fördern.[5]
In dem Buch „Weltwissen der Siebenjährigen“ ist beschrieben, wie sehr die Umwelt Lernen und Entwicklung beeinflusst. Ist man in der Welt, so macht man Erfahrungen mit ihr. Hier heißt es: „Terrain gewinnen, den Horizont voranschieben, unterwegs zu einem Zuwachs an Welt, unablässig: Das heißt lernen.“[6] Diese etwas abstrakte Vorstellung vom Lernen in der Welt wird konkretisiert in einer Liste, die Anregungen dazu gibt, was Siebenjährige erfahren haben sollten. Hieraus einige Beispiele:
- ein Buch von Deckel zu Deckel „kennen“, wie auch immer
- einem Erwachsenen etwas erklärt haben
- Butter machen, Sahne schlagen
- Notfalltelefonnummern kennen
- eine Nachricht am Telefon aufnehmen, behalten und ausrichten können
- sich bücken, wenn einem anderen etwas runter gefallen ist
- ausreden lassen, warten können
- in einen Bach gefallen sein
- gesät und geerntet haben[7]
Bereits diese wenigen Punkte aus der Weltwissen-Liste (insgesamt werden 71 aufgezählt) machen deutlich, dass Wissen in einem ganzheitlichen Austausch mit der Welt entsteht. Das Kind muss aktiv werden in der Welt. Um Abläufe zu verstehen und Erfahrungen auf unterschiedlichsten Gebieten zu machen, muss es selbst handeln.[8]
[...]
[1] Goethe, Johann Wolfgang von; zit. nach Elschenbroich, Donata: Weltwissen der Siebenjährigen. Wie Kinder die Welt entdecken können. München 2001, hier zitiert nach der TB-Ausgabe München 2002. S. 11.
[2a] Vgl. Elschenbroich, Weltwissen, S. 2.
[3] Weinert, Franz Emanuel; zit. nach Elschenbroich, Weltwissen, S. 64.
[4] Vgl. Weinert, Franz Emanuel; zit. nach Elschenbroich, Weltwissen, S. 63 ff.
[5] Vgl. Einsiedler, Wolfgang zit. nach Elschenbroich, Weltwissen, S. 98 ff.
[6] Elschenbroich, Weltwissen, S. 10.
[7] Elschenbroich, Weltwissen, S. 30 ff.
[8] Vgl. Elschenbroich, Weltwissen, S. 52 f.
- Citar trabajo
- Judith Düringer (Autor), 2003, Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25700
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