Ein Gespenst geht um in Europa - aber nicht nur dort, auch wenn es sich dort vor kur-zem u. a. in einer neuen Währung vielleicht in einem seiner weniger feinen Aspekte ma-terialisiert zu haben scheint - nachdem es dreihundert Jahre oder mehr von einzelnen Auguren vorhergesehen, von Propheten verheissen, von Predigern gefordert und von Missionaren auf den Weg gebracht wurde. Gleichzeitig scheint es aber auch gerade nicht nur Europa, sondern einen Grossteil, vielleicht sogar nahezu die ganze heutige bewohnte Welt, mehr und mehr zu verunsichern. Gemeint ist die kulturelle Diversität. Die mit diesem ′neuen Phänomen′ verbundenen neuen Wahrnehmungen werfen neue Möglichkeiten und damit verbunden unzählige offene Fragen auf, deren Turbulenz von Jahr zu Jahr zunimmt und von einem sowohl politischen wie gesellschaftlichen Wand-lungsbedarf und Wandlungsvollzug begleitet ist. Über das Problemfeld bestehen dabei viele allgemeine und breite Diskussionen sowie spezielle und generelle Untersuchungen hinsichtlich der immensen Bewegungen der vertrauten Strukturen der betroffenen sozia-len Bereiche. Was aber nun ′wirklich′ vor sich gehen mag, darüber gibt es zur Zeit viel-leicht fast so viele Meinungen wie Stimmen zu diesem Thema. In Bezug auf die Kultur-anthropologie, scheint hierbei immer deutlicher zu werden, dass sie dem entscheidenden Sachverhalt unterliegt, dass ihre traditionellen Studienobjekte verschwinden, bzw. sich in andere transformieren oder auflösen, bzw. so viele werden, dass sie unüberschaubar zu werden drohen.
Am Ende dieser Entwicklung wird möglicherweise wieder ein weiteres ′völlig neues′ Kulturverständnis entstanden sein, und was sich nun hinsichtlich dieses Verständnisses heute schon z. T. in den theoretischen Debatten abzeichnen mag, ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Hierzu werden, nachdem im folgenden der fachliche Ansatz und die verwendeten Begriffe einleitend skizziert wurden, in Abschnitt 2 einige der bezüg-lich der kulturellen Diversität wichtig erscheinenden konzeptionellen Erklärungsansätze von Clifford Geertz, Klaus Peter Hansen und Ulf Hannerz angesprochen. In Abschnitt 3 werden die hierin gefundenen konzeptionellen Erkenntnisse durch zwei ′fachfremde′ theoretische Beobachtungen ergänzt, welche helfen sollen, einige Punkte der in den vorhergehenden Ausführungen offengelassenen Fragen zu erhellen. In Abschnitt 4 er-folgt eine kurze zusammenfassende Diskussion sowie einige weiterführende Überle-gungen zu den Konzepten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kulturanthropologie
- Semiotik
- Der Kulturbegriff
- Der Diversitätsbegriff
- Kulturelle Diversität
- Ökonomisches Diversitätsverständnis
- Biologisches Diversitätsverständnis
- Aspekte theoretischer Ansätze des Diversitätsverständnisses
- Clifford Geertz
- Soziale-Struktur und Kultur
- Kultur und Zeit
- Kulturelle Perspektiven und Systeme
- Rezeption des aktuellen Diversitätsbegriffs
- Klaus Peter Hansen
- Standardisierungen
- Individuum und Kollektiv
- Kultur als komplexe und diversitäre Kollektivität
- Ulf Hannerz
- Dimensionen zeitgenössischer Kulturen
- Zentrum/Peripherie sowie kultureller Apparat/Subkultur
- Prozeß- oder Fluß-Muster
- Kulturelle Diversität
- Ergänzende 'fachfremde' Einsichten
- Die Wirtschaft
- Die sichtbare Dimension
- Die grenzenlose Dimension
- Die Cyber-Dimension
- Die Dimension der hohen Multiples
- Die Psychologie
- Komponenten der psychologischen Existen…
- Typen und Zusammenwirken von Komponenten
- Evolution, Lernen und Wandel
- Fazit
- Zusammenfassender Vergleich
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Diversitätsperspektiven in der Kulturanthropologie. Ziel ist es, verschiedene theoretische Ansätze zur Erfassung von kultureller Diversität zu untersuchen und deren Relevanz für das Verständnis gegenwärtiger Kulturen zu beleuchten.
- Entwicklung und Wandel des Diversitätsbegriffs in der Kulturanthropologie
- Analyse verschiedener theoretischer Ansätze von Clifford Geertz, Klaus Peter Hansen und Ulf Hannerz
- Verbindung von anthropologischem Diversitätsverständnis mit Einsichten aus anderen Disziplinen, wie der Wirtschaft und der Psychologie
- Diskussion der Bedeutung von Diversität für die Analyse kultureller Prozesse
- Reflexion der Herausforderungen und Chancen, die mit kultureller Diversität einhergehen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel führt in die Thematik der Diversitätsperspektiven in der Kulturanthropologie ein und erläutert die Relevanz des Themas.
- Aspekte theoretischer Ansätze des Diversitätsverständnisses: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Ansätze verschiedener Autoren, darunter Clifford Geertz, Klaus Peter Hansen und Ulf Hannerz. Es werden die jeweiligen Definitionen von Kultur und Diversität analysiert und in ihren historischen Kontext eingebettet.
- Ergänzende 'fachfremde' Einsichten: Der Fokus liegt auf der Einbindung von Einsichten aus anderen Disziplinen, insbesondere der Wirtschaft und der Psychologie, in die Diskussion über Diversität. Die Kapitel beleuchten die relevanten Aspekte aus diesen Disziplinen und setzen sie in Beziehung zur Kulturanthropologie.
Schlüsselwörter
Kulturanthropologie, Diversität, Kulturbegriff, Kulturwandel, Theoretische Ansätze, Clifford Geertz, Klaus Peter Hansen, Ulf Hannerz, Wirtschaft, Psychologie, Interdisziplinarität, Globalisierung, Kulturelle Prozesse.
- Citation du texte
- Steffen Bechter (Auteur), 2002, Diversitätsperspektiven in der Kulturanthropologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2563