Das Deutsche ist die einzige Sprache der Welt, in der Substantive in der Satzmitte groß
geschrieben werden, es gibt verwirrende Regelungen bezüglich der Dehnung - man
schreibt „Teer“, „schwer“, und „lehr“, und jedesmal ist der Vokal langes „e“. Wie
kam es zu all diesen Entwicklungen?
In der althochdeutschen Sprachperiode (etwa 750-1050) galt als Schreibgrundsatz das
Prinzip der Lauttreue, also die Regel „Schreibe wie du sprichst“. Zwar war auch damals
schon ein Phonem (also ein Laut) durch mehrere Grapheme (also Buchstaben) darstellbar,
aber zumeist wurden die Wörter in „stiller Übereinkunft“ gleich geschrieben. Auch
in der mittelhochdeutschen Sprachperiode (etwa 1100-1500) schrieb man auf diese Art
und Weise.
Warum also haben sich die Schreibweisen bis heute so stark verändert, wenn es doch
damals scheinbar keine Rechtschreibprobleme gab? Warum hat man sich diese denn
erst erschaffen, und warum kehren wir heute nicht einfach wieder zu diesem Grundsatz
zurück, wenn damit alle Probleme gelöst scheinen? [...]
Die geschichtliche Entwicklung der deutschen Rechtschreibung
(bis I. Orthographische Konferenz)
Das Deutsche ist die einzige Sprache der Welt, in der Substantive in der Satzmitte groß geschrieben werden, es gibt verwirrende Regelungen bezüglich der Dehnung - man schreibt „Teer“, „schwer“, und „lehr“, und jedesmal ist der Vokal langes „e“. Wie kam es zu all diesen Entwicklungen?
In der althochdeutschen Sprachperiode (etwa 750-1050) galt als Schreibgrundsatz das Prinzip der Lauttreue, also die Regel „Schreibe wie du sprichst“. Zwar war auch damals schon ein Phonem (also ein Laut) durch mehrere Grapheme (also Buchstaben) darstell-bar, aber zumeist wurden die Wörter in „stiller Übereinkunft“ gleich geschrieben. Auch in der mittelhochdeutschen Sprachperiode (etwa 1100-1500) schrieb man auf diese Art und Weise.
Warum also haben sich die Schreibweisen bis heute so stark verändert, wenn es doch damals scheinbar keine Rechtschreibprobleme gab? Warum hat man sich diese denn erst erschaffen, und warum kehren wir heute nicht einfach wieder zu diesem Grundsatz zurück, wenn damit alle Probleme gelöst scheinen?
Durch die wesentlich ausgeprägteren Dialekte zu dieser Zeit war die Verständigung mit einer solchen Lautschrift nur regional möglich, was schon recht früh als Mangel erkannt wurde. Als Erste versuchten die Minnesänger diesen Zustand zu ändern und die Sprache von ihren mundartlichen Tendenzen zu befreien, schließlich wollten sie möglichst überall verstanden werden, um ihre politischen Motive zu verbreiten - ihr Einfluss blieb aber recht gering. Im Spätmittelalter jedoch kam es durch den immer bedeutender werdenden Handel und den wirtschaftlichen Aufschwung der Städte zu Sprachmischungen, da Angehörige verschiedener Mundarten aufeinander trafen. Vor allem aber, wurde die Forderung nach einer überregionalen Sprache und Schrift nun von einer breiten Masse unterstützt. Des weiteren benötigten die Kanzleien des neu geeinten Deutschen Reiches eine Sprache die in allen deutschen Landen verstanden wurde. Schließlich sollten die Verordnungen Kaiser Maximilians I. möglichst Viele erreichen. So entstand durch die Sprachmischungen und mit der Kanzleisprache als Basis eine erste überregionale deutsche Sprache, die neuhochdeutsche Sprache.
Die Erfindung des Buchdrucks etwa 1445, trug wesentlich zur Ausbreitung und Erlern-ung der neuhochdeutschen Sprache bei. Denn die Buchdrucker wollten ihre Bücher natürlich überregional verkaufen und unterstützten daher die Verbreitung der neuhoch-deutschen Sprache als Grundlage für eine überregionale Schrift. Auch Martin Luther half, die neuhochdeutsche Sprache zu etablieren, da er sie für seine Bibelübersetzung nutzte. Er bemühte sich um möglichst volksnahen Ausdruck und trug dazu bei, dass die neuhochdeutsche Sprache bekannt wurde und als Vorbild für gutes Deutsch galt. Diese beiden historischen Begebenheiten, sowohl der Buchdruck als auch Martin Luthers Übersetzungen, waren entscheidend dafür, dass die neuhochdeutsche Sprache keine Kanzleisprache blieb, sondern vom Volk gekannt und benutzt wurde - wenn auch noch nicht von Jedermann.
Die Existenz einer überregionalen Sprache hatte zur Folge, dass immer mehr Geschäfts-briefe, amtliche Schreiben und Urkunden in dieser abgefasst wurden. Der Buchdruck wiederum sorgte, wie beschrieben, für eine rasche Verbreitung. Dies zog mit sich, dass immer mehr Menschen anfingen zu schreiben, also nicht mehr nur der Adel und Klerus, sondern auch normale Bürger. Doch welche Auswirkung hatte diese sprachgeschicht-liche Entwicklung auf die Entwicklung der Rechtschreibung? Nun, es kam zu einer Art „Verrohung“ der Schrift dadurch, dass nicht länger nur Leute schrieben, die es auch wirklich erlernt hatten. Und mit dieser „Verrohung“, welche im Folgenden noch genauer beschrieben wird, wurden die Grundsteine für die heutige, doch recht komplizierte Rechtschreibung gelegt.
Auf Grund der Tatsache, dass es noch immer keine Rechtschreibregeln gab, sondern lediglich der Grundsatz galt „schreibe wie du sprichst“, entstanden zu dieser Zeit viele neue Wortbildungen. Denn die Schrift hatte nicht mehr nur kommunikativen Charakter, sondern galt auch als Indiz für die Kreativität des Schreibers. So erschienen für ein „o“ die Grapheme „ô, o, ö, oe“ oder für ein lang gesprochenes „i“ die Grapheme „i, ii, ij, y, y“. Das heißt, jeder konnte seine eigene Orthographie entwickeln und schreiben, wie er es für richtig erachtete. Auch Martin Luther schrieb in seinem 1522 veröffentlichten
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- Citar trabajo
- Lucia Esther Momo Rita Müller (Autor), 2003, Die geschichtliche Entwicklung der deutschen Rechtschreibung - bis zur ersten orthographischen Konferenz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25489
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