Das Ziel jeder therapeutischen Intervention besteht darin, die Handlungsmöglichkeiten des Klienten zu erweitern, damit er selbstständig seine Probleme lösen kann. Inwieweit dieses hohe Ziel erreicht wird hängt unmittelbar davon ab, ob der Therapeut das »Weltmodell« des Klienten, also seine Perspektive erfassen kann.
Hier ergibt sich die Schwierigkeit, dass es absolut unmöglich ist eine andere Person in ihrer Kommunikation vollständig zu verstehen, denn dazu müsste man selber die Person sein, mit der man kommuniziert. Das heißt der Therapeut und sein Klient können das gleiche Wort verwenden, ohne zu berücksichtigen, dass sie nicht dieselbe Erfahrung mit diesem Wort repräsentieren.
Um das einzigartige und einmalige Weltmodell seines Gegenübers begreifen zu können, muss der Therapeut deshalb auf die vom Klienten verwendeten Wörter achten. Denn vor allem die Art und Weise, wie Menschen Wörter zur Beschreibung ihrer Erfahrungen verwenden, gibt Aufschluss darüber, wie sie ihre phänomenale Welt repräsentieren.
David Gordon, auf dessen Beitrag ich mich in der vorliegenden Arbeit ausnahmslos beziehe, führt an dieser Stelle das Konzept der Destillation ein. Damit ist der aktive Vergleichsprozess gemeint, in dem der Therapeut sein Modell mit dem des Klienten abstimmt.
Hat der Therapeut erst einmal Zugang zu dessen Bezugssystem, kann er in »der Sprache des Klienten« sprechen, wodurch sich dieser besser verstanden fühlt. Zum anderen ist der Therapeut nun in der Lage, sich in der Auswahl des geeigneten therapeutischen Werkzeuges am individuellen Modell des Klienten zu orientieren.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Merkmale und Arten von Metaphern
2.1 Ableitungssuche – transderivational search
2.2 Natürliche Metaphern
2.3 Formale Metaphern
2.4 Wirksame Metaphern
3 Bildung therapeutischer Metaphern
3.1 Wohlgeformtheit
3.2 Isomorphismus
3.3 Verbindende Strategie
3.3.1 Kalibrierung
3.3.2 Rekalibrierung
3.4 Refraiming
4 Repräsentationssysteme
4.1 Menschliche Repräsentationssysteme
4.2 Einschränkungen
4.3 Primäres Repräsentationssystem
4.4 Repräsentationssysteme in der Therapie
5 Erzählen von Metaphern -»Die Syntax von Metaphern«
5.1 Anwendung der Ableitungssuche
5.2 Der fehlende Bezugsindex
5.3 Unbestimmte Verben
5.4 Nominalisierungen
5.5 Eingebettete Kommandos und Markierungen
6 Schlussbetrachtungen
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Das Ziel jeder therapeutischen Intervention besteht darin, die Handlungsmöglichkeiten des Klienten zu erweitern, damit er selbstständig seine Probleme lösen kann. Inwieweit dieses hohe Ziel erreicht wird hängt unmittelbar davon ab, ob der Therapeut das » Weltmodell «1 des Klienten, also seine Perspektive erfassen kann.
Hier ergibt sich die Schwierigkeit, dass es absolut unmöglich ist eine andere Person in ihrer Kommunikation vollständig zu verstehen, denn dazu müsste man selber die Person sein, mit der man kommuniziert. Das heißt der Therapeut und sein Klient können das gleiche Wort verwenden, ohne zu berücksichtigen, dass sie nicht dieselbe Erfahrung mit diesem Wort repräsentieren.2
Um das einzigartige und einmalige Weltmodell seines Gegenübers begreifen zu können, muss der Therapeut deshalb auf die vom Klienten verwendeten Wörter achten. Denn vor allem die Art und Weise, wie Menschen Wörter zur Beschreibung ihrer Erfahrungen verwenden, gibt Aufschluss darüber, wie sie ihre phänomenale Welt repräsentieren.
David Gordon, auf dessen Beitrag ich mich in der vorliegenden Arbeit ausnahmslos beziehe, führt an dieser Stelle das Konzept der Destillation ein. Damit ist der aktive Vergleichsprozess gemeint, in dem der Therapeut sein Modell mit dem des Klienten abstimmt.3
Hat der Therapeut erst einmal Zugang zu dessen Bezugssystem, kann er in »der Sprache des Klienten« sprechen, wodurch sich dieser besser verstanden fühlt. Zum anderen ist der Therapeut nun in der Lage, sich in der Auswahl des geeigneten therapeutischen Werkzeuges am individuellen Modell des Klienten zu orientieren.
Der praktische Nutzen von Metaphern liegt hier darin, dass sie quasi als Brücke zwischen zwei Bedeutungswelten fungieren und dadurch die Verständigung erleichtern. Das heißt, mit einer gemeinsamen Metapher besitzen Klient und Therapeut ein gemeinsames Modell für die verbale Verständigung. Wie aber lässt sich konkret das Wesen einer Metapher beschreiben? In dieser Frage bezieht sich Gordon auf Sheldon Kopp, der eine Metapher dadurch bestimmt sieht, „(...) daß sie eine Sache in den Begriffen einer anderen ausdrückt, wobei diese Verknüpfung ein neues Licht auf die beschriebene Sache wirft.“1
Auf den folgenden Seiten steht jedoch die »Therapeutische Metapher« im Mittelpunkt, deren Stärke vor allem darin liegt, dass sie direkt oder indirekt, d.h. für den Klienten bewusst oder unbewusst zwischen dem Problem und dessen angestrebter Lösung vermittelt. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei den verschiedenen Arten, der Bildung und dem Erzählen von therapeutischen »Geschichten«.2 Weiterhin erfolgt eine Einführung in die verschiedenen Repräsentationssysteme, mittels derer Individuen ihre Erfahrungen verarbeiten, speichern und generieren.
2 Merkmale und Arten von Metaphern
2.1 Ableitungssuche – transderivational search
Zentrales Thema therapeutischer Metaphern ist die Frage, wie der Klient seinen individuellen Erfahrungen Sinn verleiht.
Alle neuen Informationen werden vom Menschen am jeweiligen Modell abgeglichen. Jene, die zum Modell passen sind sinn-voll. Völlig neue oder widersprüchliche Informationen ergeben keinen Sinn. Die Ableitungssuche bezeichnet den Prozess, bei dem die neue Information mit dem individuellen Erfahrungsschatz (dem Modell) korreliert wird. Sofern die Information in das vorhandene Modell passt, kann sie als sinn-volles Element integriert werden.3 Zur Veranschaulichung ein Beispiel:
Satz 1: „Die Ampel da vorne ist rot!“
Satz 2: „Die Ampel da vorne ist grau!“
Während der erste Satz spontan als sinnvolle Aussage interpretiert wird, leitet der zweite beim Leser eine Ableitungssuche ein. Die »unpassende« Information erhält erst dann Sinn, wenn »Ampel« und »grau« dem bestehenden Erfahrungsschatz gegenübergestellt werden und infolgedessen das »grau« beispielsweise als Eigenschaft des Ampelmastes interpretiert wird. Dieser Prozess, der bewusst oder unbewusst abläuft ist Grundlage für die Wirksamkeit der therapeutischen Metapher. So lässt sich in der Therapeut-Klient-Beziehung planvoll eine Ableitungssuche durch Metaphern initiieren, da der Klient in der erzählten Geschichte nach Sinn suchen wird. Unter bestimmten Voraussetzungen wird er sich mit dem Protagonisten der Metapher identifizieren und die Geschichte auf seine Problemsituation übertragen. Die therapeutische Metapher bietet auch immer eine Lösung an, was dem Klienten hilft, seine persönlichen Ressourcen zu erschließen. Gleichzeitig wird er dadurch zur selbstständigen Problemlösung ermächtigt. Welche besonderen Voraussetzungen sind es aber nun, die Metaphern zu solch einem effektiven Werkzeug der Therapie machen?
2.2 Natürliche Metaphern
In der Alltagskommunikation erzählen wir oft Geschichten ohne therapeutische Absicht, die Elemente therapeutischer Metaphern enthalten. Dies ist ein natürlicher Prozess, über den wir uns in der Regel nicht im Klaren sind. Hierzu führt Gordon aus: „Wenn wir eine Geschichte erfinden, konstruieren wir sie unbewußt meist so, daß sie mit gewissen persönlichen oder allgemeineren Erfahrungen korreliert, bieten eine Lösung an, beziehen verschiedene Ebenen von Signifikanz ein und erzählen sie so, daß sie die Ableitungssuche in unseren Zuhörern maximiert.“1 Zwei bildhafte Sätze sollen dies illustrieren:
Satz 1: „Ich habe Hunger wie ein Löwe!“
Satz 2: „Wenn X seinen Mund aufmacht, dann sehe ich rot!“
In Satz 1 wird ein Tier herangezogen, um einem Bedarfszustand erhöhten Ausdruck zu verleihen. Beim zweiten Satz findet eine Farbe Verwendung, mit der ein Gefühlszustand beschrieben werden soll. Eine beispielhafte Geschichte mit dazugehöriger Lösung folgt in meinem Referat.
2.3 Formale Metaphern
Die wichtigste Bedingung für den Erfolg einer Metapher besteht darin, dass sie dem Klienten auf der Ebene seines Weltmodells begegnet. Das bedeutet, die Metapher muss die Struktur des Problems enthalten (siehe Signifikanz). Zu dieser Struktur zählt das Beziehungsnetz des Klienten ebenso wie seine momentanen Bewältigungsstrategien. Wenn die Metapher und die problemhafte Situation strukturell gleich sind, dann wird sie der Klient in Beziehung zueinander setzen. Und weil die Metapher am Ende stets irgendeine Lösung anbietet, stellt sie für den Klienten eine direkte oder indirekte Möglichkeit der Problembewältigung dar. Dabei hat der Inhalt der Metapher keinen so großen Einfluss darauf, ob der Klient die Metapher auf sein Problem überträgt oder nicht.1 Aber welche Faktoren sind es nun konkret, die eine wirksame Metapher qualifizieren?
2.4 Wirksame Metaphern
Gordon kennt drei Kriterien, die erfüllt sein müssen, soll eine Metapher ihre therapeutische Wirkung entfalten.
- Signifikanz bezeichnet die subjektiv erlebte strukturelle Ähnlichkeit zwischen der Metapher und der problemhaften Situation. Entspricht eine Metapher der aktuellen Situation des Klienten, so kann er sich am ehesten mit der Geschichte und deren Hauptfiguren identifizieren. Weil aber die Ähnlichkeit der Metapher auch Widerstände auslösen kann, ist deshalb auf die Übereinstimmung der Kommunikationsmuster zu achten, da hier die Signifikanz vom Klienten nicht bewusst wahrgenommen wird. Auf diese Weise wird die Metapher für ihn »unwiderstehlich«. Zu den Kommunikationsmustern zählt Gordon insbesondere die Kommunikationsstile (Satir-Kategorien)2, sowie die Repräsentationssysteme (auditiv, kinästhetisch, visuell) und deren Submodalitäten3 (bei dem visuellen System sind das bspw. Farbe, Helligkeit, Form, Bewegung, Oberflächenbeschaffenheit).
- Auflösung meint die detaillierte Schilderung der Charaktere der Geschichte. Seitens des Klienten erfolgt dadurch eine genauere und vollständigere Repräsentation der aktuellen Situation.
- Gründlichkeit bedeutet, die Metapher zielt auf die Veränderung in möglichst vielen Repräsentationsebenen ab (beteiligte Personen; Dynamik der Situation; Kommunikationsmodi; Linguistische Muster; Muster der Repräsentationssysteme; Muster der Submodalitäten).
Eine kurze Zusammenfassung: In der idealen Metapher bleiben also die interpersonellen Beziehungen sowie die Bewältigungsmuster des Klienten erhalten und die Metapher beinhaltet eine Lösung. Zur Erhöhung der Signifikanz werden die verschiedenen Kommunikationsmuster berücksichtigt!1 Lenken wir nun unsere Aufmerksamkeit auf das Entwickeln einer therapeutischen Metapher.
[...]
1 Im Laufe des Lebens verdichten sich die gespeicherten Erfahrungen und die aus diesen Erfahrungen abgeleiteten Generalisierungen zur individuellen Bewertungsgrundlage, zum jeweiligen Modell.
2 vgl. Gordon 1996, S. 22 f.
3 Der Therapeut lässt den Klienten beispielsweise die Aussage „Ich fühle mich schlecht“ präzisieren.
1 in ebd., S. 17
2 Werden Märchen, Gleichnisse und Anekdoten mit dem Ziel der Belehrung erzählt, werden sie zu Metaphern.
3 vgl. ebd., S. 23 ff.
1 ebd., S. 30
1 vgl. ebd., S. 26 ff.
2 Siehe hierzu vertiefend ebd., Kap. 3
3 Siehe hierzu vertiefend ebd., Kap.5
1 vgl., ebd. S. 28 ff.
- Citar trabajo
- Christoph Herrmann (Autor), 2001, Therapeutische Metaphern nach David Gordon, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25431
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