Das Wort Gerontologie leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet wörtlich übersetzt Greisenkunde. Die Gerontologie ist ähnlich der Sportwissenschaft eine multidisziplinäre Wissenschaft, die sich mit dem Alter und den Alterungsprozessen beschäftigt. Sie wird auch als Querschnittswissenschaft bezeichnet, da sie sich unterschiedlicher Erkenntnisse aus anderen Wissenschaftsgebieten bedient. Der Verfasser merkt an, dass die Anfänge der Gerontologie bis ins Altertum zurückreichen. „Schon Aristoteles und Seneca äußerten Gedanken zu den Problemen des Älterwerdens, zum Beispiel: Altern ist eine unheilbare Krankheit“ (Füsgen 1988, S.3). Zu diesem Zeitpunkt betrachtete man die Altersforschung noch unter philosophischen Gesichtspunkten, was sich aber ab dem 16. Jahrhundert änderte und man begann die Forschung unter naturwissenschaftlichen Aspekten zu sehen.
Inhaltsverzeichnis
3 Gerontologische Aspekte
3.1 Begriffsabgrenzung von Gerontologie
3.2 Zur Situation des alten Menschen
3.2.1 Multimorbidität
3.2.2 Soziale Isolation
3.3 Modelle des Alterns
3.3.1 Aktivitätstheorie
3.3.2 Disengagement-Theorie
3.3.3 Kompetenztheorie
3.4 Geriatrische Aspekte
3.5 Sport im Alter
3.5.1 Auswirkungen des Sports auf die körperliche Gesundheit
3.5.2 Auswirkungen des Sports auf die seelische Gesundheit
3.6 Zusammenfassung
3 Gerontologische Aspekte
3.1 Begriffsabgrenzung von Gerontologie
Das Wort Gerontologie leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet wörtlich übersetzt Greisenkunde. Die Gerontologie ist ähnlich der Sportwissenschaft eine multidisziplinäre Wissenschaft, die sich mit dem Alter und den Alterungsprozessen beschäftigt. Sie wird auch als Querschnittswissenschaft bezeichnet, da sie sich unterschiedlicher Erkenntnisse aus anderen Wissenschaftsgebieten bedient. Der Verfasser merkt an, dass die Anfänge der Gerontologie bis ins Altertum zurückreichen. „Schon Aristoteles und Seneca äußerten Gedanken zu den Problemen des Älterwerdens, zum Beispiel: Altern ist eine unheilbare Krankheit“ (Füsgen 1988, S.3). Zu diesem Zeitpunkt betrachtete man die Altersforschung noch unter philosophischen Gesichtspunkten, was sich aber ab dem 16. Jahrhundert änderte und man begann die Forschung unter naturwissenschaftlichen Aspekten zu sehen. Der Begriff der Gerontologie wurde zunächst von dem russischen Forscher Rybnikov im Jahr 1929 geprägt, der die Altersforschung folgendermaßen beschrieb: „Gerontologie, die Erforschung des Verhaltens im höheren Alter, soll ein Spezialgebiet der Verhaltenswissenschaften werden. Das Ziel dieser Wissenschaft ist die Erforschung der Ursachen und Bedingungen des Alterns wie auch die Erforschung und sorgfältige Beschreibung regulär fortschreitender Verhaltensänderungen, die zum Lebensalter in Beziehung stehen“ (Füsgen 1988, S.3). Nachfolgend fügt der Verfasser an, dass eine eigenständige Wissenschaft sich dadurch kennzeichnet, dass sie über einen eigenen Gegenstand verfügt, einen Begriffs- und Methoden-apparat hat und einen Bezug zur Praxis herstellen muss. Der Autor verdeutlicht noch einmal, dass der Gegenstand der Gerontologie nicht das Alter oder der alte Mensch ist, sondern der Alterungsprozess oder die Veränderung und Entwicklung des Alterns. Der Begriffsapparat besteht aus den Altershypothesen, von denen einige unter dem Punkt 3.3 vom Autor näher erläutert werden. Beim Methodenapparat bedient sich die Gerontologie jedoch der Methoden der Soziologie. Der Praxisbezug erfolgt anschließend durch die aus der Wissenschaft neu gewonnenen Erkenntnisse oder Methoden. Dadurch, dass Langlebigkeit als Massenphänomen der heutigen Gesellschaft eine relativ junge Erscheinung ist, stellen sich der Gerontologie folgende Aufgaben und Fragestellungen, wie z.B. die Situation der Alten verbessert werden kann, sie beschäftigt sich mit der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, sie überprüft die Praxis auf Schwachstellen und sucht nach Verbesserungsvorschlägen, die geplant, mitgestaltet und in die Praxis umgesetzt werden. Nachfolgend versucht der Verfasser das Bild des alten Menschen in unserer Gesellschaft aufzuzeigen.
3.2 Zur Situation des alten Menschen
„Die Situation, dass die Gesellschaft stetig älter wird, ist ein wesentliches Merkmal der demographischen Entwicklung in Deutschland und Europa“ (Schwier 1998, S.14). Mit diesem Ausspruch beschreibt Schwier ein Problem, das nicht nur die Rentenkassen seit Jahren beschäftigt, sondern auch viele Mediziner. Fest steht, dass die Lebenserwartung beständig steigt. Fakt ist, dass der Anstieg der Lebenserwartung einher geht mit der Steigerung gesundheitlicher Probleme und körperlicher Leistungseinschränkungen. Die Ursachen dafür sind nicht ausschließlich dem Älterwerden zuzuschreiben, sondern meist eine „indirekte Folge eines von Bewegungsarmut geprägten Lebensstils“ (Hübscher 1998, S.48). Inaktivität verstärkt und beschleunigt den Altersvorgang. Sportliche Bewegung hingegen kann den Alterungsprozess zwar nicht aufheben, aber verzögern (vgl. Hübscher 1998, S.48f.). Der Autor ist der Ansicht, dass gesund alt werden und die Lebensqualität durch sportliche Aktivität erhöhen, die Devise für die heutigen Senioren sein muss. Der Verfasser stellt fest, dass bislang nur ein geringer Teil der älteren Menschen dies richtig wahrgenommen hat, jedoch ein Trend zu erkennen ist, dass ein Vormarsch im Seniorensport, gerade was den Laufsport betrifft, zu erkennen ist. Um die Brisanz dieses Themas zu verdeutlichen, ist es sinnvoll einen Einstieg zu geben, der die demographische Situation in Deutschland skizziert.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts betrug der Anteil der über 60- Jährigen in der deutschen Bevölkerung noch 5%. 1992 war der Stand bei 21%. Das bedeutet, dass jeder fünfte Bundesbürger älter als 60 war. Ende 1999 lebten in Deutschland fast 19 Millionen Menschen, die das 60. Lebensjahr überschritten hatten. Bei einer momentanen Bevölkerungszahl von ca. 82 Millionen Menschen macht dies 23% der Gesamtbevölkerung aus. Für das Jahr 2030 lässt sich eine Zahl von 38% prognostizieren. Die 10. koordinierte Bevölkerungsvoraus-berechnung des Statistischen Bundesamtes brachte als Ergebnis, dass bis zum Jahr 2050 die Menschen im Alter von 58 bis 63 Jahren zu den am stärksten besetzten Jahrgängen gehören werden. Heute sind es die 35- bis 49- Jährigen. (vgl. Statistisches Bundesamt 2004, o. S.)
Der Verfasser merkt an, dass diese Verlagerung zugunsten der Senioren auf zwei Faktoren zurückzuführen ist. Die sinkende Geburten-rate und die allgemeine höhere Lebenserwartung, die aus einer Steigerung der Lebensqualität resultiert. Aus der Bevölkerungsstatistik ergeben sich für den Anteil der älteren und alten Menschen an der Gesamtbevölkerung weitere bemerkenswerte Tatsachen:
- „Der Anteil der Frauen an der älteren Bevölkerung ist wesentlich größer als der Anteil der Männer. Kommen 1991 in der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik noch 111 Frauen auf 100 Männer, so steigt der Anteil bei den über 60–Jährigen auf fast 200 Frauen, bei den über 85–Jährigen auf 300 und bei den über 100- Jährigen auf 400 Frauen für jeweils 100 Männer. Hier kommen die Kriegerwitwen des Zweiten Weltkriegs zur Geltung.
- Für männliche Neugeborene hat sich die Lebenserwartung von 1949 bis 1990 von 64,56 auf 72,90 Jahre erhöht, für weibliche Neugeborene von 68,48 auf 79,29 Jahre.
- Wer in das Seniorenalter von 60 Jahren eintritt, kann mit weiteren 22 (Frauen), beziehungsweise 18 (Männer) Lebens-jahren rechnen.
- Von den über 65–Jährigen sind etwa 50% allein stehende und 17% verheiratete Frauen, 25% verheiratete und 8% allein stehende Männer.
- Die Zahl der über 100–Jährigen hat sich von 1965 bis 1985 von 224 auf 1822, also auf über das Achtfache, erhöht und wird weiter steigen“ (Meusel 1996, S.8).
In Bezugnahme auf sportliche Aktivität stellt der Autor somit fest, dass es Aufgabe der kommunalen Einrichtungen, der Sportverbände und auch der Wohlfahrtsverbände ist, sich um Sport- und Bewegungsangebote zu bemühen, die vor allem älteren Menschen zugute kommen und vielleicht gerade dabei ältere Frauen stärker berücksichtigt. Nachfolgend wird der Verfasser auf das körperliche und seelische Befinden der alten Menschen näher eingehen, bevor die unterschiedlichen Modelle des Alterns vorgestellt werden.
3.2.1 Multimorbidität
Das Bild der alten Menschen wird häufig dadurch gekennzeichnet, dass dieser an mehreren Krankheiten leidet, die behandlungsbedürftig sind. „Drei bis neun Krankheiten gleichzeitig können demzufolge bei den über 70–Jährigen durchschnittlich erwartet werden. Dabei werden Erkrankungen von Herz- Kreislauf, der Atmungsorgane, des Endokrinums und des Stütz- und Bewegungsapparates am häufigsten angetroffen“ (Füsgen 1988, S.45). Die Multimorbidität wird durch krankhafte Prozesse verursacht. Dabei unterscheidet man drei Gruppen solcher Prozesse: die alternde Krankheiten, das heißt solche, die einen Menschen von früheren Lebensabschnitten ins hohe Alter begleiten, beispielsweise eine chronische Bronchitis, die in der Jugend als fieberhafter Effekt begann. Eine zweite Gruppe bilden die primären Alterskrankheiten, die am häufigsten im Alter zum ersten Mal auftreten, deren Anfänge aber bis ins mittlere Erwachsenenalter zurückreichen, beispielsweise eine Arteriosklerose. Zuletzt werden noch die allgemeinen Krankheiten unterschieden, welche im Alter einen spezifischen Verlauf nehmen können (vgl. Lang/Diepgen 1988, S.78). Der Verfasser verweist auf Franke, der die Altersmultimorbidität in zwei verschiedene Gruppen ordnet. Bei der ersten Gruppe „treffen bei ein und demselben Senioren Affektionen zusammen, die zunächst keinen unmittelbaren Kausalzusammenhang aufweisen“ (Füsgen 1988, S.45).
Als Beispiel nennt der Autor das Vorhandensein einer Herzinsuffizienz, eines Gallensteins und z.B. Arteriosklerose. Die zweite Gruppe, die Franke nennt, stellt „eine abhängige oder gebündelte Multiplizität kausalabhängiger Kombinationserkrankungen“ (Füsgen 1988, S.45) dar. Der Autor weist bei der Behandlung von Multimorbidität im Krankenhaus generell darauf hin, dass gerade bei hochaltrigen Patienten nur die wirklich behandlungsbedürftigen Erkrankungen therapiert werden sollten. Oftmals leben Senioren mit diversen Erkrankungen schon seit mehreren Jahren relativ beschwerdefrei. Bei einer gleichzeitigen Behandlung mehrerer Erkrankungen, was im Krankenhaus, aufgrund der fehlenden geriatrischen Erfahrung der Ärzte oftmals der Fall ist, riskiert man, dass der Patient das Krankenhaus nie wieder verlassen wird.
3.2.2 Soziale Isolation
Eine der häufigsten Assoziationen beim Begriff Altern ist die Vorstellung der sozialen Isolation, also die Abnahme von Zahl und Qualität der sozialen Kontakte des älteren Menschen. Dieser Vorgang wird folgendermaßen beschrieben: „Die meisten Menschen bauen länger dauernde zwischen-menschliche Kontakte außer zur eigenen nur zu den Generationen der Eltern und Kinder auf. Je älter der Einzelne wird, desto spärlicher werden diese Beziehungen wieder. Zunächst sterben die Bezugspersonen in der älteren Generation, dann lichten sich die Reihen der Gleichaltrigen. Die Kinder bleiben, aber das Verhältnis zu ihnen wandelt sich. Zunehmend steht der Ältere alleine“ (Füsgen 1988, S.58). Der Verfasser bemerkt, dass man bei den allein stehenden Alten zwischen erzwungener Singularisierung durch Verwitwung, oder dem Alleinleben als erwünschtem Zustand unterscheiden muss. Fakt ist jedoch, dass durch die Singularisierung und Vereinsamung der älteren Bevölkerung ein erhöhter Hilfs- und Pflegebedarf entstehen wird. Der Autor verweist auf Meusel, der eine Beziehung zwischen Inaktivität und dem Gefühl der Einsamkeit herstellt.
„Zwar fühlen sich ältere Menschen nicht unbedingt schon einsam, wenn sie mit weniger sozialen Kontakten – also objektiv betrachtet verhältnismäßig isoliert – leben. Entscheidend für das Gefühl der Einsamkeit ist das subjektive Erleben eines negativ bewerteten Zustandes. […] Mit Einsamkeit sind oft Gefühle der Langeweile, der Leere, Sinnlosigkeit, Müdigkeit und Apathie verbunden. Langeweile entsteht aus der Erfahrung der Monotonie, fehlenden Handlungsanreizen und dem Gefühl, nicht gefordert zu werden, wenn die Fähigkeiten die Handlungsmöglichkeiten übersteigen“ (Meusel 1996, S.50f.). Der Verfasser sieht eine Möglichkeit darin, dem Zustand der sozialen Isolation vorzubeugen, indem den älteren Menschen Betätigungsformen oder Sportangebote näher gebracht werden. Die Möglichkeit, dass Sport dazu beiträgt, soziale Kontakte zu knüpfen, wurde bereits in Kapitel 2 näher erläutert. Nachfolgend geht der Autor auf die unterschiedlichen Modelle des Alterns ein.
3.3 Modelle des Alterns
Das Wort alt bedeutet „betagt, abgenutzt, lange vergangen“ (Wahrig 1984, S.11), aber der Verfasser ist der Meinung, dass der Begriff des Alters auch gleichzusetzen ist mit Erfahrung, Weisheit und Selbstverantwortung. Das Alter wird nach Kindheit und Erwachsenenalter auch als drittes Lebensalter betitelt. Nach Prahl und Schröter gibt es jedoch auch eine soziologische Einteilung des Alters in die so genannten jungen Alten, von 45 Jahren bis 60 Jahre und neue Alte, von 60 Jahre bis 75 Jahre, Alte von 75 bis 90 Jahren, Hochbetagte, von 90 Jahre bis 100 Jahre und Langlebige, über 100 Jahre (vgl. Prahl/Schroeter 1996, S.13). In der Soziologie wird neben den Alterseinteilungen auch eine Einteilung in Kohorten, Generationen oder Altersgruppen vorgenommen. „Eine Kohorte ist ein Aggregat von Individuen, die eine gemeinsame Zeitspanne durchleben, die zur gleichen Zeit von einem gleichen Ereignis, von äußeren Attributen wie Geburt, Schuleintritt, Eheschließungen […] betroffen sind. Sie erfahren damit aufgrund einer spezifischen Situierung in der Geschichte eine besondere Prägung“ (Prahl/Schroeter 1996, S.251). Generation hingegen bedeutet in der Soziologie „die Gesamtheit der Altersgruppen, die ähnliche kulturelle und soziale Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensmuster aufweisen und sich dadurch von anderen Alters-gruppen abheben“ (Zwahr 1999, S.1216).
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- Citation du texte
- Daniel Seibel (Auteur), 2004, Sport im Alter - eine empirische Studie - Teilbereich Gerontologische Aspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25391
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