Das Lied "Einsamkeit" ist eines der kürzeren Lieder aus dem Zyklus "Die Winterreise".
Es ist durchkomponiert, zweiteilig, steht im 2 4-Takt und umfaßt 48 Takte. Die
Vortagsbezeichnung lautet "langsam". Der erste Teil, Takt 1 - 22, läßt sich in 3 Abschnitte
gliedern: sechs Takte Einleitung, einen Teil A (Takt 7 - 14) und einen Teil B
(Takt 15 - 22).
Textlich umfaßt dieser Teil I die ersten vier Zeilen des zugrunde liegenden Gedichtes;
das Reimschema ist hier aabb.
Die Einleitung beginnt mit einer leeren Quinte in der linken Hand (H-d), was den Hörer
zunächst im Zweifel über den Charakter des Liedes läßt - Dur oder Moll? Die Antwort
kommt jedoch schon auf dem zweiten Viertel: Die rechte Hand antwortet ebenfalls mit
einem "Zweiklang", d´-h´, und liefert damit die Mollterz. Damit ist die Tonart h-Moll des
Liedes festgelegt. [...]
Franz Schubert: "Einsamkeit" aus: "Die Winterreise", Nr. 12
Das Lied "Einsamkeit" ist eines der kürzeren Lieder aus dem Zyklus "Die Winterreise". Es ist durchkomponiert, zweiteilig, steht im Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten-Takt und umfaßt 48 Takte. Die Vortagsbezeichnung lautet "langsam". Der erste Teil, Takt 1 - 22, läßt sich in 3 Abschnitte gliedern: sechs Takte Einleitung, einen Teil A (Takt 7 - 14) und einen Teil B (Takt 15 - 22).
Textlich umfaßt dieser Teil I die ersten vier Zeilen des zugrunde liegenden Gedichtes; das Reimschema ist hier aabb.
Die Einleitung beginnt mit einer leeren Quinte in der linken Hand (H-d), was den Hörer zunächst im Zweifel über den Charakter des Liedes läßt - Dur oder Moll? Die Antwort kommt jedoch schon auf dem zweiten Viertel: Die rechte Hand antwortet ebenfalls mit einem "Zweiklang", d´-h´, und liefert damit die Mollterz. Damit ist die Tonart h-Moll des Liedes festgelegt.
Während dieses ersten Teils passiert harmonisch und dynamisch fast nichts. Das Lied stagniert, tritt auf der Stelle. Die Singstimme ist etwas bewegter, aber auch ihr haftet der resignierte, stillstehende Charakter der Klavierbegleitung an. Der Sänger bzw. Sprecher vergleicht sich mit einer "trüben Wolke", die durch "heitre Lüfte geht". Dieser Vergleich macht seine Seelenlage deutlich: Er ist der Außenseiter, der durch seine "Trübheit" auffällt, die Welt um ihn ist die "heitre Luft". Hier drückt sich auch seine Verbitterung aus: Er ist "einsam und ohne Gruß", wobei sich das letztere sowohl auf ihn als auch auf seine Umwelt beziehen kann, die er nicht grüßt und von der er ebenfalls nicht gegrüßt wird.
Die Klavierbegleitung ist in diesem ersten Teil sehr zurückhaltend. Das in der Einleitung vorgestellte Ton- und Harmoniematerial (h-Moll, Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten, Fis) wird bis auf eine hinzugefügte Septe (Takt 15, zweites Viertel) nicht variiert. Musik und Text spiegeln die gleiche Grundeinstellung wieder: Einsamkeit und Verzweiflung, in der Musik durch die spartanisch einfache Harmonie, daspianissimound die auf Synkopen verzichtende Rhythmik zum Ausdruck gebracht. Der Text ist rhythmisch ebenfalls denkbar einfach, sechs Hebungen pro Zeile, keine Überhänge oder "gequetschte" Wörter. Die Interpunktion bestätigt das Ende des ersten Teils: Der Satzschluß fällt genau auf das musikalische Ende dieses Teils (Takt 22, erster Viertel).
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- Christine Knecht (Autor), 1993, Liedanalyse "Einsamkeit" (aus der "Winterreise" von Franz Schubert), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25178