Der Begriff „Urchristentum“ ist als Bezeichnung der ersten Epoche der christlichen Kirchengeschichte zum Terminus Technicus geworden. Ziel dieser Arbeit ist es darzustellen, welchen Weg die Kirche von ihrem Beginn bis zur Phase ihrer starken Ausbreitung genommen hat. Dabei wird nicht nur die „Gründung“ der Kirche selbst, sondern auch das Selbstverständnis der ersten Christen gegenüber ihrer Um welt und die langsame Herauslösung des Christentums aus dem Judentum bis hin zur eigenständigen Religion zu thematisieren sein. Zuvor gilt es jedoch die vorhandenen Quellen und damit den ursprünglichsten Zugang zu der Thematik, auf ihre Eigenarten und ihren Wert für dieses Thema hin kritisch zu bewerten.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die Quellen für die Rekonstruktion des Urchristentums
II.1. Außerchristliche Quellen
II.2. Christliche Quellen
III. Die Entstehung der christlichen Kirche
III.1. Der Ursprung der Kirche
III.2. Zur Terminologie
III.3. Die ersten christlichen Gemeinden
III.4. Das Leben in der Gemeinde
III.5. Die Gütergemeinschaft
III.6. Ausbreitung des Christentums über Jerusalem hinaus
III.7. Das Apostelkonzil
IV. Schluß
V. Literatur
V.1. Quellen
V.2. Monographien
I. Einleitung
Der Begriff „Urchristentum“ ist als Bezeichnung der ersten Epoche der christlichen Kirchengeschichte zum Terminus Technicus geworden. Ziel dieser Arbeit ist es darzustellen, welchen Weg die Kirche von ihrem Beginn bis zur Phase ihrer starken Ausbreitung genommen hat. Dabei wird nicht nur die „Gründung“ der Kirche selbst, sondern auch das Selbstverständnis der ersten Christen gegenüber ihrer Umwelt und die langsame Herauslösung des Christentums aus dem Judentum bis hin zur eigenständigen Religion zu thematisieren sein. Zuvor gilt es jedoch die vorhandenen Quellen und damit den ursprünglichsten Zugang zu der Thematik, auf ihre Eigenarten und ihren Wert für dieses Thema hin kritisch zu bewerten.
II. Die Quellen für die Rekonstruktion des Urchristentums
II.1. Außerchristliche Quellen
In außerchristlichen Quellen ist die frühe Zeit des Christentums insgesamt nur sehr peripher erwähnt. Der Judenchrist Flavius Josephus führt zwar die Passion des Jesus und seine Kreuzigung unter Pontius Pilatus an, aber das weitere Wirken der Christen wird nicht näher erläutert.[1] Bei dem Römer Tacitus kommt schon ebenfalls die Kreuzigung zur Sprache, zudem erwähnt er, wenn auch sehr marginal, die Verfolgung von Christen unter Nero.[2] Auch Plinius der Jüngere erwähnt zwar in seiner Korrespondenz mit Trajan die Christen, aber auch in dieser Quelle erfahren wir nur recht wenig über die näheren Lebensumstände der einzelnen Christen bzw. der ganzen „Kirche“.[3]
II.2. Christliche Quellen
Die wichtigsten Quellen sind die neutestamentlichen Schriften, vor allem die echten Paulusbriefe und die Apostelgeschichte. Die paulinischen Briefe lassen sich in zwei große Kategorien teilen: Briefe, die tatsächlich von Paulus selbst verfaßt wurden und zweitens Briefe, die auch Paulus als Verfasser nennen, tatsächlich aber nicht von ihm selbst und zudem auch erst sehr viel später verfaßt wurden (sogenannte deuteropaulinische Briefe). Bei den echten Paulusbriefen gilt anzumerken, daß diese in wahrsten Sinne des Wortes „echte“ Briefe sind. Sie haben bestimmte Anlässe, gehen auf Fragen und konkrete Verhältnisse in den Gemeinden ein und enthalten persönliche Mitteilungen, etwa über Reisepläne.[4] Obwohl diese Briefe im Gegensatz zu den rein fiktiven deuteropaulinischen Briefe auf tatsächliche historische Situationen eingehen, sind sie doch auch immer Glaubenszeugnisse ihrer Verfasser. Mit anderen Worten, die Aussagen über die Verhältnisse und das Leben der ersten Christen sind also immer unter der interpretatio fidei zu sehen. Gerade die Berichte der Apostelgeschichte sind kein exakter Bericht dessen, was geschichtlich genau abgelaufen ist. Diese Briefe und die Apostelgeschichte können nur dann richtig verstanden werden, wenn sie als normative Erfahrung der Verfasser mit historischen Ereignissen im Lichte ihres Glaubens gesehen werden. So geschieht alles Reden über die frühe Zeit des Christentums nicht unmittelbar sachlich-historisch, sondern in Glaubenssprache und bietet dennoch den am meisten begründeten Zugang zum ursprünglichen Geschehen.[5]
III. Die Entstehung der christlichen Kirche
III.1. Der Ursprung der Kirche
Aus rein sachlogischen Gesichtspunkten kann von Christen bzw. einer Kirche, verstanden als Gruppe oder Gemeinschaft, die sich durch den Glauben an Christus als von den Toten auferstandener Sohn Gottes, definitiv erst nach dem Tod des Jesus die Rede sein. Bei aller Schwierigkeit der Datierung wird etwa das Jahr 30 n. Chr. als Jahr seiner Kreuzigung angenommen. Vom theologischen Standpunkt aus gehen also die ersten Christen mit der Epiphanie Jesu einher, wie sie z.B. in 1 Kor 15,3ff. und Lk 24,34 erzählt wird.[6] Für den Historiker können diese theologischen Argumente jedoch nicht überzeugen, da sie nicht empirisch nachweisbar sind, sondern den Glauben daran voraussetzten. Ebenso problematisch ist es, die Gründung der Kirche auf Jesus selbst zurückführen zu wollen.[7] Zwar wird u.a. in Mt 16,17-19 (Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen ...) der Gedanke einer „Kirche“ bereits Jesus in den Mund gelegt, aber dieses angebliche Jesuswort ist als historische Überlieferung nicht zuverlässig und ist demnach wohl erst nach seinem Tod geprägt worden. Jesus als Initiator einer Kirchengründung anzunehmen wäre somit also verfehlt, in seinen Worten und Werken liegt zwar die Ursache für eine Kirchengründung - denn ohne ihn wäre es zu einer solchen nicht gekommen, aber die Initiative oder direkte Ursache für diese Gründung kann ihm nicht zugeschrieben werden. An historischen Fakten eindeutig festmachen zu wollen, auf welche Person oder vielleicht auch Gruppe die Gründung einer ersten Gemeinde zurückzuführen ist, ist aufgrund der Eigenart (Selbstzeugnisse späterer Christengemeinden) und Spärlichkeit der Quellenlage leider nicht möglich. Zuverlässiges Faktum ist lediglich, daß kleine Gruppen von Freunden, Verwandten und Anhängern des Jesus von Nazareth in Jerusalem und Galiläa sich nach seinem Tod in Gemeinschaften trafen, um sein Andenken zu feiern. Wie sich diese Gemeinschaften konstituierten und wie sie agierten wird im Weiteren vor allem im Bezug auf die Jerusalemer „Gemeinde“ zu untersuchen sein.[8]
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[1] Flavius Josephus: antiquitates Iudicae 3,3 (§ 63).
[2] Tacitus: Annalen 15,44.
[3] Caius Plinius Caecilius Secundus: Epistularum libri novem, X,96.
[4] Conzelmann, Hans: Arbeitsbuch zum Neuen Testament, Tübingen 19837, 186 ff.
[5] Vgl. Johannes Paul II.: Die Interpretation der Bibel in der Kirche (23.4.1993), Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 115, Bonn 19962, II/2.
[6] Andresen, Carl: Geschichte des Urchristentums Band I - von den Anfängen bis zur Hochscholastik, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1975, 1f.
[7] Söding, Thomas: Blick zurück nach vorn - Bilder lebendiger Gemeinden im Neuen Testament, Breisgau 1997, 21 f.
[8] Brox, Norbert: Kirchengeschichte des Altertums, Düsseldorf 1983, 9 ff.
- Citar trabajo
- Andre Zysk (Autor), 2001, Die Anfänge des Christentums.Von einer jüdischen Sekte zur eigenständigen Religionsgemeinschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25056
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