Die großen Helden der Mayschen Amerika-Romane heißen zweifellos Old Shatterhand und Winnetou. Fern der Zivilisation überwinden sie deren Schattenseiten und setzen Maßstäbe für eine bessere Welt.
Sie sind die Vorbilder und Garanten einer gerechteren Gesellschaft und der Gegenpol zu dem im Wilden Westen vorherrschenden Recht des Stärkeren.
Sie vereinen die wünschbaren menschlichen Tugenden in ihrer Person und scheinen allmächtig und allwissend. Als irdische Instanz einer höheren Gerechtigkeit stellen sie die gestörte Harmonie der Welt wieder her und können insofern als mythische Gestalten bezeichnet werden.1
Die Schilderung ihrer ruhmreichen Taten erfolgt im Allgemeinen durch Old Shatterhand aus der Ich-Perspektive. Diese subjektive Sicht erleichtert den Zugang in die Gedanken- und Motivwelt des Helden und fördert die Identifikation des Lesers mit der Gruppe der positiven Handlungsträger.2
In ,,Der Schatz im Silbersee", seiner für den ,,Guten Kamerad" konzipierten Jugenderzählung, hat May diese gewohnte Erzählperspektive noch nicht etabliert und bedient sich eines personalen Erzählers.
Auch der Handlungsanteil der beiden Helden ist bei weitem nicht so ausgeprägt wie in den Reiseromanen. Das Gewicht in dieser Erzählung wird auf vier Gruppen verteilt, die sich deutlich in gut (die Gruppe um Old Firehand und Old Shatterhand) und böse (die Tramps und die Utahs) aufspalten.3
Bis zur Mitte der Geschichte treten die Helden überhaupt nicht in Aktion und sie haben nicht einmal einen spektakulären Abgang.
Dennoch zeigt sich innerhalb der Gruppenbezüge eine deutliche Hierarchie, an deren Spitze Winnetou und Old Shatterhand stehen. Es gelingt ihnen, sich in kürzester Zeit als maßgebende Charaktere zu beweisen.
In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, wie die beiden Hauptcharaktere im Rahmen der Erzählung zu den sagenhaften Figuren werden, die seit Generationen als populäre Helden auch außerhalb der Mayschen Romanwelt leben.
Inhaltsverzeichnis
- Die Position Old Shatterhands und Winnetous
- Textimmanente Genese
- Indirekter Aufbau
- Direkter Aufbau
- Methoden der Beschreibung
- Das Bild Old Shatterhands
- Das Bild Winnetous
- Friede auf Erden!
- Zur Funktion der Helden
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Genese der mythischen Gestalten Old Shatterhand und Winnetou in Karl Mays Jugenderzählung „Der Schatz im Silbersee". Die Analyse befasst sich mit der Frage, wie die beiden Hauptcharaktere im Rahmen der Erzählung zu den sagenhaften Figuren werden, die seit Generationen als populäre Helden auch außerhalb der Mayschen Romanwelt leben.
- Die textimmanente Genese der Heldenfiguren
- Die Bedeutung der indirekten und direkten Beschreibungen für die Charakterentwicklung
- Die Rolle der Kontrastfiguren für die Hervorhebung der Heldenqualitäten
- Die Funktion der Helden in der Erzählung
- Die Bedeutung der christlichen Werte für die Heldenfiguren
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Position der beiden Helden Old Shatterhand und Winnetou im Rahmen der Erzählung. Es wird gezeigt, wie sie als Vorbilder und Garanten einer gerechteren Gesellschaft fungieren und im Gegensatz zu dem im Wilden Westen vorherrschenden Recht des Stärkeren stehen. Ihre ruhmreichen Taten werden im Allgemeinen durch Old Shatterhand aus der Ich-Perspektive geschildert, in „Der Schatz im Silbersee" bedient sich May jedoch eines personalen Erzählers.
Das zweite Kapitel analysiert die textimmanente Genese der Heldenfiguren. Es werden zwei verschiedene Perspektiven der Gestaltung von Old Shatterhand und Winnetou unterschieden: der indirekte Aufbau, der sich aus den Berichten der anderen Akteure und ihrer Haltung zu den Helden entwickelt, und der direkte Aufbau, der ihr eigenes Agieren in der Erzählung beschreibt. Der indirekte Aufbau beleuchtet die Bekanntheit und den Ruhm der beiden Helden, die bereits vor ihrem eigentlichen Erscheinen in der Erzählung durch die anderen Charaktere erwähnt werden. Der direkte Aufbau hingegen konzentriert sich auf die detaillierte Beschreibung ihres Auftretens, ihrer Fähigkeiten und ihres Verhaltens.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Methoden der Beschreibung, die May für die Gestaltung der Charaktere einsetzt. Es wird deutlich, dass die äußere Erscheinung und die Kleidung der Figuren maßgeblich für die Charaktereinschätzung des Lesers sind. Die Helden zeichnen sich durch ein auffallend edles Äußeres und eine harmonische Gestalt aus, die ihre innere Tugendhaftigkeit symbolisiert. Sie verfügen über eine einzigartige Ausrüstung und beherrschen sowohl die Wildnis als auch die Zivilisation gleichermaßen souverän.
Das vierte Kapitel widmet sich dem Bild Old Shatterhands. Es wird gezeigt, dass er alle Merkmale des klassischen Westmannes verkörpert: er ist stark, geschickt, ehrlicher und pflichtbewußter, verfügt über ein umfassendes Wissen und beherrscht die Wildwestdisziplinen wie Spurenlesen und Schleichen perfekt. Old Shatterhand ist ein Meister der Gewaltanwendung, er vermeidet es jedoch, seine Gegner zu töten, und setzt stattdessen auf den „Jagdhieb", der nur eine kurzfristige Bewußtlosigkeit des Gegners herbeiführt. Er steht für praktische Vernunft, idealisierte Humanität und bürgerlichen Anstand und ist der Idealtypus des tüchtigen Mannes.
Das fünfte Kapitel analysiert das Bild Winnetous. Er ist ähnlich unüberwindlich und unfehlbar wie Old Shatterhand, jedoch weniger präsent in der Erzählung. Sein Name und sein Auftreten genügen, um seinen Worten Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Als Indianer ist er allen Weißen in der Beherrschung der Wildwestfähigkeiten überlegen, mit Ausnahme Shatterhands, der in diesen Disziplinen sein gelehriger Schüler war. Winnetou verkörpert das Idealbild des europäisierten Indianers - einen „roten Gentleman" - und vereint die besten Eigenschaften seiner traditionellen Kultur mit denen der Zivilisation. Allerdings ist er auch noch von Triebhaftigkeit geprägt, was sich in seinen impulsiven Handlungen zeigt.
Das sechste Kapitel beleuchtet die Funktion der Helden in der Erzählung. Winnetou dient als Kontrastfigur zur Idealisierung Old Shatterhands. Er weicht von den humanitären Geboten ab und lässt sich zuweilen von Emotionen leiten, während Old Shatterhand von rationaler Selbstkontrolle beherrscht wird. Winnetou ist der symbolische Repräsentant der indianischen Rasse, die in ihrem Kampf gegen eine gnadenlose Zivilisation untergeht. Die Helden kämpfen für die Beseitigung des Bösen und die Schaffung einer harmonischen Zukunft. Old Shatterhand übernimmt die Diplomatenfunktion zwischen den Kulturen und versucht, durch die Anwendung christlicher Werte, die Basis für eine friedliche Annäherung zu schaffen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Heldenfiguren Old Shatterhand und Winnetou, die Genese mythischer Gestalten, die textimmanente Analyse, die Methoden der Beschreibung, die Funktion der Helden und die Bedeutung christlicher Werte in Karl Mays Jugenderzählung „Der Schatz im Silbersee".
- Citar trabajo
- Sabine M. Staack (Autor), 2001, Die Genese mythischer Gestalten anhand ´Der Schatz im Silbersee´, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2502
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