Einleitung und methodische Erläuterung
Unterzieht man die bisherigen Forschungen zur Presse während der Zeit des Dritten Reiches einer näheren Betrachtung, so fällt auf, daß ein Kapitel dieses Abschnitts der deutschen Pressegeschichte bis dato weitgehend vernachlässigt wurde: die deutsche Ausland-pressepolitik während des Zweiten Weltkriegs, die „publizistische Wehr des Reiches“ wie es in einem zeitgenössischen Artikel heißt.(1) Am besten untersucht ist in diesem Zusammenhang noch die Auslandszeitschrift Signal, die von der Abteilung Wehrmachtspropaganda herausgegeben wurde und mit ihren Ausgaben in nicht weniger als 20 Sprachen zeitweilig eine Auflage von mehr als 2,5 Millionen Exemplaren erreichte.(2)
Völlig im Abseits der pressegeschichtlichen Forschung stand hingegen bisher ein Programm der Reichsleitung für die Presse der NSDAP, die in allen von Deutschland besetzten bzw. annektierten Gebieten deutsche Tageszeitungen gründen ließ. Von Riga bis Paris, von Oslo bis Belgrad entstand so ein Netz von deutschen Blättern, die
aufgrund ihrer interessanten Stellung zwischen den Fronten eine eingehendere Betrachtung verdienen würden. Doch in den einschlägigen Publikationen zur deutschen Pressegeschichte der NS-Jahre von Koszyk, Abel oder – neueren Datums – von Frei/Schmitz finden sich kaum mehr als ein paar Verweise auf diese Presseorgane,
Einzelstudien fehlen anscheinend völlig. Am ausführlichsten informiert noch Oron J. Hale, der diesen Zeitungen aber auch nur knapp vier Seiten widmet.
Die vorliegende Arbeit soll daher ein erster Schritt auf dem Weg dazu sein, diese Forschungslücke zu schließen. Untersuchungsgegenstand ist dabei die Pariser Zeitung,
die zwischen Januar 1941 und August 1944 in der französischen Hauptstadt erschien und – wie noch zu zeigen sein wird – in mancher Hinsicht ein besonderes Beispiel für die Auslandspressepolitik der NSDAP darstellte. Auch in diesem Einzelfall ist der Forschungsstand kaum befriedigender, zudem die französische Seite bisher ebenfalls
einen Bogen um die Pariser Zeitung gemacht zu haben scheint:
[...]
______
1 Die deutschen Auslandszeitungen. Publizistische Wehr des Reiches in den besetzten und eroberten
Ländern, in: Brüsseler Zeitung , 1. 7. 1942.
2 Vgl. Hans Dollinger, Facsimile-Querschnitt durch Signal, München/Bern/Wien 1969, S. 11.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhalt
- Einleitung und methodische Erläuterung
- I. „Dem Schwert folgt die Zeitung"
- 1. Die Waffe der Propaganda
- a) Grundlegendes zur NS-Auslandspressepolitik
- b) Kollaboration — nur ein Schlagwort?
- c) Presse und Propaganda im besetzten Paris
- 2. Die Zeitung der Besatzer
- a) Rolle und Anspruch der Pariser Zeitung
- b) Der Verlag
- c) Die Druckerei
- 3. Die Redaktion
- a) Die Leitung
- b) Die deutschen Mitarbeiter
- c) Die französischen Mitarbeiter
- 4. Auf der Suche nach einem Publikum
- a) Auflagenzahlen
- b) Leserschaft und Verbreitung
- c) Bemühung um französische Leser: eine französische Wochenzeitung
- II. Morphologische Betrachtung der Pariser Zeitung
- 1. Das Erscheinungsbild
- a) Titel und Untertitel
- b) Das Format
- c) Die Erscheinungsweise
- d) Der Preis
- e) Die Anzahl der Seiten
- f) Aufmachung und Illustration
- 2. Die inhaltliche Darstellung
- a) Die einzelnen Rubriken
- b) Die französischen Seiten
- c) Die Herkunft der Information
- 3. Die Anzeigen
- a) Der Anteil der Anzeigen an der Gesamtoberfläche
- b) Der Inhalt des Anzeigenteils
- c) Die Kleinanzeigen
- d) Die Frage nach dem Zielpublikum
- III. Inhaltliche Aspekte
- 1. Berichte und Stellungnahmen zu einigen Schlüsseldaten der Geschichte des Zweiten Weltkriegs
- a) Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion (21. Juni 1941)
- b) Die Landung der Alliierten in Nordafrika (7. November 1942)
- c) Die Niederlage von Stalingrad (Januar/Februar 1943)
- d) Die Landung der Alliierten in der Normandie (6. Juni 1944)
- e) Das Attentat gegen Hitler (20. Juli 1944)
- 2. Der Antisemitismus
- a) Der Stellenwert des Themenkomplexes in der Pariser Zeitung
- b) Ausprägungen antijüdischer Propaganda
- c) Antijüdische Maßnahmen im Spiegel der Berichterstattung
- 3. Die Kollaboration — Leitgedanke der Pariser Zeitung?
- a) Der Stellenwert des Themas in der Pariser Zeitung
- b) Parisbild und kulturelle Zusammenarbeit
- c) Wirtschaftliche Fragen
- d) Die politische Kollaboration und das Verhältnis zur Vichy-Regierung
- IV. Zielsetzung und Realität: eine zusammenfassende Wertung
- Schlußbemerkung
- Anhang
- I. Einige Photokopien
- II. Zeittafel
- III. Biographische Angaben zu Redaktionsmitgliedern und Mitarbeitern
- IV. Kurzcharakteristik zitierter Presseorgane
- V. Abkürzungsverzeichnis
- VI. Tabellen- und Graphikverzeichnis
- VII. Bildnachweis
- VIII. Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit untersucht die Pariser Zeitung, eine deutsche Tageszeitung, die zwischen Januar 1941 und August 1944 in der besetzten französischen Hauptstadt erschien. Sie soll die Rolle des Blattes im Rahmen der NS-Auslandspressepolitik und seine Funktion als Propagandainstrument des Dritten Reiches beleuchten.
- Die NS-Auslandspressepolitik als Instrument der ideologischen Kriegführung
- Die Rolle der Kollaboration in der deutschen Frankreichpolitik
- Die Gestaltung und Verbreitung von NS-Propaganda in der Pariser Zeitung
- Der Antisemitismus als zentrales Element der NS-Ideologie in der Pariser Zeitung
- Die Darstellung der deutsch-französischen Beziehungen und das Verhältnis zur Vichy-Regierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung und methodische Erläuterung stellt die Pariser Zeitung im Kontext der bisherigen Forschung zur NS-Auslandspressepolitik vor und erläutert die methodischen Ansätze der Arbeit.
Kapitel I beleuchtet die NS-Auslandspressepolitik im Allgemeinen und die deutsche Frankreichpolitik im Besonderen, mit einem Fokus auf das Schlagwort der Kollaboration. Es wird die Rolle der Presse als Propagandainstrument in der deutschen Besatzungszeit in Paris dargestellt.
Kapitel II widmet sich der Pariser Zeitung selbst und analysiert ihr Erscheinungsbild, ihre inhaltliche Struktur und ihre Anzeigenpolitik. Es werden die verschiedenen Rubriken, die französischen Seiten und die Herkunft der Informationen untersucht.
Kapitel III beleuchtet die inhaltlichen Schwerpunkte der Pariser Zeitung anhand von ausgewählten Themen aus der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, dem Antisemitismus und der Kollaboration. Es werden die Darstellung von Kriegsereignissen, die Ausprägungen antijüdischer Propaganda und das Verhältnis der Zeitung zur Vichy-Regierung analysiert.
Kapitel IV bietet eine zusammenfassende Wertung der Pariser Zeitung und ihrer Rolle als Propagandainstrument des Dritten Reiches. Es werden die Zielsetzung des Blattes, seine tatsächliche Wirkung und seine Bedeutung im Kontext der NS-Propaganda in Frankreich diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Pariser Zeitung, NS-Auslandspressepolitik, Propaganda, Kollaboration, Vichy-Regierung, Antisemitismus, Zweiter Weltkrieg, Geschichte, Frankreich, Deutschland, Kultur, Wirtschaft, Medien, Journalismus.
- Arbeit zitieren
- Andreas Laska (Autor:in), 1999, Die Pariser Zeitung (1941-44) - Publizistische Wehr des Reiches im besetzten Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/248
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