Die Arbeit beschäftigt sich mit der Freilegung einer bestimmten Bedeutungsebene im anonym erschienenen Roman "Josefine Mutzenbacher - Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt", die eine dezidiert subversive Lesart des pornographischen Textes nahelegt.
Die Arbeit postuliert das Vorhandensein intertextueller Bezüge zwischen Siegmund freuds "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" und dem Mutzenbacher-Roman, da die Texte u. a. beide in Wien mit nur einem Jahr zeitlichem Abstand erscheinen und das gleiche Sujet behandeln - die Sexualität des Kindes - , wenn auch mit gänzlich unterschiedlicher Zielsetzung aufgrund der Verschiedenheit der Textgattungen.
Da die "Abhandlungen" freuds die Vertreter der gesellschaftlichen Ordnung und v. a. die zeitgenössische _rtzteschaft durch die vorgetragenen Thesen zur dezidierten Sexualität des Kleinkindes auf das Tiefste verstörten, liegt der Schluß nahe, dass der anonyme Verfasser der "Mutzenbacher" die ...ffentlichkeit auf ähnlich subversive Weise zu provozieren (und gleichzeitig zu erregen) sich anschickte, indem er mit großer Selbstverständlichkeit die damalig allgemein abgeleugnete KinderSexualität in naturalistisch angelegten Szenen mit den drastischen Darstellungsmitteln der Pornographie portraitierte. Durch das Ineinanderverschränken aller handelnden Figuren mit allen und der frei flukurierenden Sexualität, die sich zwischen diesen Figuren Bahn bricht, ereignen sich karnevalistische Mésalliancen und vollziehen sich Familialisierungen (Begriffe aus der Literaturtheorie bachtins), die eine Deutung des Textes als sexualpolitische Utopie zulassen.
Die Arbeit versucht diesen Thesen mit der interpretierenden Auswertung einiger Textbeispiele auf den Grund zu gehen und diese im folgenden zu belegen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Einleitung
- I. Hermeneutische Vorleistung: Übereinstimmungen zwischen Freuds Sexualtheorie und der Mutzenbacher
- I.1. Rekurs auf die literarischen Besonderheiten der Mutzenbacher
- I.2. Freuds theoretische Perspektive auf die Kindersexualität
- II. Die intertextuellen Bezüge zwischen Freuds Sexualtheorie und der 'polymorph perversen' Pep.
- III. Die Subversion des erotischen Diskurses der Mutzenbacher
- IV. Subversion im Superlativ. Die urchristliche Utopie des sexuellen Glücks aller mit allen Gesellschaftsgliedern: der Priester und das Mädchen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die subversive Bedeutungsebene des anonymen Romans "Josefine Mutzenbacher". Sie postuliert intertextuelle Bezüge zwischen Freuds "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" und dem Roman, aufgrund thematischer Überschneidungen (Kindessexualität) und der zeitlichen Nähe ihres Erscheinens in Wien. Die Arbeit analysiert, wie der Roman durch naturalistische Darstellung und die Darstellung freier Sexualität die damalige Gesellschaft provoziert und eine sexualpolitische Utopie implizit darstellt.
- Subversion des pornographischen Diskurses
- Intertextuelle Beziehungen zwischen Freuds Sexualtheorie und dem Mutzenbacher-Roman
- Darstellung von Kindersexualität
- Karnevalisierung und Familialisierung als Elemente einer sexualpolitischen Utopie
- Ignoranz der Literaturwissenschaft gegenüber dem Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Vorbemerkungen thematisieren die bisherige Ignoranz der Literaturwissenschaft gegenüber dem Roman "Josefine Mutzenbacher". Die Einleitung führt in die Thematik ein. Kapitel I untersucht Übereinstimmungen zwischen Freuds Sexualtheorie und dem Roman, insbesondere bezüglich der Darstellung von Kindersexualität. Kapitel II analysiert die intertextuellen Bezüge zwischen beiden Texten. Kapitel III fokussiert sich auf die subversive Natur des erotischen Diskurses im Roman. Kapitel IV deutet den Roman als Darstellung einer sexualpolitischen Utopie.
Schlüsselwörter
Josefine Mutzenbacher, Pornographie, Wiener Moderne, Subversion, Sexualität, Kindersexualität, Freud, Intertextualität, sexualpolitische Utopie, Literaturwissenschaft, Obszönität.
- Citar trabajo
- Stephan Schmauder (Autor), 1999, Josefine Mutzenbacher - Subversion in der Horizontalen. Der erotische Diskurs im pornographischen Roman der Wiener Moderne als Ausblick auf eine sexualpolitische Utopie., Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2487