Die Historia von D. Johann Fausten1, erstmals erschienen 1587 auf der Buchmesse
in Frankfurt am Main, beinhaltet einen recht einfachen Handlungsstrang: Doktor
Faustus, ein wißbegieriger Gelehrter, der über den Rahmen seines menschlichen
Wissens hinausgehen möchte, beschwört den Teufel, schließt mit ihm einen Pakt, um
mit dessen Hilfe alle Geheimnisse dieser Welt zu entschlüsseln.
Wer oder was ist der Teufel?
Die scheinbar ständige Konfrontation mit dem Bösen in seinen vielfältigen
Erscheinungen gehört zu den bedrückendsten Erfahrungen des Menschen. Zu allen
Zeiten stellte die Frage nach Ursprung, Wesen und Aussehen sowie Bewältigung des
Bösen eine Herausforderung an die Menschheit dar.
Der Teufel, ein Wesen mit vielen Gesichtern und Gestalten, bestimmt das Thema
dieser Arbeit. Ein kurzer Einblick in seine Geschichte sowie seine bildliche
Darstellung, mit Beschränkung auf den christlichen Teufel, soll in den Stoff der
Historia einführen.
Neben Faust spielen der Teufel und besonders seine Gestalten eine wichtige Rolle,
die einer näheren Untersuchung bedürfen. In der Erzählung verändert sich diese
abermals und die Metamorphosen und Verwandlungen rekurrieren auf
unterschiedlichste Quellen. So erscheint er u.a. in Tiergestalten, in mythologischen
Figuren oder wird in Form von Symbolen widergespiegelt, die allegorisch
angeordnet sind.
Der Teufel: Verkörperung des Bösen, direkter Widersacher Gottes und Versucher
sowie Verführer Faustens? In welchem Rahmen wird er der ihm zugewiesenen
Funktion in der Erzählung gerecht? Fragestellungen, die sich aus dem Kontext
ergeben und sich scheinbar auflösen.
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1FÜSSEL, Stephan / KREUTZER, Hans Joachim (Hg.): Historia von D. Johann Fausten. Text des
Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Stuttgart 1988
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Herkunft des christlichen Teufels
2.1 Der Name des Bösen
2.2 Das Böse im Alten Testament
2.3 Der Teufel im Neuen Testament
2.4 Heidnische Götter als Vorlage für ein christliches Teufelsbild
3. Die Gestalt des Teufels in der Historia
3.1 Der Teufel als Franziskanermönch
3.2 Die sieben Todsünden
3.3 Tiergestalten sowie mythologische Wesen als Verkörperung des Bösen
4. Schluß / Bewertung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Historia von D. Johann Fausten[1], erstmals erschienen 1587 auf der Buchmesse in Frankfurt am Main, beinhaltet einen recht einfachen Handlungsstrang: Doktor Faustus, ein wißbegieriger Gelehrter, der über den Rahmen seines menschlichen Wissens hinausgehen möchte, beschwört den Teufel, schließt mit ihm einen Pakt, um mit dessen Hilfe alle Geheimnisse dieser Welt zu entschlüsseln.
Wer oder was ist der Teufel?
Die scheinbar ständige Konfrontation mit dem Bösen in seinen vielfältigen Erscheinungen gehört zu den bedrückendsten Erfahrungen des Menschen. Zu allen Zeiten stellte die Frage nach Ursprung, Wesen und Aussehen sowie Bewältigung des Bösen eine Herausforderung an die Menschheit dar.
Der Teufel, ein Wesen mit vielen Gesichtern und Gestalten, bestimmt das Thema dieser Arbeit. Ein kurzer Einblick in seine Geschichte sowie seine bildliche Darstellung, mit Beschränkung auf den christlichen Teufel, soll in den Stoff der Historia einführen.
Neben Faust spielen der Teufel und besonders seine Gestalten eine wichtige Rolle, die einer näheren Untersuchung bedürfen. In der Erzählung verändert sich diese abermals und die Metamorphosen und Verwandlungen rekurrieren auf unterschiedlichste Quellen. So erscheint er u.a. in Tiergestalten, in mythologischen Figuren oder wird in Form von Symbolen widergespiegelt, die allegorisch angeordnet sind.
Der Teufel: Verkörperung des Bösen, direkter Widersacher Gottes und Versucher sowie Verführer Faustens? In welchem Rahmen wird er der ihm zugewiesenen Funktion in der Erzählung gerecht? Fragestellungen, die sich aus dem Kontext ergeben und sich scheinbar auflösen.
[1]F
2. Die Herkunft des christlichen Teufels
2.1 Der Name des Bösen
In der Regel werden drei geläufige Termini in folgender Reihenfolge benutzt, um dem personifizierten Bösen eine Namen zu geben: Satan, Teufel und Lucifer. Diese Namen beziehen sich auf dasselbe Wesen und werden manchmal synonym oder aber auch austauschbar verwendet:
„Das Problem besteht nicht darin, daß Satan ein Name, der Teufel dagegen eine Art Wesen wäre, denn der Satan ist völlig korrekt (das Wort bezeichnet ein Amt im himmlischen Ratschluß). [...] Die drei Ausdrücke bezeichnen dasselbe Wesen, aber in manchen Fällen wurde einer davon gewöhnlich mit einer bestimmten Episode verbunden ( [...] „Luzifer als Name des Teufels, als er noch ein Engel war).[2]
Neben diesen drei Hauptbegriffen gibt es noch eine Vielzahl von anderen Namen, die das Böse taufen, was später bei der Textanalyse der Historia z.T. noch ersichtlich wird.
2.2 Das Böse im Alten Testament
Im Alten Testament finden sich verschiedene Deutungsversuche für das Phänomen des Bösen. Durchgängig vertreten findet man den Alleinigkeitsanspruch Jahwes, der eine dualistische Sicht, wonach alles Gute auf einen guten, alles Böse aber auf einen bösen Gott zurückzuführen sei, verbietet.
Die alttestamentalischen Autoren haben Jahwe vielfach in antropomorphen Zügen dargestellt. So kann das Böse als gerechte Strafe des zürnenden Gottes in der Welt gedeutet werden, mit der Absicht den einzelnen durch Züchtigung wieder auf den rechten Weg zu führen. Sogar die Auffassung Jahwe verleite den Menschen zur Sünde begegnet im Alten Testament: Es ist sein Zorn, der David zu einer Volkszählung anstiftet (2. Samuel 24:1[3] ).
Daß das Böse durch die Sünde des Menschen in die Welt gelangt sei, wäre eine zweite mögliche Erklärung für dessen Ursprung.[4] Ausgehend von der mythologischen Erzählung vom Sündenfall (1. Mose 3:1-24) über den Brudermord des Kain (1. Mose 4:1-16) bis hin zum Turmbau zu Babel (1. Mose 11:1-9), als Gipfel menschlicher Hybris gegenüber Gott, breitete sich das Böse unaufhörlich auf der Welt aus. Mit dem Akt des Menschen, sich als Geschöpf Gottes in Freiheit auch für das von Gott Verbotene zu entscheiden und damit Gottes Ordnung zu übertreten, entfernt sich der Mensch aus der Gemeinschaft Gottes, welche den Garten Eden symbolisierte.
Daß das Böse aber nicht im Wesen des Menschen liegt, sondern als Macht auf ihn zukommt, wird u.a. zuerst im Sündenfall durch die Schlange verdeutlicht. Die Schlange als Verführer und Versucher des Menschen, um ihn vom rechten Weg und Gott abzubringen. Später, in der Zeit des babylonischen Exils (586-538 n. Chr.), vollzog sich eine Wandlung zu einer monotheistischen Religion[5], was das Gottesbild statischer erscheinen ließ und sich allmählich die Überzeugung durchsetzte, daß der eine erhabene Gott ausschließlich Gutes bewirke und daher das Böse seinen Ursprung nicht bei ihm haben kann. Als Verursacher des Bösen trat nun der Satan in Erscheinung.
Das hebräische Wort satan bedeutet wahrscheinlich der ‚Verkläger‘ oder der ‚Gegenanwalt‘, was u.a. die Bedeutung ‚Widersacher‘[6] impliziert. Als solcher tritt der Satan als ein himmlisches Wesen u.a. an drei Stellen des Alten Testaments aus nachexilischer Zeit auf:
„Und Satan ging daran, gegen Israel aufzustehen und David aufzureizen, Israel zu zählen.“[7]
Hier wurde der Zorn Gottes durch Satan ersetzt, der schon vorher (vgl. 2. Samuel 24:1) als solcher kommentiert wurde. Im Prolog des Buches Hiob erscheint der Satan unter den ‚Gottessöhnen‘:
„Nun kam der Tag herbei, an dem die Söhne des Gottes hineingingen, um sich vor Jahwe zu stellen, und auch Satan begab sich dann mitten unter ihnen hinein.“[8]
Im Buche Hiob ist der Satan eine nicht vollends böse Gestalt. Er ist eher jemand, der in die Schöpfung eingreifen möchte, durch Tricks auf die Probe stellen will und das Gegenteil von Gott anstrebt. Schließlich gehört der Satan nach dem Buche von Sacharja zum Hofstaat Jahwes; offenbar mit der Aufgabe betraut, für Ordnung in der Welt zu sorgen (Sacharja 3:1-7).
An allen drei Stellen, an denen der Satan auftritt, bleibt er von Gott abhängig.
Was den Dämonenglauben betrifft, so teilte der israelische Volksglaube die Vorstellung von Geistern, die u.a. schädigend oder bedrohlich für den Menschen sein konnten. Im Alten Testament wird ein solcher Glaube nur an wenigen Stellen greifbar. Einige wenige Dämonen werden auch mit Namen genannt, wie z.B. Asasel (3. Mose 16:8,10,26), der beim Ritual des Versöhnungsfestes, als Empfänger des Sündenbockes galt.
Während sich das Alte Testament an Spekulationen etwa über die Herkunft der Dämonen nicht beteiligte, so findet man in einer Reihe von Apokryphen[9] eine rasante Entfaltung einer Engelslehre, wobei ein besonderes Interesse gefallenen Engeln, bösen Geistern und Dämonen galt. Dabei erhielt der Anführer dieser finsteren Mächte verschiedene Namen (u.a. Asasel, Belial...), worauf später noch einmal näher eingegangen wird. Die Figur des Satans hatte zunächst keinen Bezug zu den Dämonen.
„Mußte man ein Gott unabhängig gegenüberstehendes böses Urprinzip ausschließen und war andererseits die Vorstellung untragbar, der gute Gott habe böse Geister erschaffen, so blieb nur die eine Erklärung, daß ein Teil der von Gott geschaffenen guten Geister von sich aus böse aus geworden und vom Gott aus dem Himmel gestürzt worden war.“[10]
Die Figur des Satans wurde in diese Vorstellung miteinbezogen.
Der Grund für den Fall der guten Geister wurde in einer Engelssünde gesehen, die zum Sturz der Engel und zu ihrer Ausweisung aus dem Himmel geführt hat.
[...]
[1] FÜSSEL, Stephan / KREUTZER, Hans Joachim (Hg.): Historia von D. Johann Fausten. Text des Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Stuttgart 1988
[2] LINK, Luther: Der Teufel. Eine Maske ohne Gesicht. S.11
[3] Die Angaben in Klammern bezeichnen die biblischen Bücher mit den jeweiligen Kapiteln und Versen. Zitiert nach: Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Stuttgart 1980.
[4] SCHWAIGER, Gregor: Teufelsglaube und Hexenprozesse. München, 1991. S. 13
[5] SCHWAIGER, S.16
[6] LINK, S. 23
[7] 1. Chronika 21:2
[8] Hiob 1:6
[9] Darunter sind jene Schriften frühjüdischer Zeit zu verstehen, die weder in die hebräische Bibel noch in die griechische Bibelübersetzung, Septuaginta, aufgenommen wurden. Sie waren jedoch so verbreitet, daß ihr Einfluß auf das jüdische Weltbild zur Zeit Jesu und der neutestamentalischen Autoren nicht unterschätzt werden darf.
[10] SCHWAIGER, S.22
- Arbeit zitieren
- M. A. Firdaous Fatfouta-Hanka (Autor:in), 2000, Das 'Böse' und die Metamorphose des Teufels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24875
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