Wenn man heute etwas über den Handel hört oder liest, so geht es meist um den Preiskampf im Einzelhandel. Schon die markanten Werbeslogans, wie „Geiz ist geil!“ (Saturn) und „Die Mutter aller Schnäppchen“ (Media Markt), zeigen deutlich, dass man sich hier auf eine gefährliche Niedrigpreispolitik eingelassen hat. Die Konsumenten werden immer mehr zu „Schnäppchenjägern“ erzogen, die kaum mehr beim typischen Fachhändler einkaufen, weil sie dort viel zu teuere Produkte vermuten. Hinzu kommt noch, dass die Verbraucher fast ausschließlich nach reduzierter Ware suchen und Angebote zu regulären Preisen in den Regalen stehen lassen.
Der Autor stellt die klassischen Funktionen des Handels vor und überprüft anhand aktueller Praxisbeispiele ihre heutige Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung: Abgrenzung wesentlicher Erscheinungsformen von Handelsbetrieben
2 Die Handelsfunktionen aus der Sicht der Wissenschaft
2.1 Die Handelsfunktionenlehre als Ergebnis der Kritik an der Produktivität des Handels.
2.2 Die Handelsfunktionen nach Seyffert
2.2.1 Die Überbrückungsfunktionen
2.2.2 Die Warenfunktionen
2.2.3 Die Funktionen des Makleramtes.
2.3 Ergänzende Hinweise zu den Ausführungen Seyfferts..
3 Wesentliche Träger der Funktionen und die Funktionenübertragung
3.1 Händler, Hersteller und Verwender als Funktionenträger
3.2 Die verschiedenen Möglichkeiten der Funktionenübertragung
4 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
1 Einführung: Abgrenzung wesentlicher Er-scheinungsformen von Handelsbetrieben
Wenn man heute etwas über den Handel hört oder liest, so geht es meist um den Preiskampf im Einzelhandel. Schon die markanten Werbeslogans, wie „Geiz ist geil!“ (Saturn) und „Die Mutter aller Schnäppchen“ (Media Markt), zeigen deutlich, dass man sich hier auf eine gefährliche Niedrigpreispolitik eingelassen hat. Die Konsumenten werden immer mehr zu „Schnäppchenjägern“ erzogen, die kaum mehr beim typischen Fachhändler einkaufen, weil sie dort viel zu teuere Produkte vermuten. Hinzu kommt noch, dass die Verbraucher fast ausschließlich nach reduzierter Ware suchen und Angebote zu regulären Preisen in den Regalen stehen lassen.
Die einzige Handelsform, die momentan noch wächst, sind die so genannten Discounter. Und wenn wir hier von Wachstum sprechen, dann sind nicht Wachstumsraten im einstelligen oder gar nur im zehntel Bereich gemeint. Nein, die Discounter konnten im Jahr 2002 zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz und Ertrag vermelden.[1]
Doch unter dem Begriff „Handel“ finden sich noch einige andere Betriebsformen, deren Bedeutung man sich zunächst klar werden sollte. Beginnen wir mit einer allgemeinen Definition:
„Handel
auch als Retailing bezeichnet, ist [!]
1. die Tätigkeit, bei der in der Regel nicht selbst be- oder verarbeitete Waren (Handelswaren) von anderen Marktteilnehmern beschafft und an Dritte abgesetzt werden. Dieser Vorgang wird auch als Handeln im funktionellen Sinne bezeichnet.
2. werden im institutionellen Sinne die Einrichtungen darunter verstanden, die ausschließlich oder doch überwiegend Handel im funktionellen Sinne betreiben. Das sind dann die Handelsbetriebe oder auch Handelsunternehmen.“[2]
Ein Einzelhandelsbetrieb vertreibt Waren direkt an den Verbraucher. Der Einzelhandel ist wiederum untergliedert in den stationären (z.B. Fachgeschäft, Kaufhaus, Supermarkt) und den ambulanten Einzelhandel (z.B. Verkaufswagen, Marktstand), sowie den Versandhandel (z.B. Quelle, bol.de).[3]
Eine Sonderform des stationären Einzelhandels sind die schon erwähnten Discounter: „Einzelhandelsbetrieb, der seine Ware dauerhaft erheblich unter den empfohlenen (…) oder üblichen Preisen verkauft. Hierdurch unterscheidet er sich auch von der Sonderangebotspolitik, bei der niedrige Preise zeitlich befristet gelten und evtl. ein Preisausgleich über andere Produkte erfolgt. Möglich wird der dauerhafte Niedrigpreis durch Kostensenkungen, die v.a. durch den Verzicht auf Nebenleistungen wie Service oder anspruchsvolle Warenpräsentation sowie auch Beschaffung großer Mengen, Ausschaltung des Zwischenhandels, schnellen Warenumschlag durch niedrige Lagerhaltung und ständige –kontrolle, rationelle Nutzung aller Betriebsflächen und geringen Personalbestand erreicht werden. Die angebotenen Waren weisen dementsprechend folgende Merkmale auf: Geringe Erklärungsbedürftigkeit, große Packungen und Gebinde sowie hohe Umsätze durch große Umschlaggeschwindigkeit. Discounter sind vor allem im Lebensmittelbereich anzutreffen; zunehmend finden sich aber auch Fachdiscounter im Non-Food-Bereich.“[4] Dieser Betriebsform kommt das derzeit herrschende Verbraucherverhalten deshalb entgegen, weil die Kunden davon ausgehen, dass sie hier alle angebotenen Artikel zu niedrigen Preisen bekommen. Die Verbraucher müssen nicht bei jedem Artikel auf den Preis schauen und darüber nachdenken, ob sie ihn nicht irgendwo anders billiger kaufen können.
Die Kunden des Großhandels hingegen sind auf der gewerblichen Seite zu suchen. Dies sind zum einen die Einzelhändler und zum anderen Hersteller, die die Waren entsprechend weiterverarbeiten oder unverändert als Handelswaren verkaufen.[5]
Der Außenhandel befasst sich mit dem Import und Export von Waren, wohingegen der Binnenhandel nicht die Grenzen eines Landes bzw. einer Wirtschaftsgemeinschaft (z.B. EU) überschreitet.[6]
2 Die Handelsfunktionen aus der Sicht der Wissenschaft
Viele Wissenschaftler haben sich ausführlich mit den Aufgaben und Funktionen des Handels beschäftigt. Und wenn man sich näher mit aktuellen Autoren wie Lerchenmüller, Müller-Hagedorn, Barth oder Falk, um nur einige zu nennen, auseinandersetzt, so fällt doch deutlich auf, dass sich alle auf die Ausführungen Rudolf Seyfferts aus dem Jahre 1972 oder auf noch ältere Publikationen anderer Autoren stützen und kaum neue Erkenntnisse veröffentlichen. Deshalb werde auch ich mich im Anschluss überwiegend an Seyffert halten.
2.1 Die Handelsfunktionenlehre als Ergebnis der Kritik an der Produktivität des Handels
Wenn man streng nach der Definition (allgemeine Definition „Handel“, S. 2f.) vorgeht, könnte man behaupten, der Handel sei vollkommen unproduktiv und erbringe keinerlei Leistung an der Ware. Denn oberflächlich betrachtet kauft ein Händler Waren billig ein, um sie zu einem erheblich höheren Preis an seine Kunden weiterzuverkaufen, meist ohne an der Ware selbst irgendwelche Veränderungen vorzunehmen. Besteht also die Möglichkeit, dass sich der Handel als unnützes Glied in die Absatzkette eingereiht hat, welches die Waren für den Verwender nur unnötig verteuert?
Bei genauerem Hinsehen müssen wir dem widersprechen, denn wenn die Zwischenschaltung des Handels in der Absatzkette wirklich überflüssig wäre, dann würde sich dieses Problem in der Marktwirtschaft von selbst lösen. Die übrigen Marktteilnehmer würden den Handel übergehen, so dass dieser keine Existenzgrundlage mehr hätte und schließlich vom Markt verschwinden würde. Da die Händler aber doch existieren, scheinen diese Leistungen zu erbringen, die für Hersteller und Verwender einen Nutzen haben.
Aus eben diesen Fragestellungen entstand die Handelsfunktionenlehre, einer deren bekanntester Vertreter der oben erwähnte Wissenschaftler Rudolf Seyffert, Professor an der Universität Köln, ist.
2.2 Die Handelsfunktionen nach Seyffert
Der Handel erbringt Leistungen, die, wie wir später noch feststellen werden, auch von Herstellern oder Verwendern selbst übernommen werden könnten. Hersteller und Verwender übertragen diese Aufgaben in den Bereichen auf den Handel, in denen eine Übertragung wirtschaftlich erscheint. Bei der Ausführung dieser Aufgaben treten die Händler als Unternehmer im eigentlichen Sinne auf. Das heißt, sie sind meist eigenständige Betriebe und übernehmen nicht zuletzt, wie jedes andere Unternehmen auch, unternehmerische Risiken.
Man kann allgemein davon sprechen, dass der Handel Dienstleistungsfunktionen als verbindendes Glied zwischen Produktion und Konsumtion übernimmt.
2.2.1 Die Überbrückungsfunktionen
Unter dem Begriff „Überbrückungsfunktionen“ fasst Seyffert folgende Handelsfunktionen zusammen: Raumüberbrückungsfunktion, Lagerfunktion, Vordispositionsfunktion, Preisausgleichsfunktion und Kreditfunktion.
Die Raumüberbrückungsfunktion, auch Transportfunktion bezeichnet, ist historisch gesehen die ursprüngliche Handelsfunktion. Schon im Mittelalter sind Händler viele Tausend Kilometer gereist, um zum Beispiel Stoffe oder Gewürze einzukaufen, welche sie an einem anderen Ort wieder verkauft haben. Auch wenn das Transportwesen heute meist an spezielle Dienstleistungsunternehmen wie Speditionen ausgegliedert ist, so sind deren Auftraggeber wiederum in den meisten Fällen die Händler.[7]
[...]
[1] Vgl. http://www.saarland.ihk.de/ihk/branchenreport/branchenreport-juni2003.pdf
[2] http://www.handelswissen.de/servlet/PB/menu/1007501_pprint/print.html
[3] Vgl. Schneck (2000), S. 426f.
[4] Schneck (2000) S. 231f.
[5] Vgl. Schneck (2000), S. 426f.
[6] Vgl. ebenda
[7] Vgl. Seyffert (1972), S. 8
- Citation du texte
- Diplom-Betriebswirt (FH) Oliver Opel (Auteur), 2004, Funktionen des Handels: Eine kritische Bestandsaufnahme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24845
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