Betrachtet man das Werk eines Schriftstellers in seinem literaturgeschichtlichen Kontext, so lassen sich häufig Abhängigkeiten von Vorbildern nachweisen. Diese zu erkennen ist mehr oder weniger leicht. Antike Autoren und insbesondere Catull werden gerne zur Auseinandersetzung und Bereicherung des eigenen Schaffens herangezogen.
Die Rezeption eines Autors prägt das Werk des
Rezipienten und trifft zugleich eine Aussage über die Qualität des Originals. Das Original kann – transformiert durch die Sicht des Rezipienten – unter neuer Perspektive betrachtet werden, es gewinnt durch die Rezeption einen besonderen Wert.
Die Frage nach der Intertextualität hat in der neueren Forschung an Bedeutung gewonnen. Es ist zu berücksichtigen, dass nicht immer ausschließlich das Original rezipiert wurde. Gut erforscht ist beispielsweise, wie Pontano über Martial Catull rezipierte und von Pontano aus dieser durch Martial filtrierte Catull weiterwirkte.
Sind Ähnlichkeiten gefunden worden, liegt eine weitere Schwierigkeit in der richtigen Bewertung. Liegt bewusste Rezeption vor oder sind Ähnlichkeiten auf die gleiche Thematik zurückzuführen? Eine eindeutige Klärung ist nicht immer möglich.
In der vorliegenden Arbeit soll die Wirkungsgeschichte Catulls überblickartig dargestellt werden, ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Die literarische Nachwirkung Catulls in England und Frankreich wird nur am Rande behandelt. Im Rahmen des Gesamtüberblicks soll der Frage nachgegangen werden, welche Gedichte besonders intensiv bzw. häufig rezipiert wurden, welche Rezeptionsmuster und –Traditionen bestehen. Als Schwerpunktthema wird die Rezeption von c.4 durch Vergil, Catal. 10 dargestellt und ein Ausblick auf die weitere Wirkung dieser Gedichte gegeben.
Abschließend wird die Frage erörtert, welche spezifische Faszination von Catull ausgehen mag, die einen Rezipienten zur Auseinandersetzung mit diesem Autor anregt.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rezeption in der Antike
- Die Wiederentdeckung Catulls und die Rezeption in der Renaissance
- Catullrezeption in England
- Catullrezeption in Frankreich
- Catullrezeption in Deutschland
- Gedichte, die bei der Nachwelt besondere Aufmerksamkeit fanden
- Catullrezeption im 20. Jahrhundert
- Catull in der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart
- Schwerpunkt: Catull - Vergil (?) Catal. 10 und die weitere Rezeption
- Schluss
- Textausgaben
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Wirkungsgeschichte des römischen Dichters Catull. Ziel ist es, einen Überblick über die literarische Nachwirkung Catulls von der Antike bis zur Gegenwart zu geben. Dabei werden die wichtigsten Rezeptionsmuster und -traditionen untersucht, und es wird auf die Gedichte eingegangen, die besonders häufig und intensiv rezipiert wurden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Rezeption von Catulls Gedicht 4 (Phaselus) durch Vergil (Catal. 10), sowie auf den Einfluss dieses Gedichts auf die weitere literarische Tradition.
- Die Rezeption Catulls in der Antike
- Die Wiederentdeckung Catulls in der Renaissance
- Die Rezeption Catulls in der neulateinischen Dichtung
- Die Rezeption Catulls in der deutschsprachigen Literatur
- Die Rezeption Catulls im 20. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Rezeption Catulls als ein wichtiges Thema der Literaturgeschichte dar. Sie beleuchtet die Bedeutung der Rezeption für die Wertschätzung des Originals und die Frage der Intertextualität.
- Rezeption in der Antike: Catulls Werk wurde bereits von seinen Zeitgenossen rezipiert, darunter Cornelius Nepos und Varro. Auch die augusteischen Dichter, wie Vergil, Properz und Ovid, zeigten sich von Catull beeinflusst. Die Arbeit untersucht die Spuren von Catulls Einfluss auf die augusteische Literatur, insbesondere auf Vergils Werke.
- Die Wiederentdeckung Catulls und die Rezeption in der Renaissance: Die Arbeit beschreibt die Wiederentdeckung Catulls im 10. Jahrhundert und die Bedeutung der Handschrift des Veronensis für die Rezeption in der Renaissance. Sie beleuchtet die drei Phasen der Catull-Rezeption in der neulateinischen Dichtung und die Bedeutung von Petrarca, Beccadelli und Pontano für die Catull-Nachfolge.
- Catullrezeption in England: Die Arbeit untersucht die Spuren von Catull in der englischen Literatur ab dem 16. Jahrhundert. Sie zeigt den Einfluss Catulls auf Dichter wie Philip Sydney, Ben Jonson und John Milton, sowie seine Bedeutung für die englische Lyrik des 19. Jahrhunderts.
- Catullrezeption in Frankreich: Die Arbeit beleuchtet die Rezeption Catulls in Frankreich, die durch die Vermittlung der italienischen Neulateiner und den Einfluss von Muret geprägt wurde. Sie zeigt die Bedeutung von Ronsard, Du Bellay und anderen französischen Dichtern für die Catull-Nachfolge.
- Catullrezeption in Deutschland: Die Arbeit untersucht die Spuren von Catulls Einfluss in der deutschsprachigen Literatur. Sie zeigt die Rezeption von Catull durch Humanisten wie Ulrich von Hutten, sowie durch Dichter des 18. Jahrhunderts wie Herder und Goethe.
- Gedichte, die bei der Nachwelt besondere Aufmerksamkeit fanden: Die Arbeit untersucht die Rezeption einzelner Gedichte Catulls, insbesondere die Lesbiagedichte, die Kussgedichte und die sapphische Ode.
- Catullrezeption im 20. Jahrhundert: Die Arbeit zeigt die Bedeutung Catulls für die Literatur des 20. Jahrhunderts, insbesondere in Amerika und in Deutschland. Sie beleuchtet die Rezeption von Catull durch Ezra Pound, Thomas Wolfe und andere wichtige Autoren.
- Catull in der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart: Die Arbeit untersucht die Rezeption Catulls in der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart am Beispiel von Gedichten von Jürgen Theobaldy und Karl Krolow.
- Schwerpunkt: Catull - Vergil (?) Catal. 10 und die weitere Rezeption: Die Arbeit analysiert das Catalepton, eine Sammlung von 14 kleinen Gedichten, die stark von Catull beeinflusst sind. Sie untersucht insbesondere die Parodie von Catulls Gedicht 4 (Phaselus) in Catal. 10 und die Bedeutung dieser Parodie für die weitere literarische Tradition.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Rezeption Catulls, die literarische Nachwirkung, die Intertextualität, die Catull-Nachfolge, die neulateinische Literatur, die englische Lyrik, die französische Literatur, die deutschsprachige Literatur, die Kussgedichte, die sapphische Ode, die Parodie, das Catalepton und die Wirkung von Catulls Gedicht 4 (Phaselus) auf die weitere literarische Tradition.
- Quote paper
- Andreas Gohmann (Author), 2001, Die Rezeption Catulls in der Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2474
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