Die Wirbelsäule bildet das Achsenskelett des menschlichen Körpers (vgl. Abbildung 3.10 2 ). Sie besteht aus 33-34 Wirbeln, den Zwischenwirbelscheiben und dem Bandapparat. Die Wirbel gliedern sich in 7 Halswirbel, 12 Brustwirbel, 5 Lendenwirbel, 5 Kreuzbeinwirbel und 4 -5 Steißbeinwirbel. Man bezeichnet die oberhalb des Kreuzbeins liegenden 24 Wirbel als freie oder präsakrale Wirbel, die die sogenannte freie Wirbelsäule bilden und beim Erwachsenen durchschnittlich 55-63 cm lang ist (35% der Körperlänge). Kreuzbein- und Steißbeinwirbel sind untereinander knöchern verschmolzen und bilden das Kreuzbein und das Steißbein.
Die Wirbelsäule des Erwachsenen ist bei aufrechter Körperhaltung in der Sagittalebene doppelt S-förmig gekrümmt, sie weist zwei nach vorn konvexe und zwei nach vorn konkave Krümmungen aus (siehe Abbildung 3.10). Auf diese Weise stellt sie einen biegsamen, elastisch federnden Stab dar, der vor allem axiale (vertikale) Belastungen, etwa beim Laufen oder Springen, ideal abfangen kann. Das Ausmaß der Wirbelsäulenkrümmungen ist individuell unterschiedlich. Seitliche Verkrümmungen der Wirbelsäule sind pathologisch und werden als Skoliose bezeichnet.
Inhalt:
1.1 Wirbelsäule (Columna vertebralis)
1.1.1 Aufbau eines Wirbels
1.1.2 Gelenke und Bänder der Wirbelsäule
1.1.3 Bewegungen der Wirbelsäule
1.2 Rumpfmuskulatur
1.3 Rücken
1.4 Brustwand
1.5 Bauchwand
2. Nerven und Muskelfunktion
2.2 Muskeltonus
3. Die Mechanik der Wirbelsäule
3.1 Wirbelsäulenbeanspruchung und Sport
4. Didaktisch-methodische Einordnung
4.1 Warum Rückenschule im Schulsport ?
4.2 Anatomisch und funktionelle Grundlagen
4.3 Praxis der Rückenschule im Schulsport
5. Weitere Sportgeräte, Schwimmen
6. Literaturverzeichnis
"Gerade klare Menschen wären ein schönes Ziel
Leute ohne Rückrat haben wir schon zuviel"[1]
1.1 Wirbelsäule (Columna vertebralis)
Die Wirbelsäule bildet das Achsenskelett des menschlichen Körpers (vgl. Abbildung 3.10[2] ). Sie besteht aus 33-34 Wirbeln, den Zwischenwirbelscheiben und dem Bandapparat. Die Wirbel gliedern sich in 7 Halswirbel, 12 Brustwirbel, 5 Lendenwirbel, 5 Kreuzbeinwirbel und 4-5 Steißbeinwirbel. Man bezeichnet die oberhalb des Kreuzbeins liegenden 24 Wirbel als freie oder präsakrale Wirbel, die die sogenannte freie Wirbelsäule bilden und beim Erwachsenen durchschnittlich 55-63 cm lang ist (35% der Körperlänge). Kreuzbein- und Steißbeinwirbel sind untereinander knöchern verschmolzen und bilden das Kreuzbein und das Steißbein.
Die Wirbelsäule des Erwachsenen ist bei aufrechter Körperhaltung in der Sagittalebene doppelt S-förmig gekrümmt, sie weist zwei nach vorn konvexe und zwei nach vorn konkave Krümmungen aus (siehe Abbildung 3.10). Auf diese Weise stellt sie einen biegsamen, elastisch federnden Stab dar, der vor allem axiale (vertikale) Belastungen, etwa beim Laufen oder Springen, ideal abfangen kann. Das Ausmaß der Wirbelsäulenkrümmungen ist individuell unterschiedlich. Seitliche Verkrümmungen der Wirbelsäule sind pathologisch und werden als Skoliose bezeichnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vom Bauprinzip her kann man die Wirbelsäule mit einer Bogen-Sehnen-Konstruktion vergleichen. Während im Rumpfbereich die kyphotisch gekrümmte Brustwirbelsäule den Bogen und die Bauchmuskeln die verspannte Sehne darstellen, erfolgt die Verspannung der Hals- und Lendenlordose durch die dorsal liegenden Rückenmuskeln und Bänder. Ein Ungleichgewicht dieser Verspannungssysteme, z.B. bei schwach ausgebildeter Bauchmuskulatur, kann zu einer verstärkten Lendenlordose (Hyperlordisierung) führen.
1.1.1 Aufbau eines Wirbels
Die Wirbel besitzen eine einheitliche Grundform, die in den einzelnen Abschnitten der Wirbelsäule in Anpassung an die unterschiedlichen statischen Erfordernisse abgewandelt ist. Jeder Wirbel (Abbildung 3.11 a,b[3] ) besitzt - mit Ausnahme des 1. Halswirbels (Atlas) - einen Wirbelkörper, einen Wirbelbogen, einen Dornfortsatz, zwei Querfortsätze und vier Gelenkfortsätze. Wirbelkörper und Wirbelbogen umschließen das Wirbelloch. Die Gesamtheit der Wirbellöcher bildet den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark liegt. Die Größe der Wirbelkörper nimmt entsprechend der zunehmenden Belastung von oben nach unten zu. Körper und Querfortsätze der Brustwirbel tragen Gelenkflächen für die Rippen. Jeder Wirbelbogen zeigt an seinem Ursprung am Wirbelkörper von oben nach unten zu. Körper und Querfortsätze der Brustwirbel tragen Gelenkflächen für die Rippen. Jeder Wirbelbogen zeigt an seinem Ursprung am Wirbelkörper oben und unten je eine Einbuchtung. Dadurch bilden zwei benachbarte Wirbel ein sogenanntes Zwischenwirbelloch (Abbildung 3.10), durch welches die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) austreten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Erster und zweiter Halswirbel (Atlas und Axis) nehmen eine Sonderstellung ein (Abb. 3.12[4] ). Der Atlas, der den Kopf trägt, besitzt keinen Wirbelkörper und hat die Form eines Ringes. Die beiden oberen Gelenkfortsätze bilden mit den Gelenkfortsätzen des Hinterhauptbeins das obere Kopfgelenk. Es hat die Form eines Eigelenkes und gestattet sowohl Seitwärtsneigungen als auch Vor- und Rückwärtsbewegungen. Der Wirbelkörper des Axis trägt an seiner oberen Fläche einen zahnartiges Fortsatz, der an seiner Vorderfläche eine Gelenkfläche besitzt. Über sie stehen Atlas und Axis zusätzlich gelenkig in Verbindung. Atlas und Axis bilden das untere Kopfgelenk, das funktionell Drehbewegungen des Kopfes zu beiden Seiten zulässt (Gesamtbewegungsumfang etwa 50 Grad). Die Querfortsätze der Halswirbel umschließen jeweils ein Loch, durch das auf beiden Seiten die Wirbelarterie nach oben zum Kopf zieht. Der 7. Halswirbel besitzt einen besonders großen Dornfortsatz, der als erster durch die Haut tast- und sichtbar ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.1.2 Gelenke und Bänder der Wirbelsäule
Die Wirbelsäule ist aus Bewegungssegmenten zusammengesetzt, die über echte und unechte Gelenke miteinander verbunden sind. Ein Bewegungssegment ist eine funktionelle Einheit und setzt sich aus den Knochen zweier benachbarter Wirbel mit der sie verbindenden Zwischenwirbelsäule (Abb. 3.13[5] ), aus den kleinen Wirbelbogengelenken, dem Bandapparat und den Muskeln für den entsprechenden Bereich zusammen. Innerhalb des Bewegungssegmentes nimmt die Zwischenwirbelscheibe eine zentrale Stellung ein. Sie besteht aus einem äußeren straffen Faserring und einem zentralen galleartigen Kern (Abb. 3.14[6] ) Die Disci intervertebrales sind mit den benachbarten Wirbelkörpern synchondrotisch verbunden und durch das vordere und hintere Längsband zusätzlich in ihrer Lage gesichert. Darüber hinaus sind die Dornfortsätze, die Querfortsätze und die Wirbelbögen untereinander durch einen starken Bandapparat verbunden. Die kleinen Wirbelbogengelenke (siehe Abbildung 3.10) besitzen plane Gelenkflächen und zählen zu den Diarthrosen. Die unterschiedliche Stellung ihrer Gelenkflächen beeinflusst die Beweglichkeit in den einzelnen Wirbelsäulenabschnitten.
- Funktion der Zwischenwirbelsäule. Die Funktion der Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben) ist vergleichbar mit der Aufgabe der Stoßdämpfer eines Autos. Durch Belastung (beim Stehen) werden sie zusammengedrückt und bei länger andauernder Entlastung (beim Liegen) nehmen sie wieder die ursprüngliche Form an. Sie gleichen einem "Wasserkissen", das den Druck bei zentrischer Belastung gleichmäßig über den Nucleus pulposus auf den angrenzenden Anulus fibrosus überträgt. Kommt es zu einem Einriss des Faserrings und damit zu einem Austritt von Teilen des Nucleus pulposus, sprechen wir von einem Bandscheibenvorfall. Drückt das Gewebe auf einen austretenden Rückenmarksnerv, kann es zu Schmerzen oder Lähmungserscheinungen im Bereich der unteren Extremitäten kommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.1.3 Bewegungen der Wirbelsäule
Die freie Beweglichkeit der Wirbelsäule resultiert aus der Summe von Einzelbewegungen in mehreren Bewegungssegmenten. Das Bewegungsausmaß ist in den einzelnen Abschnitten unterschiedlich, man unterscheidet folgende Hauptbewegungen:
- Beugung und Streckung bzw. Vor- und Rückneigung in der Sagittalebene,
- Seitwärtsneigung in der Frontalebene,
- Drehung um eine vertikale Achse.
Die Beweglichkeit der Halswirbelsäule ist am größten. Der Brustteil der Wirbelsäule gestattet vor allem Drehbewegungen, während im Lendenbereich hauptsächlich Beugung und Streckung möglich sind. Das Bewegungsausmaß schwankt individuell und hängt sehr wesentlich von der Drehbarkeit der Muskeln, der Bänder sowie dem Körperbau ab.
1.2 Rumpfmuskulatur
Die Bewegungen des Rumpfes erfolgen durch große Muskelgruppen, die überwiegend auf die Wirbelsäule wirken. Außer von der eigentlichen Rumpfmuskulatur (Abb. 3.18 a,b) werden vor allem Brust und Rücken zusätzlich von Muskeln des Schultergürtels und der oberen Extremitäten besetzt, die im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung ihre Ursprünge auf den Rumpf ausgedehnt haben (eingewanderte Rumpfmuskulatur). Wie das Skelett so wird auch die Muskulatur des Rumpfes in einzelnen Segmenten angelegt. Mit Ausnahme weniger Muskeln (z.B. Interkostalmuskeln) bleiben die Segmente vielfach nicht erhalten, sondern verschmelzen mit Nachbarsegmenten zu größeren Muskelindividuen. Innerhalb der eigentlichen
Rumpfmuskeln unterscheidet man Brust-, Bauch-, Hals- und Rückenmuskulatur (Abb. 3.18 a,b[7])
1.3 Rücken
Die dem Achsenskelett direkt aufgelagerte eigentliche Rückenmuskulatur verläuft in zwei großen Muskelsträngen beidseits der Wirbelsäule vom Hals bis auf Höhe des Beckens. Diese in seiner Gesamtheit als Rückenstrecker bezeichnete Muskulatur wird als autochthone (ortständige) Rückenmuskulatur der eingewanderten Rückenmuskulatur gegenübergestellt. Sie wird nahezu vollständig von Muskeln des Schultergürtels, dem trapezförmigen Muskel, dem großen und kleinen rautenförmigen Muskel, dem Schulterblattheber und von Muskeln der freien oberen Extremitäten (breiter Rückenmuskel) überlagert (Abb. 3.18 a,b). Der M. trapezius entspringt vom Hinterhauptbein und den Dornfortsätzen der Wirbelkörper. Er setzt am Schlüsselbein, an der Schulterhöhe und an der Schultergräte an und ist einer der wichtigsten Muskeln für die Bewegungen des Schulterblattes. Der M. latissimus dorsi kommt hauptsächlich von den Dornfortsätzen und dem Beckenkamm und inseriert unterhalb des kleinen Höckers am Oberarm. Sein Hauptwirkung entfaltet er auf das Schultergelenk, indem er den Arm an den Körper heranzieht (Adduktion), ihn nach hinten führt (Retroversion) und ihn nach innen rollt (Innenrotation).
[...]
[1] WEGNER, Bettina Zit. nach KLÖCKNER, Wolfgang: Gesunde Haltung - Von der traditionellen Rückenschule zur Entwicklung einer ganzheitlichen Haltung. Konstanz, 1996, S. 1
[2] FALLER, Adolf: Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion. Stuttgart, 1995, S. 83, Abb. 3.10
[3] FALLER, Adolf: Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion. Stuttgart, 1995, S. 84, Abb. 3.11 a u. b
[4] FALLER, Adolf: Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion. Stuttgart, 1995, S. 84, Abb. 3.12
[5] FALLER, Adolf: Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion. Stuttgart, 1995, S. 86, Abb. 3.13
[6] FALLER, Adolf: Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion. Stuttgart, 1995, S. 86, Abb. 3.14
[7] FALLER, Adolf: Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion. Stuttgart, 1995, S. 91,92; Abb. 3.18 a,b
- Citation du texte
- Thomas Ruf (Auteur), 1999, Prävention von Wirbelsäulenerkrankungen - Möglichkeiten der Rückenschule im schulischen Bereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24727
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