Einleitung
Das Prinzip des Caudillismo ist ein in Lateinamerika sehr weit verbreitetes Modell der Führung, sowohl in Politik als auch teilweise im Militär. Obwohl die Ursprünge des Caudillismo historisch weit zurückliegen, nämlich in den Unabhängigkeits- und Bürgerkriegen, spielt er auch heute noch in der politischen Landschaft der lateinamerikanischen Staaten eine bedeutende Rolle. Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez oder aber der kubanische „Revolutionsführer“ Fidel Castro sind nur zwei von vielen aktuellen Manifestationen des Caudillismo, die aufzeigen, wie viel Bedeutung dem Caudillismo auch heute noch zuzurechnen ist (Eine Betrachtung der aktuellen Situation erfolgt am Ende der Arbeit). Ohne den Caudillismo lassen sich die Geschichte Lateinamerikas und die heutige politische Situation nicht verstehen. Die nachfolgende ProSeminararbeit soll daher einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und die Ausprägungen des Caudillismo liefern. Desweiteren sollen exemplarisch einige Beispiele aufgezeigt werden, um dem Caudillismo gewissermaßen ein Gesicht zu geben.
Inhaltsverzeichnis
Caudillo und Caudillismo- Definition und etymologische Ableitung
Einleitung
Caudillismo - historischer Ursprung
Bedingungen und Modalitäten des Caudillismo
Caudillismo, Miliär und Bürgerkrieg
Caudillismo und neue Ordnung
Beispiel eines Caudillo: Pancho Villa
Beispiel eines modernen Caudillo: Hugo Chávez Frias
Schlußwort
Literaturverzeichnis
Caudillo und Caudillismo - Definition und etymologische Ableitung
Das „American Heritage Dictionary“ bietet in seiner Online-Ausgabe folgende Definitionen und etymologische Ableitungen:
Caudillo
1. A leader or chief, especially a military dictator.
2. A political boss; an overlord.
Etymology: Spanish, leader, from Late Latin capitellum, diminutive of Latin caput, head.1
Caudillismo
The practice or system of rule by a caudillo. Spanish, from caudillo, leader.2
Einleitung
Das Prinzip des Caudillismo ist ein in Lateinamerika sehr weit verbreitetes Modell der Führung, sowohl in Politik als auch teilweise im Militär. Obwohl die Ursprünge des Caudillismo historisch weit zurückliegen, nämlich in den Unabhängigkeits- und Bürgerkriegen, spielt er auch heute noch in der politischen Landschaft der lateinamerikanischen Staaten eine bedeutende Rolle. Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez oder aber der kubanische „Revolutionsführer“ Fidel Castro sind nur zwei von vielen aktuellen Manifestationen des Caudillismo, die aufzeigen, wie viel Bedeutung dem Caudillismo auch heute noch zuzurechnen ist (Eine Betrachtung der aktuellen Situation erfolgt am Ende der Arbeit). Ohne den Caudillismo lassen sich die Geschichte Lateinamerikas und die heutige politische Situation nicht verstehen.
Die nachfolgende ProSeminararbeit soll daher einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und die Ausprägungen des Caudillismo liefern. Desweiteren sollen exemplarisch einige Beispiele aufgezeigt werden, um dem Caudillismo gewissermaßen ein Gesicht zu geben.
Caudillismo - Historischer Ursprung
Seinen historischen Ursprung hat der Caudillismo in den Unabhängigkeitskriegen der lateinamerikanischen Bevölkerung gegen ihre spanischen Kolonisatoren von 1810 bis 1825.
Vor den Unabhängigkeitskriegen gab es lediglich Milizen, die zunächst ausschließlich aus Spaniern bestanden, da man den Eingeborenen und Kreolen aus offensichtlichen Gründen keine Waffen an die Hand geben wollte: den Kreolen wurde einfach verboten, Waffen zu tragen. Auf diese Weise wurde gewährleistet, dass Kreolen sich nicht militärisch organisieren. Diese „Personalpolitik“ wurde jedoch später aus verschiedenen Gründen geändert: zum einen war das Militär in Lateinamerika nicht besonders angesehen, so dass die Zahl der Desertationen relativ hoch war und es somit Bedarf an „Nachrückern“ gab.
Desweiteren ergab sich aus dem Waffenverbot für die Kreolen folgendes Problem: die Milizen bestanden ausschließlich aus eingereisten beziehungsweise dorthin versetzten Spaniern, die mit den Geländegegebenheiten nicht vertraut waren. Daher wurden, trotz des Waffenverbots für Kreolen, zunehmend Kreolen und Mestizen angeworben, um diese Informations- beziehungsweise Erfahrungsdefizite auszugleichen, so dass schließlich die in Lateinamerika stationierten Truppen zur einen Hälfte von Spaniern, zur anderen von Kreolen gestellt wurden.
In diesem Kontext kam es zunehmend zur Gründung von örtlichen Milizen, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu garantieren. Hierbei muss man zwischen den provinziellen Milizen und denen der Städte unterscheiden.
Die provinziellen Milizen bestanden zumeist aus einem Stamm von Offizieren, der gelegentlich Mannschaften zu längeren Übungen einzog, sonst aber nicht über nennenswerte stehende Mannschaften verfügte.
In den Städten wiederum bildeten sich städtische Milizen, die Wach- und Polizeiaufgaben vor Ort erfüllten. Ab dem 18. Jahrhundert kam es auch zur Bildung von Indianermilizen.
Als die spanische Kolonialherrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts von großen Teilen der kreolischen und indigenen Bevölkerungsschichten als immer unerträglicher empfunden wurde, begannen die Unabhängigkeitskriege.
In ihnen standen sich die regulären spanischen Truppen, ergänzt durch royalistische kreolischen Milizen, die zwar an der spanischen Kolonialherrschaft festhalten, jedoch mehr Rechte erlangen wollten, und die Milizen der so genannten patriotischen Kreolen, die für eine totale Unabhängigkeit eintraten, gegenüber. Dies ist der Zeitpunkt, an dem der Caudillo die politische Bühne Lateinamerikas betritt.
Die von der kreolischen Oberschicht ausgehobenen Truppen wurden von sich spontan zusammenschließenden Guerillas unterstützt. Diese Guerillas bildeten sich, indem einzelne Männer, nämlich die Caudillos, andere um sich scharten, um mit ihnen in den Kampf gegen die spanischen Kolonisatoren zu ziehen.
Die Unabhängigkeitskriege bewirkten letztendlich das Ende der spanischen Kolonialherrschaft. Das Ende der Unabhängigkeitskriege bedeutete jedoch nicht automatisch das Ende der Kämpfe. Mit dem Abzug der kolonialen Machthaber entstand ein Machtvakuum, dass die Rebellen aus verschiedenen Gründen nicht zu füllen imstande waren. Es herrschte große Uneinigkeit und eine gewisse Konzeptlosigkeit darüber, wie das Leben in den ehemaligen Kolonien nun auszusehen hatte. Überstürzt versuchte man, amerikanische Modelle zu realisieren, die sich jedoch als für die realen Gegebenheiten unpassend erwiesen.
Da die Truppen der Rebellen nur teilweise von höheren Ebenen her organisiert waren, da es sich um lockere Verbände handelte, die sich um Einzelpersonen, nämlich die Caudillos, gesammelt hatten, zersplitterten die im Kampf gegen Spanien vereinten Rebellen recht schnell. Dies lag neben der bereits erwähnten allgemeinen Konzeptlosigkeit auch am Unwillen der Caudillos, die Macht, die ihnen ihre Gefolgsleute sicherten, einfach so abzugeben. All dies führte rasch dazu, dass die verschiedenen Caudillos sich gegenseitig zu bekämpfen begannen und die nun freien ehemaligen Kolonien teilweise im Bürgerkrieg versanken.3
Nun stellt sich allerdings die Frage, worauf diese Macht der Caudillos über ihre Gefolgschaft eigentlich basierte. Hierauf soll im Folgenden Kapitel eingegangen werden.
Bedingungen und Modalitäten des Caudillismo
Wenn im vorigen Kapitel von sich spontan zusammenschließenden Guerillas gesprochen wurde, ist damit nicht gemeint, dass einfach Menschen zusammenkommen, um gegen die kolonialen Unterdrücker zu kämpfen, obwohl dies durchaus der Fall gewesen sein mag. Für unsere Betrachtung spielen allerdings andere Erscheinungs- beziehungsweise Bildungsformen des Widerstandes eine Rolle.
Die Caudillos waren Männer, die andere um sich scharten und sie in den Krieg führten. Der Caudillo musste charismatisch sein, um seine potenziellen Mitstreiter von der Richtigkeit und der Notwendigkeit seines Vorhabens zu überzeugen. Schließlich sollten sie ja bereit sein, ihr Leben für ihn zu opfern. Simpel formuliert musste der Caudillo gewisse Charaktereigenschaften einer Führungsperson in sich vereinen und bei seinen Gefolgsleuten Vertrauen erwecken. Aus dieser Art der direkten Rekrutierung ergaben sich starke persönliche Bindungen zwischen dem Caudillo und seinen Untergebenen, die durch die Art der Kämpfe noch verstärkt wurden.
Der Caudillo war nicht irgendein Befehlshaber, der seine Entscheidungen weitab vom Kriegsgeschehen ohne Rücksicht auf seine Truppen traf, sondern er war direkt an den Kampfhandlungen beteiligt, kämpfte sozusagen „Seite an Seite“ mit seinen Männern. Hier musste er sich durch Mut und „Heldentaten“ profilieren und zeigen, dass er ein „wahrer Mann“ sei. Dafür zollten ihn seine Untergebenen Respekt, Ansehen und unbedingten Gehorsam und waren außerdem stolz, zu seiner Gefolgschaft zu gehören.
Man kann durchaus sagen, dass es zwischen dem Caudillo und seinen Untergebenen einen Art ungeschriebenen Vertrag gab. Die Gefolgsleute versicherten beziehungsweise erwiesen dem Caudillo ihren Respekt und ihren Gehorsam. Dafür musste der Caudillo allerdings auch etwas bieten: er musste ständig einsatzbereit sein und ununterbrochen seinen Wagemut unter Beweis stellen. Er durfte sich keinerlei arrogante Überlegenheitsansprüche gegenüber seinen Männern erlauben. Er durfte unter gar keinen Umständen kleinlich sein. Er musste sie und ihre Familienangehörigen versorgen und ihre Streitigkeiten schlichten. Er musste mit ihnen leben und mit ihnen über die Dinge sprechen können, die sie bewegten, in einer Sprache, die sie verstanden. Er musste einer von ihnen sein.
Somit war die Beziehung eines Caudillo zu seinen Männern von sehr persönlicher Prägung.4
[...]
1 http://www.bartleby.com/61/12/C0171200.html
2 http://www.bartleby.com/61/11/C0171100.html ;
3 Vgl. „Süd- und Mittelamerika 2“, Fischer, S. 135ff.
4 Ebd., S. 139 - 142.
- Quote paper
- Anonymous,, 2004, Caudillismo - Vergangenheit und Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24682
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