Der Krieg ist eine Sache, die die Geschichte durch die Jahrhunderte durchzieht und die
wohl zu den schlimmsten Ereignissen gehört.
Aber die Geschichte eines Krieges lässt sich nicht betrachten, ohne das Instrument der
Kriegsführung, die Armee, näher zu betrachten.
Diese Arbeit will einen Überblick über die Entwicklung im Kriegswesen innerhalb
eines 100 Jahre umfassenden Zeitraumes geben.
In dieser Zeit vollzog sich die Entwicklung vom Söldnerheer des dreißigjährigen
Krieges hin zum stehenden Heer aus Landeskindern, das mit Abwandlungen bis heute
besteht.
Hans Delbrück schreibt dazu: „Die ungeheuren Nachteile des Kriegsführens mit nur auf
Zeit angenommenen Söldnern war von Anfang an den Staatsmännern wie den
Theoretikern nicht verborgen. Der Fortschritt vollzog sich auf eine Weise, die kein
Theoretiker vorgeschlagen, kein Philosoph konstruiert und Niemand vorausgesehen
hatte. (…) Die Soldbanden wurden nicht ersetzt durch ein Kriegertum anderen
Ursprungs, sondern sie änderten ihren Charakter, indem sie dauernd unter den Fahnen
blieben und zu stehenden Heeren wurden. (…) Der gesamte politisch-soziale Zustand
Europas wandelt sich mit der neuen Heerordnung. “1
Zunächst werden die Charakteristika dieser Epoche in einem kurzen Abriss vorgestellt.
Anschließend werden die Entwicklungen auf dem militärischen Gebiet, der Ausrüstung,
Taktik erläutert.
Am Ende der Arbeit soll ein kurzer Ausblick die weiteren Entwicklungen zeigen, die
das Militär in den folgenden Jahrzehnten genommen hat.
Nicht behandeln werde ich den Festungs- und Seekrieg, da diese so umfangreiche
Vorbemerkungen zur Technik erfordern, dass dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen
würde.
1 Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: 3. Buch. Die Epoche der stehenden Heere, S. 2 ff. IN:
Digitale Bibliothek Band 72: Geschichte der Kriegskunst, S. 3872 ff (vgl. Delbrück Gdk 4. Teil, S. 255).
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung
2) Abriss der Epoche
3) Militärische Entwicklungen
3.1) Die Bewaffnung
3.2) Die Versorgung
4) Taktik und Strategien
4.1) Vorbemerkung zu den Begriffen Strategie und Taktik
4.2) Die Infanterietaktik
4.3) Die Kavallerietaktik
4.4) Die Artillerietaktik
4.5) Zusammenwirken der Waffen in der Schlacht
4.6) Die Strategie
5) Bewertung und Ausblick
Tabellen
Abbildungen
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1) Einleitung
Der Krieg ist eine Sache, die die Geschichte durch die Jahrhunderte durchzieht und die wohl zu den schlimmsten Ereignissen gehört.
Aber die Geschichte eines Krieges lässt sich nicht betrachten, ohne das Instrument der Kriegsführung, die Armee, näher zu betrachten.
Diese Arbeit will einen Überblick über die Entwicklung im Kriegswesen innerhalb eines 100 Jahre umfassenden Zeitraumes geben.
In dieser Zeit vollzog sich die Entwicklung vom Söldnerheer des dreißigjährigen Krieges hin zum stehenden Heer aus Landeskindern, das mit Abwandlungen bis heute besteht.
Hans Delbrück schreibt dazu: „Die ungeheuren Nachteile des Kriegsführens mit nur auf Zeit angenommenen Söldnern war von Anfang an den Staatsmännern wie den Theoretikern nicht verborgen. Der Fortschritt vollzog sich auf eine Weise, die kein Theoretiker vorgeschlagen, kein Philosoph konstruiert und Niemand vorausgesehen hatte. (…) Die Soldbanden wurden nicht ersetzt durch ein Kriegertum anderen Ursprungs, sondern sie änderten ihren Charakter, indem sie dauernd unter den Fahnen blieben und zu stehenden Heeren wurden. (…) Der gesamte politisch-soziale Zustand Europas wandelt sich mit der neuen Heerordnung.“[1]
Zunächst werden die Charakteristika dieser Epoche in einem kurzen Abriss vorgestellt.
Anschließend werden die Entwicklungen auf dem militärischen Gebiet, der Ausrüstung, Taktik erläutert.
Am Ende der Arbeit soll ein kurzer Ausblick die weiteren Entwicklungen zeigen, die das Militär in den folgenden Jahrzehnten genommen hat.
Nicht behandeln werde ich den Festungs- und Seekrieg, da diese so umfangreiche Vorbemerkungen zur Technik erfordern, dass dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.
2) Abriss der Epoche
Die Epoche des Absolutismus ist zu Beginn noch von der großen Zäsur der Dreißigjährigen Krieges geprägt, dessen Folgen, vor allem die Verluste in der Bevölkerung und die wirtschaftlichen Schäden, es zunächst vor allem auf dem Gebiet des Reiches zu überwinden gilt.[2]
Politisch prägend ist hier der Westfälische Frieden, mit dem dieser Konflikt beendet wird, der allerdings auch die Aufsplitterung des Reiches in eine Vielzahl souveräner Einzelherrschaften besiegelt und den Kaiser damit endgültig aus seiner Rolle als Staatsoberhaupt drängt.
Es kommt in dieser Zeit auch zu Veränderungen unter den Großmächten. Alte Großmächte wie Spanien und Portugal steigen ab und neue, wie die Niederlande und Schweden tauchen kurzzeitig auf, um kurze Zeit später wieder zu verschwinden. Am Ende der Epoche hat sich dann jene Pentarchie aus Frankreich, England, Österreich, Preußen und Russland etabliert, die das Politische Geschehen der folgenden zwei Jahrhunderte prägen wird. Auch die Kriege, wie die Nordischen Kriege oder der Spanische Erbfolgekrieg und die Beginnende Kolonialisierung Nordamerikas und Afrikas, welche dieses Auf und Ab der Mächte fördern oder verzögern, sind für die Epoche prägend.
Der Nachwelt am Besten im Gedächtnis geblieben ist jedoch die Herrschaftsform, die sich in dieser Zeit herausgeprägt und die der Epoche den Namen verleiht sowie die Wirtschaftspolitik des Merkantilismus.
Aus dem Bereich der Kunst sind heute noch barocke Schlossanlagen wie Mannheim oder die Musik von Bach und Händel bekannt, die in ihrem Aufbau einem wissenschaftlichen Prinzip folgen.
Auch auf den Gebieten der Wissenschaft sind gerade in dieser Zeit sehr große Fortschritte zu verzeichnen. Stellvertretend hierfür seien nur die Namen Keppler und Leibniz genannt.
3) Militärische Entwicklungen
3.1) Bewaffnung
„Bei kriegerischen Auseinandersetzungen spielte auch stets die Art der Bewaffnung eine Rolle, denn sie beeinflusste die Taktik und schrieb sie oft zwingend vor. Bessere Angriffswaffen nötigen den Gegner, neue Mittel zu ihrer Abwehr zu finden. Damit entstand gleichzeitig eine Fortdauernde Wechselwirkung bei der Entwicklung von Angriffs- und Schutzwaffen.“[3]
Man muss bei der Bewaffnung folgende Arten von Waffen unterscheiden: Schusswaffen, Gewehre, Pistolen und Kanonen, Blankwaffen, Säbel, Degen, etc, und Schutzwaffen, also Helme und Harnische.
An dieser Stelle ist schon zu sagen, dass „die Soldaten dieses Zeitabschnittes viel einheitlicher bewaffnet sind als ihre Vorgänger, weil für die Masse der Kriegsleute das Selbstbeschaffen der Ausrüstung fortfiel. Die Waffen wurden schon gemeinschaftlich vom Kriegsunternehmer, dem Kompaniechef oder Regimentskommandeur, aber auch vom Staat angeschafft.“[4] [5]
Die Kategorie der Schutzwaffen lässt sich hier am einfachsten Beschreiben, da diese Ausrüstungsteile nach dem Dreißigjährigen Krieg fast vollständig verschwinden.[6] Einzig die Reiterei behält den Harnisch bei, allerdings nur noch als Brust- und Rückenschutz, dem so genannten Küraß. Mit dieser Reduzierung der Panzerung geht auch ein Wandel in den verwendeten Materialien einher. Der eiserne Küraß wird immer mehr vom ledernen verdrängt.[7]
Als Kopfschutz behält man für die Reiterei den Helm noch einige Zeit bei, vor allem in Bayern und Österreich. In anderen Staaten trägt die Reiterei nur einen Filzhut, über den im Gefecht ein eisernes Hutkreuz gesetzt wird.[8]
Eine Entwicklung bei den Blankwaffen ist das Verschwinden der Stangenwaffen, Piken und Spieße, bei der Infanterie. Noch im Dreißigjährigen Krieg sind Pikeniere und Schützen gleichberechtigt in der Infanterie, da „der Schuß der Muskete (…) zu langsam und zu unsicher [ist], um eine Musketier- Abteilung vor einem Kavallerieangriff im freien Felde zu schützen. Diesen Schutz sollen die Pikeniere übernehmen.
Um die Wende des Jahrhunderts aber wurden die Piken von den europäischen Heeren allmählich abgelegt. (…) An die Stelle der Lunten-Muskete und der Pike nebeneinander tritt die einheitliche Waffe der Bajonett- Flinte mit dem Feuersteinschloß und gibt dem stehenden Heer auch äußerlich ein ganz anderes Aussehen.“[9]
Die Pike bleibt als Statussymbol für Unteroffiziere und Offiziere noch einige Zeit erhalten, hat aber keine Bedeutung mehr im Kampf.
Die sichtbarste Neuerung bei den Blankwaffen ist demnach das Bajonett, dass es dem Schützen ermöglicht, mit seinem Gewehr auch in den Nahkampf zu gehen.
Die ersten Bajonette sind lange Dolche, die in den Lauf des Gewehres geschoben werden. Damit wird das Gewehr zur Pike, allerdings wird auch das Nachladen und Feuern unmöglich gemacht. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts finden die ersten versuch statt, die Bajonette so zu konstruieren, dass man bei aufgepflanztem Bajonett auch laden und schießen kann[10].
Daneben existieren natürlich noch eine große Anzahl anderer Blankwaffen, die von allen Waffengattungen benutzt werden. 1676 wird zum Beispiel in Frankreich vorgeschrieben, dass „jeder Infanterist einen guten Degen besitzen solle.“[11]
Bei der Kavallerie ist der Säbel die Hauptwaffe, allerdings ist die Typenvielfalt so groß, dass eine umfassende Beschreibung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde[12].
Festzuhalten ist nur noch, dass sich auch bei der Infanterie der Säbel als Blankwaffe durchsetzt. „Prototyp wurde der im Jahr 1715 eingeführte preußische Infanteriesäbel. Ursprünglich war seine Klinge 58 cm lang, sie wurde 1744 um 6 Zoll (etwa 15 cm) gekürzt. (…) Dieser Säbel wurde in vielen kleinen Staaten Deutschlands nachempfunden, aber auch in Russland, Schweden und Dänemark, in Österreich ab 1748 für die Unteroffiziere und ab 1765 als „ordinairer Füsiliersäbel“ auch für Soldaten. Auch Frankreich rüstete seit 1767 seine Infanterie mit solchen Säbeln aus.“[13]
„Um dieselbe Zeit wurde die Lunte durch den Feuerstein ersetzt, dessen Vorzüge, namentlich bei Regenwetter, einleuchtend sind. Eine ganze Reihe von kleinen Verbesserungen, an der Zündpfanne, am Zündloch, am Pfannendeckel, der eiserne Ladestock statt des hölzernen, an den Ringen zum Einstecken des Ladestockes, an der Schäftung, besonders auch die Papierpatronen, verbesserten die Waffe unausgesetzt und gaben ihr schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Form, die sich dann über ein Jahrhundert wenig verändert erhalten hat..“[14] [15] Die Freiheitskriege sind fast mit demselben Gewehr durchgefochten worden, wie der Siebenjährige Krieg[16].
Mit diesen Verbesserungen der Zündung ging allerdings keine Verbesserung in Wirkung und Reichweite einher. „Auch jetzt lagen die wirksamen Schußweiten kaum über 300 m, nur auf kürzere Entfernungen waren die Schußergebnisse zufriedenstellend.“[17]
Die Trefferwahrscheinlichkeit war ebenfalls sehr gering. „Nach preußischen, bayerischen und französischen Versuchen war die Treffähigkeit auf eine Pelotonfront, also Abteilung zusammen schießender Soldaten (dargestellt an einer Scheibe von 30 m Länge und 2 m Höhe) bei 75 m Entfernung = 60 Prozent,
bei 150 m = 40 Prozent auf 225 m noch 25 Prozent und auf 300 m gar nur noch 20 Prozent der Abgegebenen Schüsse.“[18]
Fast alle Verbesserungsversuche auf dem Gebiet der Feuerwaffen hatten eine Beschleunigung des Ladevorgangs zum Ziel. Die wichtigsten Verbesserungen sind die Einführung des eisernen Ladestocks durch 1698 durch Fürst Leopold von Anhalt – Dessau[19] sowie die oben erwähnte Patrone, in der Kugel, Pulver und Abdichtung zusammengefasst waren.
Die Änderungen bei der Artillerie werden im Unterpunkt der Strategie angesprochen werden, da sich im hier behandelten Zeitraum der Wandel der Artillerie vom Handwerk zur selbständigen Waffengattung vollzog.
3.2) Versorgung
Wie schon bei der Bewaffnung gesagt, wird die Ausrüstung in dieser Zeit nicht mehr durch den einzelnen Soldaten, sondern den Kommandeur oder Staat beschafft.
Um allerdings die Bewaffnung und Ausrüstungsgegenstände den Soldaten zur Verfügung stellen zu können, ist ein gut organisierter Versorgungsapparat nötig.
Ein gutes Beispiel bei der Entwicklung der Versorgung einer Armee in dieser Zeit bildet Brandenburg – Preußen.
„Wallenstein hatte einst von den Landschaften, wo er sich einlagerte, nicht nur verlangt, daß sie die Truppen unterbrachten und verpflegten, sondern daß sie ihnen auch den Sold zahlten und zwar für die Offiziere, besonders für die hohen Offiziere einen sehr hohen. Was die Landschaften nicht gaben, trieben die Truppen selber ein. In dem Zusammenwirken der bürgerlichen Obrigkeiten mit den Truppenführern hatte sich eine Art Verwaltungssystem ausgebildet, das die Truppen versorgte und das Land doch so weit schonte, daß es nicht völlig verdarb und das wirtschaftliche Leben seinen Fortgang nehmen konnte. Im Frieden war nun die Verwaltung (mit Ausnahme der Rekrutierung) bei den bürgerlichen Behörden geblieben, die die Steuern systematisch erhoben und fortbildeten. Für Brandenburg wurde besonders wichtig und ergiebig die im Jahre 1667 (…) eingeführte allgemeine Verbrauchsabgabe, die Akzise“.[20] Dazu kamen Einnahmen aus der Kontribution, einer Grundsteuer, und der Domänen[21].
Bekannter als die Einnahmequellen bleibt jedoch die Verwaltungsreform mit der „Vereinigung der beiden landesfürstlichen Behördenapparate, der Amtkammern und der Generalfinanzdirektion auf der einen, der Kriegskommissariate und des Generalkriegskommissariats auf der anderen Seite. Aus der Vereinigung von Amtkammern und Kriegskommissariaten entstanden die »Kriegs- und Domänenkammern«, während die oberste Behörde das »General-Ober-Finanz-Kriegs- und Domänendirektorium« wurde, kurz »Generaldirektorium« genannt. Es war seinerseits in vier Provinzialdepartements für die verschiedenen Ländergruppen gegliedert (…), wobei aber jedes dieser vier Provinzdepartements gleichzeitig gewisse Aufgaben für den ganzen Staat wahrzunehmen hatte.“[22]
Damit sind in Preußen Finanzierung und Verwaltung gesichert.
Den größten Anteil bei der Versorgung der Armee bildet ohne Zweifel die Verpflegung[23].
Allgemein ist zu bei der Verpflegung zwischen Friedens- und Feldverpflegung zu unterscheiden, wobei für in der damaligen Zeit die Magazine wichtig sind, in denen die Vorräte gelagert sind.
Diese Magazine besitzen eine doppelte Funktion: „Zum einen standen sie für die Versorgung des Heeres in Kriegszeiten zur Verfügung, zum anderen zur Unterstützung des Landes bei Notständen und Teuerung.[24] “
In Friedenszeiten wird der Inhalt der Magazine durch Einkauf gedeckt, in Kriegszeiten treten zusätzlich Kontributionen in den besetzten Gebieten dazu.
Auf die Bedeutung der Magazine für eine Armee im Kriege wird bei dem Kapitel Strategie näher eingegangen werden.
Das für die Verpflegung benötigte Fleisch wird bei Feldzügen in Form von „Schlachtvieh (…) auf dem Marsch mitgeführt“[25]
Sonstige Lebens- und Genussmittel wie „Gemüse, Tabak, Bier oder Branntwein mußte sich der Soldat von den die Armee begleitenden Marketendern oder Händlern kaufen. (…) Die Magazine waren nur für das wichtigste Nahrungsmittel, sei es Getreide oder Korn, zuständig.“[26]
Mehr noch als bei der Verpflegung zeigt sich der damalige Staat jedoch bei der Bekleidung als Förderer der Wirtschaft und als Unternehmer.
1717 wird eine zweijährige Montierung bei der preußischen Armee eingeführt, das heißt, dass die Kleidung alle zwei Jahre ersetzt wird.
Bereits 1725 wird dieser Zeitraum auf ein Jahr verkürzt, „ein in den europäischen Armeen einzigartig dastehender Vorgang“[27].
Allerdings werden nur bestimmte Kleidungsstücke jährlich ausgetauscht, normalerweise diejenigen, welcher einer hohen Belastung ausgesetzt sind (z. B. Schuhsolen oder Hemden).
Da die Bekleidung von einheimischen Betrieben produziert wird, sorgt dies für einen gesteigerten Bedarf an Arbeitskräften sowie an Produkten der heimischen Wollindustrie.
Den dritten großen Posten der Beschaffung stellt der Nachschub mit Pferden dar, von denen im Jahr cirka 3000 benötigt wurden.[28]
Allerdings war es nicht allen Ländern möglich, den Bedarf an Pferden aus eigener Zucht zu decken, in Preußen gelingt dies erst 1831.[29]
Da an ein Kavalleriepferd bezüglich der Größe und der Kondition andere Anforderungen gestellt werden, als an zivile Pferde, erschwert dies den Einkauf zusätzlich.
Die Kürassierregimenter beziehen ihren Nachschub aus Hannover, während die Husaren die ihren aus der Ukraine, der Moldau, der Walachei und Bessarabien beziehen.[30]
Dass diese Importe einen großen finanziellen Aufwand erfordern muss wohl nicht näher erläutert werden.
Für den Nachschub an Bewaffnung bleibt Preußen zunächst auf Zukauf aus dem Ausland angewiesen. 1722 werden dann die beiden Gewehrfabriken in Spandau und Potsdam gegründet. Als Personal werden Handwerker aus Lüttich angeworben. 1726 ist die Fabrik in der Lage, cirka 15000 Waffen im Jahr zu produzieren.[31] Der große Vorteil der eigenen Produktion liegt darin, dass die Produktion staatlicher Kontrolle unterlag und die Waffen dadurch eine einheitliche Qualität besitzen.
Nachdem die Versorgung mit Nahrung, Kleidung, Pferden und Bewaffnung beschrieben wurde, bleibt nun noch das wichtigste „Nachschubprodukt“ zu beschreiben, die Soldaten. Besonders in Preußen, dass die Stärke seiner Armee vom Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. 1713 bis zum Beginn des 1. Schlesischen Krieges beträchtlich zunahm, stellt sich die Frage, wie die nötigen personellen Ergänzungen beschafft werden.
„Die freiwillige Werbung genügte nicht mehr. Schon im 30jährigen Kriege hören wir hier und da einmal von gewaltsamem Pressen für den Kriegsdienst. (…) Die Offiziere griffen passende Männer auf, wo sie sie fanden und zwangen sie durch Mißhandlungen, sich einstellen zu lassen. Oder aber den Ortsbehörden wurde aufgegeben, aus ihrem Bezirk eine bestimmte Anzahl Rekruten den Regimentern zur Verfügung zu stellen.“[32]
Schlimm wird die Werbung erst unter Friedrich Wilhelm I., der die Stärke der Armee während seiner Regierungszeit verdoppelt.
„Neben dem auf Werbung beruhenden Heer hatte König Friedrich I. 1701 auch eine Land-Miliz organisiert, die an die alte Verpflichtung zur Landesverteidigung anknüpfte, und zu der Bürger und Bauern, wie es hieß, »enrolliert« wurden. Friedrich Wilhelm I. hatte diese Miliz als militärisch zu minderwertig gleich bei seinem Regierungsantritt aufgehoben, den Grundsatz der Dienstverpflichtung aber hielt er fest und übertrug ihn auf die stehende Armee.“[33]
Bei dieser Dienstverpflichtung erlangt das im Jahr 1733 eingeführte Kanton – Reglement eine bis heute andauernde Berühmtheit. Jedem Regiment und Jeder Kompanie wird dabei ein bestimmter Bezirk zugewiesen, in dem die Offiziere den Personalbedarf ergänzen können. Der Hauptvorteil dieses Systems besteht darin, dass der Willkür einzelner Offiziere Schranken gesetzt werden und bestimmte, für Wirtschaft und Industrie wichtige Leute wie Arbeiter in den Gewehrfabriken, nicht zum Militär eingezogen werden.[34]
Die Aushebungen in bestimmten Bezirken, die in dieser Zeit beginnt, wird damit zu einem Vorläufer der im 19. Jahrhundert eingeführten Wehrpflicht, die heute noch die Basis zur personellen Ergänzung des deutschen Heeres ist.
[...]
[1] Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: 3. Buch. Die Epoche der stehenden Heere, S. 2 ff. IN: Digitale Bibliothek Band 72: Geschichte der Kriegskunst, S. 3872 ff (vgl. Delbrück Gdk 4. Teil, S. 255).
[2] Eine Ausführliche Einführung in diese Epoche bietet: Duchardt, Heinz, „Das Zeitalter des Absolutismus“, München, 1992. Die Ausführungen zu diesem Punkt folgen diesem Buch.
[3] Ortenburg, Georg (Hrsg.): „ Heereswesen der Neuzeit, Abteilung II: Das Zeitalter der Kabinettskriege. Band 1: Ortenburg, Georg: „Waffen und Waffengebrauch im Zeitalter der Kabinettskriege.“, Koblenz, 1986, S. 15.
[4] Ebd., S.31.
[5] Eine wirkliche Vereinheitlichung der Ausrüstung ist erst mit dem Beginn einer industriellen Fertigung erreicht worden. Bis dahin muss eher von einer großen Ähnlichkeit der Ausrüstung gesprochen werden. (Siehe dazu auch: Ortenburg, „Waffen und Waffengebrauch…“, S.31 f.)
[6] Siehe auch: Ortenburg, „Waffen und Waffengebrauch…“, S.29.
[7] Ebd., S.29.
[8] Ebd., S.31.
[9] Delbrück, S. 77 f. (Vgl.: Delbrück Gdk 4. Teil, S. 305).
[10] Zur Entwicklung des Bajonetts vergleiche auch Abbildung 1.
[11] Ortenburg, „Waffen und Waffengebrauch…“, S.35.
[12] Eine Auswahl an diversen Blankwaffen bietet Abbildung 2.
[13] Ortenburg, „Waffen und Waffengebrauch…“, S.40 f.
[14] Delbrück, S. 79. (Vgl.: Delbrück Gdk 4. Teil, S. 307).
[15] Die Entwicklung des Gewehres zeigt auch Abbildung 3.
[16] Dellbrück, S. 80. (Vgl. Delbrück Gdk 4. Teil, S. 307).
[17] Ortenburg, „Waffen und Waffengebrauch…“, S. 55.
[18] Ebd., S. 55.
[19] Ebd., S. 64.
[20] Delbrück, S. 42. (Vgl.: Delbrück GdK 4. Teil, S. 281).
[21] Vergleiche dazu: Niemeyer, Joachim: „Die preußische Heeresversorgung unter Friedrich dem Großen“ IN: „Die Bewaffnung und Ausrüstung der Armee Friedrichs des Großen, eine Dokumentation aus Anlaß seines 200. Todesjahres“, o. Hrsg., Rastatt, 1986, S. 74.
[22] Adam Wandruszka: „Die europäische Staatenwelt im 18. Jahrhundert“, S. 70 IN: Digitale Bibliothek Band 14: Propyläen-Weltgeschichte, S. 10905 (vgl. PWG Bd. 7, S. 415).
[23] Als Beispiel für die Kosten des Heeres über mehrere Jahre hinweg vergleiche Tabelle 1.
[24] Niemeyer, S. 76.
[25] Fiedler, Siegfried: „ Militärgeschichte im Zeitalter des Absolutismus; Von Söldnerheeren und Miliz zum stehenden Heer“ IN: Neugebauer, Karl – Volker (Hrsg.): „Grundzüge der deutschen Militärgeschichte“ ,Band 1: Historischer Überblick; Freiburg, 1993, S. 50.
[26] Niemeyer, S. 77.
[27] Ebd., S. 79.
[28] Niemeyer, S. 82.
[29] Ebd., S. 81.
[30] Vgl.: Ebd., S. 82.
[31] „Militärstadt Spandau: Zentrum der preußischen Waffenproduktion 1722 bis 1918.“, o. Hrsg., Berlin, 1998, S. 19.
[32] Delbrück, S. 43. (vgl. Delbrück Gdk 4. Teil, S. 282-283)
[33] Delbrück, S. 46. (vgl. Delbrück Gdk 4. Teil, S. 284)
[34] Vgl.: Ebd., S. 48. (vgl. Delbrück GdK 4. Teil, S. 286)
- Citation du texte
- Jean Philipp Ruprecht Beckmann (Auteur), 2003, Militärische Entwicklungen zwischen 1650 und 1750, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24365
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