Wann brauche ich einen Rechtsanwalt? Diese Frage stellen sich in Deutschland immer mehr
Menschen. Es wird geklagt und prozessiert auf Teufel komm raus und deutsche Gerichte
können sich schon gar nicht mehr retten vor lauter Klagen.
Der Anwalt – ein Beruf den heutzutage jeder kennt. Sei es durch unzählige Gerichtsshows am
Nachmittag im Fernsehen, von Erzählungen Bekannter oder aus eigener Erfahrung. Ihm
haften die vielfältigsten Images an, er hat mit Vorurteilen zu kämpfen und ist doch ein
wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, welche durch Auseinandersetzungen, Streitereien
und dem unbedingten Willen, „im Recht zu liegen“, geprägt ist.
Der Anwalt – ein Beruf mit vielen Facetten. Er kann sich auf das Mitrecht spezialisieren, auf
das Familienrecht, das Immobilien- und Baurecht oder auf das Steuerrecht. Braucht man
einen Rechtsberater in der heutigen Zeit, so wird man kaum Schwierigkeiten haben, einen
Spezialisten zu finden. Egal ob man sich mit dem Nachbarn um einen Baum streitet, dessen
Äste zu weit in den eigenen Garten hängen, oder ob man Hilfe und Beratung auf Grund eines
Unfalls benötigt – der Anwalt kann helfen.
„110.843 zugelassene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in Deutschland zum 1.1.2001, so
die jüngste veröffentlichte Statistik der Bundesrechtsanwaltskammer, ein Zuwachs gegenüber
dem Vorjahr von 6,07%. Aufgrund der momentan in der Ausbildung befindlichen Studenten
und Referendaren wird diese Zahl aller Voraussicht nach weiter wachsen.“1 Doch bringt
Masse auch Klasse? Wie sieht es aus mit der Fähigkeit zu beraten, wie ist der Kontakt zu
Mandanten, was macht die Rechtsberatung lohnenswert und ist die Beratereignung eines
Anwalts wirklich wichtig?
In den folgenden Ausführungen meiner Arbeit, möchte ich auf den Beruf des Anwalts
allgemein eingehen und danach einige Ausführungen zum Thema Beratung machen.
Natürlich kann ich das alles nur in einem sehr eng gefaßten Rahmen und nur ansatzweise, da
die nähere Beschäftigung mit diesem Thema den zeitlichen und inhaltlichen Rahmen der
Arbeit übersteigen würde. Es kann deshalb hier nur um einen kleinen Einblick in ein
komplexes Thema gehen, der zunächst einmal die Rolle des Anwalts bei der Rechtsberatung
darstellen soll.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Anwaltliche Dienstleistung – was versteht man darunter?
Das generelle Anwaltsimage
Mangelnde Beratereignung als Zugangsschwelle
Schlußfolgerungen
Quellenverzeichnis
Vorwort
Wann brauche ich einen Rechtsanwalt? Diese Frage stellen sich in Deutschland immer mehr Menschen. Es wird geklagt und prozessiert auf Teufel komm raus und deutsche Gerichte können sich schon gar nicht mehr retten vor lauter Klagen.
Der Anwalt – ein Beruf den heutzutage jeder kennt. Sei es durch unzählige Gerichtsshows am Nachmittag im Fernsehen, von Erzählungen Bekannter oder aus eigener Erfahrung. Ihm haften die vielfältigsten Images an, er hat mit Vorurteilen zu kämpfen und ist doch ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, welche durch Auseinandersetzungen, Streitereien und dem unbedingten Willen, „im Recht zu liegen“, geprägt ist.
Der Anwalt – ein Beruf mit vielen Facetten. Er kann sich auf das Mitrecht spezialisieren, auf das Familienrecht, das Immobilien- und Baurecht oder auf das Steuerrecht. Braucht man einen Rechtsberater in der heutigen Zeit, so wird man kaum Schwierigkeiten haben, einen Spezialisten zu finden. Egal ob man sich mit dem Nachbarn um einen Baum streitet, dessen Äste zu weit in den eigenen Garten hängen, oder ob man Hilfe und Beratung auf Grund eines Unfalls benötigt – der Anwalt kann helfen.
„110.843 zugelassene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in Deutschland zum 1.1.2001, so die jüngste veröffentlichte Statistik der Bundesrechtsanwaltskammer, ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 6,07%. Aufgrund der momentan in der Ausbildung befindlichen Studenten und Referendaren wird diese Zahl aller Voraussicht nach weiter wachsen.“1 Doch bringt Masse auch Klasse? Wie sieht es aus mit der Fähigkeit zu beraten, wie ist der Kontakt zu Mandanten, was macht die Rechtsberatung lohnenswert und ist die Beratereignung eines Anwalts wirklich wichtig?
In den folgenden Ausführungen meiner Arbeit, möchte ich auf den Beruf des Anwalts allgemein eingehen und danach einige Ausführungen zum Thema Beratung machen. Natürlich kann ich das alles nur in einem sehr eng gefaßten Rahmen und nur ansatzweise, da die nähere Beschäftigung mit diesem Thema den zeitlichen und inhaltlichen Rahmen der Arbeit übersteigen würde. Es kann deshalb hier nur um einen kleinen Einblick in ein komplexes Thema gehen, der zunächst einmal die Rolle des Anwalts bei der Rechtsberatung darstellen soll.
Anwaltliche Dienstleistung – was versteht man darunter?
Die anwaltliche Dienstleistung kann durch verschiedene Merkmale und Eigenschaften charakterisiert werden. Zunächst muß zwischen dem Dienstleistungspotential (Fachwissen, Standort, Geschäftszeiten der Praxis, Ausstattung der Praxis, Mitarbeiter usw.), der Dienstleistungserbringung (anwaltliche Arbeit und der Prozeß ihrer Erstellung; von Bedeutung sind dabei Vertraulichkeit, Verläßlichkeit, Pünktlichkeit u.a.) sowie dem Dienstleistungsergebnis unterschieden werden. Dabei stellt das Dienstleistungsergebnis die konkreten Wirkungen des Leistungsprozeßes dar, indem es materiell sein kann bzw. immateriell, das für meine Ausführungen eine Rolle spielt, da es hierbei um die „Vermittlung größerer Rechtssicherheit des Klienten durch die anwaltliche Beratung“2 geht.
Neben diesen drei Merkmalen wird die anwaltliche Dienstleistung durch bestimmte Eigenschaften bestimmt.
- Heterogenität
- Komplexität
- Intangibilität
- Niedriger Vertrautheitsgrad
Zwar macht jeder schon früh im Leben mit ärztlichen Dienstleistungen Erfahrungen, doch ist die Nachfrage subjektiv neu. So fehlt den meisten Menschen auf diesem Gebiet die Erfahrung, obwohl sie von der Möglichkeit und Verfügbarkeit wissen.
- Hohe Persönlichkeitsintensität
Die anwaltliche Dienstberatung basiert „auf dem Vertrauensverhältnis zwischen Mandant und Anwalt, welches wiederum von Persönlichkeitsmerkmalen des Anwalts abhängig ist“3 Da das Vertrauensverhältnis vom Mandant als nicht revidierbar angesehen wird, ist die Fülle an Informationen bei der Entscheidung für einen Anwalt sehr wichtig.
- Intransparenz
Bevor es jedoch überhaupt zu einer beratenden Situation kommt, durchläuft der Mandat zunächst einen Entscheidungsprozeß, in welchem er die Entscheidung trifft, ob er eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen will. Dieser Prozeß besteht aus fünf Stufen sowie bestimmten Barrieren für den Inanspruchnehmenden, auf die ich aber nun nicht weiter
eingehen werde, sondern dem generellen Anwaltsimage die Aufmerksamkeit schenke.
Das generelle Anwaltsimage
Der Anwalt ist mit einem sehr eindeutigen und zugleich kritischen Image behaftet, egal ob in der Meinung des Handwerks, des Einzelhandels sowie den freien Berufen. Allerdings kommt es zu einer stärkeren Differenzierung mit wachsender Unternehmensgröße und Menschen, die täglich mit einem Anwalt arbeiten.
1. Aversion und Angst4
Im breiten potentiellen Klientel des Anwalts, welches vor allem aus Gewerkschaften, Unternehmensverbänden und Banken besteht, assoziiert man folgende Hauptpunkte mit dem Beruf des Anwalts:
- der anwaltliche Denkstil ist lebensfremd, speziell für wirtschaftliche und technische Berufe
- „Angst- vor- Streit und Angst- vor- Gericht- Effekt“, d.h. der breiten Bevölkerung und den kleineren Unternehmen erschweren diese Ängste den Zugang zum Anwalt erheblich
- „Aversion wegen der Fähigkeit und Bereitschaft des Anwalts, alles zu rechtfertigen“5
2. Fremdheit der Denkweisen
Die Besonderheit dieser Zugangsbarriere liegt darin, daß andere Berufsgruppen, die in ihrem professionellen Status dem Anwalt gleichrangig sind, in ihrem Beratungsverhalten beeinflußt werden. (Architekten, Ingenieure) Sie betrachten die Kooperation mit dem Anwalt wegen der anderen Denkgewohnheiten nicht als selbstverständlich. Durch das immer stärker werdende Gewicht dieser Berufsgruppen in der Gesellschaft, gewinnt diese Zugangsbarriere immer mehr an Bedeutung. Die Schwierigkeiten, welche es zwischen Juristen und den traditionell technischen Berufen gibt, entwickeln sich zunehmend im Verhältnis Juristen – Datentechnik. Hier gibt es gerade durch die Fremdheit der Denkweisen des Anwalts ein mangelndes Beratungsangebot.
3. Angst- vor- Streit und Eskalations- Effekt
Die folgenden Faktoren gelten sowohl für den „normalen“ einzelnen Bürger, Wirtschaftsorganisationen als auch Unternehmen als starke Barrieren:
- Das Anwaltsimage im Prozeß und als Prozeßvertreter
- Angst vor gerichtlichen Streitverfahren
- Zurückhaltung gegenüber streitigen Problemlösungen in sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen
4. Bereitschaft alles zu rechtfertigen
Das Image alles zu rechtfertigen, hat der Anwalt vor allem im Bereich der kleineren Unternehmen. Zur Begründung werden „historische Beispiele“ (aus Hexenprozessen und Bauherrenmodellen) oder eigene Erfahrungen bzw. die Furcht, der Anwalt mache mit den Klienten was er wolle, herangezogen.
5. Verbindungen des Anwalts mit der Systemebene
Das Anwaltsbild ist oft mit dem Rechts- und Gerichtssystem verbunden. „Anwälte stehen mit Gericht und Gefängnis auf einer Stufe, Polizei, Gericht und Rechtsanwälte fallen alle in einen Topf.“6 Speziell die negativen Aspekte der Gerichte beeinflussen das Berufsbild des Anwalts. Dabei werden die Vernebelungstaktik, die lange Prozeßdauer und die Prozeßergebnisunsicherheit genannt. Wenn sich Einzelgruppen, zum Beispiel die Bauwirtschaft, von Gerichten ungerecht behandelt fühlen, projizieren sie das auch auf den Anwalt, als ein „Organ der Rechtspflege“. Justizreformen, welche das Bild der Gerichte verbessern, bedeuten durch die enge Verbindung des Gerichtssystems mit dem Anwaltsimage, oft auch eine Imageverbesserung des Anwalts. Verbesserungen, die allein beim Anwalt ansetzen, können oftmals nur zu Teilerfolgen führen.
[...]
1 Vergleiche (1)
2 Vergleiche (2), Seite 17
3 Vergleiche (2), Seite 19
4 Vergleiche (2), Seite 29 ff.
5 Vergleiche (2), Seite 29
6 Vergleiche (2), Seite 33
- Quote paper
- Ulrike Thomas (Author), 2002, Rechtsberatung durch den Anwalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24081
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