Im Zuge der sich mit der rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik rasch wandelnden ökonomischen Rahmenbedingungen (Übergang vom Industrie- ins In-formationszeitalter, überregionaler bis globaler Wettbewerb) müssen sich auch klein- und mittelständischen Unternehmen(KMU) ständig neu ausrichten und positionieren. Die Einführung betrieblicher Anwendungssysteme(AS) gewinnt aufgrund der steigenden An-forderungen an Unternehmen zur Optimierung ihrer Geschäftsprozesse und deren informationstechnischer Unterstützung auch für kleine und mittelständische Fertigungsbetriebe zunehmend an Bedeutung. Die KMU bilden mit 99, 7 % den größten Teil der Europäischen Unternehmen und sind somit für die Gesamtwirtschaft der Länder von größter Bedeutung. In der vorliegenden Arbeit sollen zunächst KMU von den Großunternehmen abgegrenzt werden und anschließend sollen die Besonderheiten der Brancheneinteilung erläutert werden. Letzteres soll dazu dienen Branchensoftware besser beschreiben zu können. Diese ist eine Mittelform, die in sich Vorteile von Standard- und Individualsoftware vereint. Weiterhin soll die wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes diskutiert werden und damit die wachsende Aufmerksamkeit der großen Softwarehersteller an diesem Marktsegment erklärt werden. Die Problemfelder der Softwarehersteller sollen zum Teil anhand ausgewählter Praxisbeispiele erläutert werden. Abschließend sollen die anwendungsspezifischen Schwierigkeiten sowie ein Zukunftsausblick gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Einführung grundlegender Begriffe
2.1 Definition und Abgrenzung des Begriffes KMU
2.1.1 Quantitative Merkmale
2.1.2 Qualitative Merkmale
2.2 Brancheneinteilung für KMU
3 KMU und ihre Bedeutung in einer Marktwirtschaft
4 Arten der betrieblichen Anwendungssoftware
4.1 Gegenüberstellung der Standard- und Individualsoftware
4.2 Branchenspezifische Lösungen
5 Problemfelder für die Hersteller und Anwender betrieblicher Anwendungssoftware
5.1 Problemfelder für die Hersteller betrieblicher Anwendungssoftware
5.1.1 Ausgewählte Praxisbeispiele
5.2 Problemfelder für die KMU bei der Benutzung und Auswahl der geeigneten Software
6 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die quantitative KMU-Definition des Europäischen Statistik Amtes
Abbildung 2: Die quantitative KMU-Definition für Deutschland des IfM Bonn
Abbildung 3: Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige in den Europäischen Gemeinschaften (nach NACE Rev. 1 1970)
Abbildung 4: Aufteilung der KMU nach Wirtschaftsbereichen
Abbildung 5: Die quantitative Bedeutung des Mittelstandes
Abbildung 6: Kern-Schalen-Modell
Abbildung 7: Wichtige Faktoren bei der Softwareauswahl für KMU
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„ A small business is not a little big business “
Welsh/White
1 Einleitung
Im Zuge der sich mit der rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstech- nik rasch wandelnden ökonomischen Rahmenbedingungen (Übergang vom Industrie- ins In- formationszeitalter, überregionaler bis globaler Wettbewerb) müssen sich auch klein- und mittelständischen Unternehmen(KMU) ständig neu ausrichten und positionieren. Die Einführung betrieblicher Anwendungssysteme(AS) gewinnt aufgrund der steigenden An- forderungen an Unternehmen zur Optimierung ihrer Geschäftsprozesse und deren informati- onstechnischer Unterstützung auch für kleine und mittelständische Fertigungsbetriebe zuneh- mend an Bedeutung. Die KMU bilden mit 99, 7 % den größten Teil der Europäischen Unter- nehmen und sind somit für die Gesamtwirtschaft der Länder von größter Bedeutung. In der vorliegenden Arbeit sollen zunächst KMU von den Großunternehmen abgegrenzt wer- den und anschließend sollen die Besonderheiten der Brancheneinteilung erläutert werden. Letzteres soll dazu dienen Branchensoftware besser beschreiben zu können. Diese ist eine Mittelform, die in sich Vorteile von Standard- und Individualsoftware vereint. Weiterhin soll die wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes diskutiert werden und damit die wachsende Aufmerksamkeit der großen Softwarehersteller an diesem Marktsegment er- klärt werden. Die Problemfelder der Softwarehersteller sollen zum Teil anhand ausgewählter Praxisbeispiele erläutert werden. Abschließend sollen die anwendungsspezifischen Schwie- rigkeiten sowie ein Zukunftsausblick gegeben werden.
2 Einführung grundlegender Begriffe
2.1 Definition und Abgrenzung des Begriffes KMU
In der vorliegenden Arbeit sollen die Besonderheiten und die Problemfelder von Standard und Branchensoftware in KMU dargestellt werden. Anknüpfend wird auch vorausgesetzt, dass es größenspezifische Problembereiche gibt und die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnis- se nicht einfach auf die KMU übertragen werden können.1 Dies gilt nicht nur für die Wirtschaftsinformatik, sondern für die ganze Betriebswirtschaftslehre(BWL) allgemein.2 Um die betriebsgrößenbedingten Besonderheiten der KMU im Zusammenhang mit Standard und Branchensoftware darzustellen, bedarf es einer genauen Abgrenzung zwischen KMU und Großunternehmen sowie einer Definition des KMU Begriffes.
Mit den Bezeichnungen „Klein“/„Mittel“ und „Groß“ werden quantitative Merkmale einer Gruppierung der Betriebe nach der Betriebsgröße assoziiert. Die Betriebsgröße lässt sich als „Ausmaß seiner effektiven oder potentiellen wirtschaftlichen Tätigkeit“3 definieren. Es ist zwar recht genau möglich die Beschäftigung oder den Umsatz eines Betriebes festzustellen, allerdings reicht dieser Maßstab nicht vollständig aus, um sich einen Einblick in das Wesen eines Betriebes zu verschaffen. Daher werden für die bessere Abgrenzung qualitative Krite- rien herangezogen, die eine größere Einsicht in die Unternehmensstruktur ermöglichen. Ein Nachteil der qualitativen Abgrenzung besteht darin, dass es keine exakte Zuordnungsmög- lichkeit gibt, da Merkmale von kleinen und mittelständischen Unternehmen auch Großunter- nehmen zugeordnet werden können.4 Eine einheitliche Möglichkeit der Abgrenzung existiert jedoch nicht. Es werden vielmehr für die Klassifizierung der KMU die quantitativen Merkma- le herangezogen, zur Abgrenzung von Großunternehmen die qualitativen Merkmale.5
2.1.1 Quantitative Merkmale
Für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den KMU benötigt man auf jeden Fall eine Gliederung des Unternehmensbestandes nach Größenklassen. Die meistverwendeten Maßstäbe für die Beschreibung von Unternehmensgrößenstrukturen sind der „Umsatz“ und „Zahl der Beschäftigten“. Gegebenenfalls sind zusätzlich noch die im nächsten Punkt beschriebenen qualitativen Merkmale hinzuziehen.
In Europa ist in den letzten Jahren viel getan worden, um vergleichbare Daten über KMU zu gewinnen. Dies ist notwendig, da es für die KMU gesonderte nationale und gemeinschaftliche Rechtsvorschriften gibt. Um Verzerrungen im Binnenmarkt zu vermeiden, ist eine rechtlich sichere und leicht anzuwendende KMU-Definition notwendig.
Am 6. Mai 2003 nahm die Europäische Kommission eine neue Empfehlung 2003/361/EG6 zur KMU-Definition an, die die Empfehlung 96/280/EG ersetzt. Sie berücksichtigt die wirtschaftlichen Entwicklungen seit 1996 und die Erfahrungen mit der Anwendung der Definition. Die Europäische KMU-Definition baut auf den Daten des Europäischen Statistik Amtes (EUROSTAT)7 und ist in der Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die quantitative KMU-Definition des Europäischen Statistik Amtes in Klammern: Empfehlung für 2005
Quelle: in Anlehnung an EU-Komission 1996/2003
In Deutschland beschäftigt sich insbesondere das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn)8 mit der quantitativen Abgrenzung der KMU. Bei der Festlegung der Umsatzgrö- ßenklassen orientiert sich das IfM Bonn an der KMU-Definition der Europäischen Union. Die neue an den Euro angepasste KMU-Definition des IfM Bonn ist in der Abbildung 2 darge- stellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die quantitative KMU-Definition für Deutschland des IfM Bonn Quelle: IfM Bonn 2002
2.1.2 Qualitative Merkmale
Zur Bestimmung der Betriebsgröße sind allein die quantitativen Merkmale nicht ausreichend. Der quantitative Faktor Umsatz kann z. B. starken konjunkturellen Schwankungen unterliegen, die einer langfristigen Zuordnung eines Unternehmens zur einer größenklasse widerspre- chen. Ferner ergibt sich eine besondere Zuordnung die abhängig von der jeweiligen Bran- chenstruktur ist. Zum Beispiel kann es betriebswirtschaftlich sinnvoll sein ein Einzelhandels- unternehmen mit einem bestimmten Umsatz als Großunternehmen zu klassifizieren, während ein Großhandelsunternehmen mit dem gleichen Umsatz noch als KMU betrachtet werden kann.9 Die qualitativen Kennzeichen sollen mehr als Ergänzung denn als Ersatz für die quan- titative Betriebsgrößenbestimmung betrachtet werden. Die Problemfelder der quantitativen Abgrenzung bestehen im Wesentlichen darin, dass es keine Branchen-, Produkt- und Zeitdif- ferenzierung gibt. Dem qualitativen Ansatz liegt die Annahme zugrunde, dass für KMU ande- re betriebswirtschaftliche Prinzipien gelten als für Großunternehmen. Diese Erkenntnis soll für die gesamte vorliegende Arbeit gelten, denn „A small business ist not a little big busi- ness“.10
Die qualitative Abgrenzung erfolgt dabei in Form von Merkmalen, wobei ein bestimmtes Mindestmaß an Merkmalen gegeben sein muss, um von Mittel- und/oder Kleinunternehmen zu sprechen. Es reicht nicht aus von einem Klein- oder Mittelunternehmen zu sprechen, wenn nur wenige Merkmale für ein KMU gegeben sind. Einen besonders umfangreichen Merk- malskatalog haben Pfohl und Kellerwessel zusammengestellt.11 Diese Zusammenstellung schafft ein sehr anschauliches Bild, hat jedoch den Nachteil, dass viele Merkmale nicht mit den einzelnen KMU übereinstimmen können. Daher ist es wichtig, die Gesamtsumme der Merkmalsübereinstimmungen für eine Klassifizierung zu betrachten. Andere Autoren kon- zentrieren sich auf die besonders wichtige Merkmale, einige dieser Merkmalszusammenstel- lungen werden an dieser Stelle vorgestellt.
Quantitative Merkmale nach Ganzel, 1962:
Stellung und Prägung des Unternehmens
Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen für das Unternehmen
Erwerbsziel für die Familie des Eigentümers
Zeithorizont der Leitung (Lebensaufgabe)
Quantitative Merkmale nach Hamer, 1990:
Zentraler, aber kooperativer Führungsstil
Flache, netzwerkartige Organisationsstruktur
Eigentümerdominierte Besitzverhältnisse
Quantitative Merkmale nach Mugler, 1995:
Unternehmen wird nicht von einem größeren Unternehmen beherrscht
Unternehmen besitzt kleinen Marktanteil
Unternehmen bietet wenig Produkte an und ist kaum diversifiziert
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass alle diese quantitativen Merkmale folgen- des gemeinsam haben: die Personenbezogenheit der Unternehmensführung, die weitgehend rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit und einen Marktanteil der relativ Überschaubar ist.
2.2 Brancheneinteilung für KMU
Um erklären zu können, was Branchensoftware ist und weshalb insbesondere diese Software- art für die Informationsverarbeitung(IV) der KMU von Bedeutung ist, bedarf es erst einer Verdeutlichung der Brancheneinteilung und der Branchenbildung allgemein. Die Grund-Idee ist es, mehrere Betriebe so zu gliedern, dass diese im Bezug auf die IV ähnliche oder ver- gleichbare Anforderungen stellen.12 Es ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der BWL, dass alle Unternehmen etwas gemeinsam haben. Andererseits besitzt jedes Unternehmen ein gewisses Maß an Einzigartigkeit. Bislang gibt es in der BWL keine einheitliche Systematik der Unternehmen, die von dem Einsatzzweck unabhängig ist.13 Es soll in dieser Arbeit ein Überblick der Brancheneinteilungsmöglichkeiten gegeben werden, dass eine mögliche Hilfe zu dem Problemkomplex darstellt.
Das Wort Branche kommt von den Wörtern Ast, Zweig, Verzweigung und hat folgende Syn- onyme: Wirtschafts-, Geschäftszweig und Arbeitsgebiet. Die in der Europäischen Gemein- schaft verwendete Brancheneinteilung dient dem Betriebs- und Arbeitsstättenvergleich, sie soll aber die Gruppenbildung nicht erklären.14 Die Europäische Brancheneinteilung ist in der Abbildung 3 dargestellt. Dabei ist zu beachten, dass die einzelnen Branchen nur eine Oberklasse darstellen und sich in sehr fein verästelnde Unterklassen einteilen. Mit dieser Einteilung soll langfristig eine Vergleichmöglichkeit gegeben werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige in den Europäischen Gemeinschaften (nach NACE Rev. 1 1970)15
Quelle: in Anlehnung an EUROSTAT
Nach einer Definition des Statistischen Bundesamtes16 sind der eingesetzte Rohstoff, das Pro- duktionsverfahren, der Verarbeitungsgrad und der Verwendungszweck der erzeugten Güter die branchenbestimmenden Kriterien.17 Die Brancheneinteilung nach dieser Methode ist un- zureichend, da die z. B. verwendeten Produktionsverfahren oft über die Branchengrenzen hinausgehen.18
Viele Großunternehmen haben sich schon vor einiger Zeit in ihrer Organisationsstruktur nach Branchen ausgerichtet und geben dabei die bekannte Strukturierung nach Ländern und Pro- dukten auf.
[...]
1 Vgl. Pfohl, H.-Chr. (1990), S. 2.
2 Vgl. Mugler, J. (1995), S. 90-93.
3 Busse von Colbe (1976), Sp. 567.
4 Vgl. Mugler, J. (1995), S. 17.
5 Vgl. Hamer, E. (1997), S. 28.
6 Vgl. http://europa.eu.int/
7 Vgl. EUROSTAT, http://europa.eu.int/comm/eurostat/
8 Vgl. IfM Bonn, http://www.ifm-bonn.org/
9 Vgl. Pfohl, H.-Chr. (1990), S. 10-11.
10 Welsh, J. A./White, J. F. (1980), S. 18.
11 Vgl. Pfohl, H.Chr./Kellerwessel, P. (1990), S. 18ff. Für nähere Betrachtung siehe Anhang, da die Zusammenstellung sehr umfangreich ist und den Lesefluss an dieser Stelle unterbrechen würde.
12 Vgl. Mertens, P. et al. (1996), S. 485.
13 Vgl. Engelhard, A. (1999), S. 9.
14 Vgl. Engelhard, A. (1999), S. 12.
15 Vgl. NACE 1970 (NACE - "Nomenclature générale des activités économiques dans les Communautés euro- péennes" oder in English NACE - General Industrial Classification of Economic Activities within the European Communities)
16 Vgl. http://www.destatis.de
17 Vgl. Statistisches Bundesamt (1994), S. 18f.
18 In der Chemie-, Pharma- und Nahrungsmittelbranche muss ein Lagerhaltungssystem Informationen über historische Chargen oder über Verfallsdaten mitführen.
- Arbeit zitieren
- Alexander Kravets (Autor:in), 2003, Standard und Branchensoftware in KMU, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23881
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