Unterschiedliche Darstellungsformen, Äußerungssituationen und Intentionen des Sprechers bzw. Autors bedingen eine unterschiedliche Verwendung deiktischer Ausdrücke. Entsprechend kann ebenso aus dem Gebrauch von Deixis auf die Art eines Textes geschlossen werden. In dieser Arbeit sollen die Textsorten politische Rede, Roman, Zeitschriftenartikel, (Boulevard-) Zeitungsartikel, Werbeanzeige sowie Filme, Songs, Fernsehnachrichten, TV-Boulevardmagazine und Radionachrichten exemplarisch auf ihren Gebrauch deiktischer Ausdrücke und deiktischer Felder untersucht werden. Ziel soll dabei sein, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszustellen und nach Verwendungsformen zu suchen, die nur in einem bzw. wenigen der gewählten Medien möglich oder angemessen sind. Auch die allgemeine Häufigkeit deiktischer Ausdrücke in verschiedenen Textsorten soll untersucht werden. Außerdem soll gezeigt werden, wie zentral wichtig der Gebrauch deiktischer Ausdrücke je nach Intention, Übermittlungsart oder inhaltlicher Idee des Äußerers/Autors ist. Natürlich kann in diesem begrenzten Rahmen keine umfassende empirische Analyse der Beispieltexte geleistet werden, deshalb wird hier das Augenmerk auf besonders auffällige Merkmale gerichtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorgehensweise
2. Theorien zur Deixis
2.1 Einführung in die Begrifflichkeiten der Deixis
2.2 Zeigfelder
2.3 Die Redekonstellation bei Diewald
3. Deixis in verschiedenen Textsorten
3.1 Face-to-Face-Kommunikation: Politische Rede
3.2 Geschriebene Texte
3.2.1 Deixis im Roman
3.2.2 Deixis in Zeitschriften
3.2.3 Deixis in Zeitungen
3.2.4 Deixis in der Werbung
3.3 Audiovisuelle Medien
3.3.1 Deixis im Film
3.3.2 Deixis im TV
3.3.3 Deixis im Hörfunk
3.3.4 Deixis in der Popmusik
4. Schluß
Literaturverzeichnis
1. Vorgehensweise
Unterschiedliche Darstellungsformen, Äußerungssituationen und Intentionen des Sprechers bzw. Autors bedingen eine unterschiedliche Verwendung deiktischer Ausdrücke. Entsprechend kann ebenso aus dem Gebrauch von Deixis auf die Art eines Textes geschlossen werden. In dieser Arbeit sollen die Textsorten politische Rede, Roman, Zeitschriftenartikel, (Boulevard-) Zeitungsartikel, Werbeanzeige sowie Filme, Songs, Fernsehnachrichten, TV-Boulevardmagazine und Radionachrichten exemplarisch auf ihren Gebrauch deiktischer Ausdrücke und deiktischer Felder untersucht werden. Ziel soll dabei sein, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszustellen und nach Verwendungsformen zu suchen, die nur in einem bzw. wenigen der gewählten Medien möglich oder angemessen sind. Auch die allgemeine Häufigkeit deiktischer Ausdrücke in verschiedenen Textsorten soll untersucht werden. Außerdem soll gezeigt werden, wie zentral wichtig der Gebrauch deiktischer Ausdrücke je nach Intention, Übermittlungsart oder inhaltlicher Idee des Äußerers/Autors ist. Natürlich kann in diesem begrenzten Rahmen keine umfassende empirische Analyse der Beispieltexte geleistet werden, deshalb wird hier das Augenmerk auf besonders auffällige Merkmale gerichtet. Gegenstand dieser Arbeit sind folgende Werke:
Politische Rede: Martin Luther King „I have a dream“
Romane: William Gaddis „JR“, Don Delillo „Underworld“,
Zeitschrift: Der Spiegel
Zeitungen: Frankfurter Allgemeine, Express Düsseldorf
Werbung: Aventis, Microsoft, Ford, Cosmos Direkt, Fisherman’s Friend
Film: Memento
TV-Nachrichten: Tagesschau (ARD)
TV-Boulevardmagazin: Brisant (ARD)
Radiobeiträge: Nachrichten (Eins Live)
Popsong: Queen, „Now I’m here“
Für diese Untersuchung wird auf die Kategorisierungen unterschiedlicher Redekonstellationen von Diewald (1991) zurückgegriffen, da diese ein schlüssiges Schema zur Einordnung bereitstellen.
2. Theorien zur Deixis
2.1 Einführung in die Begrifflichkeiten der Deixis
Die Interpretation personen-, zeit- und lokaldeiktischer Ausdrücke wird zum einen durch den Kontext und damit durch die Relation zu einem Orientierungszentrum bestimmt, zum anderen durch „kontextfreie, inhärente Eigenschaften [...], die die lexikalische Bedeutung oder die Intension dieser Ausdrücke ausmachen“ (Rauh 1985: 66). Sie werden egozentrisch-lokalistisch determiniert, d. h. die Referenz von Personen und Orten richtet sich nach der Position und der Identität des Äußerers. Ein kurzer Überblick über die für diese Arbeit relevanten Arten von Deixis:
Situationsabhängige Deixis („demonstratio ad oculos et ad aures“ (Bühler 1934/1965: 105)): Enkoder und Zuhörer befinden sich am gleichen Ort, sind visuell und akustisch identifizierbar und können somit ihre Worte mit Gesten untermauern.
Deixis am Phantasma: Es wird nicht auf den in der Kommunikationssituation gegebenen Anschauungsraum referiert, sondern auf eine Vorstellung oder Erinnerung (vgl. 124f.).
Textdeixis: Deiktische Ausdrücke beziehen sich auf den Textverlauf, nicht auf eine externe Situation; das Orientierungszentrum befindet sich im Text, nicht in der realen Welt.
Anaphorische Deixis: Es wird auf linguistische Einheiten (Satzteile, Textpassagen) referiert, nicht auf die außersprachliche Welt (vgl. 121f.).
2.2 Zeigfelder
In seiner Beschreibung deiktischer Ausdrücke kommt Bühler zu dem Ergebnis, dass „alles sprachlich Deiktische deshalb zusammengehört, weil es nicht im Symbolfeld, sondern im Zeigfeld der Sprache die Bedeutungserfüllung und Bedeutungspräzision von Fall zu Fall erfährt" (Bühler 1934/1965: 80, Hervorhebung im Original). Zum gleichen Zeitpunkt befinden sich folglich alle von einem Sprecher verwendeten deiktischen Ausdrücke einer Sprechsituation im gleichen Zeigfeld. Genau genommen würde damit mit jedem neuen Augenblick ein neues Zeigfeld gesetzt, aus praktischen Gründen wird jedoch eine derartig strenge Abgrenzung nicht vorgenommen, solange ein konsistenter Sprecher vorliegt. Es existieren Texte mit nur einem Zeigfeld (z.B. Briefe), üblicherweise jedoch werden sowohl in Romanen als auch in nonfiktionalen Texten mehrere Zeigfelder präsentiert. Autor/Erzähler und geschilderte Personen/Charaktere können sich theoretisch im Zentrum einer unendlichen Anzahl von Zeigfeldern befinden, die „nicht auf eine Summe begrenzt ist, die sich aus der Anzahl der erzählten Figuren plus dem Erzähler zusammensetzt, sondern [...] sehr viel höher sein kann“ (Rauh 1978: 135), weil sich beispielsweise durch den Gebrauch von Deixis am Phantasma oder durch das Zitieren wörtlicher Rede das Zeigfeld ändert.
2.3 Die Redekonstellation bei Diewald
Um mit Hilfe von Deiktika zwischen unterschiedlichen Textsorten zu differenzieren, stellte Diewald eine recht unkomplizierte Kategorisierung auf, mit deren Hilfe Textsorten eingeordnet werden können. Sie unterteilt dabei die Redekonstellation in die vier Ebenen Situation, Handlungsbereich, Textfunktion und Redegegenstand. Die „Situation“ nimmt dabei die hierarchisch wichtigste Bedeutung an und wird mit den Merkmalsachsen
[+/- Dialogisch], [+/- Face-to-Face] und [+/- Mündlich] dargestellt. Die Kombination verschiedener Merkmalsausprägungen führt zu fünf relevanten Grundtextsorten:
Dialog: [+d], [+f], [+m]
Telefongespräch: [+d], [-f], [+m]
Brief: [+d], [-f], [-m]
Mündlicher Monolog: [-d], [+f], [+m]
Schriftlicher Monolog: [-d], [-f], [-m] (vgl. Diewald 1991: 296).
Der „Handlungsbereich“ wird hierarchisch niedriger als die Situation eingestuft, bezieht sich auf den gesellschaftlich genormten Kontext (vgl. 310) und enthält die Merkmalsachsen
[+/- privat], [+/- soziale Nähe], [+/- freies Rollenverhältnis], [+/- freie Themenwahl] (vgl. 307). Diese „Merkmalsausprägungen der Achsen sind nicht als Entweder-Oder zu bestimmen; sie beruhen auf stillschweigenden Vereinbarungen der Partner“ (310) und sind demzufolge stufenweise auf einer Skala unterteilbar.
Die „Textfunktion“ bezieht sich auf die Intention des Sprechers und führt dabei folgende Möglichkeiten an: [Kontakt] bezieht sich auf das primäre Ziel, einen Kontakt zwischen den Kommunikationspartnern herzustellen oder zu bestätigen, mit [Darstellung] ist die Übermittlung von Informationen gemeint, und [Appell] impliziert das intendierte Hervorrufen einer Reaktion (vgl. 317). Hierbei gibt es keine graduellen Unterteilungen, jeweils wird das vorherrschende Kriterium mit [+] bezeichnet und die anderen beiden mit
[-], wobei durchaus mehrere Funktionen im gleichen Text auftreten können.
Zuletzt muß noch der auf der untersten Hierarchieebene angesiedelte „Redegegenstand“ geklärt werden. Hier gibt Diewald als einziges Merkmal die [+/- Kontextverschränkung] an, womit bezeichnet wird, ob das Thema kopräsent [-] (i.e. innerhalb der „demonstratio ad oculos et ad aures“ liegend) oder nicht kopräsent [+] ist (vgl. 329).
Bei Diewald wurde eine Untersuchung der Häufigkeit deiktischer Ausdrücke in Beispielen unterschiedlicher Textsorten durchgeführt, in dieser Arbeit sollen jedoch speziell interessante Sonderfälle aus verschiedenen Medien vorgestellt werden, da es zu den Grundtypen schon ausführliche Arbeiten von Diewald und Rauh (1978) gibt.
3. Deixis in verschiedenen Textsorten
3.1 Face-to-Face-Kommunikation: Politische Rede
In diesem Abschnitt soll als klassische politische Rede Martin Luther Kings „I Have A Dream“ aus dem Jahr 1963 untersucht werden, die unter der Grundtextkategorie „mündlicher Monolog“ ([-d], [+f], [+m]) einzuordnen ist, im Handlungsbereich durch öffentliche [-privat] Ausführung, durch relativ stark ausgeprägte sozialer Nähe (emphatischer Tonfall), kaum freies Rollenverhältnis (Luther King ist als Redner und Priester in einer dominanten Rolle) und kaum freie Themenwahl (die Redesituation ist eine Protestversammlung zu einem festgelegten Thema) gekennzeichnet ist. Zentral ist der Appellcharakter [+ Appell] der Rede, eine Kontextverschränkung ist durch Anwesenheit vieler der Betroffenen gegeben. Hier ist der Gebrauch von Personaldeixis besonders interessant, da das Ziel der Rede, ein diskriminierungsfreies Miteinander zwischen Farbigen und Weißen zu fordern, speziell durch den überaus häufigen Gebrauch des inklusiven „we“ (28 x „we“, 5x „us“ oder „our“ summiert sich bei 1550 Wörtern zu über 2% der insgesamt verwendeten Ausdrücke) unterstrichen wird.
Sehr emotionalisierend ist auch die Verwendung des zeitdeiktischen „now“, das in der Anapher „Now is the time...“ in drei aufeinanderfolgenden Sätzen für stärkere Eindringlichkeit der Rede sorgt. Hier läßt sich schlußfolgern, dass ein Text, der als Appell gedacht ist, durch eine besondere Häufigkeit personal- und temporaldeiktischer Ausdrücke gekennzeichnet ist.
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- Arbeit zitieren
- Stephan Orth (Autor:in), 2004, Deixis in verschiedenen Textsorten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23782
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