Die Institution Familie ist in klassischerweise ein Beziehungsfeld des Privaten. In der Familie können „Nähe, Intimität und Sorge füreinander “ zu großen Teilen selbstbestimmt gelebt werden. Doch familiäres Zusammenleben kann keineswegs gänzlich autonom sein, sondern wird von „herrschenden Konventionen, wie ein solches Leben auszusehen habe“, wie die gesellschaftlich verankerten Rollenbilder von Mann und Frau, und von vielfältigen staatlichen Interventionen gelenkt und unterstützt.
Ob und in welcher Form Familien gegründet und gelebt werden hängt deshalb mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zusammen. Dies lässt sich an der Familienentwicklung von der deutschen Nachkriegszeit bis zur Gegenwart ablesen. So sind ab den 60er Jahren die damals üblichen Großfamilien seltener geworden, da „die stärkere Übernahme von Fürsorgeleistungen durch den Sozial- und Wohlfahrtsstaat die „ökonomische“ Bedeutung der Kinder für die Eltern vermindert“ hatte. Weiterhin hatte die Emanzipationsbewegung der Frauen, die nun zunehmend einer Erwerbstätigkeit nachgehen und sich aus der häuslichen Enge lösen wollten, Auswirkungen auf die Familienbildungen. „ Die Ausbreitung von anspruchsvollen und individualistischen Lebensstilen [..], die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Kinderlosigkeit [, sowie mehr] Familienplanung durch Aufklärung und bessere Mittel und Methoden der Empfängnisverhütung“ sind weitere wichtige Einflüsse auf die Entwicklung der Familien.
Ein Blick nach Skandinavien zeigt außerdem, dass die Entscheidung ein Kind zu bekommen, an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gekoppelt ist, da hier die Geburtenrate höher als in anderen europäischen Staaten, aber auch das Betreuungsangebot für Kinder besser ausgebaut ist.
Familien sind aber nicht nur >passive Masse< im Fluss gesellschaftlicher Veränderungen, sondern sind auch „Träger des Gemeinwesens“5, die Erhebliches für den Zusammenhalt einer Gesellschaft leisten. „Sie sind Anbieter von Produktionsfaktoren und Nachfrager von Konsumgütern, sowie Produzenten personaler Pflege- und Versorgungsleistungen für die Haushaltsmitglieder, sie treffen Entscheidungen über [..] den Generationenverbund sowie über die Bildung von Human-, Geld- und Sachvermögen, sie sind primäre Sozialisationsinstanzen für die nachwachsende Generation und Stätten der Alltagskultur sowie Elemente basaler politischer Strukturen und Prozesse.“
Inhalt
1. Die Interdependenz von privater Familie und gesellschaftlich-staatlicher Öffentlichkeit
2. Familienpolitik in den Wahlprogrammen zur Bundestagswahl
2.1. Familienpolitik im Wahlprogramm der SPD
2.2. Familienpolitik im Wahlprogramm der CDU/CSU
2.3. Familienpolitik im Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen.
2.4. Familienpolitik im Wahlprogramm der FDP
2.5. Familienpolitik im Wahlprogramm der PDS
3. Der breite Konsens: Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
4. Literatur / Quellen
1. Interdependenz von privater Familie und gesellschaftlich-staatlicher Öffentlichkeit
Die Institution Familie ist in klassischerweise ein Beziehungsfeld des Privaten. In der Familie können „Nähe, Intimität und Sorge füreinander “[1] zu großen Teilen selbstbestimmt gelebt werden. Doch familiäres Zusammenleben kann keineswegs gänzlich autonom sein, sondern wird von „herrschenden Konventionen, wie ein solches Leben auszusehen habe“[2], wie die gesellschaftlich verankerten Rollenbilder von Mann und Frau, und von vielfältigen staatlichen Interventionen gelenkt und unterstützt.
Ob und in welcher Form Familien gegründet und gelebt werden hängt deshalb mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zusammen. Dies lässt sich an der Familienentwicklung von der deutschen Nachkriegszeit bis zur Gegenwart ablesen. So sind ab den 60er Jahren die damals üblichen Großfamilien seltener geworden, da „die stärkere Übernahme von Fürsorgeleistungen durch den Sozial- und Wohlfahrtsstaat die „ökonomische“ Bedeutung der Kinder für die Eltern vermindert“[3] hatte. Weiterhin hatte die Emanzipationsbewegung der Frauen, die nun zunehmend einer Erwerbstätigkeit nachgehen und sich aus der häuslichen Enge lösen wollten, Auswirkungen auf die Familienbildungen. „ Die Ausbreitung von anspruchsvollen und individualistischen Lebensstilen [..], die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Kinderlosigkeit [, sowie mehr] Familienplanung durch Aufklärung und bessere Mittel und Methoden der Empfängnisverhütung“[4] sind weitere wichtige Einflüsse auf die Entwicklung der Familien.
Ein Blick nach Skandinavien zeigt außerdem, dass die Entscheidung ein Kind zu bekommen, an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gekoppelt ist, da hier die Geburtenrate höher als in anderen europäischen Staaten, aber auch das Betreuungsangebot für Kinder besser ausgebaut ist.
Familien sind aber nicht nur >passive Masse< im Fluss gesellschaftlicher Veränderungen, sondern sind auch „Träger des Gemeinwesens“[5], die Erhebliches für den Zusammenhalt einer Gesellschaft leisten. „Sie sind Anbieter von Produktionsfaktoren und Nachfrager von Konsumgütern, sowie Produzenten personaler Pflege- und Versorgungsleistungen für die Haushaltsmitglieder, sie treffen Entscheidungen über [..] den Generationenverbund sowie über die Bildung von Human-, Geld- und Sachvermögen, sie sind primäre Sozialisationsinstanzen für die nachwachsende Generation und Stätten der Alltagskultur sowie Elemente basaler politischer Strukturen und Prozesse“[6]
Nicht zu letzt haben Familien, für die Gesellschaft eines Sozialstaates, die Funktion, die Reproduktion der Bevölkerung zu gewährleisten. So spielt die prognostizierte demographische Entwicklung Deutschlands bei den gegenwärtigen öffentlich-politischen Entscheidungen eine große Rolle, da die sozialen Sicherungssysteme aufgrund der anhaltend niedrigen Geburtenrate, einzustürzen drohen. Für die Politik, insbesondere für die Familienpolitik, stellt es nun eine große Herausforderung dar, Kinder in Konkurrenz zu anderen Lebenszielen wieder attraktiver werden zu lassen.
Zusammenfassend lässt sich deshalb sagen, dass die Öffentlichkeit, aus den oben genannten Gründen, ein Interesse an einem intakten Familiennetz hat. Ebenso ist es aus der Sicht der Familie wünschenswert einer verlässlichen und hilfreichen gesellschaftlichen und staatlichen Öffentlichkeit gegenüberzustehen.
2. Familienpolitik in den Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2002
2.1. Familienpolitik im Wahlprogramm der SPD
An den Anfang des familienpolitischen Teils „Familie im Zentrum“[7] wird die Definition „Familie ist, wo Kinder sind“ gestellt. Die Verantwortlichkeit von Familienmitgliedern untereinander und für die Gesellschaft wird beschrieben, jedoch habe die Politik in die innerfamiliären Verhältnisse nicht hineinzureden. Jedes von den Familien gelebte Modell verdiene gleichermaßen gesellschaftliche Anerkennung.
Im Folgenden verweist die SPD auf die „familienfreundliche Politik“ der letzten Legislaturperiode. Es werden Verbesserungen bei Bafög, Kinder-, Wohn- und Erziehungsgeld, sowie der bessere Schutz der Kinder und Frauen vor Gewalt in der Familie genannt.
[...]
[1] Rössler Beate: Der Wert des Privaten, Frankfurt a. M., 2001, S.281
[2] Ebd.
[3] Geißler, Reiner:Struktur und Entwicklung der Bevölkerung, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Informationen zu politischen Bildung, Heft Nr. 269, Bonn, 2000
[4] Ebd.
[5] Bertsch, Frank: Staat und Familien, Familien und Kinderarmut in Deutschland, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.):Aus Politik und Zeitgeschichte, Bonn, B 22-23/2002
[6] Ebd.
[7] Die unter 2. angeführten Zitate sind allesamt aus den jeweiligen Wahlprogrammen der Parteien und werden im Folgenden nicht mit Fußnoten notiert.
- Quote paper
- Timo Blaser (Author), 2002, Familienpolitik im Bundestagswahlkampf 2002, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23682
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