Im Jahre 1506 schrieb Albrecht Dürer einen Brief aus Venedig an seinen Freund Pirkheimer. Darin hieß es:
„ Wie wird mich nach der Sonne frieren; hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer.“1
Hieraus lässt sich die Angst der Künstler des Mittelalters vor der Einengung ihres Schaffens in Deutschland
durch die Zünfte erkennen. Ähnliche Äußerungen sind auch von anderen Künstlern und Handwerkern
überliefert, woraus sich erkennen lässt, dass die Zünfte nicht nur die wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer
Mitglieder, sondern auch deren gesamtes Leben bestimmten. Dieser Einengung konnte man auch zur
damaligen Zeit als Handwerker oder Künstler nicht entgehen, da, im Gegensatz zu den Kaufmannsgilden,
die Mitgliedschaft in einer Zunft Pflicht war. Als Gilde wurde eine „genossenschaftliche Vereinigung von Personen eines Berufes oder Gewerbes zur
gemeinsamen Vertretung und Förderung ihrer Interessen, zur gegenseitigen Schutz- und Hilfeleistung, aber
auch zur Pflege der Geselligkeit“², bezeichnet. Der Begriff Gilde wurde, wie auch die Begriffe Hansa/e, vor
allem im germanischen Sprachraum verwendet, während im romanischen Sprachraum die Begriffe Caritas
oder Fraternitas gebraucht wurden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Kaufmannsgilden
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Entstehung der Kaufmannsgilden
2.3 Die Aufgaben und Pflichten der Mitglieder
2.4 Die Stellung der Gilden in den mittelalterlichen Städten
3. Die Zünfte
3.1 Begriffsbestimmung
3.2 Die Entstehung der Zünfte
3.3 Die Aufgaben und Pflichten der Mitglieder
3.4 Die Stellung der Zünfte in den mittelalterlichen Städten
4. Zusammenfassung
5. Zitate
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Jahre 1506 schrieb Albrecht Dürer einen Brief aus Venedig an seinen Freund Pirkheimer. Darin hieß es:
„ Wie wird mich nach der Sonne frieren; hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer.“1
Hieraus lässt sich die Angst der Künstler des Mittelalters vor der Einengung ihres Schaffens in Deutschland durch die Zünfte erkennen. Ähnliche Äußerungen sind auch von anderen Künstlern und Handwerkern überliefert, woraus sich erkennen lässt, dass die Zünfte nicht nur die wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Mitglieder, sondern auch deren gesamtes Leben bestimmten. Dieser Einengung konnte man auch zur damaligen Zeit als Handwerker oder Künstler nicht entgehen, da, im Gegensatz zu den Kaufmannsgilden, die Mitgliedschaft in einer Zunft Pflicht war.
2. Die Kaufmannsgilden
2.1 Begriffsbestimmung
Als Gilde wurde eine „genossenschaftliche Vereinigung von Personen eines Berufes oder Gewerbes zur gemeinsamen Vertretung und Förderung ihrer Interessen, zur gegenseitigen Schutz- und Hilfeleistung, aber auch zur Pflege der Geselligkeit“2, bezeichnet. Der Begriff Gilde wurde, wie auch die Begriffe Hansa/e, vor allem im germanischen Sprachraum verwendet, während im romanischen Sprachraum die Begriffe Caritas oder Fraternitas gebraucht wurden.
2.2 Entstehung der Kaufmannsgilden
Die ersten Kaufmannsgilden entstanden in Kontinentaleuropa im 11.Jahrhundert, die Anfänge reichen jedoch im Frankenreich bis ins 8.Jahrhundert zurück. In England entwickelten sie sich im 10.Jahrhundert nach der normannischen Eroberung. Eine der bekanntesten Quellen stammt von Alpert von Metz, einem Mönch aus Utrecht/Holland, der in seinem Werk von ca. 1020 von einer Gilde der Kaufleute zu Tiel berichtet. Tiel war zu dieser Zeit der „wichtigste Handelsplatz zwischen England und dem Rheintal“3. Hierbei verfahren „Kaufleute unter Königsschutz nach besonderem Kaufleuterecht“4. Außerdem sind für die Gilden von Valenciennes (1051-70) und St. Omer (um 1100) Statuten überliefert, während „im niederdeutschen Raum außer den Statuten der Flensburger Knutsgilde nur Mitgliederlisten von der Existenz von Kaufmannsgilden“5 zeugen. Die Entstehung der Gilden war eine unmittelbare Folge des stetig steigenden Handelsvolumens und der Bildung der städtischen Gemeinschaften. Sie waren ein Zusammenschluß von Kaufleuten, die meist aus der selben Stadt kamen. Eine Gilde umfasste auch meist nur die wohlhabendsten Kaufleute der Stadt und die Aufnahme wurde teilweise sogar über einen numerus clausus geregelt. Die Gilde war ein „exklusiver Personalverband“6. Gilden gab es jedoch nicht in jeder Stadt und auch nicht nur in Städten. Sie entstanden nur an besonderen Handelsplätzen und hatten auch nicht nur städtische Mitglieder. Ein Hauptgrund dafür, dass diese Verbindungen entstanden, war, dass die besonderen Bedürfnisse der Kaufleute im damaligen „Recht einer Agrargesellschaft“7 nicht berücksichtigt waren. Insbesondere die Regelung von Schuldverhältnissen war für die Kaufleute nicht von Vorteil, da sie sich oft verteidigen mussten. Da sie oft, und meist in fremden Städten, unterwegs waren, war das damals gültige Beweismittel des Gottesurteils, des Zweikampfes vor allem, nicht akzeptabel. Die Tieler Kaufleute waren vom Gottesurteil befreit. Sie mussten einen Eid ableisten. Auch die Freiheitsurkunde von Huy (1066) ersetzt den Zweikampf durch Eidesleistung mit Eideshelfern.
„In mitteldeutschen Städten wie Leipzig, Görlitz, Zwickau, Dresden, Freiberg oder Halle gab es zwar Trinkstuben oder Tischreservierungen, doch fehlten hier die Organisationsformen mit Zutrittsbestimmungen, Statuten und Klauseln.“8
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1 Wissen – Das große Lese- und Nachschlagewerk Band 7. Weinheim, 1989. Seite 2148
2 Microsoft Encarta 2000.
3 Ennen, Edith: Die europäische Stadt des Mittelalters. Göttingen, 1987.
4 Ennen, Edith: Die europäische Stadt des Mittelalters. Göttingen, 1987.
5 Isenmann, Eberhardt: Die deutsche Stadt im Spätmittelalter. Stuttgart, 1988. Seite 301
6 Ennen, Edith: Die europäische Stadt des Mittelalters. Göttingen, 1987.
7 Ennen, Edith: Die europäische Stadt des Mittelalters. Göttingen, 1987.
8 Isenmann, Eberhardt: Die deutsche Stadt im Spätmittelalter. Stuttgart, 1988. Seite 303
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- Henning Müller (Author), 2003, Das Zunft- und Gildewesen im Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23647
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