In dieser Arbeit soll versucht werden, einige inhaltliche Gemeinsamkeiten in ausgewählten
Stücken von Bertholt Brecht und Georg Büchner zu verdeutlichen. Da sich einzelne
Ähnlichkeiten schon aus der Gegenüberstellung der Stücke ergeben, sieht die Struktur dieser
Arbeit vor, jeweils zwei Stücke der beiden Autoren nebeneinander zu stellen. Die
Darstellungen und Interpretationen der Werke geschehen dabei schon unter dem Blickwinkel
der Verbindungssuche. Hierzu werden dann noch erläuternde und ausführende Erklärungen
und Verdeutlichunge n angefügt, die verbindende Aspekte zwischen Brecht und Büchner
zeigen.
Dies soll sich im Rahmen dieser Arbeit aber fast nur auf die inhaltliche Ähnlichkeit
beschränken. Einzig zum Ende wendet sich die Untersuchung auch der Form zu.
Zudem muss einführend erwähnt werden, dass in der Forschung auch darauf hingewiesen
wird, dass die Stücke beider Autoren wenig bis keine Ähnlichkeiten aufzeigen. Dies ist zu
bedenken, jedoch will diese Arbeit sich einzig und allein auf die Ausarbeitung ausgesuchter
inhaltlicher Ähnlichkeiten beschränken. Die weitergehende Analyse würde den hier
einzuhaltenden Rahmen übersteigen.
Es ist anzumerken, dass die Versuche, einen Parallelismus zwischen Büchner und Brecht
herzustellen sehr weit gedehnt wurden.
Dies wird deutlich in einem Zitat aus dem Jahr 1957 von Ernest Bornemann:
„Büchner beeinflusste Brecht in mehr als einer Weise. Brechts grenzenlose Bewunderung für
den älteren Dramatiker, seine Überzeugung, dass Büchner einer der sehr wenigen deutschen
Stückeschreiber war, die a) Shakespeare verstanden und b) verstanden, um was es in einem
deutschen Stück überhaupt gehen musste, veranlasste ihn, sich Büchner sowohl im Leben wie
in der Kunst zum Vorbild zu nehmen.
Büchner war Arzt, und Brecht wurde einer. Büchner ging von der Medizin zur
Naturwissenschaft über, und genauso machte es Brecht. Büchner wurde ein Mann der Tat,
und Brecht musste sich in einen solchen verwandeln. Büchner war ein aktiver Revolutionär,
und ebenso wurde Brecht einer.“1 [...]
1 Goltschnigg, Rezeptionsgeschichte, S. 207
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Bertholt Brecht
Büchner als Vorbild für Brecht
- Inhaltliche Ausarbeitung: „Woyzeck“
Inhaltliche Ausarbeitung: Trommeln in der Nacht
Exkurs: Spartakusaufstand
Gegenüberstellung der beiden Werke
- Isolierte Individuen
Inhaltliche Ausarbeitung: „Baal“
- Verbindung zu „Woyzeck“
- Gegen die heroische Überhöhung des Künstlers
Inhaltliche Ausarbeitung: „Dantons Tod“
- Verbindung zu Büchner
Der formale Bereich
- Szenensprung
Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Einleitung
In dieser Arbeit soll versucht werden, einige inhaltliche Gemeinsamkeiten in ausgewählten Stücken von Bertholt Brecht und Georg Büchner zu verdeutlichen. Da sich einzelne Ähnlichkeiten schon aus der Gegenüberstellung der Stücke ergeben, sieht die Struktur dieser Arbeit vor, jeweils zwei Stücke der beiden Autoren nebeneinander zu stellen. Die Darstellungen und Interpretationen der Werke geschehen dabei schon unter dem Blickwinkel der Verbindungssuche. Hierzu werden dann noch erläuternde und ausführende Erklärungen und Verdeutlichungen angefügt, die verbindende Aspekte zwischen Brecht und Büchner zeigen.
Dies soll sich im Rahmen dieser Arbeit aber fast nur auf die inhaltliche Ähnlichkeit beschränken. Einzig zum Ende wendet sich die Untersuchung auch der Form zu.
Zudem muss einführend erwähnt werden, dass in der Forschung auch darauf hingewiesen wird, dass die Stücke beider Autoren wenig bis keine Ähnlichkeiten aufzeigen. Dies ist zu bedenken, jedoch will diese Arbeit sich einzig und allein auf die Ausarbeitung ausgesuchter inhaltlicher Ähnlichkeiten beschränken. Die weitergehende Analyse würde den hier einzuhaltenden Rahmen übersteigen.
Es ist anzumerken, dass die Versuche, einen Parallelismus zwischen Büchner und Brecht herzustellen sehr weit gedehnt wurden.
Dies wird deutlich in einem Zitat aus dem Jahr 1957 von Ernest Bornemann:
„Büchner beeinflusste Brecht in mehr als einer Weise. Brechts grenzenlose Bewunderung für den älteren Dramatiker, seine Überzeugung, dass Büchner einer der sehr wenigen deutschen Stückeschreiber war, die a) Shakespeare verstanden und b) verstanden, um was es in einem deutschen Stück überhaupt gehen musste, veranlasste ihn, sich Büchner sowohl im Leben wie in der Kunst zum Vorbild zu nehmen.
Büchner war Arzt, und Brecht wurde einer. Büchner ging von der Medizin zur Naturwissenschaft über, und genauso machte es Brecht. Büchner wurde ein Mann der Tat, und Brecht musste sich in einen solchen verwandeln. Büchner war ein aktiver Revolutionär, und ebenso wurde Brecht einer.“[1]
Hierzu führe ich an, dass Brecht zwar an der Ludwig-Maximilians-Universität in München für Literatur-, Naturwissenschaft und Medizin eingeschrieben war, aber anstatt dessen, das Theaterseminar von Artur Kutscher besuchte.[2]
Was Brecht und Büchner gemeinsam ist, ist die Tatsache, dass sie beide Vorkämpfer waren: Verächter der literarischen Konventionen, Gesetzesbrecher, Revolutionäre. Aber dabei ist wichtig darauf hinzuweisen, dass ihre künstlerische Opposition immer zugleich sozial und politisch begründet ist.[3]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eugen Berthold Friedrich Brechts Ruf gründet sich vor allen Dingen auf sein Dramenwerk und seine Theaterarbeit sowie auf weitere Literaturgenres. Er gilt als bedeutendster Dramatiker und Theatertheoretiker des 20. Jahrhunderts.
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg als Sohn eines Fabrikdirektors geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin in München und leistete währenddessen vorübergehend Kriegs- und Sanitätsdienst. 1922 wurde sein Drama “Trommeln in der Nacht” uraufgeführt. Damit hatte Brecht großen Erfolg, und er erhielt im gleichen Jahr nicht nur den Kleist-Preis, sondern auch eine Stelle als Dramaturg bei den Münchner Kammerspielen. Ab 1924 war er in Berlin als Dramaturg beim Deutschen Theater unter der Leitung von Max Reinhardt beschäftigt. 1927 ließ er sich scheiden und heiratete zwei Jahre später die Schauspielerin Helene Weigel. 1928 führte er seine “Dreigroschenoper” erfolgreich im Theater am Schifferbauerdamm auf, in dem er bis 1933 weitere Arbeiten realisieren konnte.
Brecht kokettierte mit seiner roten Einstellung und bekam dadurch Probleme in den USA. Nach politischen Verhören vor einem amerikanischen Unterausschuss verließ er Amerika und kehrte 1947 nach Europa zurück. Zunächst blieb er in der Schweiz. Da ihm die Einreisegenehmigung nach Westdeutschland von den alliierten Behörden verweigert wurde, übersiedelte Brecht nach Ost-Berlin. Dort gründete er das Berliner Ensemble unter der Leitung Helene Weigels. 1949 bis 1956 inszenierte er weiter seine eigenen Stücke und errang internationalen Ruhm. Er war ab 1950 Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin und willigte sogar ein, von den ostdeutschen Behörden erwünschte Änderungen in seiner Oper "Verhör des Lukullus" vorzunehmen.
Brecht starb am 14. August 1956 in Berlin.
Wichtigste Stü>
Bertolt Brecht gilt als einer der wichtigsten deutschen Dramatiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Er hat zudem auch Gedichte, Erzählungen, theoretische Essays und Aufsätze geschrieben. Seine Theorie und Praxis des "epischen Theaters" haben wesentlich zum modernen Theater beigetragen. Büchner als Vorbild für Brecht
Bertolt Brecht war Dramaturg und Schreiber zusammen. Für seine schreibende Tätigkeit hat er Büchner deutlich als eines seiner Vorbilder genannt. In dem Werk „Messingkauf“ (1939) beschreibt der Dramaturg die Anfänge des Stückeschreibers: „Er war ein junger Mann, als der erste Weltkrieg zu Ende ging. [...] Zwei Dichter und ein Volksclown beeinflussten ihn am meisten. In diesen Jahren wurde der Dichter Büchner [...] zum erstenmal aufgeführt, und er sah das Fragment `Woyzeck´...“[4] (Der Volksclown ist Karl Valentin, der andere Dichter, den er als Schauspieler in seinen eigenen Werken auftreten sah, Frank Wedekind).
Aber schon vor diesem Bekenntnis Brechts hatte die Theaterkritik die Traditionslinie zu Büchner gezogen. So erkannten Kritiker in der Hauptfigur Andreas Kragler in Brechts zweitem Stück „Trommeln in der Nacht“ nach der Uraufführung 1922 „einen jüngeren Bruder und Kameraden unseres Wozzek“[5].
In Bezug auf die antiexpressionistische Haltung des Stücks schrieb ein Rezensent, dass
das Thema und seine realistische Gestaltung mit „Büchnerein angereichert“ seien, „die dem Naturalismus viel näher stehen als dem Expressionismus“.[6]
Doch muss hierbei angemerkt werden, dass die Brecht-Aufführungen in eine Zeit des sprunghaften Anstiegs der Büchner-Aufführungen fielen.
Dennoch denkt man bei der Figur Andreas Kragler unweigerlich an den Woyzeck, denn auch gegen Kragler hat sich die ganze Gesellschaft verschworen.
Hier möchte ich kurz inhaltlich-interpretierte Überblicke der beiden Stücke geben und für die Überleitung vom „Woyzeck“ zu „Trommeln in der Nacht“ eine inhaltliche Parallele nutzen.
Inhaltliche Ausarbeitung: Woyzeck
Woyzeck thematisiert die Abhängigkeit eines Menschen von äußeren Umständen, die er selbst nicht beeinflussen kann. Büchner stellt die Frage nach bestimmenden und verursachenden Faktoren des menschlichen Schicksals. Woyzecks Handeln erscheint als eine Reaktion und eine Folge sozialer Funktionen und Umstände. Er selbst steht an unterster Stelle der Gesellschaft und wird von sozial höher stehenden Personen erniedrigt. Diese Unterdrückung geschieht verbal, aber auch physisch. So sieht der Doktor in ihm nur sein wissenschaftliches Experiment, das ihm selbst zu Erfolg verhelfen soll. Woyzecks innerliches Befinden kümmert den Doktor nicht, ihm geht es nur um dessen äußerliches. Vielmehr wird Woyzeck soweit herabwürdigt, dass er vom Doktor als Anschauungsobjekt für dessen Studenten benutzt wird. Vom Tambourmajor wird Woyzeck in einem Kampf dann auch körperlich gedemütigt.
[...]
[1] Goltschnigg, Rezeptionsgeschichte, S. 207
[2] Vergleiche: Knopf, Bertholt Brecht, S. 19
[3] Vergleiche: Text und Kritik, S. 236ff.
[4] Text und Kritik, S. 238
[5] Goltschnigg, Rezeptionsgeschichte, S. 205
[6] ebenda, S. 206
- Quote paper
- Benni Unger (Author), 2003, Georg Büchner und Berholt Brecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23584
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