Medien „stellen öffentliche Foren dar, in denen Diskurse auf die kollektive Realitätskonstruktion
einer Gesellschaft einwirken.“2 In der Sowjetunion besaß die politische
Führungselite der KPdSU die mediale Kontrolle und nutzte diese um öffentliche Diskurse
gezielt - im Sinne der ideologischen Grundierung - zu steuern. Eine unabhängige
Berichterstattung hätte der Verbreitung und Vermittlung der Staatsdoktrin des Marxismus-
Leninismus, auf deren Basis die KPdSU ihre Macht legitimierte, widersprochen.3
Gesellschaftspolitische Diskurse wurden stets gelenkt und zielten darauf ab, die Überlegenheit
des Sowjet-Sozialismus hervorzuheben und die herausragende Leistung der
KPdSU zu glorifizieren, ergo: die Macht der Einheitspartei zu sichern. Dem stellte man
den Kapitalismus und dessen Hauptvertreter, USA als Klassenfeind des Sozialismus,
gegenüber. Im Zuge der von Michail Gorbatschow eingeleiteten Reformpolitik, wandelte
sich die Rolle der Medien maßgeblich.
Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich die einsetzende Auflösung dieses Feindbildes,
innerhalb der sowjetischen Presselandschaft, am Beispiel der monatlich in der DDR
erscheinenden Version der Sputnik-Zeitschrift, näher beleuchten. Dabei soll folgende
Frage im Zentrum der Analyse stehen: Welche Elemente führten - im Rahmen der
Glasnost - in der Sputnik-Zeitschrift zu einer Auflösung der Feindbildkonstruktion zwischen
Ost und West?
Um diese Frage zu beantworten, erläutere ich zunächst die unterschiedlichen Phasen der
Glasnost, sowie deren Einfluss auf die mediale Berichterstattung um anschließend die
Bedeutung des Feindbildes für die Sowjetunion näher erläutern zu können. Dabei sollen
insbesondere die Begriffe Klassenfeind und Volksfeind näher betrachtet werden. Im
Anschluss soll nun die Wandlung dieser suggerierten Feindschaft in der Sputnik-Zeitschrift exemplarisch nachgezeichnet werden. Aufgrund des Umstandes, dass die
Sputnik-Zeitschrift ab Oktober 1988 in der DDR verboten wurde, kann der Wandlung
des Feindbild-Konstrukts nicht bis zur Auflösung der DDR gefolgt werden. Daher
nimmt die Analyse der Sputnik-Zeitschrift mit der letzten veröffentlichten Ausgabe,
dem Novemberheft des Jahres 1988, ein vorschnelles Ende. Doch allein das Verbot des
Magazins, kann als Durchbruch und Überwindung des Feindbildes innerhalb der sowjetischen
Berichterstattung gelten, wie anhand der Reaktionen innerhalb der DDRBevölkerung
deutlich werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ausgangspunkt der Reformpolitik: Perestroika und Glasnost
3. Die Etappen der Glasnost und deren Einfluss auf die Presse
3.1 Die erste Phase der Glasnost
3.2 Die zweite Phase der Glasnost
3.3 Die dritte Phase der Glasnost
3.4 Glasnost in der sowjetischen Außenpolitik
4. Feindbilder der Sowjetunion
4.1 Elemente der Feindbildkonstruktion: Klassenfeind und Volksfeind
5. Glasnost für das Ausland am Beispiel der Sputnik-Zeitschrift
5.1 Charakter der Sputnik-Zeitschrift
5.2 Glasnost in der Sputnik-Zeitschrift
5.3 Feindbilder in der Sputnik und deren Auflösung
5.4 Die Auswirkungen des Sputnik-Verbots in der DDR
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Eigenständigkeitserklärung
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