Zusammenfassung
Wenn generischen Definitionen zu Folge Morphosyntax die Wiedergabe syntaktischer Funktionen durch morphologische Mittel als Disziplin beschreibt, bzw. als Phänomen einfach ist, so stellt sich nicht erst seit heute die Frage, was eigentlich angesichts eines beständig zu beobachtenden Formenschwunds aus den entsprechenden syntaktischen Funktionen wird. Verschwinden sie gleich mit oder sind sie, wenn auch nur noch implizit, weiterhin vorhanden, wie z.B rein semantisch inspirierte Kasustheorien (Fillmore u.a.) suggerieren möchten? Welche alternativen Vermittlungsmöglichkeiten zwischen einer rein referentiell-semantischen Ebene und ihrer morphologischen (Nicht) -Repräsentation bieten sich gegebenenfalls an? Dieser Frage soll in dem Vortrag an Hand von Beispielen aus dem Deutschen, Spanischen und Englischen auf den Grund gegangen werden und ein Ausweg aus einem offenkundig beständig evolutionierenden Beschreibungsdilemma aufgezeigt werden.
zusammenfassung (10-15 Zeilen):
Wenn generischen Definitionen zu Folge Morphosyntax die Wiedergabe syntaktischer Funktionen durch morphologische Mittel als Disziplin beschreibt, bzw. als Phänomen einfach ist, so stellt sich nicht erst seit heute die Frage, was eigentlich angesichts eines beständig zu beobachtenden Formenschwunds aus den entsprechenden syntaktischen Funktionen wird. Verschwinden sie gleich mit oder sind sie, wenn auch nur noch implizit, weiterhin vorhanden, wie z.B rein semantisch inspirierte Kasustheorien (Fillmore u.a.) suggerieren möchten? Welche alternativen Vermittlungsmöglichkeiten zwischen einer rein referentiell-semantischen Ebene und ihrer morphologischen (Nicht) -Repräsentation bieten sich gegebenenfalls an? Dieser Frage soll in dem Vortrag an Hand von Beispielen aus dem Deutschen, Spanischen und Englischen auf den Grund gegangen werden und ein Ausweg aus einem offenkundig beständig evolutionierenden Beschreibungsdilemma aufgezeigt werden.
I. Vorbemerkungen
Im Grunde versteht sich dieser Artikel als weiterer Beitrag zur Klärung der Frage, was im Sprachbereich unter Funktionalität zu verstehen ist, bzw. konkreter, wieviel „Funktionalismus“ eigentlich den morphologischen Bausteinen historischer Sprachen, insbesondere des Deutschen, innewohnt. Wir halten vorläufig die etwas provokante These aufrecht, dass die Funktionalitätsbehauptung bezüglich gewisser Sprachfakten ihren Reiz hauptsächlich aus der damit einhergehenden Konnotation von Essentialität bezieht. Ob dies im Einzelfall immer gerechtfertigt ist, soll sich im Verlauf dieses Beitrags erweisen.
I.1 Anknüpfung an frühere Überlegungen zum Thema
Zur Erinnerung bzw. zum Einstieg in das Thema noch einmal in Kurzfassung die aus der dinglichen Welt hergeleitete Grobunterscheidung von Funktionalitätstypen oder –niveaus, die uns gewissermaßen als Klassifizierungsschema für die entsprechende Evaluierung von Sprachfakten dienen soll:
Funktionalitätstabelle I:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie man unschwer erkennen kann, relativiert sich in dem Schema von oben nach unten, die den verschiedenen Gegenständen zuzusprechende Funktionalität doch beträchtlich, also auch die Rolle die sie in einem unterstellten Gesamtsystem spielen können, respektive müssen. Die Frage, die wir uns stellen ist nun, auf welchem Niveau morphologische Markierungen in der Sprache vor diesem Unterscheidungshintergrund zu situieren sind:
Funktionalitätstabelle II:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
I.2 Aufgabenstellung: Resituierung morphologischer Details in Bezug auf ihren Kommunikationsbeitrag
Versuchen wir nun die Fragestellung auf beobachtbare Sprachphänomene hin zu präzisieren: Wiewohl morphologische Markierungen offensichtlich zur Grundausstattung historischer Sprachen in idiomatisch unterschiedlicher quantitativer wie qualitativer Ausprägung gehören, ist damit doch noch relativ wenig über ihren Funktionalitätsstatus im oben angedeuteten Sinne ausgesagt. Anders und etwas philosophischer ausgedrückt: Ist ein sprachlich ausgedrücktes Sinnganzes nur als Summe seiner, auch morphologischen Komponenten verstehbar oder sind letztere wenigstens teilweise nur unterstützende bzw. dekorative Details eines ohnehin bestehenden Sinnkonstrukts. Auf das obige Schema bezogen, wäre das die Frage, bis wohin, jetzt von unten nach oben gerechnet, morphologische Markierungen die angegebenen Funktionalitätskriterien erfüllen können bzw. müssen.
II. Begriffsklärung: Morphosyntax vs. Nomosyntax
Im Zuge unserer Recherchen sind wir auf einen kaum bekannten, aber nichtsdestoweniger interessanten Begriff gestoßen, der möglicherweise einen struktierten Weg aus der ansonsten nur mehr oder weniger von Glaubensüberzeugungen getragenen Debatte über den Status der Morphologie innerhalb des Kommunikationssystems Sprache eröffnet. Die Rede ist von dem Konzept der Nomosyntax. Wenn wir sagen: kaum bekannt, ist das fast noch vorsichtig formuliert. Der einzige ontologische Nachweis des Begriffs besteht in der knappen Dudenerklärung
„Syntax des Inhalts eines Satzes“, der Große Wahrig registriert ihn nicht, im Spanischen ist er etwa gänzlich unbekannt, bei einfacher Internetrecherche spielt er offensichtlich keine Rolle in irgendeiner medienbekannten Veröffentlichung. Was könnte es damit also auf sich haben? Naheliegend wäre beispielsweise die Inbezugsetzung zu dem ungleich populäreren Konzept der Morphosyntax im Saussureschen Sinne der zwei Seiten des sprachlichen Zeichens, d.h. die Morphosyntax als Signifiant und die Nomosyntax als Signifié auf der entsprechenden Komplexitätsstufe. Sollte es dabei bleiben, wäre indes der sparsame Gebrauch des Begriffs etwas erstaunlich, schließlich will ja jeder Signifiant irgendetwas zum Ausdruck bringen.
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- Citar trabajo
- Doktor Kurt Rüdinger (Autor), 2013, Morphosyntax und Nomosyntax: Wirklich zwei Seiten einer Medaille?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233061
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