Spätestens seit der Antike befassten sich unzählige Philosophen und Denker mit dem Thema
Gedächtnis und Erinnerung. Bereits Platon formuliert Theorien zu Gedächtnis und Erinnerung.
Bis zur Gegenwart sind neben Nietzsche vor allem auch Locke und Leibniz als Vordenker auf
diesem Gebiet der Philosophie zu nennen. Bis zum heutigen Tage ist das Interesse am
Gedächtnis und dessen Funktionsweise nicht abgerissen. Ganz im Gegenteil. Heute
beschäftigen sich neue Wissenschaftszweige der Biologie und Medizin, wie zum Beispiel die
Hirnforschung und Neurobiologie, in stetig steigender Intensität mit der Faszination des
menschlichen Geistes.
Eine Theorie zur Erinnerung und zum Gedächtnis, bietet uns auch Friedrich Nietzsche in
einem seiner Hauptwerke der „Genealogie der Moral“.
Um zu erklären, wie das Gedächtnis bei Nietzsche konstituiert ist, bedarf es eines näheren
Blickes auf die Beschaffenheit der vielfältigen Prozesse, die mit dem Phänomen Gedächtnis
offensichtlich verknüpft sind. Der Weg zu einem Gedächtnis-, soll im Folgenden näher
erläutert werden. Nach Nietzsche ist der eigentliche Schlüssel zum Gedächtnis die
Beschaffenheit unseres Organismus, die wir erst überwinden müssen. Denn alles beginnt
völlig anders, als wir annehmen würden. Im Weiteren sollen diesbezüglich Nietzsches
Gedankengänge näher betrachtet und analysiert werden. Wie kommen wir überhaupt dazu, ein
Gedächtnis zu haben?
Zur Begründung dieses Faktums, werde ich mich eng mit dem Kapitel aus der zweiten
Abhandlung „Schuld, schlechtes Gewissen und Verwandtes“, Abschnitt eins bis fünf, aus
Nietzsches Genealogie der Moral befassen. Die Streitschrift „Zur Genealogie der
Moral“ stammt aus dem Jahr 1887 und ist eine der einflussreichsten Schriften Nietzsches, die
zahlreiche andere Denker, wie Sigmund Freud, Michel Foucault oder Max Scheler, beeinflusst
haben.
Nietzsche beschäftigt sich in diesem Werk mit moralischen Wertvorstellungen, den daraus
resultierenden Handlungen und deren Voraussetzungen. Zu diesen Voraussetzungen gehört in
erster Linie auch das Gedächtnis. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der Begriffe zum Vergessen
- Hemmungsvermögen
- Einverseelung und Thürwärterin
- Bewusstsein
- Vergessen
- Gedächtnis
- Bedingung für das Versprechen
- Mnemotechnik
- Sich-Erinnern
- Der souveräne Mensch
- Abschließende Betrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der theoretischen Philosophie Friedrich Nietzsches und untersucht seinen Weg zum Gedächtnisbegriff, wie er in seinem Hauptwerk „Genealogie der Moral" dargestellt wird. Die Arbeit analysiert die vielschichtigen Prozesse, die mit dem Phänomen des Gedächtnisses verbunden sind, und beleuchtet Nietzsches Theorie der Vergesslichkeit als Grundlage für das Gedächtnis.
- Die Rolle der Vergesslichkeit und ihre Bedeutung für das menschliche Bewusstsein
- Die Funktionsweise der Einverseelung und der Thürwärterin im Prozess der Wahrnehmung und Erinnerung
- Die Entstehung des Gedächtnisses als ein sekundäres Vermögen, das dem Menschen durch gesellschaftliche Zwänge und Schmerz angezüchtet wird
- Die Verbindung zwischen Gedächtnis und Versprechen sowie die Rolle des Willens in der Entwicklung des souveränen Menschen
- Die Bedeutung des Gewissens und der Schuld im Kontext von Versprechen und Gedächtnis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Gedächtnis und Erinnerung ein und stellt die Relevanz des Themas sowohl in der Philosophie als auch in den heutigen Wissenschaften dar. Sie erläutert die Bedeutung des Gedächtnisses in Nietzsches „Genealogie der Moral" und skizziert den weiteren Verlauf der Arbeit.
Das erste Kapitel analysiert die Begriffe zum Vergessen, wobei der Fokus auf der Vergesslichkeit als einem aktiven Hemmungsvermögen liegt. Nietzsche argumentiert, dass Vergessen notwendig ist, um Platz für Neues im Bewusstsein zu schaffen und die seelische Ordnung zu erhalten. Der Begriff der Einverseelung wird eingeführt, um den Prozess der Aufnahme und Verarbeitung von Erfahrungen zu beschreiben, der nicht im Bewusstsein abläuft. Die Thürwärterin fungiert als Metapher für die selektive Funktion des Vergessens, die entscheidet, welche Inhalte ins Bewusstsein gelangen.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Gedächtnis, das Nietzsche als ein sekundäres Vermögen betrachtet, das dem Menschen durch gesellschaftliche Zwänge und Schmerz angezüchtet wird. Die Fähigkeit, Versprechen zu geben, wird als ein Indikator für das Gedächtnis angesehen. Die Mnemotechnik, die durch Schmerz das Einbrennen von Inhalten im Gedächtnis bewirkt, wird als eine wichtige Methode zur Entwicklung des Gedächtnisses vorgestellt.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem souveränen Menschen, der durch die Entwicklung eines autonomen Willens in der Lage ist, Versprechen zu geben und Verantwortung zu übernehmen. Die Entstehung des Gewissens und der Schuld im Zusammenhang mit Versprechen und Gedächtnis wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Vergesslichkeit, die Einverseelung, die Thürwärterin, das Gedächtnis, das Versprechen, der Wille, der souveräne Mensch, das Gewissen und die Schuld. Die Arbeit untersucht Nietzsches Theorie des Gedächtnisses in der „Genealogie der Moral" und analysiert die Entstehung des Gedächtnisses als ein Produkt gesellschaftlicher Zwänge und der Notwendigkeit, sich selbst zu kontrollieren und zu disziplinieren.
- Quote paper
- Melanie Goltz (Author), 2012, Friedrich Nietzsches Weg zum Gedächtnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232542
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