Im Rahmen des Proseminars „Grundlagen der Übersetzungswissenschaft" beschäftigt sich dieses Referat mit dem Thema der „Typologie der Texte“. Hierbei werden zunächst verschiedene Klassifikationsmodelle vorgestellt und in ihrer Relevanz für das Übersetzen eingeordnet, um einen Überblick über die Vielseitigkeit und Kontroversen innerhalb des Themengebietes zu geben. Daraufhin richtet sich das Hauptaugenmerk dann auf die von Katharina Reiß erarbeitete Texttypologie und die daraus folgend anzuwendenden Übersetzungsmethoden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Relevanz der Texttypologie für das Übersetzen
3. Verschiedene Klassifikationsmodelle
3.1 H. Glinz
3.2 A. Neubert
3.3 W. Koller
3.4 E. U. Große
4. Eine Texttypologie nach Katharina Reiß
4.1 Der informative Text
4.2 Der expressive Text
4.3 Der operative Text
4.4 Der audio-mediale Text
5. Das Verhältnis zwischen Text- und Übersetzungsfunktion
5.1 intentionsadäquate Übersetzungsmethode
5.2 funktionsadäquate Übersetzungsmethoden
6. Mischformen von Texttypen
7. Schlusswort
8. Bibliographie
1. Einleitung
Im Rahmen des Proseminars „Grundlagen der Übersetzungswissenschaft“ beschäftigt sich dieses Referat mit dem Thema der „Typologie der Texte“. Hierbei werden zunächst verschiedene Klassifikationsmodelle vorgestellt und in ihrer Relevanz für das Übersetzen eingeordnet, um einen Überblick über die Vielseitigkeit und Kontroversen innerhalb des Themengebiets zu geben. Daraufhin richtet sich das Hauptaugenmerk dann auf die von Katharina Reiß erarbeitete Texttypologie und die daraus folgend anzuwendenden Übersetzungsmethoden.
2. Relevanz der Texttypologie für das Übersetzen
Übersetzungen müssen sehr unterschiedlichen Anforderungen entsprechen, die zu einem großen Teil von der Textart abhängig sind. Um diese Anforderungen definieren und voneinander abgrenzen zu können, ist es nötig, eine übersetzungsrelevante Texttypologie zu erstellen und anzuwenden. Hierbei ist zu beachten, dass es keine absolut eindeutige und richtige Texttypologie geben kann, da keine Idealtypen von Texten existieren, sondern in der Praxis oft Mischformen und Überschneidungen dieser vorkommen. Somit kann die Typologie nur ein Hilfsmittel sein, um sich in den vielfältigen Erscheinungen zurechtzufinden.
Die Unterscheidung des jeweiligen Texttyps ist in besonderem Maße für die Wahl der adäquaten Übersetzungsmethode verantwortlich. Jeder Text hat auf Grund seines je spezifischen Charakters eine kommunikative Funktion , die es als oberstes Gebot für den Übersetzer gilt, einzubehalten und weiterzugeben. So ist für die Übersetzung eines klassischen Romans eine andere Methode und Gewichtung des Inhalts bzw. der Form vonnöten, als beispielsweise für einen Reklametext.
Um dies zu verdeutlichen und verschiedene Ansatzpunkte für Klassifikationen vorzustellen, folgen nun diverse Modelle.
3. Verschiedene Klassifikationsmodelle:
3.1 Hans Glinz
Glinz erstellte eine Texttypologie auf soziologischer Grundlage und geht dabei von den Absichten und Erwartungen der Texthersteller sowie den Erwartungen und dem Verhalten der Textbenützer aus. Somit legt er ein besonderes Augenmerk auf die verschiedenen Rollen dieser beiden Komponenten. Glinz erarbeitete insgesamt sieben Texttypen:
1. Texte, auf die man sich berufen kann, die man einklagen kann
(z.B. Verträge, Gesetze, Verordnungen)
2. Texte, durch die jemand bei einem anderen etwas zu seinem eigenen Vorteil
erreichen will (z.B. Bitte, Gerichtsrede, Werbung)
3. Texte, die den Benützer befähigen sollen, sich Wissen und Können
anzueignen (z.B. Lehrbücher, Anleitungen)
4. Texte, die einfach Informationen speichern (z.B. Notizzettel, Telefonbuch)
5. Texte, die eine Information (sachlich oder personal) einem bestimmten
Adressaten mitteilen sollen (z.B. Briefe, Berichte)
6. Texte, die sachliche (auf ihre Faktizität gerichtete, an ihr nachprüfbare)
Informationen für beliebige Benützer bieten sollen (z.B. Sachbücher)
7. Texte, die nicht auf Nachprüfung ihrer Faktizität angelegt sind, sondern die
man zur personalen Erweiterung oder auch nur zur Entspannung liest
(z.B. sog. „Schöne Literatur“)
Aus diesen sieben Texttypen ergeben sich für Glinz auf sie abgestimmte Übersetzungsmethoden. Diese Differenzierung ist aber schon auf Grund ihrer relativ hohen Anzahl an verschiedenen Typen für den Übersetzer unpraktikabel, um eine generelle Übersetzungsmethodik zu erarbeiten. Auch ist die nach soziologischen Gesichtspunkten betriebene Klassifikation nicht ohne Widerspruch in eine übersetzungsrelevante Typologie übertragbar. So definiert Glinz unter Punkt 7 eine homogene Gruppe von Texten. Bei der Übersetzung ist diese Gruppe aber keinesfalls als homogen einzustufen. Ob es sich bei der sogenannten „Schönen Literatur“ um einen Krimi, um ein Drama oder eine Satire handelt , ist beim Übersetzen in der Praxis ein großer Unterschied. Dies erfordert ein unterschiedliches Herangehen und die Anwendung unterschiedlicher Übersetzungsmethoden. Weiterhin ergibt sich aus dieser Klassifikation bei Punkt 3 und 5 eine für den Übersetzer nicht relevante Unterteilung. Es handelt sich in beiden Fällen um Texte, die Informationen beinhalten, deren Wiedergabe im Vordergrund steht. Die Übersetzung muss demzufolge unverkürzte und unverzerrte Informationen liefern. Auch stellt sich bei Glinz die Frage, inwiefern der unter Punkt 4 genannte Typ für den Übersetzer wichtig ist und ob dieser ihn überhaupt als eigenständigen Text definiert.
3.2 Albrecht Neubert
A. Neubert geht in besonderem Maße auf die Beziehungen zwischen Textsorte und Übersetzung ein. Er setzt vier Texttypen fest, von denen sich gleichzeitig vier Gradstufen der Übersetzbarkeit ableiten lassen, welche bei seinen Überlegungen im Vordergrund steht. So konstituiert er folgende Texttypen:
1. ausschließlich ausgangsprachlich gerichtete Texte (z.B. landeskundliche
Texte mit rein ausgangssprachlichem Bezugspunkt)
2. primär ausgangsprachlich gerichtete Texte ( z.B. literarische Texte) 3. ausgangssprachlich und zielsprachlich gerichtete Texte (z.B.
fachsprachliche Texte)
4. primär und ausschließlich zielsprachlich gerichtete Texte (z.B. Texte für
Auslandspropaganda)
Jedem dieser Typen ordnet Neubert einen anderen Grad der Übersetzbarkeit zu. So hält er Typ 1 für absolut unübersetzbar, Typ 2 für partiell übersetzbar und Typ 3 und 4 für optimal übersetzbar. Die Kriterien dieser Einteilung und Abgrenzung stützen sich auf unterschiedliche Auswirkungen der jeweils gegebenen Pragmatik des Textes und seiner Übersetzung.
Da die Pragmatik jedoch nur einen Aspekt der Übersetzungsproblematik darstellt, ist diese Form der Differenzierung für den Übersetzer als unzureichend einzustufen.
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- Quote paper
- Sybille Zahn (Author), 2000, Zur Typologie der Texte. Grundfragen der Übersetzungswissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23229
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