WWW, Protokolle und Anwendungen dienen der Funktionalität globaler Netzwerke, deren Internationalisierung einer demokratischen Intention einen virtuellen Raum schafft, welcher Wissen kommuniziert und damit zu einer Disziplin der sozial- und kulturanthropologischen Forschung werden kann. Meine Datenerhebung von November 2003 bis Februar 2004 beschränkte sich auf ausgewählte Diskussionsforen, die ich bereits einige Jahre vor meiner wissenschaftlichen Arbeit frequentierte, beobachtete, und gegebenenfalls an einem Meinungsaustausch teilnahm. Dabei fielen mir immer wieder Diskutanten auf, die ihre engstirnigen, diskriminierenden Ansichten zu verbreiten suchten.
Mein erster theoretischer Ansatz basiert auf der Problematisierung politischer Pro-paganda in Medien. Wesentlich dabei ist, möglichst viele Menschen mittels gezielt eingesetzter Strategien zu erreichen, Stereotype zu verbreiten, diese zur Produktion von Kontinuität in einen historischen Kontext zu zwingen, damit letztlich unbewußte Prozesse des Individuums durchbrochen und kontrolliert werden können. Deswegen meine ich, dass rassistische Akteure das Internet mit dem Zweck adaptierten, diskriminierende Inhalte möglichs t unaufällig, zudem selbst noch unerkannt, zu distribuieren. Zweitens lassen die erhobenen Daten eine längst schon überwunden geglaubte Emotionalisierung erkennen, die die Anonymität des Internets in ein bedrohliches Szenario pervertiert. Der Ort WWW entbehrt realer, sozialer Kontakte, Orientierung und " Deindividualisierung" werden Aspekte von " reduced social cues" ( Vgl. HINE 2000: 14 ff.). Eine von Amateuren und professionellen Webautoren geschaffene, virtuelle, Realität, stellt die Authentizität und Identität derer in Frage, die sie benutzen. " They are free to select, from the range of resources available to them, those that appear most appropriate to convince their imagined audience in each ( imagined) circumstance." ( HINE 2000: 139). Das Literaturstudium zur Thematik erwies sich als sehr umfangreich, und im Folgenden sollen die wichtigsten " notions" unter Berücksichtigung historischer Aspekte ausgeführt werden.
Inhalt
1 Rassismus und Antijudaismus im Internet: Der theoretische Ansatz
2 Antijudaismus
3 Das Internet
4 Datenerhebung
4.1 Methode
4.2 Daten & Stereotype
4. 2. 1 Das Internetforum der IKG Wien
4. 2. 2 Diskussionboard " Die Grünen"
4. 2. 3 Diverse Newsgroups
5 Kommentar zu den Ergebnissen
6 Bibliographie & Quellenverzeichnis
1 Rassismus und Antijudaismus im Internet
WWW, Protokolle und Anwendungen dienen der Funktionalität globaler Netzwer-ke, deren Internationalisierung einer demokratischen Intention einen virtuellen Raum schafft, welcher Wissen kommuniziert und damit zu einer Disziplin der sozial- und kulturanthropologischen Forschung werden kann. Meine Datenerhe- bung von November 2003 bis Februar 2004 beschränkte sich auf ausgewählte
Diskussionsforen, die ich bereits einige Jahre vor meiner wissenschaftlichen Arbeit frequentierte, beobachtete, und gegebenenfalls an einem Meinungsaustausch teil-nahm. Dabei fielen mir immer wieder Diskutanten auf, die ihre engstirnigen, diskri-minierenden Ansichten zu verbreiten suchten.
Mein erster theoretischer Ansatz basiert auf der Problematisierung politischer Pro-paganda in Medien. Wesentlich dabei ist, möglichst viele Menschen mittels gezielt eingesetzter Strategien zu erreichen, Stereotype zu verbreiten, diese zur Produk-tion von Kontinuität in einen historischen Kontext zu zwingen, damit letztlich un-bewußte Prozesse des Individuums durchbrochen und kontrolliert werden können. Deswegen meine ich, dass rassistische Akteure das Internet mit dem Zweck adap-tierten, diskriminierende Inhalte möglichst unaufällig, zudem selbst noch uner-kannt, zu distribuieren. Zweitens lassen die erhobenen Daten eine längst schon überwunden geglaubte Emotionalisierung erkennen, die die Anonymität des Inter-nets in ein bedrohliches Szenario pervertiert. Der Ort WWW entbehrt realer, so-zialer Kontakte, Orientierung und " Deindividualisierung" werden Aspekte von " re-duced social cues" ( Vgl. HINE 2000: 14 ff.). Eine von Amateuren und professio-nellen Webautoren geschaffene, virtuelle, Realität, stellt die Authentizität und Iden-tität derer in Frage, die sie benutzen. " They are free to select, from the range of resources available to them, those that appear most appropriate to convince their imagined audience in each ( imagined) circumstance." ( HINE 2000: 139). Das Literaturstudium zur Thematik erwies sich als sehr umfangreich, und im Folgenden sollen die wichtigsten " notions" unter Berücksichtigung historischer Aspekte ausgeführt werden.
2 Antijudaismus
Vorstellungen von der " Reinheit" des Blutes gelten als Vorraussetzung für eine
" höhere Geistigkeit", welche durch die Konkurrenz des Christentums mit dem Judentum bereits im ersten Jahrhundert nach Christus dokumentiert ist. " Im anti-semitischen Rassismus findet die "Reinigung" weniger durch einen Akt der
" Vergeistigung" statt, sondern sie vollzieht sich auf völlige irdische, sichtbare Weise: Das Blut, die Rasse sollen befreit werden von allen " Elementen", die sie
" beschmutzen" oder " vergiften"." ( BRAUN/ HEID 2000: 153). Der Begriff "Anti-semitismus" wurde 1879 von Wilhelm Marr geprägt, in seiner Hetzschrift "Der Sieg des Judentums über das Germanentum". Die Distribution antijudaistischer Stereo-type erfolgte durch die Jahrhunderte mittels Zeitungen, Postkarten, aber auch
" Wandbehängen", nachdem bereits Tacitus in einer seiner Reden von „ pro-iectissima ad libidinem gens “ spricht. Flugblätter, Karikaturen oder die Zeitschrift
" Simplicissimus" ( 1866) stellen explizit Menschen mosaischen Glaubens als Schweine dar, oder popularisieren eine Assoziation mit der Entwicklungsstufe von Primaten. Teufelsdarstellungen ähnlich, wurde dunkle Haut mit Unreinheit und schlechten Eigenschaften in Verbindung gebracht. Die Grundlagen rassistischer und antijudaistischer Propaganda manifestierten sich in medialer Weise durch Diffamierungen, wie " Luftmenschen", " bleiche Massen aus dem Osten", " Kaffe-hausjuden", " Muskeljudentum", " Christuskreuziger", " Ungläubige", " Volks-schädlinge", " Kulturzersetzer", " Untermenschen" oder " Weltverschwörer". Die Basis für die Entwicklung eines Konzepts von " Rasse" bilden historische Romanti-zismen, aber auch Johann G. Herder ( 1744- 1803). Die " organische" Theorie postulierte eine unüberwindliche Kluft zwischen Menschen, wegen Herkunft und Natur, die das Individuum klassifizierend als Teil des " Volkes" definierte. Johann F. Blumenbach ( 1752- 1840) schrieb in " Decas quarta collectionis suae crani-orum diversarum gentium illustrata" über fünf " Rassen" der Menschheit, die sich unter anderem durch Nasenknochen, Schädelform und Kopfgröße unterschieden. Die Mitglieder der " Christlich- Deutsche Tischgesellschaft" setzten im Vereins-statut einen " Arierparagraphen" ( 1811) fest, der im 20. Jahrhundert die " Sozial- und Rassehygiene" untermauerte.1 " Kriminologische" und " kraniologische" For-schung führten zu den ersten " wissenschaftlichen Gutachten", die Annahmen der
" genetischen Minderwertigkeit" zu § 3 des Gesetzes zur " Wiederherstellung des Berufsbeamtentums". " Der rassistische Antisemitismus trat also an, einem
Abstraktum, einer Idee, ein materielles Kleid zu verleihen. Aber diese Materia- lisierung der Idee hatte ebensowenig mit Natur oder Realität zu tun wie das Ab-straktum, aus dem sie hervorgegangen war." ( BRAUN/ HEID 2000: 196). Mit der Gleichschaltung der Medien manifestierte die nationalsozialistische Diktatur abso-lute Kontrolle und die Einsetzung der Tötungsindustrie. Nicht erst seit dem Besuch des Grossmufti bei einem totalitären Regime, zeichnet sich eine Solidarisierung ab, die auch im 21. Jahrhundert diskutiert wird: Islamistischer Antijudaismus und seine fundamentalistischen Folgen erschüttern die Weltöffentlichkeit. Uralte Vorur-teile sind in arabischen Medien2 zu lesen, die Hetze nimmt kein Ende. " Rassismus ist die Biologisierung des Sozialen, aber gemieden wird heute eine Wortwahl, die an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnert, von Kultur wird gesprochen, als wäre sie eine biologische, genetische, naturgegebene Konstante. Das Wort "Fremdenangst" verschleiert hierbei mehr als es enthüllt. " So Doron Rabinovici in seinem Artikel " Rassismus und Antirassismus als Verbindendes zwischen Kul-turen". In seinem Buch " Instanzen der Ohnmacht" ( 2000) kann er zudem evi-dieren, daß der Mensch durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik sogar noch der Würde des Opfers beraubt wurde ( Vgl. RABINOVICI 2000: 9). Mit der Etablierung des Internets fand die nationalsozialistische Propaganda ein neues Medium zur professionellen Distribution antijudaistischer Inhalte. Parolen, Sym-bole und rassistische Stereotype können seitdem anonym veröffentlicht, von je-dem Internetbenutzer ebenso unerkannt konsumiert werden. Der Philologe Viktor Klemperer spricht von voces populi: " Der bösartige Superlativ der LTI ist für Deutschland eine erstmalige Erscheinung, deshalb wirkt er vom ersten Augenblick an verheerend, und danach liegt es eben zwanghaft in seiner Natur, daß er sich immerfort bis zur Sinnlosigkeit, bis zur Wirkungslosigkeit, ja bis zur Bewirkung des
[...]
1 Siehe dazu auch Shoa.de, wie beispielsweise den Artikel von SCHÄEFER, Julia: Das antijüdische Stereotyp. http://www.shoa.de/antisemitische_stereotypen.html 2004-03-02 7: 39 PM
2 http://www.nahost-politik.de/hetze/arabische-medien-1.htm 2004-03-02 8: 36 PM
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.