Säuglings- und Kleinkindverhalten aus biologischer Sicht
– Konsequenzen für den Biologieunterricht der Sek. I.
1. Einleitung
Immer wieder mußte ich gerade in letzter Zeit feststellen, wie wenig sich Menschen mit dem Thema “Säugling und Kleinkind” auseinander-setzen, wenn sie nicht selber in die Situation kommen, Eltern zu werden. Selbst wenn ein Kind erst einmal da ist, wissen viele Eltern nicht, was auf sie zukommt und welche Verantwortung sie erwartet. Aber man wächst doch mit seinen Aufgaben? Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dies der Fall, doch Fehler, die durch fachgerechte Aufklärung vermieden werden können, sollten somit verhindert werden.
War da nicht einmal die Rede von einem “Führerschein für Eltern”? Für eine gute Idee halte ich diesen nicht, denn es gibt ganz einfach kein Rezept für richtige Erziehung. Kennen aber Eltern die Bedürfnisse von Säugling und Kleinkind, dann sind sie auch im Bilde über die große Verantwortung, die auf sie zukommt. Das Thema wird doch eigentlich in Zeitschriften und Literatur genug behandelt. Müssen sich Schülerinnen und Schüler damit dennoch in der Schule auseinandersetzen? Aufgabe der Schule ist es, Schülerinnen und Schülern Allgemeinbildung – auch die Biologie als Teil der
Allgemeinbildung - zu vermitteln. Neben der Allgemeinbildung sollen Schülerinnen und Schüler u.a. insbesondere lernen, Kritikfähigkeit zu üben. Gerade in so mancher Literatur fand ich Ratschläge zur Kindeserziehung, welche ich nach meinem Wissen ablehne, wie ebenso viele mit Sicherheit gut gemeinte Ratschläge von Freunden und Verwandten. “Das Schreien eines Säuglings ist für ihn wie ein Spaziergang”, “Schreien stärkt die Lungen”, “dieses oder jenes
verwöhnt das Kind”. Schüler sollten, als potentielle Eltern, mit Hilfe ihrer Bildung erkennen, welche Bedürfnisse Kinder haben, und danach handeln. Klagen nicht viele Menschen über die Aggressivität, die Brutalität und das egoistische Verhalten der Jugend? Wie viel Zeit bringen Eltern heute eigentlich noch auf, um mit ihren Kinder zu spielen? Wieviel Raum bleibt Kindern heute noch, um ihrem Erkundungs- und Bewegungsdrang gerecht zu werden? Trat ehemals
“Deprivation” vorwiegend in Heimen auf, kann man heute doch davon ausgehen, daß viele erst in der Schule bemerkte Verhaltensauffälligkeiten und –störungen durch mangelnde Betreuung
in den Familien entstehen. Vielleicht wäre Aufklärung durch den Unterricht in der Schule ein kleiner, möglicherweise der erste, Schritt gegen Probleme dieser Art.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Säuglings- und Kleinkindverhalten aus biologischer Sicht
- Einleitung
- Die Entwicklung des menschlichen Säuglings und Kleinkindes aus biologischer Sicht
- Das menschliche Neugeborene im biologischen Vergleich
- Reifung und Entwicklung des Säuglings und Kleinkindes
- Spracherwerb
- Eltern-Kind-Interaktionen in den ersten Lebensjahren
- Prägung, prägungsähnliches Lernen und Bindung
- Die Phase der Prägung bei Tieren
- Bindung und prägungsähnliches Lernen beim Menschen
- Faktische Elternschaft und Fremdbetreuung
- Verwandte, Adoptiv- und Pflegeeltern
- Heimunterbringung und Kinderdörfer
- Tagesmütter und Kinderkrippen
- Selbständigwerden und Erkunden der Umwelt durch Spielen und Nachahmen
- Prägung, prägungsähnliches Lernen und Bindung
- "Deprivation" als Folge von Betreuungsmängeln
- Das Erscheinungsbild der "Deprivation"
- Maßnahmen zur Vermeidung von "Deprivation"
- Konsequenzen für den Biologieunterricht in der Sekundarstufe I
- Didaktische Überlegungen
- Lernziele
- Methodische Überlegungen in Verbindung mit praktischen Vorschlägen für die Umsetzung im Unterricht
- Schlußbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung des menschlichen Säuglings und Kleinkindes aus biologischer Sicht, insbesondere im Hinblick auf die Eltern-Kind-Bindung und die Auswirkungen von Fremdbetreuung. Sie zielt darauf ab, die Konsequenzen dieser Erkenntnisse für den Biologieunterricht in der Sekundarstufe I aufzuzeigen und didaktische sowie methodische Überlegungen für die Umsetzung im Unterricht zu liefern.
- Die Bedeutung der Eltern-Kind-Bindung für die gesunde Entwicklung des Kindes
- Die Auswirkungen von Betreuungsmängeln auf die kindliche Entwicklung
- Die Herausforderungen der Fremdbetreuung von Säuglingen und Kleinkindern
- Die Rolle des Biologieunterrichts bei der Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Säuglingen und Kleinkindern
- Praktische Vorschläge für die Umsetzung des Themas im Biologieunterricht der Sekundarstufe I
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Entwicklung des menschlichen Säuglings und Kleinkindes aus biologischer Sicht. Es werden die verschiedenen Jungtiertypen, wie "Nestflüchter", "Nesthocker" und "Tragling", vorgestellt und auf die Besonderheiten des menschlichen Säuglings eingegangen. Es wird erläutert, warum der Mensch als "physiologische Frühgeburt" betrachtet werden kann und welche Reaktionen und Entwicklungsschritte den Säugling in den ersten Lebensjahren charakterisieren.
Das zweite Kapitel widmet sich der Eltern-Kind-Bindung. Es werden die Phasen der Prägung bei Tieren und das prägungsähnliche Lernen beim Menschen erläutert. Die Bedeutung des frühen Mutter-Kind-Kontaktes und die Auswirkungen von Trennung und Verlust der Bezugsperson werden dargestellt. Es werden verschiedene Formen der faktischen Elternschaft, wie Adoption, Pflegeelternschaft und Heimunterbringung, betrachtet und deren Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung diskutiert. Des Weiteren werden die Herausforderungen der Fremdbetreuung durch Tagesmütter und Kinderkrippen beleuchtet.
Das dritte Kapitel behandelt das Selbständigwerden und Erkunden der Umwelt durch Spielen und Nachahmen. Es wird die Bedeutung von Neugierde und Erkundungsverhalten für die kindliche Entwicklung hervorgehoben. Die Rolle des Spielens und des Nachahmens für das Lernen und die Entwicklung sozialer Kompetenzen wird dargestellt.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Phänomen der "Deprivation", das durch Betreuungsmängel entstehen kann. Es werden die Ursachen und das Erscheinungsbild der "Deprivation" erläutert und verschiedene Theorien zur Entstehung dieser Störung vorgestellt. Es werden Maßnahmen zur Vermeidung von "Deprivation" diskutiert und praktische Tipps für Eltern und Erziehende gegeben.
Das fünfte Kapitel behandelt die Konsequenzen für den Biologieunterricht in der Sekundarstufe I. Es werden didaktische Überlegungen angestellt und Lernziele für den Unterricht formuliert. Es werden methodische Überlegungen in Verbindung mit praktischen Vorschlägen für die Umsetzung des Themas im Unterricht präsentiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Säuglings- und Kleinkindentwicklung, die Eltern-Kind-Bindung, die Fremdbetreuung, die Deprivation, die Verhaltensbiologie und die didaktische Umsetzung im Biologieunterricht der Sekundarstufe I. Es werden die biologischen Grundlagen der kindlichen Entwicklung, die Bedeutung von Betreuung und Bindung sowie die Auswirkungen von Betreuungsmängeln auf das kindliche Verhalten behandelt. Der Text beleuchtet die Herausforderungen der Fremdbetreuung und die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Elternrolle. Des Weiteren werden praktische Vorschläge für die Umsetzung des Themas im Biologieunterricht der Sekundarstufe I gegeben.
- Arbeit zitieren
- Nina Stohlmann (Autor:in), 1998, Säuglings- und Kleinkindentwicklung aus biologischer Sicht. Konsequenzen für den Biologieunterricht in der Sek. I, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230
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