Im Jahr 1977 begeisterte der erste Star Wars-Film „Krieg der Sterne“ die Zuschauer auf der ganzen Welt. Schauplatz der Geschichte: eine weit entfernte Galaxie, in der Gut und Böse einander gegenüberstehen und um die Vorherrschaft kämpfen. Jedi-Ritter und Sith-Lords verkörpern dabei die helle und die dunkle Seite der Macht, die ihnen „übermenschliche“ Fähigkeiten verleiht.
In diesem Science-Fiction-Märchen finden sich ganz eigene Formen von Religion, Macht und Gesellschaft wieder. Es ist ein modernes Märchen, das durchaus als Spiegel seiner Zeit fungiert und bis heute eine riesige Fangemeinde in Atem hält.
Aus dem Inhalt: der Begriff „Science Fiction“, der Mythos, Kampf zweier Gesellschaftsformen, die politische Ausgangslage, Kampf zwischen Gut und Böse.
Inhaltsverzeichnis
Star Wars – Zwei Gesellschaftsformen & das Ende der Thematisierung gesellschaftlicher Komplexe von Christoph Kohlhöfer... 7
EINLEITUNG... 8
DER SCIENCE FICTION-FILM DER SIEBZIGER JAHRE... 10
DER KAMPF ZWEIER GESELLSCHAFTEN... 14
FAZIT... 21
LITERATURVERZEICHNIS... 22
Star Wars Kult. Phänomen: Religion? Der Niedergang der Republik und der Fall des verheißenen Erlösers Anakin Skywalker von Markus R. Löhnert... 25
Einleitung... 26
Star Wars – Ein Meilenstein der Filmgeschichte... 27
Exkurs: Zum Begriff „Science Fiction“... 28
Einige Elemente und Personen der Handlung und ihr Verhältnis zueinander – Ein kurzer Überblick... 30
Politische Ausgangslage... 31
Die Sith... 32
Die Jedi-Ritter... 32
„Die Macht“... 33
Auswahl von Zwei Apokalyptischen Szenen innerhalb der doppelten Trilogie... 36
Schlussbemerkungen... 39
Literaturangaben... 40
Zusammenfassung... 42
Die erfolgreiche Wirkung mythologischer Narrationsstrukturen und Archetypen in Mainstreamfilmen am Beispiel von „Star Wars – A New Hope“ von Mark Weiland... 47
Einleitung... 48
Definitionen... 50
Filmanalyse... 65
Schlussbetrachtung... 80
Literaturangaben/Quellenverzeichnis... 83
Star Wars – Zwei Gesellschaftsformen & das Ende der Thematisierung gesellschaftlicher Komplexe von Christoph Kohlhöfer
1999/2000
EINLEITUNG
Als George Lucas’ Film Star Wars 1977 in den USA in die Kinos kam, lief er nur in gerade mal 32 Kinos an, da man nicht mit einem großen Erfolg gerechnet hatte. Innerhalb einer Woche belief sich das Einspielergebnis von Star Wars auf 3 Millionen Dollar, und das trotz dieser geringen Anzahl der Kinos. Daraufhin ließ die Verleihfirma 20th Century Fox weitere Kopien anfertigen und belieferte damit so viele Kinos wie nur möglich war. Die Folge war, daß Star Wars so schnell wie kein anderer Film zuvor die 100-Millionen-Dollar-Grenze erreichte und letztlich der erfolgreichste Film aller Zeiten wurde. (vgl. Adams 1997: 48) /1/ Schließlich folgten die beiden Teile The Empire Strikes Back (1980) und Return of the Jedi (1983). Zusammen bilden diese drei Teile eine in sich abgeschlossene Trilogie. Berücksichtigt man die Einspielergebnisse der Special Edition von 1997, in welcher einige überarbeitete Sequenzen präsentiert werden, und die gesamten Einnahmen durch Merchandising-Produkte, so dürfte Star Wars die Position des erfolgreichsten Films aller Zeiten auch heute noch inne haben. 1999 kam ein neuer Teil der Star Wars – Saga in die Kinos. Episode 1: The Phantom Menace soll der erste Teil einer weiteren Trilogie sein, die noch vor der Handlung der älteren Trilogie spielen soll.
Der immense Erfolg des ersten Films von 1977 führte letztlich dazu, daß Star Wars mehr ein soziales Phänomen wurde als ein bloßer Film. (vgl. Video: Making of Star Wars 1977) /14/
Ende November 1999 initiierte die englische BBC eine Umfrage zur Ermittlung des in der Zuschauergunst „besten Films aller Zeiten“ (Wahrscheinlich aus Gründen des auslaufenden Jahrhunderts oder Jahrtausends, um dieser Umfrage einen besonderen geschichtlichen Wert zu verleihen). 25.000 Personen wurden per E-Mail oder per Telefon nach ihrem Lieblingsfilm interviewt. Das Resultat dieser Umfrage war, daß Star Wars zum „besten Film aller Zeiten“ gewählt wurde. Platz zwei erreichte Ridley ScottsBlade Runner, Platz drei ging an Casablanca. Alien schaffte es auf den vierten Platz. Die Top Five schloß dann mit Star Wars – Episode 1: The Phantom Menace. (vgl. 15 Uhr aktuell 1999: 14) /13/
Wie auch immer man diese Umfrage bewerten möchte, zweifelsohne zeigt sie, daß der Film Star Wars auch 22 Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner Popularität eingebüßt hat. Diese Popularität stellt kein ausschließliches Produkt einer extremen Merchandising-Kampagne dar, sondern sie ist bereits in der Struktur des Films angelegt.
Die narrative Struktur von Star Wars beruht auf der althergebrachten mythologischen Erzählstruktur. Mythenforscher Joseph Campbell definierte diese Struktur 1949 folgendermaßen:
„Der Heros verläßt die Welt des gemeinen Tages und sucht einen Bereich übernatürlicher Wunder auf, besteht dort fabelartige Mächte und erringt einen entscheidenden Sieg, dann kehrt er mit der Kraft, seine Mitmenschen mit Segnungen zu versehen, von seiner geheimniserfüllten Fahrt zurück.“ (vgl. Wessely 1997: 53) /12/ (Eine genaue Analyse der Mythologie erfolgt in Campbells Veröffentlichung von 1949 Der Heros in tausend Gestalten.)
Die Verwendung der Mythologie und deren Erscheinungsformen in Star Wars soll allerdings nicht Gegenstand dieser schriftlichen Arbeit sein. Vielmehr beschränke ich mich auf einen einzigen Aspekt der Narrationsform, nämlich der Darstellung der beiden Gesellschaften, die in Star Wars aufeinandertreffen. Die Darstellungsart dieser beiden Gruppen ist zwar sicherlich eine Folge der Übernahme der mythologischen Narration, beinhaltet jedoch auch eine Reihe anderer Querverweise.
Inwiefern Star Wars, besonders durch die Form des Dargestellten, eine Veränderung in dem Science Fiction-Film der siebziger Jahre darstellte, soll hier deutlich gemacht werden. Dazu folgendes Zitat von George Lucas aus dem Jahre 1977:
„Science-Fiction ist in Ordnung, aber sie hat sich so intensiv mit der Wissenschaft befaßt, daß sie das Gefühl für Abenteuer verloren hat.“ (vgl. Adams 1997: 51) /1/
Notwendig ist daher zunächst eine kurze Beschreibung des Science Fiction-Films der siebziger Jahre.
DER SCIENCE FICTION-FILM DER SIEBZIGER JAHRE
Bis zu dem Erscheinen von Star Wars im Jahre 1977 stellte der neuere Science Fiction-Film dieser Zeit eine Art Aufklärungsfilm dar. Ende der sechziger Jahre, mit Planet of the Apes (1969), und Anfang der siebziger Jahre fand der Science Fiction-Film seine Rolle bzw. seine thematische Gestaltung in der Auseinandersetzung mit, oder Reaktion auf, sozio-kulturell-politische Komplexe (vgl. Seeßlen 1980: 79) /11/.
Schon in den 60er Jahren erfuhr der Science Fiction-Film eine Ausweitung seiner thematischen Möglichkeiten. Die 70er Jahre bescherten dieser Entwicklung ihren innovativen Höhepunkt (vgl. Seeßlen 1980: 80) /11/.
Die Auseinandersetzung des Science Fiction mit Themen, welche unmittelbar die damalige Gesellschaft betrafen (und auch heute an Aktualität nichts eingebüßt haben) wuchs in gleichem Maße wie eine immer kritischer werdende Öffentlichkeit. Unter den Amtszeiten von Kennedy und Johnson erfuhren Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen sowie Feministinnen und Umweltschützer eine Unterstützung, die den Aktivismus dieser Bewegungen steigerte und ihre Popularität förderte. Diese Entwicklung fand auch unter Nixon ihre Fortsetzung und erlebte in den siebziger Jahren einen erneuten Aufschwung. Während sich 1960 die Mitgliederzahlen der Umweltgruppen in den Vereinigten Staaten auf insgesamt 124.000 beliefen, wurden 1972 1,127 Millionen Mitglieder registriert. (vgl. Johnson 1999: 223/235) /3/ Diese Zahlen zeigen einen eindeutigen Bewusstseinswandel in der populären Kultur, dem sich der Science Fiction-Film annahm und ihn wiederum durch seine Fiktionalität aufklärerisch veräußerte.
Folgerichtig waren auch die Themen des Science Fiction-Films der 70er äußerst vielfältig. Gemeinsam hatten sie allesamt, dass sie eine zukünftige Bedrohung verbildlichten und diese mit dem Vorwurf zivilisatorischer Schuld verbanden (vgl. Mehlem 1996: 38) /6/. Bis 1977 zeichnete sich der Science Fiction-Film daher durch eine Darstellung von Dystopien und Untergangsszenarien aus.
Der rasante technologische Fortschritt, auch vor dem Hintergrund des gelungenen Mondfluges, erfuhr eine neuartige Thematisierung. Die Angst des Menschen über seinen eigenen Stellenwert in einer mehr und mehr mechanisierten Welt und ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber einer immer mächtiger werdenden Staats- und Wirtschaftsmaschine wurden narrativ verarbeitet. Die Maschine wurde als eigenständiges Wesen (wie schon in 2001) aufgefasst. Zwar wurde die typische Vorstellung vom Aufstand der Maschine, die sich gegen seinen Schöpfer stellt, beibehalten, doch bekommt dieser Aufstand neuerdings eine bestimmte Berechtigung zugesprochen. Denn nicht die Maschine ist nunmehr fehlerhaft, sondern der Umgang des Menschen mit ihr, welcher zwangsläufig in einer direkten Auseinandersetzung zwischen Mensch und Maschine eskalieren muss (vgl. Mehlem 1996: 39) /6/. Als Beispiel eines solchen Filmes sei hier Westworld von Michael Crichton aus dem Jahre 1973 genannt.
Ebenfalls entstanden in dieser Zeit eine Reihe von Science Fiction-Filmen, welche sich den ökologischen Problemen annahmen. In der Regel wurde auch hier wieder ein Aufstand vollzogen – der Aufstand einer bestimmten Gruppe von Tieren gegen den Menschen. Wie auch bei den Filmen, die den technologischen Fortschritt thematisierten bekamen nun die Tiere die rechtliche Grundlage für ihren Aufstand zugesprochen. Der Aufstand, als Aufstand der Natur, verdeutlicht letztlich die Rache einer allzu sehr gedemütigten und ausgebeuteten Natur an dem Verantwortlichen – dem Menschen. Wieder ist also der Mensch selbst verantwortlich für das Unheil, welches sich innerhalb des Filmes zeigt. Die Anzahl der Tiere, ihre Aggressivität sowie ihre unterschätzte Intelligenz stellen eine echte Bedrohung der agierenden Protagonisten dar. Daher rächt sich bzw. wehrt sich die ausgewählte Tierart gegen ihre eigene Zerstörung meist konsequent bis zum Tode ihres Gegenspielers. Deutlich zeigt sich ein Klima der Entfremdung des Menschen gegenüber seiner natürlichen Vergangenheit (vgl. Mehlem 1996: 40) /6/. Aber nicht nur Tierattacken fielen in die Thematisierung der ökologischen Probleme, sondern auch die Vergiftung oder Verseuchung der Welt durch spezielle Bakterien. Offensichtlich wurde hier eine unsichtbare Bedrohung vor Augen gehalten, die selbst der Mensch mit seiner übermächtigen Technologie nicht zu stoppen vermag und ihr somit hilflos ausgeliefert ist. Der einzige Weg der dem Menschen bleibt, so zeigen diese Filme, ist seine Unterordnung gegenüber der Natur (vgl. Seeßlen 1980: 82) /11/. Zwei beispielhafte Filme, die dieses Problem behandeln sind Phase IV von Saul Bass (1974) und The Andromeda Strain von Robert Wise (1971).
Der dritte Themenkomplex, dem sich der Science Fiction-Film auf vielfältige Weise annahm, betrifft die direkte gesellschaftliche Entwicklung. Auf zwei unterschiedliche Arten wurde mit diesem Thema umgegangen. Zum einen stellte man die Bedrohung der quantitativen Entwicklung dar, zum anderen die Bedrohung der qualitativen Entwicklung. Letztlich liefen beide Bedrohungen auf die gleiche zukünftige Aussicht hinaus, nämlich die Wahrscheinlichkeit eines menschenunwürdigen Lebens. Entweder erstickt die Gesellschaft an ihrem eigenen Bevölkerungszuwachs (wie in Soylent Green (1973) von Richard Fleischer) oder aber sie erleidet eine emotionale Armut, meist bedingt durch ein fremdbestimmtes Leben (vgl. Seeßlen 1980: 84) /11/. Hierzu hat George Lucas selbst mit THX 1138 aus dem Jahre 1971 einen Beitrag geleistet. Sein Film beschreibt eine völlig gefühlskalte sowie entindividualisierte Gesellschaftsform, welche von einer repressiven Autorität bestimmt wird. Die Gesellschaft wird als Zwang dargestellt, in der der Einzelne nutz- und machtlos ist (vgl. Salewicz 1998: 30) /9/.
Alle diese Filme zeichneten ein düsteres, beklemmendes und beängstigendes Bild der Zukunft ab. Um die Nähe zur Realität zu suggerieren, und natürlich auch aufgrund des Maßstabes den 2001: A Space Odyssey setzte, verzichtete man weitgehend auf futuristische Maschinen.
1977 beendete Star Wars schlagartig die Zeit der Dystopien und löste einen erneuten Science Fiction-Boom aus. Sicherlich darf Star Wars als direkte Reaktion auf die düsteren Science Fiction-Filme dieser Zeit angesehen werden. Nach den jahrelangen Dystopien erscheint nun ein utopischer Film, dessen Thema sich völlig von der vorangegangenen „Versachlichung“ des Science Fiction, wie es George Lucas in dem zuvor aufgeführten Zitat beschreibt, distanziert; die Zukunftsfurcht ist überwunden. Das Auftreten der futuristischen Technik, der Roboter und Raumschiffe ist nicht Thema des Films, sondern seine Normalität. Die Technik wird nicht mehr kritisiert oder bestaunt, sondern zur Grundlage, zur Selbstverständlichkeit gemacht, auf der die Handlung stattfindet (vgl. Seeßlen 1980: 86) /11/. Und auch in dem Film selbst ist es nicht die Ratio, die letztlich einen Sieg erlangt; es ist das Gefühl, die Intuition, die Mystik (deutlich in Sequenz 105).
Der Science Fiction-Film hatte sich von seinem Schrecken gelöst und war nun phantastische Unterhaltung, wie dies im TV schon lange der Fall war (z.B. Star Trek, Flash Gordon).
Der nächste Teil meiner Arbeit soll folgend anhand eines Aspektes, nämlich der Einfachheit der Darstellung zweier Gesellschaften, verdeutlichen inwiefern sich Star Wars von der Thematisierung zeitgenössischer Probleme distanzierte, auf alte narrative Formen zurückgriff und damit den Titel der Space Opera für sich in Anspruch nahm.
Die Nennungen von Sequenzen beziehen sich allesamt auf den ersten Teil der Trilogie.
[...]
Star Wars Kult. Phänomen: Religion? Der Niedergang der Republik und der Fall des verheißenen Erlösers Anakin Skywalker von Markus R. Löhnert
2005/06
Einleitung
Für jemanden meines Jahrganges 1977 sollte „Star Wars“ eigentlich etwas sein, das man mit der Muttermilch aufgesogen hat. Schließlich fällt in dieses Jahr nicht nur das erfreuliche Ereignis meiner Geburt, sondern auch ein ganz besonderer Meilenstein der Filmgeschichte, der, anfangs stark angezweifelt, durch seinen großen kommerziellen Erfolg eine eigene Filmindustrie ins Leben rufen und mit seiner mythologischen Erzählung vom Kampf des Guten gegen das Böse, angesiedelt auf fremden Welten, so etwas wie eine Religion unter den Fans begründen sollte. „Star Wars – A New Hope“, der erste Teil einer mehrteiligen Science-Fiction-Sage, der eigentlich gar nicht der erste, sondern der vierte Teil der Geschichte ist, kam ins Kino[1].
Dass ich den Mythos „Star Wars“ gleich mit der Muttermilch aufgesogen habe, würde ich in der Rückblende eher ausschließen. Tatsache ist jedenfalls, dass der Virus der Faszination für den „Krieg der Sterne“, besonders aber die „Jedi-Ritter“ und auch die Furcht vor dem, für Außenstehende seltsam anmutenden schwarz gekleideten Typen namens „Darth Vader“, der seinen Helm niemals abnimmt und ständig keucht, also ob er Asthma hätte, mich und meine Schulkollegen bereits im Volksschulalter infiziert hatte und uns bis heute nicht mehr los gelassen hat. Ich kann mich noch an Wettbewerbe im Pausenhof erinnern, wer das Atemgeräusch von Darth Vader am besten nachahmen könnte. Nicht selten ging ich als Sieger aus diesen Wettbewerben hervor.
Über die Jahre haben sich die „Star Wars“-Filme nicht nur als kommerziell höchst erfolgreiche Filme heraus gestellt, sondern durch bestimmte Besonderheiten in ihrer Handlungsstruktur und deren filmischer Umsetzung, einen ganz bestimmten Kult begründet, den hart gesottene Fans durchaus als eine Art Religion bezeichnen, mit deren Idealen sie sich hundertprozentig identifizieren. Grund genug also, im Rahmen des Theologiestudiums einen Blick auf die Hintergründe zu werfen und einen Versuch zu unternehmen, die verwendeten Symbole zu deuten und das eine oder andere Handlungselement als durchaus biblischen Ursprungs zu entlarven. Diesen Versuch möchte ich mit dieser Proseminararbeit unternehmen.
Star Wars – Ein Meilenstein der Filmgeschichte
Auch wenn es uns vielleicht gar nicht so vorkommt, so ist doch das Medium „Film“ als Unterhaltungsmedium gerade mal etwas mehr als 100 Jahre alt und bis es zu dem alltäglichen kommerziellen Medium aufsteigen konnte, das es heute überwiegend darstellt, dauerte es bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die US-Filmindustrie in Hollywood nach ihrer Gründung 1911[2] endgültig auch weltweit Fuß zu fassen begann. Wohl gab und gibt es auch außerhalb Hollywoods zahlreiche andere Filmschaffende bzw. sogar vergleichbare kommerzielle Filmzentren, beispielsweise die sogar, gemessen an der Anzahl der jährlich gedrehten Filme, noch produktivere indische Filmindustrie („Bollywood“[3]) oder die jeweils nationalen Filmproduktionen europäischer, südamerikanischer oder asiatischer Länder. In den US-Filmstudios war jedoch der Hintergrund des Filmschaffens (im Gegensatz zum Europäischen Film) bei unterschiedlichem handwerklichen Können letzten Endes stets ein kommerzieller, schließlich wurden die Filme dort mit privaten Mitteln finanziert und die Investoren erwarteten sich natürlich auch eine entsprechende Rendite ihres Kapitaleinsatzes.
Aber trotz allen verfügbaren Kapitals und Geschicks in der Vermarktung ihrer Produkte, wäre die US-Filmindustrie m. E. niemals zu ihrer Größe aufgestiegen, hätte es nicht immer wieder ganz besondere Meilensteine der Filmgeschichte gegeben, die
• die technischen Möglichkeiten dessen, was auf der Leinwand umsetzbar ist, neu definierten oder
• eine Geschichte erzählen, die es so bisher noch nicht im Kino gegeben hat oder
• die ein bereits existierendes Genre völlig neu definieren und somit einen Standard für alles schaffen, was innerhalb dieses Genres nachkommen würde.
„Star Wars“ vereinte alle diese drei Elemente in sich: immer wieder hatte es in der Vergangenheit Filme zu sehen gegeben, die sich mit technischen Weiterentwicklungen befasst hatten oder deren Handlung in der Zukunft angesiedelt war, ein derart episches Werk hatte es vorher aber noch nicht gegeben. Außerdem schufen die berühmten Weltraumschlachten, die Laserschwerter der Jedi-Ritter und die rasanten Flüge der „X-Wing“-Raumschiffe einen neuen optischen Standard für zukünftige Science-Fiction Filme.
Ganz nebenbei führte der fortan hohe Bedarf an optischen Spezialeffekten in der Filmindustrie zur Gründung einer neuen Industrie innerhalb der Filmindustrie, die sich mit der Zulieferung von Spezialeffekten für so ziemlich jeden Film befassten. Die damals von George Lucas gegründete Firma „Industrial Light and Magic“ ist bis zum heutigen Tage Marktführer in diesem Segment.
[...]
Die erfolgreiche Wirkung mythologischer Narrationsstrukturen und Archetypen in Mainstreamfilmen am Beispiel von „Star Wars – A New Hope“ von Mark Weiland
2004
Einleitung
„Star Wars“ ist die wohl erfolgreichste Film-Reihe, die es je gab. Allein die Summen, die die verschiedenen Episoden eingespielt haben, machen den exorbitanten Erfolg deutlich. So spielte die „Star Wars“-Trilogie insgesamt knapp 2 Mrd. Dollar an den Kinokassen ein [4], hinzukommen noch Einnahmen aus dem Merchandisinggeschäft. Unabhängig davon ist „Star Wars“ seit knapp drei Jahrzehnten das, was man ‚Kult‘ nennt – eine Geschichte, die zahllose Menschen auf eine Weise in ihren Bann zieht, dass viele sie als wesentlichen Einfluss und stetigen Aspekt ihres Lebens bezeichnen.
Die Ausgangsfrage dieser Arbeit lautet: Was macht die Faszination und den Erfolg von Star Wars aus? Wie lässt es sich erklären, dass eine Science Fiction- Filmreihe, die vordergründig nichts mit dem alltäglichen Leben und der Lebenswirklichkeit von Menschen zu tun hat, zu einem solchen Faszinosum wird, dass Millionen Menschen ihr und den Helden des Films gleichsam jüngerhaft huldigen. Das häufig angeführte Erklärungsmuster, der Erfolg von solcherart Science Fiction beruhe auf dem Bedürfnis der Menschen ihrer alltäglichen Lebenswirklichkeit zumindest für die Länge eines Films zu entfliehen – Science Fiction wäre also gerade deswegen so erfolgreich, weil es mit jeder alltäglich er- fahrbaren Realität nichts zu tun hätte, reicht als Erklärung nicht aus. „Star Wars“ trifft offensichtlich den existentiellen Nerv seiner Anhänger – anders ist eine so weitreichende Identifikation und Begeisterung, wie sie seit Jahrzehnten stattfindet, nicht zu erklären.
Die in dieser Arbeit vertretene These zielt auf die essentielle Bedeutung und Wirkung der Filme: „Star Wars“ spricht gezielt im Unterbewusstsein befindliche Archetypen, archaische Grundstrukturen der Psyche an, und dies nicht nur mit den Figuren bzw. Charakteren und Handlungselementen der Filme, sondern auch mit seiner narrativen Struktur. Die Geschichte von Luke Skywalker zeichnet im Wesentlichen den Prozess der Individuation eines Menschen nach, und dies gleichsam mit allen existentiellen Auseinandersetzungen mit sich selbst und der Umwelt, die im Leben eines Individuums notwendig stattfinden. Der Held erscheint zunächst als unbedarfter und unwissender junger Mann, der sich aufgrund einer Begegnung mit seinem Mentor „auf den Weg macht“, sich gleichsam dem Prozess seiner Selbstwerdung stellt. Innerhalb dieses Prozesses begegnet er zahlreichen Gefahren, Versuchungen, er erfährt Unterstützung und Glück. Zentral ist die Konfrontation mit dem ‚Bösen‘, das sich als sein Vater, somit als Teil seiner selbst, herausstellt, und dem er sich in offener Auseinandersetzung stellt und es bekämpft. Dieses Motiv bildet den Kern des Gelingens seines Individuationsprozesses – oder einfacher: seiner Lebensgeschichte. In der narrativen Struktur der Filme erscheinen Ängste, Anfechtungen, Versuchungen, Glück, Erfolg in einem Prozess der Entwicklung des Selbst. Dies hat eine so grundlegende, archetypische Qualität, dass beim Zuschauer tiefste und intensivste Gefühle, Sehnsüchte, Ängste etc. angesprochen werden. In dieser archetypischen Narration findet sich maßgeblich die Ursache der Wirkung, Faszination und damit auch des Erfolgs von „Star Wars“.
Der Ansatz dieser Arbeit ist eine Filmanalyse, die den Schwerpunkt auf die mythologische Struktur, die verwendeten Archetypen (nach C.G. Jung) sowie mythologischen und mystisch-magischen Elemente legt. Diese Schwerpunktsetzung ergibt sich aus der Grundthese der Arbeit.
Zunächst werden die wesentlichen Begriffe der Arbeit zu definieren sein. Der Begriff des Mythos wird ebenso erläutert wie der des Archetypus, gleichsam sind die einzelnen wesentlichen Archetypen zu erklären. Im Weiteren soll eine skizzenhafte Inhaltsangabe die Handlung der Filme knapp umreißen. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Untersuchung des Materials auf mythologische Strukturen und Elemente sowie auf religiöse Anspielungen und auf die bereits erwähnten Archetypen. Hier soll herausgearbeitet werden, in welcher Weise die Geschichte Luke Skywalkers dem Individuationsprozess eines Menschen und der Entwicklung seines Selbst entspricht. Im abschließenden Fazit soll die Triftigkeit der o.g. These abschließend diskutiert und kritische Ansatzpunkte benannt werden.
Definitionen
Der Mythos
Das Prinzip des Monomythos[5] von Joseph Campbell ist ein klar strukturiertes Muster, in dem sich alle Mythen wiederfinden. Er beschreibt den Weg der Individuation und „Ganzwerdung“ des Selbst.
Archetypen[6]
Das Modell der Archetypen gehört zu den Grundpfeilern der analytischen Psychologie nach C.G. Jung. Was sind Archetypen? Vereinfacht gesagt: die im Unbewussten angesiedelten Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster oder „die Ewigen des Traums“[7]. Vor allem elementare Erfahrungen wie Geburt, Ehe, Mutterschaft, Trennung und der Tod haben in der Seele der Menschen eine existentielle Verankerung. Solche Grunddeterminanten der menschlichen Psyche bestimmen die menschliche Rezeption und psychische Verfassung in verschiedensten gesellschaftlichen, kulturellen und sozialisatorischen Bedingungen in starkem Maße und haben zu allen Zeiten und in den unterschiedlichsten Kulturen ähnliche Bilder respektive eine ähnliche Symbolik hervorgebracht und können als kollektive Menschheitserfahrungen gelten. C.G. Jungs Modell versucht, diese Archetypen im Leben eines jeden Menschen wahrzunehmen und für die seelische Entwicklung nutzbar zu machen.
„Der Begriff des Archetypus wird aus der vielfach wiederholten Beobachtung, dass zum Beispiel die Mythen und Märchen der Weltliteratur bestimmte, immer und überall wieder behandelte Motive enthalten, abgeleitet. Diesen selben Motiven begegnen wir in Phantasien, Träumen, Delirien und Wahnideen heutiger Individuen. Diese typischen Bilder und Zusammenhänge werden als archetypische Vorstellungen bezeichnet.“ [8]
Alle Menschen zu allen Zeiten haben sich schon immer mit ähnlichen existentiellen Fragen befasst, die man gleichsam als Grundgesamtheit elementarer menschlicher Auseinandersetzungen verstehen kann: Dem Verhältnis zu den Naturmächten, dem Umgang mit Trieben und anderen Grundbedürfnissen, dem Problem von Gut und Böse, der Beziehung zwischen den Geschlechtern, den Problemen verschiedener Lebensalter, dem Umgang mit Unglück und Tod, der Beziehungen zum Transpersonalen und schließlich der Frage nach dem Sinn des Lebens. Solche Fragen korrelieren in starkem Maße mit Archetypen als existentiellen Grundstrukturen der psychischen Verfassung des Menschen. So verwundert es nicht, dass solche Auseinandersetzungen wiederum unabhängig von Epochen und Kulturkreisen geführt wurden und werden, und daraus wiederum eine ähnliche Symbolik, ähnliche Traumbilder und Mythen resultieren. Träume und Mythen sind Konstellationen archetypischer Bilder. Sie sind keine freien Kompositionen eines künstlerischen oder informativen Effektes wegen. Vielmehr entstehen sie aus existentiellen menschlichen Erfahrungen. Archetypen als archaische psychische Prägungen und Strukturen formulieren sich in Bildern, aus denen Mythen und Märchen entstehen. Alte, über lange Zeiträume weitergegebene und so fortentwickelte Mythen und mythologische Märchen lassen sich als kreatives Resultat der Archetypen verstehen – sie sind archetypische künstlerische Kompositionen. Mythen und Märchen wiederum erzeugen archetypische Impulse beim Menschen, sie sprechen das Archaische der menschlichen Psyche an. Als ein solches modernes mythologisches Märchen lässt sich „Star Wars“ verstehen.
[...]
[1] Vgl.: http://www.imdb.com/title/tt0076759/ [aufgerufen am 31.12.2005]
[2] Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Hollywood [aufgerufen am 31.12.2005]
[3] Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Bollywood [aufgerufen am 31.12.2005]
[4] siehe Anlage: Übersicht über die Einspielergebnisse und Produktionskosten der verschiedenen „Star
Wars“-Episoden sowie als Vergleichswerte von „Herr der Ringe“.
[5] Campbell (1999): S. 12
[6] C.G. Jung (2003): S. 7 ff
[7] Géza Róheim in Campbell (1999): S. 26
[8] C.G. Jung in http://mitglied.lycos.de/myanima/index.html
- Arbeit zitieren
- Christoph Kohlhöfer (Autor:in), Markus Löhnert (Autor:in), Mark Weiland (Autor:in), 2013, Phänomen Star Wars, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230831
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